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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Diskussionen zum Thema Filme
Lemke46

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Lemke46 »

mein TV ist gerade 2 J alt, kaufe deswegen jetzt nicht - noch nicht - einen neuen wegen 3D.... :wink:
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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An einem Freitag in Las Vegas (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien 1968, Originaltitel: Las Vegas, 500 milliones)

Ohne Rücksicht auf Verluste

Kaum ist Gino (Jean Servais) aus dem Knast geflohen, plant der alte Ganove bereits den nächsten Raubzug. Tony (Gary Lockwood) zeigt wenig Begeisterung für die altbackenen Methoden seines grossen Bruders, er will den Überfall auf einen Geldtransport zunächst sorgfältig überdenken. Gino ignoriert sämtliche Warnungen, der Raub endet in einem Blutbad, Gino und seine Komplizen gehen im Kugelhagel der Polizei unter. Für den Boss der Transportfirma ist der abgewehrte Angriff ein Triumph, mit Ausdauer lobt Skorsky (Lee J. Cobb) die extreme Widerstandsfähigkeit seiner Fahrzeuge und das hochmorderne Sicherheitsnetzwerk mit Computerunterstützung. Hinter den Kulissen hat sich der Fahnder Douglas (Jack Palance) auf Skorsky eingeschossen, der für das Schatzamt tätige Regierungsbeamte verdächtigt den Geschäftsmann des Goldschmuggels im grossen Stil. Derweil hat Tony eine Affaire mit der atttaktiven Ann Bennett (Elke Sommer) in Gang gebracht, pikanterweise ist Ann ebenso Skorskys Geliebte und dessen Mitarbeiterin. Dank der Informationen seiner Freundin kann Tony auf einen erfolgreichen Coup hoffen, eine Nebenstrecke durch die Wüste von Nevada soll einem gepanzerten Transporter aus Skorskys Stall zum Verhängnis werden. Tatsächlich gelingt die Durchführung des waghalsigen Plans, die Gauner lassen das Fahrzeug spurlos in der sandigen Öde verschwinden. Skorsky kocht vor Wut, zu allem Überfluss sitzen ihm nicht nur seine "Geschäftspartner" in Nacken, auch Douglas nagt mit Ausdauer am Nervenkostüm des Unternehmers. Tony und seine Kumpanen können sich nach dem gelungenen Auftakt ihrer Mission nicht auf die faule Haut legen, schliesslich muss der gepanzerte LKW nun geknackt werden, im Versteck der Truppe beginnt es gefährlich zu brodeln ...

Regisseur Antonio Isasi-Isasmendi hat sich mit dem kleinen Rachethriller "Summertime Killer" (1972) schon vor langer Zeit einen Platz in meinem goldenen Buch gesichert, umso heftiger freue ich mich über die Veröffentlichung des hier kurz vorgestellten "An einem Freitag in Las Vegas". Oft treffen wir in Heist-Movies auf charmante Gauner, Herren die ohne rohe Gewalt ihre genialen Pläne in die Tat umsetzen. "An einem Freitag in Las Vegas" kommt zwar mit einem cleveren Raub aus der Kiste, jedoch sind Tony und seine Bande alles andere als freundliche Gentlemen. Ohne jeglichen Anflug von Reue geht man mit brutaler Härte gegen die Insassen des Transportes vor, lässt Flammenwerfer und automatische Waffen sprechen. Bei Bedarf schreckt man nicht vor der Ermordung zufällig auftauchender Personen zurück. Verbissenheit an allen Fronten, egal auf welcher Seite des Gesetzes die Beteiligten stehen. Tony und seine Mannen verbeissen sich in den Panzerwagen, nach und nach beginnen sich die Herren untereinander zu zerfleischen. Für Skorsky wird die Luft dünner und dünner, seine ausländischen Freunde fühlen sich übers Ohr gehauen. Schatzamtler Douglas gibt keinen Zentimeter nach, will endlich seinen Verdacht bestätigt wissen. Ansprechend gefilmt und mit stimmungsvollen Schauplätzen gesegnet, vergehen die knapp über zwei Stunden Spieldauer in Windeseile, der Streifen kommt ohne jeglichen Anflug von Leerlauf daher.

Gary Lockwood kennen viele Filmfreunde aus Stanley Kubricks "2001: A Space Odyssey" (1968), später war er vor allem in TV-Serien zu sehen. Kein leichter Job für den damals noch jungen Burschen, aber Lockwood kann sich mit seiner Mischung aus lockerer Unverschämtheit und eiskalter Härte gegen gestandene Platzhirsche wie Lee J. Cobb und Jack Palance behaupten. Tony ist in vielerlei Hinsicht der Gegenentwurf zum klassischen Bild des Gentleman-Gangsters, lediglich der messerscharfe Verstand des führenden Ganoven entspricht dem üblichen Heist-Movie Motiv. Elke Sommer gibt uns zunächst Rätsel auf, später schrumpft sie bei oberflächlicher Betrachtung zum willenlosen Liebchen. Hinter der Fassade zeigt sich Ann als entschlossene und mutige Frau mit glühendem Herzen. Damals war Frau Sommer eine sehr erotische Erscheinung, der Auftritt der blonden Schönheit geht runter wie allerfeinstes Speiseöl. Leider verstarb der kernige Charakterkopf Lee J. Cobb bereits 1976, er wurde lediglich 64 Jahre jung. Erwartungsgemäß hochklassig grummelt und poltert Cobb durch das Szenario, Jack Palance steht im nicht minder hartnäckig auf den Füßen, in Gedanken genüsslich die Handschellen schwingend. Immer wieder treffen Cobb und Palance aufeinander, der Regierungsbeamte schleicht wie eine ausgehungerte Raubkatze um den zunehmend angeschlagenen Büffel. Georges Géret und Fabrizio Capucci fallen als Nebenganoven positiv auf, der kurze Auftritt von Jean "Rififi" Servais als "anachronistischer Gauner" zaubert ein Lächeln auf mein zartes Antlitz.

"An einem Freitag in Las Vegas" zeigt uns die ruppige Seite des Heist-Movie, vergisst darüber aber nie das die kurzweilige und ideenreiche Fortschreiten der Story. Alle relevanten Rollen sind sehr ansprechend besetzt, Juan Gelpí fängt das Geschehen gekonnt ein, der Score von Georges Garvarentz präsentiert sich zwischen bodenständig und dezent psychedelisch angehaucht wogend. Antonio Isasi-Isasmendi hat dem Genre starken Beitrag zugefügt, der Film zeigt eindrucksvoll und äusserst unterhaltsam auf, wozu das europäische Kino in seiner Blütezeit fähig war!

Media Target hat dem Streifen eine schöne DVD spendiert, gute Bildqualität und eine Brise Bonusmaterial sorgen für Freude. Ferner liegt ein Booklet bei, dieses verschenkt leider die Möglichkeit zusätzliche Informationen zum Film zu liefern, beschränkt sich auf die Abbildung (interessanter) Werbematerialien zur damaligen Kinoauswertung. Für "An einem Freitag in Las Vegas" spreche ich sehr gern eine klare Kaufempfehlung aus, das Werk ist ein prächtiges Kind der späten sechziger Jahre! Zugreifen ist Pflicht!

Dicke 8/10 (sehr gut)

"Wer kommt an die Lochkarten ran?"
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von jeanogigolo »

Bei dem tollen wetter heut hab ich mich mit Frau und Katzen aufs sofa verzogen :)
Es lief Iron-Man 1+2 8)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von bersi »

Resident Evil: Damnation

Seht geil,mit Bestandteilen aus Resi 4 und 2 :!:

Die Licker sind zwar auf Speed aber bis jetzt mit Abstand der beste Resi-Film :!:

Nur die Stimme der sexy Ada war ein griff ins Klo :?
Hier gibt es nichts zu sehen,bitte gehen sie weiter !!
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von RauchMulle »

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:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: Herrlich!
Rein subjektive 10/10 (aber die Freundin fands schrecklich)

danach als Entschädigung:
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7/10 (Freundin würde 9/10 geben)

najaaa.....viel von HdR/Willow geklaut aber das nicht mal sooo schlecht, dafür ist Charlize Theron genial 8)
NAD-T758 -> miniDSP-HD -> NAD-C268 / 2 x nuLine 284 / 1 x nuLine CS-44 / 2 x AW991 / 2 x nuLine 24 / 1 x AW443
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 10 (Folge 136-150)



Folge 137 - Naujocks trauriges Ende (Deutschland 1986)

Der Knall nach dem Bums

Alfred Naujocks wird unmittelbar nach dem Verlassen eines Gebäudes erschossen, der Täter entkommt unerkannt in der Nacht. Offensichtlich nutzte das Opfer die Wohnung eines Bekannten als Liebesnest, Naujocks weibliche Begleitung ergriff nach den Schüssen auf ihren Lover die Flucht, ihre Identität bleibt zunächst ungeklärt. Schnell ist der tatsächliche Wohnungseigentümer Bertram Tass (Karl-Heinz Vosgerau) ermittelt, welcher ohne Umschweife entsprechende Vermutungen bestätigt. Auch Tass sucht die Räumlichkeiten nur zwecks eindringlicher Unterhaltungen mit jungen Damen auf, er wohnt mit seinen Stiefkindern Walter (Sascha Hehn) und Martina (Sissy Höfferer) unter einem Dach. Ferner lebt die kränkliche Großmutter der Geschwister im Haus, Frau Anders (Susi Nicoletti) und Walter sind Bertram Tass nicht sonderlich zugetan, Martina jedoch umso mehr. Derrick und Klein überbringen der Witwe des Getöteten die traurige Nachricht. Für Else Naujocks (Louise Martini) waren die Seitensprünge ihres Gatten kein Geheimnis, sie reagiert mit einer Mischung aus Bitterkeit, Zorn und unterschwelliger Hysterie auf die Todesmitteilung. Immerhin spielt ein glücklicher Zufall den Ermittlern in die Hände, ein Portraitmaler (Balduin Baas) fuhr kurz vor dem Mord mit dem späteren Opfer und dessen Begleiterim im Aufzug, er kann eine sehr genaue Zeichung der jungen Dame abliefern. Frau Naujocks erkennt das Mädchen sofort, auf dem Bild ist Anita Schuler (Bettina Redlich) zu sehen, interessanterweise die Tochter von Naujocks Chauffeur (Friedrich Georg Beckhaus) ...

Wie üblich liefern die Damen und Herren vor der Kamera solide Leistungen ab. Das Drehbuch gewährt einzelnen Figuren jedoch (zu) wenig Raum zur Entfaltung, so bleiben die Charaktere überwiegend schablonenartig und lassen mich eher unberührt zurück. Louise Martini gelingt es dieses Strickmuster zumindest im Ansatz aufzubrechen, in kleineren Nebenrollen gefallen Balduin Bass und der gewohnt urige Dirk Dautzenberg als schrulliger Hausangestellter. Karl-Heinz Vosgerau, Sascha Hehn und Sissy Höfferer werden kaum gefordert, Bettina Redlich darf sich in der Disziplin "Nachwuchszicke mit Nervensägenpotential" üben. In dieser vorherrschenden Mittelprächtigkeit lastet mehr Verantwortung auf den Helden der Reihe, Horst Tappert und Fritz Wepper tragen diese Last mit gewohnter Klasse und Cleverness, Dauersklave Berger (Willy Schäfer) ist für seine Verhältnisse ein wenig häufiger zu sehen.

Autor Herbert Reinecker hat viele unterhaltsame Geschichten erdacht, "Naujocks trauriges Ende" bleibt weit hinter seinen Bestleistungen zurück. Nicht nur die Mehrheit der relevanten Charaktere bleibt flach, auch deren Beziehungen zueinander wirken mühsam konstruiert, nahezu seltsam krampfig. Regisseur Alfred Vohrer fehlt in der späten Phase seiner Karriere der Biss, die herrliche Flapsigkeit seiner Arbeiten aus den sechziger und siebziger Jahren. Leider verstarb Vohrer Anfang Februar 1986, wir haben es hier also mit einer seiner letzten Inszenierungen zu tun (1985 produziert, im Januar 1986 erstmalig ausgestrahlt). Eberhard Schoener sorgt für ansprechende Musikuntermalung, sein Beitrag gehört zu den Stärken dieser Episode. Stephan Derrick und Harry Klein erbringen seit 1974 nicht nur die nötigen Beweise um zahlreiche Straftäter zu überführen, darüber hinaus sind Horst Tappert und Fritz Wepper unantastbare Institutionen, bei Bedarf verhelfen sie schwächelnden Drehbüchern durch ihre schiere Präzenz zum angenehmen Unterhaltungswert. Kein Höhepunkt der deutschen Fernsehgeschichte, für den Fan dennoch Befriedigung der Sucht.

6/10 (obere Mittelklasse)
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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#10 der Koch Media Hammer Edition



Der Satan mit den langen Wimpern (Großbritannien 1964, Originaltitel: Nightmare)

Die angenehm merkwürdigen deutschen Titel ausländischer Filme ...

Janet (Jennie Linden) wird von fürchterlichen Albträumen gepeinigt! Obwohl inzwischen sechs Jahre ins Land gezogen sind, seit das Mädchen im zarten Alter von elf Jahren zur Zeugin eines schrecklichen Vorfalls wurde. Ständig fürchtet sich Janet davor dem Wahnsinn zu verfallen, wie ihre Mutter in einem Irrenhaus zu landen. So verlässt die junge Frau zunächst die Schule, im elterlichen Anwesen soll sie zur Ruhe kommen. Janets Vormund Henry Baxter (David Knight) hat die fürsogliche Grace Maddox (Moira Redmond) eingestellt, die ausgebildete Fachkraft soll die Rolle einer mütterlichen Freundin einnehmen. Überdies haben die Hausangestellten Mrs. Gibbs (Irene Richmond) und John (George A. Cooper) den angeschlagenen Teenager ins Herz geschlossen, in diesem positiven Umfeld darf auf das Verschwinden der grausigen Träume gehofft werden. Leider erfüllt sich diese Hoffnung nicht, mehr und mehr scheint Janet den Bezug zur Realität zu verlieren, verstrickt sich immer tiefer in Träume und wahnhafte Vorstellungen. Mehrfach warnt der gerufene Arzt (John Welsh) vor einer weiteren Verschlimmerung der Lage, rät dazu Janet in einem Sanatorium unterzubringen. Henry lehnt diesen Vorschlag zunächst ab. Doch dann trifft Janet erstmalig auf die Ehefrau ihres Vormunds, es kommt zu einer ungeahnten und blutigen Katastrophe ...

Mit der britischen Filmschmiede Hammer verbindet der Filmfreund zahlreiche Horrorstreifen der schönsten Sorte. Unholde wie Dracula, Frankenstein und sonstiges Gezücht sorgen auch nach Jahrzehnten für wohlige Gruselschauer. Grösste Stars dieser Ära waren Peter Cushing und Christopher Lee, häufig bereiteten attraktive Damen dem Auge des Zuschauers zusätzliche Freude. Ich liebe den typischen Hammer Horror abgöttisch, darüber soll aber nicht vergessen werden, dass die Briten sich nicht auf das Genre um Vampire und Leichenfledderer beschränkten. Thriller waren ein fester Bestandteil des Hammer Kosmos, der hier kurz vorgestellte Film bedient dieses Spielfeld in sehr unterhaltsamer Weise.

Regie führte (der 2007 leider verstorbene) Freddie Francis, der auf eine lange Karriere als Kameramann und Regisseur verweisen kann. Seine Blütezeit auf dem Regiestuhl begann in den frühen sechziger Jahren, sie dauerte bis zur Mitte des folgenden Jahrzehnts an. Francis war mehrfach für Hammer tätig, arbeitete allerdings auch für die Mitbewerber Amicus und Tigon. Besonders angetan haben es mir die Amicus Produktionen "Die Todeskarten des Dr. Schreck" (1964) und "Die tödlichen Bienen" (1967). Bei der hier kurz vorgstellten Hammer Produktion kann Francis auf ein äusserst solides Fundament bauen. Gewohnt stimmungs- und stilvolle Kulissen bieten den perfekten Rahmen, die Kamera bediente der versierte John Wilcox, aus der Feder von Don Banks stammt der solide Score (welcher in meinen Ohren teils eine Spur zu bieder und konservativ tönt). Jimmy Sangster verbucht das Drehbuch auf seinem Konto, die Wendungen kommen nicht allzu überraschend aus der Kiste gehüpft, hier und da hätte die Boshaftigkeit ein wenig wüster zuschlagen dürfen.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Akteure vor der Kamera. In der ersten Hälfte steht Janet im Mittelpunkt, dargestellt von der ab und an leicht überfordert anmutenden Jennie Linden. Ich möchte Lindens Vorstellung nicht allzu sehr bemängeln, die junge Dame befand sich noch in der Anfangsphase ihrer Laufbahn. Freilich ist die Darbietung einer psychisch angeschlagenen Person oft kein leichtes Spiel, nicht immer meistert Jennie Linden den schwierigen Balanceakt zwischen Ernsthaftigkeit und Nervensägerei. Vielleicht war seitens Regie und/oder Drehbuch eine gewisse Ironie gefragt, die sich bei genauer Betrachtung unterschwellig durch den Film zieht, für die Nachwuchskraft vermutlich eine kaum zu stemmende Herausforderung. Moira Redmond verlangt die Erzählung sehr unterschiedliche Charaktereigenschaften ab, der Bogen spannt sich von herzlich über kalt bis hysterisch. Frau Redmond meistert jede Marschrichtung vorzüglich, eine hochklassige Vorstellung. Irene Richmond und Brenda Bruce sind die unterschätzten Seelchen der Handlung, David Knight gibt den glatten Rechtsverdreher, George A. Cooper steht dem freundlichen Teil der Damenriege als züchtiges Helferlein zur Seite. Auf die kleineren Nebenrollen gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein, alle Beteiligten machen einen guten Job, Jennie Lindens Vorstellung mag manch anderer Filmfreund etwas positiver als ich zu beurteilen.

Hammer garniert den hauseigenen Psychothriller mit einer düsteren Gruselstimmung, in dieser Schnittmenge des Wohlgefallens sollten sich Freunde des Horrors, Krimis und der frühen sechziger Jahre gut aufgehoben fühlen. Klar, hier weht noch nicht der frische Wind durchs Haus, der ab Mitte/Ende des Jahrzehnts die gesamte westliche Welt in Aufruhr brachte. Wen wundert es, immerhin wurde der Film bereits 1962 produziert (aber erst 1964 in die Kinos gebracht). Behaglicher Schrecken aus der Knuffelkiste, sinnlicher Höhepunkt in Form dämonischer Auswüchse gegen Ende, staubige Muffigkeit der (oft) biederen fünfziger Jahre auf dem Rückzug. Nach 79 Minuten kurzweiligen Minuten endet der Streifen, Leerlauf ist nicht auszumachen.

Koch Media präsentiert "Der Satan mit den langen Wimpern" im Rahmen der "Hammer Edition" (bitte nicht mit der gleichnamigen Reihe aus dem Hause Anolis verwechseln). Titel des Labels erfreuen fast immer mit gelungenen Scheiben, die DVD zu diesem kleinen Schätzchen von Hammer bildet keine Ausnahme. Schöne Qualität des Films, der Bonusbereich bietet einen Trailer samt Bildergalerie an, abgerundet wird das Set durch ein beiligendes Booklet, obendrauf gibt es einen schicken Schuber.

6,5/10 - Vielleicht eine geizige Bewertung. Indessen hat das Genre so unglaublich viele Meisterwerke und Überflieger zu bieten, mehr Punkte kann ich mir in diesem Rahmen nicht abringen. Bitte beachtet, diese 6,5/10 sind ein kleines Schwergewicht mit Wohlfühlgarantie!

Lieblingszitat:

"Wissen wir wo ein Traum aufhört und die Wirklichkeit beginnt?"
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Beitrag von Blap »

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Six Bullets (USA 2012, Originaltitel: Six Bullets)

Wenn nichts mehr geht ... bitte den Metzger um Hilfe!

Der ehemalige Fremdenlegionär und Söldner Simon Gaul (Jean-Claude Van Damme) hat sich auf die Suche und Befreiung von Entführungsopfern spezialisiert, niemand erledigt diesen harten Job zuverlässiger. Erneut zieht Simon erfolgreich einen Auftrag durch, er rettet einen kleinen Jungen aus einem osteuropäischen Bordell, diverse Ganoven überleben die Befreiungsaktion nicht, ferner wird das Gebäude arg in Mitleidenschaft gezogen. Am nächsten Morgen präsentiert der zuständige Ermittler Inspector Kvitko (Steve Nicolson) dem Retter die Kehrseite der Medaille. Auf der Flucht haben Zuhälter und Kinderschänder haben zwei Mädchen skrupellos im brennenden Haus zurückgelassen, beide Kinder hatten keine Überlebenschance. Simon kann den grausigen Anblick nicht vergessen. Ständig sieht er die toten Mädchen, zieht sich in seine Metzgerei zurück, gibt sich dort zügellos dem Alkoholmißbrauch hin. Andrew Fayden (Joe Flanigan) hat derweil ganz andere Dinge im Kopf. Mit seiner Frau Monica (Anna-Louise Plowman) und der gemeinsamen Tochter Becky (Charlotte Beaumont) ist er nach Moldawien gereist, der erfolgreiche Mixed Martial Arts Kämpfer will dort einen wichtigen Kampf austragen. Schnell schlägt die gute Stimmung in blankes Entsetzen um, Becky ist plötzlich spurlos aus dem Hotel verschwunden, es gibt keinerlei Nachricht oder Lösegeldforderung. Durch den Diplomat Selwyn Gaul (Kristopher Van Varenberg) kommen die Eheleute Fayden mit dessen Vater Simon in Kontakt, nach kleinen Anlaufschwierigkeiten begibt sich der angeschlagene Spezialist auf die Suche nach Becky ...

Regisseur Ernie Barbarash arbeitete bereits bei "Assassination Games" (2011) mit Jean-Claude Van Damme zusammen. Obschon ich den Van Damme Streifen der letzten Jahre sehr zugetan bin, konnte mich "Assassination Games" nicht auf ganzer Linie überzeugen. Kein Grund zur Sorge, denn diesmal trifft Barbarash mitten ins Schwarze! Zwecks Werbung weist das Cover der BD auf "eine explosive Mischung aus "96 Hours" und "Man on Fire" hin. Solche Vergleiche bereiten mir meist Bauchschmerzen und sind oft haltloser Blödsinn, in diesem Fall scheinen mir die angeführten Bezugspunkte zumindest nicht völlig absurd und aus der Luft gegriffen. Freilich punktet "Six Bullets" für meinen Geschmack mit seiner ruppig-kernigen B-Movie Atmosphäre, überdies ist Jean-Claude Van Damme einer DER wahren Actionhelden, sorry lieber Denzel, sorry lieber Liam (über Herrn Van Damme steht selbstverständlich der göttliche und einzigartige Dolph Lundgren! Ich habe meine Zuneigung zum alten Schweden schon häufiger in die Tastatur geprügelt, erzähle an dieser Stelle folglich keine Neuigkeiten). Gerade verliere ich den roten Faden, seht mir diesen kleinen Anfall Fanboytum bitte nach.

Jean-Claude Van Damme ist längst zu einem erstklassigen Schauspieler gereift, darüber hinaus hinterlässt er auch als prügelnde Kampfmaschine noch immer einen durchschlagenden Eindruck. Gebrochene Charaktere meistert der Belgier mit Bravour, großartig seine Leistung in "Until Death" (2007), geradezu überwältigend der Seelenstriptease namens "J.C.V.D." (2008). "Six Bullets" bietet Van Damme die Bühne zur Zeichnung eines schwer depressiven Charakters, lässt aber genügend Raum für die schlagkräftigen Argumente des Actionhelden. Zwar wollte ich vor meiner Würdigung der Darsteller noch ein paar Worte über Story, Regie und Kamera loswerden, aber nun bin ich bereits meiner Begeisterung für Van Damme erlegen. Starke Szenen in Momenten brüllender Verzweiflung, knallharte Action und gepflegte Konversation, Jean-Claude Van Damme war nie besser als in den letzten Jahren! Joe Flanigan darf in der Rolle des MMA Fighters ab und an zulangen, bleibt aber in erster Linie besorgter Vater und Ehemann. Eventuell hätte man Flanigan eine Spur deutlicher in den "Action-Mittelpunkt" rücken können, nötig wäre eine solche Maßnahme nicht, sie wäre vermutlich auf Kosten der Glaubwürdigkeit und Tiefe des Charakters gegangen. Spontan wünschte ich mir bei der Sichtung des Films Scott Adkins an Van Dammes Seite, es gibt jedoch nichts an Joe Flanigans Leistung zu bemängeln. Anna-Louise Plowman erspart dem Zuschauer weinerlich-hysterische Momente, im knallharten Kampf um das Lebens ihres Kindes bricht die Löwin aus ihr hervor. Plowman verfügt über Erfahrung im B-Action Kosmos, im Steven Seagal Klopper "The Foreigner" (2003) war die attraktive ebenfalls Dame am Start. Charlotte Beaumont meistert den Part des entführten Teenie-Mädchens gut, mutet wie ein übliches Kind ihrer Generation an. Steve Nicolson darf das Klischee des stets bestechlichen Polizeibeamten aus Osteuropa aufbrechen. Uriel Emil Pollack gefällt als schmieriger Schwerverbrecher, er gibt den sadistischen Handlanger des einflussreichen Obergauners Stelu (Louis Dempsey). Kristopher Van Varenberg sehen wir als Filmsohn von Jean-Claude Van Damme, die Chemie zwischen den Herren stimmt und macht Lust auf mehr (kein Wunder, immerhin ist Kristopher tatsächlich Van Dammes Sohn. Er war bereits in mehreren Streifen seines Vaters zu sehen, fiel mir aber noch nie so positiv auf wie in diesem Flick).

"Assassination Games" nervte mit seiner fürchterlichen Farbgestaltung, angenehmerweise hält sich Ernie Barbarash diesmal weitgehend zurück und baut auf eine "augenfreundliche Farbpalette". Sehr schön, denn "Six Bullets" kommt mit gut gewählten Schausplätzen daher, hat solche Verschlimmbesserungen nicht nötig. Hier und da schwächelt das Erscheinungsbild, der eine oder andere digitale Effekt vermag nicht zu überzeugen. Macht nichts, denn viele "greifbare" FX entschädigen dafür, hinzu kommen die sehr ansprechend ausgearbeiteten Actionsequenzen und ein deftiger Härtegrad. Zusammenfassend trumpft "Six Bullets" mit einem Hauptdarsteller in toller Spiellaune auf, hat starke Nebenakteure im Angebot, das Drehbuch bedient sich in aus Töpfen mit Aufschriften namens Thriller, Drama und Action. Ernie Barbarash tischt dem Filmfreund ein schmackhaftes Menü auf, empfiehlt sich für weitere Aufgaben.

Die beiden knalligen "The Expendables" des Herrn Stallone bescheren dem Actionfilm wieder mehr Aufmerksamkeit. Ich begrüße das ausdrücklich! Vor allem wenn das Publikum endlich wieder ein Auge für gepflegte B-Action übrig hat! Neueinsteiger (oder erneute Einsteiger) müssen nichtmal auf Nachschub nicht warten, prächtige Streifen mit den Helden Lundgren, Van Damme und (teilweise) Seagal sind reichlich vorhanden. Seht es endlich ein, die alten Herren rocken härter und besser als jemals zuvor!

Mir liegt "Six Bullets" auf der BD aus dem Hause Splendid vor, die Qualität ist sehr ansprechend, der Bonusbereich leider geizig ausgestattet. Klarer Pflichtkauf, keine Ausreden!

Zunächst ziehe ich dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut). Da geht sicher noch mehr, der Streifen wird meinen Player bald wiedersehen ...

Lieblingszitat:

"Wenn Du den Menschen nicht mehr helfen willst, dann bist Du nur noch ein verdammter Metzger!"
"Dein Großvater war auch Metzger. Die Menschen brauchen Fleisch."



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Am vergangenen Abend musste natürlich ein Beitrag zum Thema "Halloween" auf den Bildschirm des Grauens, ergo wanderte "Halloween 5 - Die Rache des Michael Myers" (1989) in den Player der Verdammnis. Teil 5 knüpft nahtlos an den sehr starken "Halloween 4" (1988) an, kann dessen hohe Qualität aber nicht ganz halten. Dennoch meuchelt Michael gewohnt unterhaltsam, Donald Pleasence liefert als Dr. Loomis einmal mehr eine grandiose Vorstellung ab, Danielle Harris präsentiert sich als schauspielendes Kind der talentierten Sorte.

Macht Laune = 7/10 (gut)
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Italian Genre Cinema Collection No. 6 von Camera Obscura



Inferno unter heisser Sonne (Italien 1972, Originaltitel: Al tropico del cancro)

Kunst, Popanz und Voodoo! Anita, Anthony & Gabriele auf Haiti!

Dr. Williams (Anthony Steffen) lebt seit einiger Zeit auf Haiti. Dem angesehenen Wissenschaftler ist die Entwicklung eines -aus seiner Sicht- äusserst gefährlichen Serums gelungen, diverse Interessenten möchten schnellstmöglich Zugriff auf die Substanz erhalten. Williams weist alle Angebote mit Nachdruck zurück, lässt sich auch nicht durch Drohungen und Gewaltanwendung umstimmen. Fred Wright (Gabriele Tinti) und seine Gattin Grace (Anita Strindberg) sind gemeinsam nach Haiti gereist, die Ehe des Paares scheint kurz vor dem Ende zu stehen. Während Grace sich nicht mit dem ungewohnten Umfeld anfreuden mag, freut sich Fred vor allem über das Wiedersehen mit seinem alten Kumpel Williams. Bald sorgt eine erschreckende Mordserie für jede Menge Aufregung, offenbar ist eine Probe des tödlichen Serums in falsche Hände geraten. Welche Rolle fällt Fred in diesem lebensgefährlichen Spiel zu? Steckt der zwielichtige Mr. Garner (Stelio Candelli) hinter den Morden, weil der von ihm mit der Beschaffung des Stoffes beauftragte Peacock (Alfio Nicolosi) keinen Erfolg vorweisen kann? Weitere Todesfälle sind zu beklagen, wird sich Dr. Williams dem Terror beugen?

"Inferno unter heisser Sonne" transporiert das übliche Umfeld des Giallo in die tropische Hitze Haitis, es muss nicht immer eine Großstadt in Italien (oder Europa) sein. Trotz der exotischen Kulisse verzichtet der Film nicht auf schwarze Handschuhe, ruppige Morde und eine ordentliche Prise Erotik. Spannung und Logik ordnen sich verdorbenen Charakteren und stilvollen Schauplätzen unter, ebenso typisch für das Genre (ich sage es immer wieder, wer Logik braucht, der soll Rechenaufgaben lösen). Einige Szenen gewähren dem Zuschauer Blicke auf Rituale des Voodoo, verleihen dem Werk einen dezenten "Mondo-Anstrich". Seinen sinnlichen Höhepunkt erreicht das Treiben in einer wunderschön gefilmten Traumsequenz, im Rausch erlebt Anita Strindberg ein erotisches Abenteuer. An Nacktheit hatte man sich zu dieser Zeit bereits bewöhnt, gleichwohl gilt die Hingabe der attraktiven Schwedin einem schwarzen Adonis. Für manch enge Stirn vermutlich ein Skandal, für Filmfreunde ein Moment voller Anmut, Schönheit und knisternder Erotik. Die Regie ordnet man Edoardo Mulargia und Giampaolo Lomi zu, In diesem Zusammenhang lässt das Bonusmaterial der DVD aufhorchen. Während der geschätze (inzwischen leider verstorbene) Experte Antonio Bruschini die Regie Mulargia zuordnet (Lomi soll nur die "Mondo-Szenen" gedreht haben), berichtet Giampaolo Lomi von seiner fast vollständig eigenständigen Arbeit, Mulargia sei nur als Beobachter an Bord gewesen, habe die meiste Zeit am Strand verbracht. Für Bruschinis Ansicht spricht ein Blick auf die Karrieren der Herren Mulargia und Lomi, andererseits sollte Lomi es als damals Beteiligter besser wissen. Sehr gut gefällt mir die Kameraarbeit von Marcello Masciocchi, die sich immer wieder wie ein lüsternes Raubtier präsentiert. Lomis "Mondo-Shots" schlagen nicht minder zielsicher ein, erstaunlicherweise wirken sie nicht wie die Spieldauer streckende Fremdkörper, sondern ziehen den Betrachter noch tiefer in das Geschehen hinein. Es wäre unfair den angenehmen Score von Piero Umiliani zu unterschlagen, welcher das bunte Treiben punktgenau und sehr hörenswert aufhübscht.

Wie schlägt sich Anthony Steffen ohne Colt und Hut, abseits staubiger Westernszenarien? Sicher, der liebe Anthony zählte zu den gefragtesten Darstellern des Italowestern, doch funktionierten seine eher überschaubaren Fähigkeiten auch ausserhalb dieses eher limitierten Genres? Aus meiner Sicht kann ich diese Fragen mit einem dicken und grossen JA beantworten! Für mich hat er seine besten Auftritte in Streifen wie z. B. "La notte che Evelyn uscì dalla tomba" (Die Grotte der vergessenen Leichen aka Die Nacht in der Evelyn aus dem Grab kam, 1971) und "Femmine infernali" (Die Liebeshexen vom Rio Cannibale, 1980). Einmal mehr agiert Steffen hölzern und hüftsteif, wetzt diese Scharte jedoch mit seiner ganz speziellen und unverschämten Lässigkeit aus, seine natürliche Präsenz übertüncht mühelos sämtliche "Nichtschauspielerei". Überhaupt ist Herr Doktor Williams ein verdammt cleverer Typ, bei Bedarf zaubert er locker ein Gegenmittel nach einem gefährlichen Spinnenbiss aus dem (nicht vorhandenen) Hut, landet wie selbstverständlich mit der schönsten Frau der Sause im Lotterbett. Gabriele Tinti kennt und schätzt wohl jeder Liebhaber exotisch-erotischer Italostreifen, der spätere Ehemann der legendären Laura Gemser ist stets eine Bereicherung. Vor allem in den gemeinsamen Szenen von Steffen und Tinti wird deutlich, dass sich Blender und Könner erstklassig ergänzen können, trotz offensichtlicher Unfähigkeit vermag sich Steffen gegen Tinti behaupten. Anita Strindberg veredelt einige Genreperlen mit ihrer kantigen, kühlen und nordischen Schönheit, war in Werken von Größen wie Lucio Fulci (A Lizard in a Woman's Skin/Una lucertola con la pelle di donna, 1971), Sergio Martino (La coda dello scorpione/Der Schwanz des Skorpions, 1971) oder Aldo Lado (Chi l'ha vista morire, The Child - Die Stadt wird zum Alptraum, 1972) zu bewundern, die Dame gehört fraglos zu den Königinnen der frühen siebziger Jahre. Zwischen den Polen Steffen und Tinti verteidigt Strindberg ihre großzügige Nische souverän, Grace schwimmt sich nach und nach frei. Frust in der Ehe, sexuelle Phantasien, wachsendes Selbstbewusstsein und pure Sinnlichkeit, nie war Schweden schöner. Der Blick auf die Riege der Nebendarsteller lohnt sich, mir gefällt die ruppige Darbietung von Stelio Candelli sehr gut, Alfio Nicolosi sorgt als feister Puderbeutel für manchen Schmunzler, Umberto Raho punktet als kerniger Hotelfritze.

Vielleicht sollten Neueinsteiger sich zunächst mit den bekannteren Klassikern des Genres beschäftigen, als Fixpunkt möchte ich Dario Argentos "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" anführen. "Inferno unter heisser Sonne" tischt dem Liebhaber bewährte Zutaten auf, kleidet sich darüber hinaus in ein exotisches Gewand, kleine Mondoausritte inklusive. Grossartige Momente allerfeinster Sorte treffen auf groteske Zwischentöne, der Fan freut sich über das Date mit den Lieblingen Strindberg, Steffen und Tinti. Mhhmm, gerade kommt mir erneut Anitas Traum in den Sinn, ich schwebe sanft davon ...

Halt! So nicht! Wie ist es um die Qualität der DVD bestellt? Auf Camera Obscura ist Verlass! Der Film liegt in sehr schöner Qualität vor, zwei interessante Interviews, ein Trailer und eine Bildergalerie sind im Bonusbereich zu finden. Überdies enthält das Set ein Booklet, Christian Keßler unterhält mit sehr lesenswerten Ausführungen. Verpackt ist diese hochklassige Veröffentlichung in einem Digipak samt Schuber. Achja, der Ton liegt in deutscher und italienischer Sprache vor, die deutsche Synchro gefällt mit ihrem teils nassforschen Zungenschlag. Fast hätte ich die hemmungslose schöne Gestaltung des Menüs nicht gelobt ... Fazit: Klarer Pflichtkauf, klarer geht es nicht!

Punkte? Muss das unbedingt sein? Mehr als 7/10 (gut) lässt der Vergleich mit den Spitzen des Genres nicht zu, gleichwohl ist "Inferno unter heisser Sonne" für den Sammler unverzichtbar! "Repertoirewert" 10/10 & Wohlfühlfaktor 10/10!!!


Lieblingszitat:

"So schön finde ich Dein Haiti jetzt auch wieder nicht."
"Warte nur, wenn Du erst ein paar Tage hier bist, dann willst Du gar nicht mehr weg!"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Griechische Feigen (Deutschland 1976, Originaltitel: Griechische Feigen)

Auf der Suche ...

Patricia (Betty Vergès) wird von ihren Eltern nach München geschickt. Vor der Abreise verschenkt die junge Frau am Flughafen ihr Ticket und bleibt in Griechenland, reist auf eigene Faust durch den sommerlichen Mittelmeerstaat. Neugierig trifft Patricia auf freundliche und weniger freundliche Menschen, erlebt erotische Abenteuer und gerät in die eine oder andere brenzlige Situation. Auch der auf kleinem Segelboot schippernde Tom (Claus Richt) kreuzt ihren Weg, reicht es diesmal für mehr als ein flüchtiges Abenteuer?

In den siebziger Jahren entstanden unzählige Softerotikfilme, viele boten Ausblicke auf hauptsächlich schmackhafte Obstkörbe (meist) attraktiver Damen, geizten überdies nicht mit debilen Dialogen und überschaubarer Handlung. Auf den ersten Blick möchte man "Griechische Feigen" genau in diese Schublade stecken. Freilich dürfen wir die attraktive Hauptdarstellerin häufig unbekleidet geniessen, haut uns das Drehbuch diverse Zoten um die Ohren, bedient die üblichen Klischees. Wer sich damit anfreunden kann, der darf sich auf knapp 90 Minuten lockere Unterhaltung in einem schön eingefangenen Umfeld freuen, die zweite Hälfte verliert an Tempo, angenehmerweise leidet der Unterhaltungswert nicht darunter.

Fazit? Nein, denn "Griechische Feigen" hat mehr zu bieten als vermutet! Unter der glatten Oberfläche gibt es einiges zu entdecken. Kleine Seitenhiebe auf die fürsorglichen Eltern, Mami sorgt sich wahnsinnig ums Töchterchen, steht allerdings wegen des Termins beim Frisör unter Zeitdruck, Frau muss Prioritäten setzen. Deutsche Touristen wollen um jeden Preis die Sau rauslassen, der Wunsch nach Sex soll notfalls mit Gewaltanwendung in die Tat umgesetzt werden. Derweil führt Patricia per Tonband Tagebuch, gibt sich bei ihren Aufzeichnungen zunehmend nachdenklich. Eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst, irgendwo zwischen kokett und melancholisch auf der Strasse der Freiheit unterwegs. Dank der hübschen und sympathischen Betty Vergès macht der Trip Laune, Regisseur Sigi Rothemund kann sich auf seine Protagonistin verlassen. Leider währte die Filmkarriere der knackigen Dame nur kurz, schade. In einer Nebenrolle taucht die damals blutjunge Olivia Pascal auf, Claus Richt hat den wichtigsten Part innerhalb der Herrenriege erwischt. Untermalt wird das kurzweilige Treiben durch nette Musik, nur selten gleitet der Score in eher befremdliche Gefilde ab.

"Griechische Feigen" ist ein kleine und liebenswerte Sause aus dem Hause Lisa Film. MCP bietet den Streifen für wenig Geld an, die Scheibe bietet lediglich einen Trailer als Bonus, die Bildqualität geht aus meiner Sicht in Ordnung (nicht für Zeilenzähler geeignet). Achtung! Es sind zwei unterschiedliche Auflagen erhältlich, die FSK 16 Variante enthält eine massiv gekürzte Fassung. Keine Panik, die 18er-Scheibe wechselt zum ebenso günstigen Kurs den Besitzer.

6/10


Lieblingszitat:

"Ich bin der Ulf! Und das ist der geile Max!"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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