Hallo,
Herr Spiegler und Herr Barth haben mich schon
vor Wochen gebeten, die technischen Unterschiede zwischen dem neuen AW-560, dem Vorläufer AW-550 und dem AW-440 zu beschreiben.
Trotz bester Vorsätze hat es vorher nicht geklappt.
Ekkehart hat geschrieben:- Was kann der 560er jetzt besser als der 550er. Würde sich ein Upgrade lohnen?
- Kann der 560er irgendetwas besser als der 440er?
- Wäre da bei der Überarbeitung nicht noch mehr drin gewesen???
Bei kleineren Lautstärken ist der Klang zwischen AW-550 und AW-560 kaum zu unterscheiden, obwohl der 560 im Frequenzgang geringfügig tiefer reicht (um etwa 1 Hz).
Bei höheren Lautstärken hat der 560 zwei Vorteile:
1. Er hat einen um ca. 3 dB höheren Maximal-Pegel
2. Er hat bei größeren Lautstärken (vor allem im Bereich um 50 Hz) merklich geringere Klirrwerte, was allerdings nicht so leicht herauszuhören ist.
3. Er ist perfekt abgeschirmt. (Der 550 war "nur" magnetisch kompensiert.)
Das neue Alu-Guss-Chassis des AW-560 ist eine sehr aufwändige Entwicklung. Es ist mit extrem hitzefester Schwingspule auf Kapton-Schwingspulenträger realisiert und hat zur Stabilisierung gegen "Taumelbewegungen" eine Doppel-Zentrierung (zwei "Zentrierspinnen"), um den großen Hub sauber zu beherrschen.
Gegenüber dem AW-440 spielt der AW-560 im Direktvergleich "voller" auf. Er hört sich an, als hätte er etwa die 1.5-fache Größe und ist dabei auch deutlich kräftiger.
Die "Zurückhaltung" bei der Angabe des AW-560-Frequenzgangs in den Datenblättern war in diesem Fall aber wohl ein Fehler!
Wir haben die Angewohnheit, bei "Neu-Erscheinen" eines Modells zuerst die technischen Daten "maximal zurückhaltend" anzugeben. - Später dann, wenn genügend Tests vorliegen, die darauf hindeuten, dass wir "zu vorsichtig" waren, passen wir die Angaben dann manchmal an die Ergebnisse der Tests an (wenn sie sauber durchgeführt erscheinen).
Genau so war es beim AW-440.
Er erschien zuerst mit der Angabe "32 Hz / -3 dB" (eigene "worst caseMessung"), wurde dann im Test "Audio 4/04" mit einer unteren Grenzfrequenz von 25 Hz angegeben, bei "DVD-Vision" mit 24 Hz, dann bei "HomeVision 9/04" nach sehr präzisen Messungen von Dr. Anselm Goertz im Schalltoten Raum mit 28 Hz / -3 dB ermittelt.
Auf diesen Wert haben wir dann dann die Frequenzgang-Angaben in unserem Datenblatt "korrigiert".
"Rückwirkend betrachtet" ist es natürlich verwirrend, dass wir beim AW-560 den Frequenzgang nach
dem Messverfahren angeben, die für den AW-440
nicht 28 sondern
32 Hz ergeben hätte!
Zu allem Überfluss wollten wir auch nicht so sehr auf die Tatsache eingehen, dass der 560
nun 1 Hz tiefer geht als der 550.
Deshalb haben wir den -3 dB Punkt mit 30 Hz angegeben, obwohl unsere Messungen 29 Hz ergeben haben.
Wir werden die angegebenen 30 Hz /- 3 dB in den nächsten Tagen auf 29 Hz ändern.
Hier die direkte AW-560/440-Vergleichsmessung, die wir vorige Woche nochmal gemacht haben:
Hier nochmal einen Ausschnitt aus meinem posting vom 14. November 2003 zu einer Korrektur der Angabe der unteren Grenzfrequens der Standbox nuWave 125, in dem beschrieben ist, warum wir lieber zunächst die schon erwähnten "worst case Angaben" machen:
(Aus diesem posting:
http://www.nuforum.de/nuforum/viewtopic ... ght=#33555 )
Nahfeld-Messungen im Bassbereich sind bei Lautsprechern mit mehreren Tieftonquellen recht aufwändig.
Meist werden sie mit einem Mikrofon gemacht. Die jeweiligen Frequenzgänge jeder einzelnen Tieftonquelle werden gemessen, abgespeichert und über die effektiven Durchmesser der Strahler gewichtet.
Dabei gibt es eine gewisse "Unsicherheit" in der Bewertung, an die man zunächst gar nicht denken würde:
Der Innen-Durchmesser des Bassreflexrohres selbst beträgt 9.9 cm. Der "Trompeten-Durchmesser" ist in "1.5 cm - Rohrtiefe" vielleicht 12 cm, ganz außen ca. 14 cm. - Welchen Wert soll man denn dann in die "Additionsformel" eingeben?
Die Gewichtung des "effektiven" Rohr-Durchmesser geht sehr stark in das Gesamtergebnis ein. - Das kann leicht zu einer "Bandbreite" beim "-3 dB-Punkt" von 33 bis 39 Hz führen.
Es gibt auch es leichte Unterschiede, ob man 4 Messungen mit einem Mikrofon oder eine Messung mit 4 Mikrofonen durchführt.
Die "echte und endgültige" Angabe des -3 dB-Punktes ist ein "iterativer Prozess".
Wir haben im Datenblatt der nuWave 125 den "worst case Fall" mit "35 Hz -5 dB" und 39 Hz - 3 dB" angegeben.
Uns (und unseren Kunden) ist es lieber, wenn "gesicherte Daten" im Laufe der Zeit "papiermäßig" etwas besser werden.
(Es wäre unangenehm, wenn man propagierte Angaben wieder etwas zurücknehmen müsste.)
Gruß, Günther Nubert