Camel wurden in den frühen Siebzigern gegründet. Geprägt wurde der Sound dieser Band schon immer von Andy Latimer, dessen melancholisches Gitarrenspiel manchmal Ähnlichkeiten mit David Gilmour (Pink Floyd) aufweist. Latimer ist dann auch als einziges Urmitglied übrig geblieben. Er leitet die Geschicke seiner Band seit vielen Jahren, laut meinen Infos soll aber das 2002 veröffentlichte "A Nod and a Wink" das Abschiedsalbum sein. Ich hoffe er überlegt es sich nochmal anders.
Ihren grössten Bekanntheitsgrad erlangte die Band Mitte der Siebziger Jahre. Alben wie "Mirage", "The Snow Goose" und "Moonmadness" sind sicherlich vielen älteren Progrockfans ein Begriff. Camel standen schon immer für Atmosphäre, nicht für Bombast oder Gefrickel. Daran hat sich auch auf dem 1999 veröffentlichten "Rajaz" nichts geändert. War das ebenfalls starke Vorgängerwerk "Habour of Tears", noch ein Konzeptalbum welches nur als Ganzes funktioniert, bietet "Rajaz" acht Songs die allesamt auch einzeln bestehen können. Man sollte das Album aber trotzdem am Stück geniessen, denn die immer leicht melancholische Stimmung, zieht sich mehr oder weniger durch alle Songs.
Los geht es mit dem Instrumentalstück "Three Wishes". Natürlich dominiert Latimers Gitarre in diesem Stück, aber die anderen Bandmitglieder werden nicht an die Wand gedrückt. Ein sehr schöner Einstieg. Danach geht es fast nahtlos mit "Lost and Found" weiter, einem starken Song der auf die beiden folgenden Großtaten einstimmt. Zunächst wird uns mit "The final Encore" ein intensiver, elegischer Track geboten, der dann vom noch grandioseren Titelsong überboten wird. "Rajaz" zeigt die ganze Stärke von Latimer und seinen Mitstreitern. Tolles Gitarrenspiel, eine solide und immer songdienliche Rhythmussektion. An dieser Stelle möchte ich auf den Gesang von Latimer eingehen. Ein Vokalakrobat ist der Mann ganz sicher nicht. Aber er weiss seine Stimme sehr effektiv einzusetzen. Sein entspannter, angenehmer Gesang passt wunderbar zum Sound der Band. Gerade beim Titelsong wird dies sehr deutlich. Textzeilen wie "The souls of heaven turn to stars every single night. All across the sky... they shine", garantieren Gänsehautstimmung.
Das Album baut also einen tollen Spannungsbogen auf. Bereits der erste Song ist sehr gelungen, aber man schafft es sich Song um Song zu steigern. Mit dem Titelsong wird dann der erste Höhepunkt erreicht. Es folgt mit "Shout" ein ruhiges und eher unspektakuläres Stück. Zunächst mag man vielleicht etwas enttäuscht sein, aber nach einigen Durchläufen der CD erkennt man, dass dieses Stück genau richtig platziert ist. "Straight to my Heart" ist eine Huldigung an Latimers Liebe zur Musik, und der Liebe zum Gitarrenspiel. Sehr gelungen, und genau der passende Song um auf die beiden letzten Stücke einzustimmen. "Sahara" ist ein wundervolles Instrumentalstück, bietet schöne Keyboardteppiche und natürlich wieder diese typische "Latimer-Gitarre". Der Song nimmt im weiteren Verlauf Tempo auf, leichte orientalische Anklänge schimmern durch. "Lawrence" setzt dem Album dann die verdiente Krone auf. Zusammen mit dem Titelsong sicherlich der Höhepunkt des Albums.
"Rajaz" zeigt Camel von ihrer ganz starken Seite. Tolle Songs, sehr gute Reihenfolge der Stücke, angenehme Produktion, passende Cover und Bookletgestaltung. Hier passt einfach alles zusammen.
Weitere Empfehlungen:
Mirage (1974) - Das vermutlich bekannteste Album der Band. Das Covermotiv dürfte jeder kennen.
The Snow Goose (1975) - Schönes Intrumentalalbum. Ursrünglich nicht als solches gedacht, ist es faszinierend wie gut das Album trotzdem funktioniert.
Moonmadness (1976) - Verträumte Atmosphäre pur, sehr empfohlen.
Diese drei Alben gibt es als erstklassige Remaster-CDs, randvoll mit Bonusmaterial!!!
Rain Dances (1977) - Mit leichten Canterbury Einflüssen. Ebenfalls sehr hörenswert, obwohl etwas im Schatten der Vorgänger stehend.
Habour of Tears (1996) - Sehr schönes Konzeptalbum. Tolles Spätwerk.
Leider weist meine Camel-Sammlung noch Lücken auf. Wer weitere Empfehlungen hat, möge diese Liste bitte ergänzen.
Fachkundige und individuelle Beratung ist für uns selbstverständlich - rufen Sie uns an!
Sie erreichen unsere Hotline werktags von 10:00 bis 18:00 Uhr unter der 07171 8712 0 (Samstags: 10:00 bis 12:00 Uhr). Außerhalb Deutschlands wählen Sie +49 7171 87120. Im Dialog finden wir die optimale Klanglösung für Sie und klären etwaige Fragen oder Schwierigkeiten. Das nuForum ist seit dem 19. Juli 2023 im read-only-Modus: Das Ende einer Ära: Das nuForum schließt
Sie erreichen unsere Hotline werktags von 10:00 bis 18:00 Uhr unter der 07171 8712 0 (Samstags: 10:00 bis 12:00 Uhr). Außerhalb Deutschlands wählen Sie +49 7171 87120. Im Dialog finden wir die optimale Klanglösung für Sie und klären etwaige Fragen oder Schwierigkeiten. Das nuForum ist seit dem 19. Juli 2023 im read-only-Modus: Das Ende einer Ära: Das nuForum schließt
CD der Woche: Camel - Rajaz
- Blap
- Star
- Beiträge: 8773
- Registriert: Di 24. Sep 2002, 18:06
- Wohnort: Sofa des Todes
- Danksagung erhalten: 1 Mal
CD der Woche: Camel - Rajaz
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
-
- Star
- Beiträge: 3772
- Registriert: Do 2. Mai 2002, 11:37
- Hat sich bedankt: 1 Mal
- Danksagung erhalten: 2 Mal
Klingt interessant! Wie immer schön geschrieben!
Mit Camel hab ich mich bisher noch nicht beschäftigt, aber diversen Kritiken zufolge soll ja "Damnation" von Opeth teils stark an den Stil von Camel erinnern. Nachdem mir "Damnation" gut gefällt, sollte ichs vielleicht auch mal mit dem Original versuchen...
Mit Camel hab ich mich bisher noch nicht beschäftigt, aber diversen Kritiken zufolge soll ja "Damnation" von Opeth teils stark an den Stil von Camel erinnern. Nachdem mir "Damnation" gut gefällt, sollte ichs vielleicht auch mal mit dem Original versuchen...
Berieselung: Bluesound Powernode 2 --> nuBox 383
Musikhören: Bluesound Node 2i --> Harman/Kardon HK 970 --> nuWave 85 + ATM
Musikhören: Bluesound Node 2i --> Harman/Kardon HK 970 --> nuWave 85 + ATM
Re: CD der Woche: Camel - Rajaz
Hallo Blap,Blap hat geschrieben:[...]
"Rajaz" zeigt Camel von ihrer ganz starken Seite. Tolle Songs, sehr gute Reihenfolge der Stücke, angenehme Produktion, passende Cover und Bookletgestaltung. Hier passt einfach alles zusammen.
Weitere Empfehlungen:
Mirage (1974) - Das vermutlich bekannteste Album der Band. Das Covermotiv dürfte jeder kennen.
The Snow Goose (1975) - Schönes Intrumentalalbum. Ursrünglich nicht als solches gedacht, ist es faszinierend wie gut das Album trotzdem funktioniert.
Moonmadness (1976) - Verträumte Atmosphäre pur, sehr empfohlen.
Diese drei Alben gibt es als erstklassige Remaster-CDs, randvoll mit Bonusmaterial!!!
Rain Dances (1977) - Mit leichten Canterbury Einflüssen. Ebenfalls sehr hörenswert, obwohl etwas im Schatten der Vorgänger stehend.
Habour of Tears (1996) - Sehr schönes Konzeptalbum. Tolles Spätwerk.
Leider weist meine Camel-Sammlung noch Lücken auf. Wer weitere Empfehlungen hat, möge diese Liste bitte ergänzen.
dies ist mein erstes Posting in diesem Forum, und deine mit viel Liebe geschriebene Rubrik wird mich ab jetzt monetär ärmer, seelisch und musikalisch reicher machen!!! Rajaz und Raindances werde ich mir auf deinen Tipp hin auch zulegen.
Ich mag Camel sehr, seit ich sie 1997 live im Berliner Knaak-Club gesehen habe. Den Rummel um Andy's manchmal als schwächlich gerügte Stimme verstehe ich nicht: Sie ist sanft, warm, ungekünstelt und fügt sich zusammen mit seinen mal munteren, mal poetischen Einwürfen an der Querflöte stimmig in den Bandsound.
Er ist halt kein Kreischer. Unterstützt wird er durchweg von Könnern, vor allem Colin Bass am gleichnamigen Instrument verdient lobende Erwähnung, auch als Songwriter, Gitarrist, Keyboarder und gefühlvolle Zweitstimme.
Der eigentliche Hammer in Camel's Musik sind aber Andy Latimer's minutenlang kantabel zwischen Sonnigkeit und sanfter Melancholie hin und her pendelnde, beschwingte bis verträumte und dabei erstaunlicherweise niemals langweilig werdende Gitarrenläufe!
Seine Stratocaster tönt glockig, nur moderat verzerrt gespielt, fast immer melodisch und wunderschön an eine harmonisch dahin summende und jubilierende Singstimme angelehnt - und schafft dabei das Kunststück, trotzdem nicht einzuschläfern! Woher nimmt dieser Mann nur seine vielen scheinbar mühelos fließenden Einfälle?
CD-TiPPS:
Keine Camel-Tournee ohne Live-CD! Und auf der 1997 Tournee wurde ein richtig gutes Doppel-Livealbum von Camel mitgeschnitten: COMING OF AGE (2 CDs). Tolle und wunderschöne Platte. Im Vergleich zur vier Jahre älteren "Never Let go" überzeigt alleine schon das dynamische Schlagzeugspiel des damals frisch hinzugekommenen Foss Patterson. Auch anhand des Zusammenspiels, des gesamten Auftritts und der Aufnahmequalität erhält die "Coming of Age" klar den Vorzug.
Anspieltipps:
Ice (nicht zu leise hören...), Spririt of the Water, Drafted, und viele mehr.
Ebenfalls ein Pflichtkauf: A Live Record von 1975 dokumentiert die ersten Schaffensphasen der Band. Sehr ordentlich restauriert klingt sie als Japan Mini LP CD.
Von den Studioalben kenne ich bislang nur die ersten vier (und "nur" als Japan Mini LP - ich bekam die Camel-Fünferbox noch günstig). Davon gefällt mir die von dir erwähnte MOONMADNESS am besten. Auch aus meiner Sicht eine gute Empfehlung für Camel-Interessierte.
Mit diesen drei Platten hat man einen guten Überblick. Mehr Info beispielsweise auf den Babyblauen Prog-Seiten: http://www.babyblaue-seiten.de/index.ph ... bandId=291.
Exkurs: Was ist eine Japan Mini LP CD?
Japan Mini LP CDs sind (z. B. über E-Bucht Japan erhältliche) limitierte, klanglich genial remasterte CDs von Musikklassikern, die als Bonus das komplette (!) originale Artwork der LP maßstäblich verkleinert mitbekommen. Inclusive der maßstäblich verkleinerten Texte, LP-Innenhüllen, usw. ! Die Texte liegen auf einem Beiblatt in auch ohne Lupe lesbarer Größe bei, und praktischerweise sind meist noch deren Übersetzungen ins Japanische mit an Bord....
Japan Mini LP CDs sind durch und durch liebevoll gemachte Repliken der Originalalben im Maßstab 1:2,5 , vor allem aber klingen sie im Vergleich zum Original brillianter bis fantastisch! Der Klang ist viel detailreicher. Im Gegensatz zu Ausgaben von MFSL oder DCC auf Gold-CD wird dabei auch spürbar mehr Druck, Punch, Attack frei, und sie sind (wenn noch neu erhältlich) deutlich günstiger und in meinen Augen preiswerter als diese! Aktuell sind die "The Police-CDs als Japan Minis erhältlich. Ich kenne sie noch nicht, kann nur raten: Zuschlagen!!! Achtung, nur von japanischen Ebayern kaufen, da Mini LPs massenhaft als schlecht klingende russische Fälschungen im Handel sind. Gelegentlich hat Amaz....dotcom welche für unter 20 , dann unbekümmert zuschlagen...
Mini LP CDs sind limitiert und nur für kurze Zeit erhältlich. Die The Lamb lies down on Broadway von Genesis ist kaum 3 Jahre alt und wird verschweißt in der Bucht derzeit um 900 gehandelt - falls überhaupt mal eine auftaucht. Ich hoffe, die Genesis-Minis werden irgendwann noch einmal aufgelegt (wie es gerade mit Queen und Santana war): Die A Trick Of THe Tail klingt einfach nur herrlich.
Und erst die Marillion: Clutching At Straws.....
Viele Grüße
Pitti
- Blap
- Star
- Beiträge: 8773
- Registriert: Di 24. Sep 2002, 18:06
- Wohnort: Sofa des Todes
- Danksagung erhalten: 1 Mal
Hallo Pitti,
vielen Dank für dein ausführliches Posting.
Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass ich kein Live-Album von Camel besitze. Ich freue mich über die "Ausgrabung" dieser älteren Rezi, besonders weil es damals eher geringe Resonanz auf diese gab.
vielen Dank für dein ausführliches Posting.
Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass ich kein Live-Album von Camel besitze. Ich freue mich über die "Ausgrabung" dieser älteren Rezi, besonders weil es damals eher geringe Resonanz auf diese gab.
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)