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Wissenschaft ...

Hier dreht es sich um (fast) alles...
boomer
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Beitrag von boomer »

Maugi hat geschrieben: Frank Klemm schrieb:
Denn Philosophie hat sich immer
nur um schon bekanntes gekümmert (was anderes kann sie auch nicht).
ich bin zwar kein Philosoph aber ich denke, da unterschätzt du die Philosophie einwenig !
Im Grunde ist es genau anders herum: Die Naturwissenschaften schauen sich die Natur und deren Regeln genau an - gibt es aber alles schon. Neu daran ist, dass wir es verstehen und ggf. selbst anwenden können. Die Dinge funktionieren aber auch ohne unser Verständnis. Ein Stein fällt auch nach unten und wenn es nur Affen geben würde.

In der Philosophie werden aber schon neue "Ideen" geboren (wurden geboren!), die es vorher so noch nicht gegeben hat. Ich kann Steine umdrehen und graben wie ich will, ein Elektronenmikroskop anwerfen usw. aber Werte wie Demokatie, Freiheit usw. werde ich nicht finden. Diese entstpringen dem menschlichen Geist, da gibt es nichts auszurechnen oder zu beweisen! Und in einer Welt von Affen gäbe es dies nicht ...


Ich denke die Fachbereiche habe alle ihre Berechtigung und die Bedeutung für den Menschen wird erst im Zusammenspiel geboren. Die Naturwissenschaftler können uns sagen, was geht und wie es funktioniert. Ob dies aber Verwendung findet, muss anderen Instanzen überlassen werden, womit wir wieder bei politischen Prozessen und der Demokratie sind. Philosophie und Religion würde ich an dieser Stelle nicht unterschätzen.

Meiner Meinung nach ist die Ethik und die gesellschaftliche Diskussion heute notwendiger den je, denn wir können immer mehr in die Abläufe eingreifen. Zudem müssen wir uns überlegen, wie wir die immer noch knappen Recourcen bei steigenden Möglichkeiten nutzen - und dabei helfen Naturwissenschaften wenig!
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

burki hat geschrieben:Hi,
Müssen wir deshalb aufhören etwas in Frage zu stellen bzw. genau/genauer zu hinterfragen ?
das hat nichts, aber auch garnichts mit meinem posting zu tun :wink: ...
Mir ging es einfach darum, dass in unserer Leistungsgesellschaft haeufig "Querdenker" nicht gerne gesehen werden.
Brauchst Du noch Hinweise, wie man sich sehr effektiv unbeliebt machen kann?

"Das Problem ist unter diesen Vorgaben in einem Universum, in dem das Kausalitätsprinzip
gilt, prinzipiell nicht lösbar.",
"Diese Schnittstelle mag aus Sicht der Klassenstruktur zwar schön sein, sie erlaubt aber nur
höchst ineffizienten Code zu schreiben. Die Komplexität beträgt beim besten mir bekannten
Verfahren, daß auf diese Schnittstelle abbildbar ist, O(n²*ld n), es gibt aber Verfahren mit
O(n), die aber nicht mit dieser Schnittstelle machbar sind."
Hauptsache eine direkt fachlich verwertbare Ausbildung, das ist doch das was von der Industrie gewuenscht wird. Ebenso sind zumeist die Hierachien klar verteilt.
Ich glaube, daß Unternehmen langfristig mit Personen mit Lebenserfahrung und Weitblick
etwas haben. Sie sind zwar im Umgang unangenehmer als junge Hüpfer, sind aber in der
Lage, idiotische Befehle von oben im richtigen Aufenblick einfach zu ignorieren.

Das Hauptproblem ist aber, daß man sich mit solchen Menschen auseinandersetzen muß,
und das zu können, scheint heute häufig auf der Strecke zu bleiben. Irgendwie erscheint
mir ohnehin die Welt in den letzten 7 bis 8 Jahren zunehmend grotesker zu werden.
Gesunder Menschenverstand, häufig ist er nützlich, er stellt ja nichts anderes als
eine Erfahrungsbasis auf hohem und ungenauen Abstraktionslevel dar, wird immer
weniger genutzt. Man kann nicht genug Köpfe zum Schütteln haben.

Auf der anderen Seite muß man aber auch sagen, daß bei komplexeren Prozessen
häufig der normale gesunde Menschenverstand komplett daneben liegt. Einige
gängige Volksmeinungen über Wirtschaft sind einfach komplett falsch. Man muß
bei Faustregeln, Ingenieurformeln, Klischees und dem "gesunden Menschenverstand"
immer die Grenzen im Gedächtnis haben.
Frueher gabs z.B. beim Daimler noch eine ganze Abteilung, die ohne direkt von aussen festgelegte Regeln denken durften ...
Bei Daimler kenn ich so was nicht, aber bei IBM haben die Tradition. Südlich des Bodensees ...
Warum ich bei diesem Thema so zynisch bin: Bei meinem letzten Angestelltenverhaeltnis meinte doch einer meiner Chefs ich sollte nicht "denken, sondern tun", als ich mich dagegen wehrte eine in meinen Augen voellig sinnlose Aufgabe zu erledigen.
2 Wochen spaeter war ich dann selbststaendig ...
Wenn Du was anständiges und stabiles gefunden hast, dann schön. Leider hat aber
auch das Selbständig-Sein Nachteile, ein nicht unbeträchtlicher Teil der Arbeitszeit geht
durch Dinge drauf, um die man sich sonst nicht zu kümmern hat. Firmen mit 3 bis 4
Leuten, die harmonisieren und sich gut ergänzen, können aber auch dieses Problem
dämpfen.
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Beitrag von boomer »

Frank Klemm hat geschrieben: "Das Problem ist unter diesen Vorgaben in einem Universum, in dem das Kausalitätsprinzip
gilt, prinzipiell nicht lösbar.",
"Diese Schnittstelle mag aus Sicht der Klassenstruktur zwar schön sein, sie erlaubt aber nur
höchst ineffizienten Code zu schreiben. Die Komplexität beträgt beim besten mir bekannten
Verfahren, daß auf diese Schnittstelle abbildbar ist, O(n²*ld n), es gibt aber Verfahren mit
O(n), die aber nicht mit dieser Schnittstelle machbar sind."
http://mypage.bluewin.ch/federico.fluec ... rg2uci.pdf
Frank Klemm hat geschrieben: Einige gängige Volksmeinungen über Wirtschaft sind einfach komplett falsch. Man muß
bei Faustregeln, Ingenieurformeln, Klischees und dem "gesunden Menschenverstand"
immer die Grenzen im Gedächtnis haben.
Man sollte zuvor erst einmal definieren, was man unter Wirtschaft versteht. Wenn in .de von "der Wirtchaft" die rede ist, sind zumeist Unternehmer gemeint. Unternehmerinteressen werden also mit dem Interesse der Wirtschaft gleichgesetzt, was natürlich falsch ist, da ALLE Beteiligen Bestandteil "der Wirtschaft" sind, sollte man die gegensätzlichen Postitionen und Interessen nicht durch politische Verwendung der Begriffe ausblenden!

Dass man die Dinge auch anders benennen kann, zeigt der schon der Blick nach Frankreich, wo z.B. die Begriffe Arbeitgeber und Arbeitnehmer vertauscht sind, was einen Rückschluss auf die Sichtweise zulässt.

Da das komplexe Wirtschaftsgeschehen aber in hohem Maße von Glauben, Erwartungen, Gefühlen etc. geprägt ist, bleibt auch "falsch verstandenes" nicht ohne Wirkung und wird Bestandteil der Interaktionen.
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

boomer hat geschrieben:
Frank Klemm hat geschrieben: "Das Problem ist unter diesen Vorgaben in einem Universum, in dem das Kausalitätsprinzip
gilt, prinzipiell nicht lösbar.",
"Diese Schnittstelle mag aus Sicht der Klassenstruktur zwar schön sein, sie erlaubt aber nur
höchst ineffizienten Code zu schreiben. Die Komplexität beträgt beim besten mir bekannten
Verfahren, daß auf diese Schnittstelle abbildbar ist, O(n²*ld n), es gibt aber Verfahren mit
O(n), die aber nicht mit dieser Schnittstelle machbar sind."
http://mypage.bluewin.ch/federico.fluec ... rg2uci.pdf
Betreffs Verständigungsproblem. Das hat man häufig schon innerhalb
einer Disziplin. Jeder verwendet leicht unterschiedliche
Namenskonventionen und schon sind die Ergebnisse nur noch mit
großer Mühe nachvollziehbar (oder man stellt fest, daß sie falsch sind,
weil sich verrechnte wurde!).
Frank Klemm hat geschrieben: Einige gängige Volksmeinungen über Wirtschaft sind einfach komplett falsch. Man muß
bei Faustregeln, Ingenieurformeln, Klischees und dem "gesunden Menschenverstand"
immer die Grenzen im Gedächtnis haben.
Man sollte zuvor erst einmal definieren, was man unter Wirtschaft versteht. Wenn in .de von "der Wirtchaft" die rede ist, sind zumeist Unternehmer gemeint. Unternehmerinteressen werden also mit dem Interesse der Wirtschaft gleichgesetzt, was natürlich falsch ist, da ALLE Beteiligen Bestandteil "der Wirtschaft" sind, sollte man die gegensätzlichen Postitionen und Interessen nicht durch politische Verwendung der Begriffe ausblenden!

Dass man die Dinge auch anders benennen kann, zeigt der schon der Blick nach Frankreich, wo z.B. die Begriffe Arbeitgeber und Arbeitnehmer vertauscht sind, was einen Rückschluss auf die Sichtweise zulässt.
Wirtschaftswissenschaften = alles, was sich mit dem Austausch
von Waren und Arbeitszeit beschäftigt. Ich bevorzuge dabei die
unverständlicheren Teile ;-)
Da das komplexe Wirtschaftsgeschehen aber in hohem Maße von Glauben, Erwartungen, Gefühlen etc. geprägt ist, bleibt auch "falsch verstandenes" nicht ohne Wirkung und wird Bestandteil der Interaktionen.
Für das, was wir mitbekommen, gilt das zweifellos in hohem Maße.
Teilweise bekommt schon der Laie daran Zweifel, was die Experten
so von sich geben.

BTW ist das Wort "Experten" für mich ein Schipfwort. Wenn sich jemand
geehrt fühlt, wenn ich ihn als Experte bezeichne, dann liegt er völlig
daneben.
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

Buch über moderne Naturwissenschaften (nur kurz überflogen):
http://www.eb.tuebingen.mpg.de/emeriti/ ... -Seele.pdf

Zur QM: Für das "Verständnis" der QM sollte man als ersten den
Hefter "Theoretische Mechanik" aus dem Regal ziehen und sich
noch mal den Hammilton-Formalismus der Klassischen Mechanik
ansehen. Diese kann man auch als Poisson-Klammern darstellen.
Diese Form zeigt dann die Verwandschaft zwischen KM und QM.
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Beitrag von boomer »

Frank Klemm hat geschrieben: Ich bevorzuge dabei die unverständlicheren Teile ;-)
:D

hättest du jetzt nicht sagen brauchen, so was hatte ich mir schon fast gedacht ;)
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Maugi
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Beitrag von Maugi »

boomer schrieb:
Wäre es aber nicht richtiger, die Wissenschaft würde sich mehr mit den Dingen schlechthin beschäftigen, ohne auf die Verwertbarkeit und den Nutzen zu achten? Das humanistische Bildungs- und Wissenideal kann ich heute jedenfalls nicht mehr uneingeschränkt realisiert sehen!
Es gibt keine großen
Entdeckungen und Fortschritte,
solange es noch ein
unglückliches Kind auf Erden gibt.

(Albert Einstein)
[color=blue]"Ich würde gern leben wie ein armer Mann mit einem Haufen Geld."[/color]

[i]Pablo Picasso (1881-1973), spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer[/i]
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Doc
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Beitrag von Doc »

boomer hat geschrieben:
Doc hat geschrieben: Aber bitte, ich lasse mich gerne eines besseren belehren und korrigiere auch gerne mein Weltbild. Denn schließlich bin ich Wissenschaftler.

Welche Fachrichtung wenn ich fragen darf?

Wiwi :mrgreen: - genauer BWLer - :mrgreen:
boomer hat geschrieben:
Doc hat geschrieben:Auf welche "Grenzen" beziehst du dich? Und welchen "Tellerrand" meinst du?

Erkenntnisgrenzen! Schon mal gehört?
Nee, den Begriff habe ich noch nicht wirklich gehört. Der scheint für meine Forschungen nicht so relevant zu sein. Was den Begriff "Erkenntnis" betriffst wirst du vermutlich auch eher eine philosophisch geprägte Definition verwenden - die ist für mich irrelevant. Ich stütze mich in meiner Forschung auf die (eher biologisch basierten) der kognitiven Psychologie. Also könnten wir wahrscheinlich noch 100 Jahren aneinander vorbei reden.
Mag sein, dass wir in 100 Jahren noch aneinander vorbei reden würde - aber du willst mir doch nicht erzählen, dass du (vermutlich als Psychologe oder Biologe) noch nie etwas davon gehört hast!? Gerade als Wissenschaftler sollte man doch wissen, in welchen Dimensionen man sich bewegt! Sorry, aber da waren die "Alten" noch "breiter aufgestellt" während mir heute die Unis schon fast so vorkommen, als würde "industriell" Wissen produziert!.
Da sollen die "Alten" erst mal nachmachen, was ich mir schon alles in den Kopf geprügelt habe. Neben der BWL das Vordiplom in Physik sowie diverse Scheine in Pyschologie, Soziologie (*kotz*), Mathematik, Informatik, Chemie und Kulturwissenschaft (gibt es den FB Kulturwissenschaft überhaupt...*grübel, grübel*... ich meine jedenfalls eine Vorlesung über "Griechische Mythologie" - oder fällt das sogar unter Ethnologie?).

Philosophie allerdings nicht. :oops: Was ich von den Philsophen (so die ganz Alten bis Kant) über den Begriff Erkenntnis gelesen habe, passt mir jedenfalls nicht. Eine in meinen Augen zu enge Verbindung der Erkenntnis mit dem Begriff "Wahrheit". Also von dem "objektiven und subjektiven Führwahrhalten" als Voraussetzung für Erkenntnis halte ich nichts. Sorry, die Philosophen stehen zwar auf großen Säulen, aber da kann ich ihnen trotzdem nicht zustimmen. Für meine pragmatischen Ziele beschränke ich die Voraussetzung für Erkenntnis eher auf eine hohe subjektive Wahrheitsvermutung. Nein, das ist zu verkürzt. So verkürzt, dass es falsch ist - aber so ungefähr die Richtung. Allerdings rede ich normalerweise auch nur von "Wissen" und nicht von "Erkenntnis", so düfte ich dem härtesten Feuer von Seiten der Philosophen entgehen können. :wink:
boomer hat geschrieben: Genau hier liegt vermutlich ein Problem! Heute interessiert fast nur noch, was ökonomisch zu verwerten ist, oder zumindet in einer Vorstufe einen Beitrag dazu leistet. In der praktischen Umsetztung (vom Management her betrachtet) kann man aber nur Ideen einsetzten, die man nachvollziehen (nachrechnen) kann. Geht es in die Hose kann man immer noch sagen, dass der Prof./Dr. xyz aber so und so gerechnet hat, die Unternehmensberatung abc aber zu diesem Ergebnis gekommen ist usw. Die Verantwortung kann bei "harten" Fakten viel leichter delegiert werden, wie bei "weichen Wissen"!
Leider wird in den höheren Management Ebenen kaum noch gerechnet sondern eher aus dem Bauch entscheiden - das ist ja gerade der Grund, warum es in vielen Unternehmen bergab geht...
boomer hat geschrieben:Gerade in Fächern die im Grunde stark politisch geprägt sind (z.B. WiWi) wird immer wieder verschwiegen, dass die Grundannahmen stark "glaubensbedingt" sind. Dass man, wenn man die Annahmen erst mal gemacht hat, dann richtig rechnet, wird wohl nicht angezweifelt werden müssen. Hier wird aber so getan, als sei etwas berechenbar und wissenschaftlich belegbar (z.B. ein Systemgedanke) der es im Grunde gar nicht ist. Dadurch wird (wissenschaftlich als auch politisch/gesellschaftlich) gar nicht mehr über Alternativen nachgedacht. In dies wirklich die objektive Wissenschaft?
A) Die WiWi sind nicht politisch geprägt - Beweis: BWL = Teilmenge der WiWi, da BWL nicht politisch geprägt (was jeder weiß, der sich mit dem Fach beschäftigt hat) folgt: die WiWi sind nicht politisch gepägt. q.e.d.

B1) Die Grundannahmen der WiWi haben nichts mit Religion zu tun (oder was meinst du mit "glaubensbedingt") - Beweis: BWL = Teilmenge der WiWi, da BWL nichts mit Religion zu tun hat (was jeder weiß, der sich mit dem Fach beschäftigt hat) folgt: die WiWi hat nichts mit Religion zu tun. q.e.d.

B2) Falls mit "glaubensbedingt" jedoch gemeint ist, dass für ein formuliertes Modell auch ein genauer Wirkungsbereich (Prämissen...) angegeben wird.... so what, das nenne ich sauberes arbeiten! Dass die Modelle nicht 100%-ig auf die Realität übertragbar sind, weiß auch jeder - sonst wäre das Modell ja auch kein Modell, wenn es nicht abstrahiert wäre. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass man z.B. bei der Planung einer simultanen Produktions- und Finazierungsplanung mit einem abstrakten Modell besser fährt, als wenn man würfeln würde. :P Und dass man in einem sozio-technischem System nicht Vorhersagen in der gleichen Qualität liefern kann, wie in einem vollkommen determinierten physikalischen System ist auch nichts Neues - und wird meines Wissen auch von keinem BWLer behauptet.

So what? Sobald ein Philosoph meinen Job besser machen würde als ich, würde ich mich gerne von ihm ausbilden lassen, damit ich auch so gut wie er werde.
boomer hat geschrieben:
Im Grunde ist es genau anders herum: Die Naturwissenschaften schauen sich die Natur und deren Regeln genau an - gibt es aber alles schon. Neu daran ist, dass wir es verstehen und ggf. selbst anwenden können. Die Dinge funktionieren aber auch ohne unser Verständnis. Ein Stein fällt auch nach unten und wenn es nur Affen geben würde.
Sorry, das ist jetzt eine Steilvorlage, die ich nutzen muss. Wenn es nur Affen geben würde, würde ebend kein Stein vom Baum fallen, da der Affe weder weiß was mit dem Wort "Stein" noch mit dem Wort "Baum" gemeint ist :idea: Das nenne ich die A...... Rethorik :wink: - die habe ich bei den Soziologen gelernt. Lustigerweise geht die auf einen Philosophen zurück - äh.... - er fing mit "S" an... entweder war es Sophocles oder Socrates - ich bringe die zwei Namen grundsätzlich durcheinander... :oops: ...ich glaube, es war Sophocles.
boomer hat geschrieben: In der Philosophie werden aber schon neue "Ideen" geboren (wurden geboren!), die es vorher so noch nicht gegeben hat. Ich kann Steine umdrehen und graben wie ich will, ein Elektronenmikroskop anwerfen usw. aber Werte wie Demokatie, Freiheit usw. werde ich nicht finden. Diese entstpringen dem menschlichen Geist, da gibt es nichts auszurechnen oder zu beweisen! Und in einer Welt von Affen gäbe es dies nicht ...
Auch wenn ich mir es jetzt vollends verderbe (das habe ich in der Industrie gelernt, man kann nicht everybodys darling sein): aber die Philosphen beobachten genauso wie die Physiker Dinge die es schon gibt. Wenn der Philosoph ein Konzept der "Demokratie" entwickelt, dann steckte dieses Konzept schon in der Natur des Menschen/der Kultur drin und musste von ihm nur ausgegraben werden.

Der Vergleich mit der Welt der Affen ist übrigens absurd - denn wenn es nur Affen gäbe, gäbe es auch keine Physik. Ich würde sogar behaupten, die Affen würden es eher schaffen die Demokratie zu entwickeln als ein Elektronenmikroskop. Weil letztendlich ist die Demokratie nur eine Menge von Verhaltensnormen - und nach Normen kann sich jeder Affe verhalten.
boomer hat geschrieben: Zudem müssen wir uns überlegen, wie wir die immer noch knappen Recourcen bei steigenden Möglichkeiten nutzen - und dabei helfen Naturwissenschaften wenig!
Naja, für die beste Nutzung der knappen Ressourcen wurde ja die BWL geboren. :D Nein, ich stimme dir zu, dass man die Ziele diskutieren sollte, die man verfolgt. Manch Einen mag es verwundern, aber die BWL hat keine eigenen Ziele und fördert auch keine bestimmten Ziele in Unternehmen. Sie setzt erst da auf, wo Ziele festgelegt wurden und versucht dann, diese Ziele unter Verwendung möglichst weniger Ressourcen zu erreichen. Und darin sind wir gut - die Besten! :D Habe ich es nicht schon wenige Tage nach der Tsunami Katastrophe im Forum gesagt, dass ich dort eher ein logistisches als ein finanzielles Problem sehe? Und gestern in den Nachrichten: die Hilfsorganisationen treten sich auf die Füße, allerlei Organisationen blockieren und die Opfer fangen langsam wieder an zu hungern. Das wäre ein klassisches BWL Problem gewesen. Ziel: Flutopfern helfen, Nebenbedingung: Budget... und auf gehts (Planen, Rechnen, Simulieren und MACHEN)! Aber was läuft da jetzt, es wird nur rumgeeiert.
boomer hat geschrieben: Meiner Meinung nach ist die Ethik und die gesellschaftliche Diskussion heute notwendiger den je, denn wir können immer mehr in die Abläufe eingreifen.
Volle Zustimmung.

Wir BWLer können uns ja nicht um alles kümmern :wink: die Ziele (Grundwerte und Ethik) sollte man schon mit der gesamten Gesellschaft festlegen.

-Stefan

P.S.: Boah ey - so viel habe ich geschrieben. Da ich mein eigenes Gecshreibsel noch nie ausstehen konnte, verzichte ich darauf, es noch einmal durchzulesen. Sollte da oben irgendein Unsinn stehen: einfach ignoriren - dichterische Freiheit. :wink:

P.P.S.: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :wink:
[color=orange][size=75]
NuWave 35 SE, NuWave AW-75, NuWave RS-5;
Marantz PS17/SM17 AV Amp Vor-/Endstufen Kombi,
Panasonic S75 DVDP, Philips RU 760 FB, ALDI Beamer.
[/size][/color]
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Beitrag von boomer »

Doc hat geschrieben: P.S.: Boah ey - so viel habe ich geschrieben. Da ich mein eigenes Gecshreibsel noch nie ausstehen konnte, verzichte ich darauf, es noch einmal durchzulesen. Sollte da oben irgendein Unsinn stehen: einfach ignoriren - dichterische Freiheit. :wink:
Hast ja wirklich viel geschrieben! Hab's auch mit Interesse gelesen und ich werde (ich muss :D) dazu noch was schreiben ;) - dann wird der Beitrag hier editiert. Bis später ...
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Frank Klemm
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Beitrag von Frank Klemm »

boomer hat geschrieben:
Frank Klemm hat geschrieben: Man sollte sich im klaren darüber sein, von welcher Philosophie die Rede ist,
wenn von "Und die Welt in der du heute lebst, ist dennoch in zu einem erheblichen Teil durch die Philosophie geprägt" die Rede ist. Es ist die Philosphie am Ende des 18. Jh., geprägt
durch die Aufklärung, die im 16. Jh. begann.
So eng würde ich es nicht verstanden wissen wollen. Ich glaube nicht, dass die Philosophen vor 1800 für die zeit danach (heute eingeschlossen) "unerheblich" waren. Viele der Werte die wir heute leben, wurden vor x Jahrunderten von irgendwelchen Menschen ersonnen, die auf irgendwelchen Steinen sitztend, über sich und die Welt nachdachten!
Frank Klemm hat geschrieben: Die Philosophie ist doch viel mehr geeignet die Welt zu verändern, wie es die Naturwissenschaften je sein werden.
Nenne mir bedeutende Erkenntnisse der Philosophie ab z.B. 1880?
Du willst doch wohl nicht sagen, dass es danach keine Philosophie mehr gegeben hätte! Sicher gab es Zeiten in der Menschheitsgeschichte, die von mehr Ideen geprägt war, aber ganz so abschreiben möchte ich die letzten 125 Jahre auch nicht. Übrigens sollte man hier in anderen Zeitdimensionen denken - ist ist nicht plötzlich eine Idee da, die morgen die Welt verändert.
Vorgestern im Radio (Bayern 2). Das Hauptproblem bei der Entwicklung der Speziellen
Relativitätstheorie (SRT) war es, sich von den philosophisch geprägten Vorstellung von Raum
und Zeit zu lösen. Dafür hat Einstein 10 Jahre benötigt (1895 bis 1905)!
Die Mathematik der SRT war 1895 von Hendrik Antoon Lorentz fertiggestellt worden, es hat es
jedoch nicht geschafft, das richtige daraus zu interpretieren und ist bei so was ähnlichem wie
der Epizykeltheorie hängengeblieben. Einige Effekte lassen sich zwar mit Lorentz' Beschreibung
erklären, allerdings nicht alle.

Noch schlimmer sieht es mit der Quantentheorie (QT) aus, die selbst Einstein innerlich nie
akzeptiert hat. Es gibt jede Menge Phänomene, die sich beobachten lassen, die aber klassischen
Vorstellungen von Materie widersprechen.

Aus dem Astro-Forum:
Hallo Alla,

du hast geschrieben:
"Hat Einstein die Arbeit von Lorenz nur populär erklärt? ... Ist eigentlich Lorenz der Vater der SRT?."

Nein.
Einsteins Erklärungen der relativistischen Effekte der SRT waren damals zunächst weit weniger 'populär' als die von Lorentz [3]. Sie waren (und sind) grundlegend anders. Die SRT hatte viele 'Väter', denn die Entdeckung dieser Theorie lag damals sozusagen in der Luft. Aber keiner dieser 'Väter' revolutionierten die Begriffe von Raum und Zeit in der radikalen Art und Weise, wie es Einstein tat.

Weiter hast du geschrieben:
"Ist das wirklich so, das Lorentz alles gemacht hat, er konnte nur nicht verstehen was er gemacht hat?"

Nein.
Hendrik Antoon Lorentz und George Francis Fitzgerald erklärten das negative Ergebnis des Michelson-Versuchs mit der Kontraktion schnell bewegter Körper (Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion). Diese von Lorentz und Fitzgerald vorgeschlagene Kontraktion sollte eine durch Kräfte hervorgerufene Kontraktion sein, welche den Körper deformierten.

Im Gegensatz dazu erklärte Einstein das negative Ergebnis des Michelson-Versuchs als eine Folge des eigentümlichen Charakters von Raum und Zeit und nicht als das Ergebnis irgendwelcher physikalischer Kräfte, die auf die bewegte Materie einwirken. Die Einstein-Kontraktion ist rein kinematischer Natur und Ausdruck der mit dem Relativitätsprinzip verträglichen Messung von Raum und Zeit.

Im Jahre 1923 führten R. J. Kennedy und E. M. Thorndike ein Experiment durch, bei dem ein Interferometer monatelang beobachtet wurde. Es zeigten sich keine Effekte, die auf eine Richtungsabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit schließen ließen. Das Kennedy-Thorndike-Experiment hatte gegenüber dem Experiment von Michelson-Morley außerdem den Vorteil, dass das Ergebnis aufgrund einer anderen Versuchsanordnung nicht durch die Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion erklärbar war.

Lorentz und Fitzgerald waren nämlich der Meinung, dass der Negativausgang des Michelson-Morley-Experiments durch eine materiale Kontraktion der Interferometer-Arme erklärt werden könne. Dieser Erklärungsversuch wurde durch das Kennedy-Thorndike-Experiment widerlegt und die Deutung von Einstein wurde dadurch voll bestätigt. Die Kontraktionshypothese von Lorentz Fitzgerald kann zwar zu Erklärung des Michelson-Morley-Versuchs herangezogen werden, das Kennedy-Thorndike-Experiment wird damit jedoch keineswegs erklärt. Näheres hierzu findest du auf Seite 71 des Buches von A. P. French [1].

Bernulf Kanitscheider schreibt zu diesem Thema auf Seite 47 seines Buches [2]:

Zitat:
"Die Lorentzsche Elektronentheorie zeigt jedoch beim genauen Hinsehen eine zusammengesetzte Struktur, sie besteht aus einer Basistheorie, mit der die Nullergebnisse der Ätherdriftexperimente erster Ordnung erklärt werden können, und aus einer "ergänzenden Hypothese", welche die sogenannte Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion ausdrückt.

Das ist genau jene Zusatzannahme, mit der auch die Experimente zweiter Ordnung abgedeckt werden. George Francis Fitzgerald hatte bereits 1889, knapp nach dem Bekanntwerden der Interferometerergebnisse von Morley und Michelson, behauptet, dass die einzige Annahme, die hier den Einklang mit der Theorie herstellen könnte, die sei, dass die Länge der materialen Körper bei der Bewegung durch den Äther sich verändere, und zwar in einer Stärke, die vom Quadrat des Verhältnisses ihrer Geschwindigkeit zu der des Lichtes abhänge, d. h. von (v/c)2.

Man beachte aber, dass bei Fitzgerald immer ein dynamischer Kontraktionsvorgang gemeint ist, also ein solcher, der die Moleküle bei ihrer Bewegung durch den Äther zusammenpresst. Diese Zusatzhypothese von Fitzgerald baute Lorentz nun in seine Theorie ein, die als die umfassendste vereinheitlichte feldtheoretische Beschreibung der Natur in der vorrelativistischen Ära anzusehen ist."
Zitat-Ende.

Fazit:
Einstein war es, der die Verhältnisse in der Raumzeit rein kinematisch deutete. Die Deutung der Einstein-Kontraktion von Hendrik Antoon Lorentz und George Francis Fitzgerald wird in heutiger Zeit nur noch von einer verschwindenden Minderheit der Physiker als zutreffend angesehen. Warum in fast der gesamten Literatur die Einstein-Kontraktion als Lorentz-Kontraktion bezeichnet wird, ist mir nicht bekannt. Aufgrund der vorgehenden Ausführungen ist jedenfalls erkennbar, dass die richtigere Bezeichnung Einstein-Kontraktion wäre.


Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof
Eugen.Bauhof@t-online.de

[1] French, A. P.
Die spezielle Relativitätstheorie.
M. I. T. Einführungskurs Physik.
Braunschweig 1982. Friedrich Vieweg & Sohn.
ISBN=3-528-03546-3

[2] Kanitscheider, Bernulf
Von der mechanistischen Welt zum kreativen Universum.
Zu einem neuen philosophischen Verständnis der Natur.
Darmstadt 1993. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt.
ISBN=3-534-11296-2

[3] Du meinst vermutlich den Physiker Hendrik Antoon Lorentz (1853 - 1928).

Wir wissen nichts über die Götter, auch nicht, was sie wissen. So muß das menschliche Wissen
unsere Richtschnur, unser Maßstab sein.
Protagoras
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