Die Musik von Eloy hat nicht viel mit Frickelorgien zu tun, sondern war besonders zur Hochphase der Band eher sphärisch. Der Vergleich mit Pink Floyd drängt sich geradezu auf. Bei einigen Stücken hört man sehr deutlich, dass Herr Bornemann die Alben, "Wish you were here" und "Dark Side of the Moon", wohl sehr mag. Spricht man von Eloy, muss man auch von Frank Bornemann sprechen. Seit dem zweiten Album "Inside" aus dem Jahre 1973, fungiert er als Gitarrist, Sänger und "Mastermind" der Band. Es gab in der Geschichte der Band etliche Umbesetzungen, Bornemann brauchte wohl ab und an neue Satelliten um sich herum.
Waren die ersten Eloy Alben teilweise noch deutlich vom Krautrock geprägt, so setzte sich ab 1975 der eher "Floydig-sphärische" Stil durch. Damit wuchs auch die der Band zukommende Aufmerksamkeit stetig. 1977 war man mit dem Album "Ocean" auf dem Gipfel des Erfolges angelangt, und konnte sich dort mit dem nachfolgenden Album "Silent Cries and mighty Echoes" halten. Es folgten erneute Umbesetzungen, und obwohl die nächsten Alben ebenfalls sehr gelungen waren, sank der Stern der Band langsam. 1984 erschien das letzte Album beim längjährigen Vertragspartner EMI. 1988 und 1992 veröffentlichte man zwei recht durchschnittliche Alben (Ra, Destination), bei denen der gespresste Gesang und die mässigen Kompositionen, dass baldige Ende der Band vermuten liessen. Doch bereits 1994 meldete sich Bornemann mit einem erstklassigen Werk zurück. Damit wären wir auch schon bei der diesmaligen "CD der Woche": "The Tides return forever". Den Hörer erwartet eine sehr gelungene Mischung aus den klassischen Eloy Tugenden. Es gibt getragene, sphärische Momente, aber es wird auch gerockt. Herr Bornemann ist natürlich noch immer kein Vokalakrobat geworden, aber seine Stimme passt zur Musik, und er hat seine Aussprache des Englischen verbessert.
Das Album beginnt dem Weltuntergangsszenario "The Day of crimson Skies". Ein recht gradliniger Rocksong, und damit idealer Einstieg. "Fatal Illusions" bringt es auf über neun Minuten Spielzeit. Wieder haben wir es mit einem eher nicht fröhlichen Text zu tun, während die schöne Melodie des Songs eher gute Laune verbreitet. Was im ersten Moment seltsam anmutet, entpuppt sich nach mehrfachem Hören als interessante Kombination. Bereits nach den beiden ersten Stücken wird dem Hörer klar, sofern er die alten Eloy kennt, dass "The Tides return forever", ganz klar eine Art "Back to the Roots" Werk ist. Allerdings nicht bis in die krautrockigen Anfänge, sondern bezugnehmend auf die späten Siebziger und frühen Achtziger. Weiter geht es mit dem rührigen "Childhood Memories", ein Song den Frank Bornemann seiner Mutter gewidmet hat. Hier wird zwar hart an der Grenze zum Kitsch gekratzt, aber das ändert nichts an der sehr schönen Melodie und verträumten Stimmung. An dieser Stelle sei auf die sehr gute Produktion hingewiesen. Diese CD kann man auch laut abspielen, ohne gleich Ohrenschmerzen zu bekommmen. "Generation of Innocence" fährt dann wieder auf der rockigen Schiene, wobei die Keyboards trotzdem nicht zu kurz kommen.
Der Titelsong "The Tides return forever" ist grosses "Ohrenkino". Stilvoll durch ein ruhiges Intro eingeleitet, steigert sich die Spannung, um sich im Refrain bombastisch zu entladen. Wenn dann noch der weibliche Backgroundgesang einsetzt, fühlt man sich sehr an Momente aus "The Great Gig in the Sky", vom Pink Floyd Klassiker "The Dark side of the Moon" erinnert. "The last in Line" präsentiert sich deutlich bodenständiger. Ein flotter Rocksong, mit gezähmten Backgroundvocals und dezenten Bombastanklängen. "Company of Angels" beschliesst das Album perfekt. In knapp zehn Minuten wird die volle Breitseite aufgefahren. Ruhiges Intro, bombastische Chöre, Keyboards, und mittendrin Frank Bornemann als Geschichtenerzähler, der uns über Jeanne d'Arc berichtet, und nebeibei noch solide Arbeit an der Gitarre abliefert. Schon haben wir ein kurzweiliges Album hinter uns gebracht. Zwar durch und durch Retro, aber gerade deshalb einfach schön. Auch das folgende Album "Ocean 2 - The Answer" ist hervorragend gelungen, und zeigt noch deutlichere Pink Floyd Einfüsse. Man sollte aber nie vergessen, dass Eloy dabei immer ihren eigenen Stil bewahren.
Weitere Empfehlungen:
Inside (1973) - Für viele Fans ist das zweite Album das wahre Debut. Nettes Album zwischen Kraut- und Progrock.
Power and the Passion (1975) - Das erste Album im klassichen "Eloy Stil". Ursprünglich als Konzept-Doppelalbum geplant, wirkt einiges unfertig und nicht zu Ende gedacht. Trotzdem eine reitzvolle Scheibe, die ich gerade wegen ihrer Naivität sehr mag.
Dawn (1976) - Eloy haben ihren eigenen Stil gefestigt, und erreichen ein deutlich grösseres Publikum.
Ocean (1977) - Der endgültige Durchbruch. Ein feines Konzeptalbum, auch wenn die Zeitangabe im letzten Track zum schmunzeln ist. (Atlantis' Agony At June 5th -8498, 13 p.m. Gregorian Earthtime)
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Silent Cries and mighty Echoes (1979) - Der nächste große Wurf. Auf Augenhöhe mit "Ocean".
Colours (1980) - Auch durch Umbesetzungen im Bandgefüge bedingt, sind die Songs nun kompakter und vor allem rockiger. Sehr gelungen!
Planets (1981) - Die Songs werden wieder spährischer, bleiben aber kompakter als auf den Alben der späten Siebziger. Auch dieses Werk sollte ein Doppelalbum werden, was aber am Widerstand der Plattenfirma scheiterte. Das Nachfolgewerk "Time to turn" setzt sie Story fort. Man sollte diese beiden Alben also als ein Gesamtwerk betrachten.
Ocean 2 - The Answer (1998) - Das wohl letzte Album der Band. Frank Bornemann hat jedenfalls betont, es würde kein neues Material mehr geben. Sehr starker Abgesang!