Irgendwann beim nuFescht 2010 ist es passiert: Ich hatte Gelegenheit, ein paar Minuten in aller Ruhe die neue nuVero 10 zu hören, und irgendwas ist dabei hängengeblieben, tief im Hinterkopf. Gerne hätte ich auch noch die Gelegenheit genutzt, die Kleine gegen ihre nur unwesentlich teurere Schwester nuVero 11 antreten zu lassen, aber im Heimkinostudio funktionierte das nicht, die nuVero 11 stand für einen Vergleich bei Stereo relativ unglücklich und ins Hifi-Studio kam ich aufgrund des "Massenauflaufs" nicht hinein. An "normalen Tagen" kann man seine Kandidaten sicherlich auch aus der Vorführzeile rücken und günstiger aufstellen.
Jedenfalls habe ich seitdem immer wieder mal die Katalogseite aufgerufen, die Bilder angesehen, die technischen Daten sowohl der 10er als auch der 11er wieder und wieder mit denen der nuLine 102 verglichen, Forenberichte verfolgt, mir den Katalog in Druckfassung schicken lassen...
Irgendwann in dieser stillen Bedenkphase ist die nuVero 11 herausgeflogen.
Wegen eines aus technischer Sicht völlig unbeachtlichen Grundes:
Sie ist mir einfach zu groß
Und da stehen sie nun, die Kleinen - in Mocca.
Das ist nun schon ein paar Wochen so und ich habe versucht, Eindrücke zu sammeln, um daraus einen halbwegs gescheiten Beitrag zu entwickeln. Einmal mehr fällt mir auf, dass es ziemlich schwer ist, Höreindrücke irgendwie in textliche Bilder zu übersetzen. Ich habe nun diesen Beitrag im Stereo-Unterforum gestartet, denn zunächst ging es mir vor allem um die Frage, ob mir die nuVero bei Musik in Stereo einen Zugewinn verschaffen, der die nicht ganz geringe finanzielle Anstrengung rechtfertigt.
Direktvergleich nuVero 10 – nuLine 102 samt ATM
Dieser Vergleich gestaltete sich weitaus schwieriger als ich zunächst angenommen hatte. Der direkte Vergleich der nebeneinanderstehenden Boxen bringt leichte Beeinträchtigungen mit sich, in der Räumlichkeit sowieso, aber selbst im Grundton- und Bassbereich scheinen sich die Boxen gegenseitig zu beeinträchtigen. Trotzdem habe ich zunächst versucht, mir einen Eindruck zu verschaffen, ob und inwieweit die Boxen unterschiedliche Klangfarben produzieren.
Manfred Krug, Schlafstörung, Nr. 5 "Frosches Lied"
Habe gerade das Gefühl, dass mir die nuVero 10 etwas von dem besonderen Glücksgefühl zurückgibt, das ich mit der nuForm 100 hatte. Manfred Krug kriegt etwas mehr Körperhaftigkeit, was mir einfach nur gut gefällt. Ich würde es aber auch nicht als leichte Loudness bezeichnen, wie ich es kürzlich in einem Testbericht las. Nein, es ist eine andere "Farbe", die mir einfach näher ist als die tendenziell schlanke Wiedergabe durch die nuLine 102. Zwei Durchläufe mit zwei um 10dB unterschiedlichen Lautstärkeeinstellungen, 1x gehobene Zimmerlautstärke, einmal relativ laut.
Thomas Quasthoff im A-Trane in Berlin
Gleicher Eindruck: Mehr Körperhaftigkeit, ich habe kein anderes Wort dafür. Aber es ist keine Eintrübung, die dafür andere Eindrücke überdecken würde, Zisch- und S-Laute, Schlagzeug kommen genauso durchhörbar.
Ein Phänomen, das mir beim (reichlich unprofessionellen) Umschalten direkt vorne am AVR (Frontlautsprecher gesteuert per KH-Stecker, Zone2 (die neben der ATM-Einbindung gleichzeitig den Pegelabgleich ermöglichte) per ATM) aufgefallen ist, genauso aber bei laufender Musik, während ich CDs suchte: Die nuVero klingt selbst aus den unmöglichsten Positionen noch klar und in Grenzen räumlich.
Teilweise hörten sich bei diesen und weiteren Stücken Bassinstrumente etwas ungewohnt an über die nuVero, etwas - hmm - knurrig, mir fällt kein besseres Wort dafür ein. Nach dieser ersten Kontaktaufnahme habe ich die nuLines beiseitegeräumt und mich ganz den nuVeros gewidmet.
Mit den nuVeros allein im Raum war der Eindruck schon ein Stück anders, die Bässe wieder "konkreter".
In den folgenden Wochen habe ich dann noch ein Wochenende für den Direktvergleich genutzt und mehrmals nur jeweils ein Boxenpaar ausgiebiger im Raum gehört, wobei sich die Ersteindrücke bestätigten. Das waren zugegebenermaßen keine Blindvergleiche, ein gutes Stück Subjektivität ist also gewiss auch im Spiel gewesen.
Sehr beschäftigt hat mich die Frage, inwieweit der etwas geringere Tiefgang der nuVero 10 gegenüber der beatmeten nuLine 102 für mich in der Praxis eine Rolle spielen könnte. Es ist mir sehr schwer gefallen, hier für mich deutliche Unterschiede herauszuarbeiten. Bei ausgesuchtem Tiefstbass habe ich den Eindruck, dass gehörmäßig die nuVero 10 einen Ganzton früher im Pegel abfällt. Insgesamt wirkt die nuLine 102 samt ATM im Bass etwas zupackender, dafür schält die nuVero 10 den Charakter des Bassinstrumentes deutlicher heraus, Bassgitarren wirken mehr gezupft, tiefes Schlagzeug haut noch knackiger und konturierter zu.
"Räumlichkeit"
Die nuVero 10 ist die erste Box, die mir hier in meinen vier Wänden einen Tiefeneindruck vermittelt, das hatte ich so nur einmal in Günther Nuberts Labor gehört. Die nuLine spielt mehr so "auf einer Linie", manchmal eine Spur zu direkt, die nuVero hingegen produziert eine gewisse Bühnentiefe und nimmt genau dieses Quantum Direktheit zurück, das mir bei den nuLines manchmal zu aufdringlich erschien. Dabei schält sie trotz dieser Zurückhaltung mehr Feinheiten heraus. Und während es mir bisher so erschien, dass die jeweils besseren Nubert-Modelle gute Aufnahmen noch besser tönen ließen, aber schlechte auch besonders schlecht, entzieht sich die nuVero dieser Regelmäßigkeit; sie lässt schöne Aufnahmen erblühen ohne schlechte allzu gnadenlos zu entblößen. Bestätigen kann ich außerdem den Eindruck, dass man bei den nuVeros nicht so festgenagelt auf der Couchmitte ausharren muss.
Langzeitbeobachtung
Mit den nuVero 10 kann ich stundenlang konzentriert oder auch nebenher Musik hören. Herrlich entspannt, immer interessant, nie aufdringlich.
Der Leser ahnt den Ausgang der Geschichte: Ich habe die nuVero 10 behalten. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen, denn insbesondere bei Musik in Surround werde ich das Gefühl nicht los, dass mein alter nuLine CS 70 sich als Center nicht gänzlich harmonisch ins Geschehen einfügen will. Es ist bei weitem nicht so "dramatisch" wie seinerzeit mit den doch deutlich anders abgestimmten nuForm 100, aber ich kriege es auch nicht aus dem Kopf. Außerdem las ich hier kürzlich, dass das ATM der nuVero 11 auch sehr gut zur nuVero 10 passen würde und womöglich auch ein ATM für die nuVero 10 in Arbeit sei. Wer A sagt muss auch B sagen, Fortsetzung folgt
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt
PS: Häh, der Thread ist wertlos ohne Bilder?
Irgendwann, vielleicht nach einem ausgiebigen Frühjahrsputz
wirklich ein grandios guter lautsprecher 