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Kantendispersionen - was passiert?

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studiosus
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Kantendispersionen - was passiert?

Beitrag von studiosus »

Hi Leute,

frage mich schon seit längerem, was bei den Kanten eines Lausprechers akustisch eigentlich genau passiert. Die Schallwelle wird vermutlich irgendwie gebrochen und breitet sich dann mehr oder weniger in alle Richtungen aus? Kann man bei bekannten Boxenmaßen einigermaßen leicht auf den Klangeinfluss schließen?

Und - noch wichtiger - was passiert klanglich, wenn ich die Boxenfront mit Akustikschaumstoff verkleide (natürlich mit Öffnung für den Hochtöner), so dass zumindest die höheren Frequenzen sich auf dem Weg zu den Kanten totlaufen?

Wäre nett, wenn mal jemand ein paar klärende Worte dazu loswerden könnte ... :wink: Danke!
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BASStard
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Beitrag von BASStard »

Hallo studiosus,
kuck am besten mal hier: http://www.nubert.de/infos/sta_tspecial.htm . Hab selber nicht die Ahnung von dem Thema, aber da wirds recht gut und verständlich erklärt. Sicherlich können Dir viele Forumsteilnehmer bei weiteren Fragen kompetent weiterhelfen! Gruß, BASStard
[b]NuLine 120, NuLine CS70, NuBox RS300 [/b] an Denon AVR3803 [b]
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pinglord
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Beitrag von pinglord »

Vergleichbar den Turbulenzen [der Wasserwellen] an den Kanten des Baumstammes im Wasser, kommt es auch bei Schallwellen zur Kantenbeugung in Kombination mit diffuser Kantenstreuung. Je schärfer die Kante ausgeführt ist, desto mehr entstehen sogenannte Phantomquellen an ihr, die den Schall auch bei hohen Frequenzen gestreut hinter das Hindernis abstrahlen. Großzügig abgerundete Formen sind daher unter diesem Aspekt scharfen Kanten zu bevorzugen. Ein ähnlicher Effekt tritt an den Kanten von Lautsprechergehäusen auf, die aus diesem Grunde immer möglichst weit abgerundet ausfallen sollten.
... sonst gibt es (vermute ich) Verfärbungen im Klangbild und Abstriche in der Ortungsschärfe.
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G. Nubert
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Beitrag von G. Nubert »

Hallo,

die einfachste "Veranschaulichung" für Kanten-Dispersionen ist wohl die Vorstellung, dass der Hochtöner (vor allem im Bereich 2 bis 10 kHz) seine Energie nicht nur zum Hörer, sondern auch entlang der Schallwand bis zur Kante der Box abstrahlt.

An der Boxenkante wird dann diese Energie ähnlich gestreut, wie wenn man mit einem Gartenschlauch einen Wasserstrahl auf eine Kante richtet.

Da gibt es einen "Sprühnebel", der etwa 180° breit ist. - Also fast stufenlos von der "perfekten Beugung nach hinten" bis zur "Dispersion nach vorne".

Ein Hörer, der eine (quaderförmige) Box exakt von vorne hört, bekommt also neben der direkten Schallquelle noch eine weitere Schallquelle mit der Zeitverzögerung zu hören, die der "Schallgeschwindigkeit für eine halbe Boxenbreite" und der "Intensität von etwa 10% des Direktschalls" entspricht (je nach Abstrahl-Eigenschaften, Verrundungsradius der Kante und der Frequenz).

Diese "virtuellen" zusätzlichen Schallquellen verschlechtern den Frequenzgang des Lautsprechers deutlich (bis ca +3 -5 dB), erhöhen aber die subjektiv empfundene "Räumlichkeit" des Klangbildes und vermindern die Ortungs-Genauigkeit.

In der Studio-Technik versucht man, den größten Teil dieser Dispersionen (durch relativ ausgeprägte Richtwirkung des Hochtöners) zu verhindern. Dabei verschenkt man aber den Bereich, der "recht angenehmen" Raum-Eindruck mit immernoch guter Lokalisierung verbindet.

(Es wäre sooo einfach, wenn der Klang egal wäre!!)

Gruß, G. Nubert
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Frente
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Beitrag von Frente »

G. Nubert hat geschrieben:...
(Es wäre sooo einfach, wenn der Klang egal wäre!!)

Gruß, G. Nubert
DAS könnte zum Zitat des Jahres werden!
Irgentwie ist es niedlich, das aus dem Munde zu hören und gleichzeitig verdammt vielsagend...

Nacht zusammen, frente
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Beitrag von pinglord »

@Frente: hä?!
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Frente
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Beitrag von Frente »

pinglord hat geschrieben:@Frente: hä?!
Die Beiträge von Herrn Nubert sind immer sehr fundiert, technisch und vom Thema her zwingendermaßen kühl. Und dann schiebt er diesen Satz hinterher. Klingt das nicht wie ein Stoßseufzer?
Und wenn jemand wie Hr. Nubert den tut, dann muss wohl echt verdammt schwierig sein (wenn der Klang nicht wär...). Und merkt man doch in diesem kleinen emotionalen Nachsatz, wie sehr es ihm eine Herzensangelegenheit ist. In dem Moment, als ich den Satz gelesen habe, drängten sich mir viele Assoziationen auf: Er kam grad aus dem Labor und irgendeine Idee ist schiefgegangen, irgendwas lässt sich nicht verwirklichen oder ähnliches.
Auch kam mir das Bonmot vieler anderer Unternehmer in den Kopf: "..., wenn bloß die Kunden nicht wären!" Da spricht doch denn ein anderer Geist raus...

Gruss, frente
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++Stefan++
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Beitrag von ++Stefan++ »

Vielleicht kann mir nochmal jemand auf die Sprünge helfen.
Ich war gerade im Garten und habe den "Wasserstrahlversuch" gemacht (also über eine Kante Gesprüht mit anschließender Abweichung des Strahls in Richtung der anderen Kantenseite).
Auf diese Praxis bezogen verstehe ich das Phänomen.
Nur wie lässt sich dies mit dem "Wellenmodel" erklähren? Muss ich mir die Kante wie eine Grenzfläche vorstellen, an der der Schall reflektiert wird.

Ich würde dieses Phänomen gerne in meiner Physikporjektarbeit erklären, finde aber keine näher erläuternde Informationsquelle. Momentan bin ich mit meinem Team bei fast 50 seiten, ich werde die Arbeit dann veröffentlichen, wenn sie fertig ist.
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++Stefan++
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Beitrag von ++Stefan++ »

Ich hoffe ich habe diese Thematik in meiner Projektarbeit richtig beschrieben auf seite 60

Projektarbeit siehe unten.
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elchhome
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Beitrag von elchhome »

Ich kann mich noch ganz gut an meinen Physikunterricht entsinnen. Beim Thema Wellensausbreitung haben wir geometrisch gearbeitet und die Maxima als konzentrische Kreise um den Erreger gezeichnet.
Dabei galt: Jede Kante auf die die Welle trifft, ist Ausgangspunkt einer neuen Welle gleicher Frequenz.

Gruß, Andreas
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