Hallo,
vielleicht nochmal einige "Blickwinkel" und "Argumente" zur ganzen Wirkungsgrad-Geschichte:
Wenn der Klang "fast egal" ist, kann man ja große Kugelwellen-Hörner oder PA-Boxen für HiFi einsetzen.
(Für Open-Air-Veranstaltungen braucht man sowas halt!!)
Diese Wärme heizt die Schwingspule auf, erhöht deren Widerstand, es kommt zur sog. thermischen Dynamikkompression und auch zu nichtlinearen Verzerrungen.
Zweifellos wahr, -
aber in diese Diskussion absolut nicht relevant!
Die Chassis in einer HiFi-Box mit "ordentlichen Magneten" haben im mittleren und hohen Frequenzbereich so einen hohen Wirkungsgrad, dass
der Wirkungsgrad der Box nicht durch die Chassis, sondern durch die
Auslegung der Weiche bestimmt wird.
Die Chassis werden durch die Weiche im Mittenbereich also ohnehin um bis zu 8 oder 10 dB "gebremst", um einen sauberen Frequenzgang und ein gutes Verhältnis zum Tiefbass-Pegel zu erreichen.
Vor allem im Bereich 500 Hz bis 2 kHz senken wir also bei praktisch jeder Box unseres Programmes den Pegel mit der Weiche so deutlich ab, so dass die Energie, die zu einer thermischen Dynamik-Kompression führen würde, für gleichen Schalldruck
auch nicht höher ist, als bei einer Box, die mit gleichen Chassis 94 dB "Wirkungsgrad" hat.
Das gleiche gilt für die Hochtöner.
Wir verwenden Hochtöner, von denen die meisten den "Basis-Wirkungsgrad" haben, mit dem man 93 dB/1Watt/1Meter erreicht.
Wenn man den Frequenzgang mit der Weiche linearisiert, sinkt natürlich der Pegel etwas.
Der Einsatz von 8 Ohm Hochtönern in 4 Ohm Boxen mit z.B. 86 dB/1W/1m verbessert die Belastbarkeit und verringert bei höchsten Lautstärken die thermische Kompression genauso gut, wie bei einer Box mit 93 dB.
Dabei kann man aber einen deutlich besseren Klang erzielen.
Nicht nur, weil 93 dB-Boxen mit HiFi-Basslautsprechern allgemein viel zu wenig Bass haben und dünn und metallisch klingen, sondern auch, weil man mit einer gut gemachten "gedämpften" Weiche eine Performance hinbekommt, bei der man die Impulsverarbeitung praktisch nicht mehr von Aktiv-Boxen unterscheiden kann.
(In Aktiv-Boxen helfen manchmal zusätzliche Passiv-Weichen-Glieder zur Phasen-Kompensation der Chassis, die auch die Impuls-Verarbeitung verbessern.)
In den letzten 20 Jahren haben wir natürlich auch immer wieder riesige HiFi-Boxen gebaut.
Mit einem Volumen von 800 Litern und zwei speziell "weich" aufgehängten 46cm-Chassis pro Kanal (F res um 18 Hz) kann man einen 28 Hz Pegel von 93 dB/1W/1m erreichen.
Dafür könnte es natürlich sinnvoll sein, die Mittelhochtongruppe
ebenfalls auf 93 dB auszulegen!?
Die Mittel-Hochton-Gruppe
klingt bei 86 dB
aber besser. Das würde für die gewünschten 93 dB dann mindestens Bi-amping (oder Aktivtechnik) erfordern.
Auf "klanglich bessere" Weise zu 93 dB im Mittel-Hochton-Bereich zu kommen, ist uns in 30 Jahren leider nicht gelungen.
(Lange Hörner finde ich immernoch nicht gut, kurze wave-guides schon eher. - Sie gefallen mir klanglich aber trotzdem nicht so gut wie gute Kalotten.)
Es gab natürlich schon viele Gespräche über dieses Thema mit den (meiner Meinung) besten und kompetentesten Horn- und Wave-guide-Entwicklern. Da sind die Ansichten halt geteilt.
Ansonsten könnte man das Thema ja auch immer weiter spinnen:
Wenn wir unsere Boxen (mit der gleichen Chassis-Bestückung) auf
76dB/1W/1m auslegen würden, könnten wir der Klang um vielleicht 1% (was auch immer das sein mag) verbessern
und damit auf alle ABL-Modelle verzichten.
Das Dumme dabei ist nur, dass man dann halt Verstärker so um die 1000 bis 2000 Watt pro Kanal bräuchte, um ähnlich große Lautstärken wie bei unseren Serienboxen zu erreichen.
Es ist halt alles nur ein Kompromiss... oder?
Gruß, G. Nubert