Thias hat geschrieben:Hi allerseits,
die dargestellten Kurven sehen zwar alle interessant aus und können sicherlich auch die Übersteuerung darstellen, aber eine Aussage über zu stark komprimierte CDs kann man damit nur bedingt treffen.
Das lässt sich schon damit begründen, dass Kompression oder Verzerrung zum Teil bei der Klangerzeugung eine wichtige Rolle spielt und durchaus gewollt ist. Wie würde wohl die Kurve bei einem Solo von Jimmy Hendrix aussehen?
Die Kurven der alten Originalaufnahmen von Jimmy Hendrix sehen ordentlich aus.
Ähnliches gilt für Kiss, AC/DC, Pink Floyd, Deep Purple, etc.
Egal WIE verzerrt die E-Gitarre oder der Synthi klingt, es gibt KEINE Begrenzungserscheinungen.
Diese Begrenzungserscheinungen gibt es erst bei neueren Aufnahmen und bei Alben mit dem Vermerk "Digitally Remastered".
In was weiß ich 80 oder 90% aller Pop/Rockproduktionen sind verzerrte Gitarren dabei und es würde sich scheußlich anhören, wenn dem nicht so wäre. Auch beim Gesang wird gezielt Kompression eingesetzt um Wärme oder Fülle zu erreichen, ein Bass ist ohne Kompressor nicht spielbar, Schlagzeug ohne Kompressor ist auch nicht denkbar.
Kompressoren, wenn nicht extrem eingestellt, bewirken im wesentlichen eine Verringerung der Fußbildung (die Verflachung um den Nullpunkt). Weiterhin werden die Ohren etwas reduziert, die in
noch etwas zu sehen sind.
Das, was in diesen Digrammen zu sehen ist, hat mit verzerrten Gitarren nicht
im entfernstesten was mehr zu tun. Um nicht zu sagen, E-Gitarren sieht man in
diesen Diagrammen so gut wie gar nicht.
Kurz: Kompression oder Verzerrung wird als gestalterisches Mittel eingesetzt, hat aber nicht immer etwas mit der Lautheit einer CD zu tun.
Deshalb sehe ich dieses Verfahren als nur bedingt geeignet an.
Es ist ein ziemlich leistungsfähiges Verfahren, um vorhandene Masteringfehler zu
erkennen. Leider erkennt es nicht alle, dafür ist es zu einfach.
Richtig ist allerdings, dass moderne Pop-Produktionen zu stark kompremiert sind und der Dynamikumfang gegen null geht. Damit verbunden sind auch deutliche Klangverfärbungen.
Übliche CDs müßte man um die 10 dB schwächer aussteuern, dann wäre erst mal kaum noch Clipping da und man hätte erst mal unverzerrte Aufnahmen mit 0 dB Dynamik.
Kritisch ist auch, dass viele Aufnahmen bis 0 dB ausgesteuert sind. Viele CD-Player verzerren aber bereits diesen Pegel.
Der übertriebenen Master-Kompression auf die Spur zu kommen, ist meiner Meinung nach viel schwieriger und differenzierter. Ein moderner digitaler Kompressor z.B. staucht nicht wie bei Analogkompressoren einfach die Sinuswellen zusammen, sondern verringert (durch "vorausschauen") lediglich die Amplitude. Diese Kompression ist meines Wissens mit diesem Verfahren nicht erkennbar (oder ich hab was falsch verstanden), dafür aber das Hauptübel der modernen lauten Produktionen.
Meine Meinung: Mit diesen Kurven kann man nicht auf eine Übersteuerung/Verzerrung nur zugunsten der Lautheit einer CD schließen. Da spielen andere Faktoren deutlicher mit rein.
Du hast den Ernst der Lage noch nicht begriffen.
* Die meisten Aufnahmen werden erst mal mit 1 bis 3 dB produziert
* Dann wird das ganze über einen hart eingestellten Multiband-Kompander gejagt.
* Dann wird das ganze noch mal um 6 bis 10 dB im Pegel angehoben und über einen mehr oder weniger harten Limiter gejagt.
Das ganze kann man gar nicht mehr auf eine Schallplatte bringen,
* weil die nur noch 7 bis 8 Minuten Spielzeit hätte
* die mit den Pegeln im Hochtonbereich gar nicht mehr klarkommt und der Diamant die Platte beim ersten Abspielen zerstört.
Man muss also unterscheiden: Wird beim Mix komprimiert, um eine bestimmte Klangcharakteristik zu erhalten (da spielt die Lautheit überhaupt keine Rolle) oder wird beim Mastern auf 0 dB komprimiert und der gesamte Dynamikumfang reduziert. Meines Wissens kann diese Auswertung diese beiden Dinge nicht unterscheiden.
Man kann sie problemlos unterscheiden.
Beispiel: Ich komprimiere einen Bass bei -15 dB. Er klingt schön gleichmäßig und kraftvoll. Keiner hat was auszusetzen. Das ist Komprimierung, um einen guten Klang zu haben. Jetzt hebe ich den Pegel um 14 dB an (normalisieren) und schon schreit alle Welt, diese Aufnahme ist 5 dB zu laut (dabei habe ich nur die ungleich lauten Basstöne angeglichen). ... verstehe ich nicht...
Kriminell wird es erst, wenn ich jetzt beim Mastern nochmal zugunsten des lautesten Radiosenders nochmal 10 dB komprimiere....
Einige Titel habe ich von der DVD (Abspann) und der CD (Soundtrack).
Da kann man schön sehen, was aus der garantiert auf der DVD auch nicht
unbearbeiteten Aufnahme wird.
Die Titel auf der DVD gehen z.B. bis -5 dB, die auf der CD bis 0 dB. Der Lautstärkeunterschied liegt typisch bei 20 dB. Wenn man dann noch berücksichtigt,
daß Soundtracks meist noch halbwegs moderat komprimiert werden, dann weiß man,
wo man mittlerweile angekommen ist.
Normale Musik, wie man sie in den 70er Jahren aufgenommen hat (auch damals schon komprimiert), sieht etwas so aus:
Hat die Musik etwas Dynamik, dann sieht das ganze so:
Multibandkompressoren sieht man BTW kaum, Limiter sieht man. Das ist z.B. ein Soft Limiter:
Hard Limiter (bei einem Titel bei ca. -1,5 dB, bei den anderen bei 0 dB) sehen so aus:
Egal, was man sich ansieht, man kommt immer auf das gleiche Ergebnis.
Lautheitsbewertung der home inside: ca. 15,5 dB zu laut
Statistikdiagramm: Wenn man den Pegel um 6 dB reduziert, hat man eine im wesentlichen verzerrungsfreie Aufnahme, die nur noch mit einem Multibandkompander völlig totkomprimiert wurde. An der künstlerischen Interpretation hat sich noch GAR NICHTS geändert, sondern man hat mit den 6 dB erst mal Medium CD so genutzt, daß das Medium CD keine zusätzlichen Verzerrungen verursacht, weil es nur INT16-Werte und keine DOUBLE-Werte speichern kann.