nachdem ich in den vergangenen Monaten unser Wohnzimmer umgestaltet und die Lautsprecherausstattung schrittweise fast komplett umgekrempelt habe, möchte ich an dieser Stelle die Veränderungen einmal zusammenfassend vorstellen, meine Beweggründe und Eindrücke dazu beschreiben.
Historie:
Zunächst eine kurze Zusammenfassung des Stands vor der Umgestaltung:
Frontlautsprecher nuForm 100 mit ATM-nuForm 100
Center nuLine CS70
Rears (alte) nuLine RS-3
Diese bunt gemischte Ausstattung ist historisch entstanden. Über Jahre hin hatte ich kein Interesse an Surround, sondern war eingefleischter Stereohörer. Das lag lange Zeit schon in der Wohnungseinrichtung begründet, wo ein vergleichsweise kleiner TV seitlich vom Sofa stand und in Geradeausrichtung nur die Stereoanlage mit ihren zwei Lautsprechern, die auch noch verhältnismäßig weit auseinanderstanden, was insbesondere eine ungünstige Aufstellung des linken Lautsprechers nach sich zog (keinen halben Meter von der Zimmerecke weg).
In dieser Zeit hatte ich als erste Nubert-Boxen die nuWave 3, die seinerzeit die Dynaudio Audience .5 überzeugend ablösten. Eigentlich wollte ich die nuBox 300 (Bericht im Gästebuch), aber Herr Bühler überzeugte mich, dass das Böxle für mein Wohnzimmer zu klein sei und so kam ich zu ockergelben nuWave 3 aus der Schnäppchenecke (Bericht im Gästebuch). Die Stereoanlage (die noch heute im Zimmer meiner Frau Dienst tut) war von Harman-Kardon (Stereoreceiver HK-3400, CD-Player, Kassettendeck). Als das ABL auf den Markt kam habe ich ziemlich schnell zugegriffen, weil dessen beschriebene Funktionsweise ausgesprochen überzeugend wirkte. Der Eindruck war phänomenal (Bericht im Gästebuch) und ich bin auch heute noch der Meinung, dass das ABL gerade an den kompakten Boxen regelmäßig für ausgerenkte Unterkiefer sorgt. Am HK-3400 konnte ich das ABL nur per Tape-Monitor einbinden. Das war insofern lästig, weil sich der Harman diese Betriebsart nicht merkte (aber dafür wurden die Boxen entsprechend geschont, wenn es die halbwüchsige Tochter mal wieder in unserer Abwesenheit gnadenlos krachen ließ...). Die per FB schaltbare Tape-Monitor-Funktion erlaubte aber auch, jederzeit den ABL-Effekt unmittelbar vorzuführen. Es ist wirklich beeindruckend, wie diese "Böxchen" akustisch zu Standboxen mutieren, viele Musikstücke kriegen mit dieser Unterstützung im Tiefgang einen ganz anderen Charakter, bspw. auch solche alten Mowtown-Schinken von Stevie Wonder.
Einige Zeit später tauschte ich die Elektronik gegen NAD.
Als die NSF die Farbvarianten der nuWave-Serie ausdünnte und die Ausläuferfarben in der Schnäppchenecke verhökerte gingen sämtliche Pferde mit mir durch und ich kaufte mir meine ersten richtigen Standboxen, neptunblaue nuWave 8. Das ABL musste selbstverständlich gleich mit ran, denn ohne ABL wäre die nuWave 8 basstechnisch gar ein Rückschritt zur vorigen Ausrüstung gewesen. So richtig 100%ig glücklich war ich mit diesem Umstieg allerdings nie. Zwar stellte sich eine Verbesserung im Bassbereich ein, der offensichtlich von der gleichmäßigeren Anregung des Raumes profitierte, aber ich musste diese kleinen Standboxen geduldig hin- und herrücken, aus- und einwinkeln, um wieder ungefähr diese präzise Raumabbildung zu erreichen, die die nuWave 3 out of the Box zustande brachte. Fairerweise muss ich eingestehen, dass ich mangels handwerklichen Geschicks nie versucht habe, die nuWave 8 "aufzusockeln".
Irgendwann, als ich gerade halbwegs flüssig war, bot sich dann die Gelegenheit, ein Pärchen silberner nuForm 100 mit ABL gebraucht zu erwerben. Die nuForm hatte mich bei einem Kurzbesuch in Schwäbisch Gmünd angefixt, ihr ganz spezieller "Sound" hat mich nie wieder richtig losgelassen. Surround war zu diesem Zeitpunkt immer noch kein ernsthaftes Thema für mich, weswegen mich nicht interessierte, dass es in der nuForm-Serie keine passende Surroundergänzung gab, auch dachte ich wohl, dass ich für ein bisschen Surroundeffekt sicherlich auch auf andere Nubert-Modelle zurückgreifen könnte.
Als beide Kinder ausgezogen waren bot sich endlich die Gelegenheit, das Wohnzimmer etwas umzuräumen. Auch da hatte ich das Thema Surround bestenfalls im Unterbewusstsein. Zu dieser Zeit schaute ich TV ganz gerne mit Ton über die Stereoanlage und mit dem nun zwischen den Lautsprechern positionierten Fernseher passte das schon deutlich besser, allerdings war der TV für die nun fast 3m Sehabstand eigentlich zu klein.
Im Zuge dieser Veränderung konnte ich auch den Abstand der Frontlautsprecher etwas verringern und die linke Box weiter aus der Ecke herausholen.
Was mich dann geritten hat, doch auf den Surroundzug aufzuspringen, weiß ich heute nicht mehr. Bis dahin hatte ich eine feine, übersichtliche Stereoanlage, mit der auch meine Frau gut zurechtkam... Ich könnte jetzt meine alten Beiträge durchforsten, um meine Odyssee genauer zu timen, aber dann wird dieser Bericht nie fertig.
Und ich möchte meine engagierten, aber ziemlich enttäuschenden Versuche mit NAD-Surroundreceivern an dieser Stelle auch nicht wieder aufkochen. NAD hätte mir die Möglichkeit geboten, das ABL problemlos zu integrieren und die probierten Geräte hatten klanglich durchaus das Zeug, den Stereoverstärker abzulösen. Störgeräusche, Defekte beim Test, lästige Lüftergeräusche haben meine Begeisterung für NAD leider erheblich getrübt. Ich will NAD nicht schlechtreden, schließlich sind eine Handvoll schlechter Erfahrungen keine statistisch exakte Erhebung, meine Erfahrung war jedoch eine schmerzliche. Gleichwohl schaue ich gelegentlich, ob NAD vielleicht doch noch die Kurve kriegt und mich überzeugen kann, es noch einmal zu versuchen.
Irgendwann hatte ich die Nase voll und griff zur Doppelanlagenlösung, mit der NAD-Anlage im Stereobetrieb und dem NAD-Stereoverstärker als Endstufe an einem Marantz SR 4400 für die Surroundanlage. Als Rearlautsprecher kamen weiße nuLine RS-3 zum Einsatz, die ich mir irgendwann aus dem Abverkauf gegriffen hatte und ursprünglich für Experimente mit Pseudoquadrophonie nutzen wollte, und als Center wählte ich einen buchenen CS40, den ich später durch einen CS70 ablöste. Zu dieser Gestaltung kam ich durch einen letztlich glücklichen Fehler der NSF, die mir statt eines silbernen einen buchenen Center geschickt hatte (ich weiß heute noch, dass ich mich bei dieser Bestellung im Gespräch mit Herrn Bühler so festgequatscht hatte, dass ich an dem Durcheinander nicht ganz unschuldig war...). Das Buchefurnier erwies sich als perfekt zu den vorhandenen Möbeln passend.
Später tauschte ich den SR 4400 gegen einen SR 7400 und band das ABL per Zone-2-Trick ein, um die Anlage durch Entfernen der Stereokomponenten weniger raumgreifend und für meine Frau wieder übersichtlicher zu gestalten (diesen Kompromiss habe ich aber auf Dauer nicht ausgehalten).
Noch jemand wach?
Ich will die Geschichte an dieser Stelle etwas abkürzen, die Änderung in Sachen TV und Satempfang lasse ich deswegen außen vor.
Der heutige Stand begann mit einem Beitrag meines Vermieters, der den ollen grauen Teppich durch einen Laminatboden in Buche-Nachbildung ersetzte. In diesem Zusammenhang habe ich renoviert, erstmals mit Farbe experimentiert und einige neue Möbel gekauft.
Auch habe ich wochenlang überlegt, Skizzen gezeichnet und wieder verworfen und bin im ausgeräumten Wohnzimmer herumgeturnt, letztlich ohne Erfolg. Ich habe keine raumakustisch perfekte Lösung gefunden, die sich mit der Nutzung des Raumes als gemütliches Wohnzimmer und Raum für Gäste vertrüge. Hauptproblem ist das Sofa direkt vor der Rückwand, was bei Stereo für gelegentlich irritierende Geräusche von hinten sorgt und die Stereoabbildung insgesamt etwas beeinträchtigt.
Noch störender ist, dass sich die Rearlautsprecher nicht wie eigentlich erforderlich im 110°-Winkel hinterm Hörer positionieren lassen und trotz der Verwendung von Dipolen immer wieder mal der Eindruck entsteht, dass eigentlich rückwärtige Ereignisse eher auf der Seite stattfinden und das Raumambiente eher klingt als ob man durch eine Türe in den Raum schaut.
Surround hatte im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen, entsprechende Filme machen schon einen Heidenspaß und auch Musik mit Rundumton gefiel mir immer besser. Irgendwie hatte ich aber immer den Eindruck, dass im Surroundbetrieb etwas nicht passen wollte. Wegen meiner Begeisterung, ja Liebe zu den nuForm 100, für die mir die NSF später in einzigartiger Weise ein nuForm100-ATM anfertigte, konnte ich mir wohl nicht eingestehen, dass die nuForm 100 das Problem sein könnten. Letztlich hatte ich doch endlich den Mut, meine alten nuWave 8, die im Zimmer meiner Frau Dienst taten, mal testweise in die Surroundanlage zu integrieren. Das Ergebnis war überzeugend und veranlasste mich zu der schmerzhaften Entscheidung, meine schönen nuForm 100 ins Zimmer meiner Frau zu verbannen.
Im Zuge der Ummöblierung schaffte ich auch den Platz für einen größeren TV (den ich mir letztlich viel schneller holte als ich damals noch dachte) und gleichzeitig konnte ich den Abstand der Frontboxen noch etwas reduzieren, so dass die linke Box heute etwa einen Meter von der Raumecke entfernt steht und beide Boxen auch mit Testrauschen nahezu identisch tönen.
Einstieg für Ungeduldige
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Und nun komme ich tatsächlich zum Boxenupgrade heutiger Stand:
Meine alten weißen nuLine RS-3 machten sich auf der früher weißen Wand perfekt, wenngleich sich meine Frau von diesen Kästen immer etwas bedrängt fühlte. Die Rears machten auf sie "den unaufgeräumten Eindruck von nicht zugeklappten Oberschranktüren in der Küche". Auf der nun gelben Wand wollten die RS-3 aber auch mir nicht mehr so recht gefallen.
Da unser neues Sofa aus dunklem Holz ist entschied ich mich, es mit kirschenen nuLine WS10 zu versuchen. Zwei Überlegungen brachten mich zu diesem Versuch: Zum einen wollte ich eine optisch erträglichere Lösung, bei der die Rears nicht mehr so "im Rücken lauerten", zum anderen versprach ich mir von den flachen WS10, dass ich wichtige Zentimeter im Rücken des Hörers gewinnen könnte. Ich beabsichtige also, die WS10 eben gerade nicht auf den Hörer einzudrehen, sondern mit der vorhandenen Halteöse flach an die Wand zu hängen und den extremen Abhörwinkel in Kauf zu nehmen (und im Hinterkopf spukt noch die Idee, die vorgebaute Gipskartonwand aufzusägen und die WS10 zu versenken).
Im Grunde gab der erzielte optische Eindruck bereits den entscheidenden Anstoß, die WS10 zu behalten. Aber auch klanglich kann die WS10 durchaus überzeugen. Tonal ist sie deutlich dichter an den Frontlautsprechern dran, im Vergleich dazu klingt die alte RS-3 geradezu verfärbend. Und auch der Surroundeindruck ist ausgesprochen überzeugend, solange man nicht allzu weit am äußeren Rande des Sofas sitzen muss.
Allerdings hat es sich für meinen Geschmack als besser bewährt, die WS10 entsprechend ihres geringen Tiefgangs auf Small zu betreiben. Und auch den Center betreibe ich seitdem auf Small (oh weia, wie kann man diesen Kavenzmann den nur bei 100 Hz abtrennen!?), weil das im Gesamteindruck harmonischer erscheint. Keine Ahnung, inwieweit die Eigenheiten des Bassmanagements im AVR dabei eine Rolle spielen, ich vermute, dass die raumakustisch günstiger, weil außermittig stehenden Standlautsprecher auch den Centerbass besser an den Raum weitergeben als der Centerlautsprecher selbst. Und womöglich funktioniert das BM auch besser, wenn alle Lautsprecher außer dem Fronts auf Small laufen.
Dass die alten nuWave 8, die ja bei Stereo einen schmerzlichen Rückschritt zu meinen nuForm 100 bedeuteten, nicht die Dauerlösung bleiben könnten, war mir klar. Und erstmals habe ich nicht die Schnäppchenecke belauert, sondern habe mir niegelnagelneue buchene nuLine 102 geschnappt. Herr Bühler überzeugte mich, dass die größere Standbox ein überzeugenderes Upgrade zu meinen alten nuWave 8 wäre und zerstreute meine Bedenken, dass ich mich mit den größeren Standboxen in Sachen "Frontharmonie" gegenüber den nuWave 8 verschlechtern könnte. Aufgrund meiner besonderen persönlichen Hörgewohnheiten und der "nuForm-Eichung" entschied ich mich, auf die marginalen klanglichen Vorzügen des neuen Hochtöners zu setzen. Natürlich werden die Neuen von einem entsprechenden ATM unterstützt, das kennt ihr doch, einmal angefixt...
Diese feinen, schon ziemlich großen Standboxen sind endlich ein adäquater, vielleicht sogar besserer Ersatz für meine heißgeliebten nuForm 100. Die Stereoabbildung ist nun so überzeugend wie es vor Jahren schon die nuWave 3 zustande brachten und hinzu kommt eine Bassgewalt und -präzision, wie ich sie mir besser eigentlich nicht wünschen kann. Wenn ich meine langen Lulatsches ansehe frage ich mich gelegentlich, wie man wohnen muss, um von den noch größeren nuLine 122 nicht erschlagen zu werden.
Eigenartigerweise erforderten die neuen Standboxen raumakustische Veränderungen, die ich allein aufgrund der technischen Daten nicht so recht verstehen kann. Während die nuWave 8 und die nuForm 100, jeweils inklusive ATM, mit einem recht geringen Wandabstand ganz gut funktionierten, bei testweise großem Wandabstand für meinen Geschmack sogar etwas "verhungerten", machte die nuLine 102 bei den ersten Tests schnell deutlich, dass etwas verändert werden musste, manche mir gut bekannte Scheibe bekam plötzlich einen unnatürlich dröhnenden, überzogenen Bass. Da diese Töne nach meinem Empfinden keine unter 30 Hz sind (-3dB-Punkte der drei Probanden mit ATM: nuWave 8 30 Hz, nuForm 100 30 Hz, nuLine 102 28 Hz) will mir nicht so recht einleuchten, wieso die nuLine 102 in der selben Aufstellung Probleme macht. Ich muss an dieser Stelle beigeben, dass ich nicht versucht habe, das ATM außerhalb der Raststellung zu betreiben. BlueDanubes goldene 1/5-Regel wies mir den Weg zur Lösung, die Boxen mussten weiter von der Wand weg. Ich bin aus einrichtungstechnischen Gründen zwar immer noch 10cm von diesem theoretisch guten Wert entfernt, aber die Basspräzision hat auch so schon deutlich gewonnen, ohne dass der Bass nun dünn klänge.
Anfänglich hörte ich aus nuformhistorischen Gründen mit Höhenschalter auf Absenkung, inzwischen habe ich mich an die neutrale Position gewöhnt.
Geblieben ist der nuLine CS70. "Auf der Abschussliste" steht nun der AVR, weil ich wegen des inzwischen angeschafften Plasma-TV gerne Lipsync und HDMI hätte und still und heimlich immer noch hoffe, ein neuer AVR könnte den Stereoverstärker endlich in Rente schicken.
Obwohl mich der Gedanke gereizt hat, eine perfekt homogene Lösung mit fünf identischen, entsprechend gleichwertig aufgestellten Lautsprechern könnte den Surroundeindruck perfektionieren, bin ich wegen der oben beschriebenen räumlichen Beschränkungen wieder bei einer "frontlastigen Lösung" gelandet. Da ich hinten aus wohnlichen Gründen bestenfalls die DS50 hätte ertragen wollen, hätte ich diese kleinen feinen Böxle auch als Front- und Centerlautsprecher einsetzen müssen. Und als immer noch häufiger Stereohörer kann ich mich mit einer Sub-/Sat-Lösung auch heute noch nicht anfreunden.
Ich weiß wohl, dass diese Lösung ein Kompromiss geblieben ist, dass damit ganz nettes Film-Surround und ein gewisses Ambiente bei Surroundmusik funktioniert. Für die Scheiben, die hingegen von der Möglichkeit der Rundumpositionierung von Instrumenten regen Gebrauch machen ist die Lösung hörbar weniger gut geeignet. Das ist aber weniger ein Problem der Lautsprecher, sondern in erster Linie eines des zur Verfügung stehenden Raumes.
Auwei, wer soll das alles lesen? Herzlichen Dank an alle interessierten Leser, die es bis hier her geschafft haben! Gelegentlich will ich diesen Bericht noch durch Links zu älteren Beiträgen ergänzen und wenn ich es irgendwann doch einmal auf die Reihe kriege sollte, dann kommen auch noch Bilder. Aber letzteres ist kein Versprechen...
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt
Edit: Diverse Links und Fehlerchen.