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Die vaterlose Zivilisation

Hier dreht es sich um (fast) alles...
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PhyshBourne
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Die vaterlose Zivilisation

Beitrag von PhyshBourne »

Das wollt' ich euch nicht vorenthalten... :mrgreen:
Ich mußte dabei sofort an Alexander Mitscherlichdenken, und an sein Buch "Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie" von 1963...
Hat das jemand hier gelesen?
Die amerikanische Kolumnistin Diana West veröffentlichte kürzlich ihr Buch mit dem Titel The Death of the Grown-up, in dem sie den Niedergang der westlichen Zivilisation auf die permanenten Jugendrevolutionen der letzten zwei Generationen zurückführt. Das Jahrzehnt zwischen den frühen 60er und frühen 70er Jahren stellt mit dem Beginn der nichtwestlichen Masseneinwanderung in die USA, der Geburt Eurabias in Westeuropa und dem Aufkommen von Multikulturalismus und Radikalfeminismus ganz klar einen Wendepunkt in der westlichen Geschichte dar, der einer Wasserscheide gleicht.

Das Paradoxe daran ist, dass die Menschen, die in gehässiger Weise ihre eigene Zivilisation attackierten, über Jahrzehnte hinweg ein ununterbrochenes Wirtschaftswachstum erlebt hatten und sich dennoch marxistisch inspirierten Ideologien zuwandten und beschlossen, exakt die Gesellschaft zu untergraben, die ihnen ihr privilegiertes Leben ermöglicht hatte. Vielleicht ist das gar nicht so widersinnig, wie es scheint. Karl Marx selbst wurde vom Vermögen Friedrich Engels’, dem Sohn eines erfolgreichen Industriellen, unterstützt.

Diese Jahre waren auch die Zeit der Entkolonialisierung in Westeuropa und der Aufhebung der Rassentrennung in den USA, was eine Atmosphäre schuf, in der die westliche Zivilisation als böse wahrgenommen wurde. Was auch immer die Ursache war, wir stecken seither in einem Muster der ewigen Opposition gegen unsere eigene Zivilisation fest. Manche dieser Probleme mögen durchaus ältere Wurzeln haben, aber sie wurden in einem vorher nie dagewesenen Ausmaß während der 60er Jahre institutionalisiert.

Nach Diana West ist die übergreifende These in ihrem Buch die,
“dass der bis dahin beispiellose Transfer kultureller Autorität von Erwachsenen an Heranwachsende während des letzten halben Jahrhunderts fatale Auswirkungen auf das Überleben der westlichen Welt hat.”
Nachdem wir unsere natürliche Entwicklung vom Erwachsenenalter und der Reife weg geleitet haben, um die von der Popkultur beeinflusste Pose ewiger cooler Jugendlichkeit einzunehmen - stets offen, nicht wertend, selbstorientiert, auf Identitätssuche (oder einfach nur ohne Identität) - haben wir uns eine Gesellschaft herangezogen, die von denselben Charakterzügen geprägt ist: Westler leben in einem Zustand permanenten Heranwachsens, aber auch mit der dazu gehörigen permanenten Identitätskrise. Diana West ist der Ansicht, dass Reife in den rebellischen 60ern im “größten Trotzanfall der Weltgeschichte”, in dem Autoritätsfiguren aller Art verächtlich gemacht wurden, aus der Mode kam.

Sie glaubt auch, dass sich die Wurzeln des westlichen Jugendkultes, obwohl der radikalste Bruch in den 60ern und 70ern stattfand, bereits in den 50ern mit der Geburt des Rock ‘n Roll, mit Elvis Presley und Schauspielern wie James Dean finden lassen. Die Beatles verkörperten das in den frühen 60ern, wandelten sich aber radikal in Richtung Drogen und Ablehnung jeglicher etablierter Lebensweisheit, als sie auf 1970 zugingen - eine Wandlung, die sich in der gesamten Kultur widerspiegelte.

Einer meiner persönlichen Lieblingsfilme aus den 80ern war “Zurück in die Zukunft”. In einer der Szenen reist der Schauspieler Michael J. Fox in der Zeit von 1985 nach 1955 zurück. Bevor er 1985 verlässt, hört er den Slogan “Wählt Bürgermeister …. wieder, Fortschritt ist sein zweiter Vorname”. Derselbe Slogan wird nur mit einem anderen Namen 1955 wiederholt. Politik ist in jedem Zeitalter Politik. Die Drehbuchautoren Robert Zemeckis und Bob Gale haben geäußert, dass sie das Jahr 1955 als Schauplatz des Films gewählt haben, weil es die Zeit der Geburt der Teenie-Kultur war: Damals begann der Teenager zu herrschen und er herrscht bis heute noch.

Wie Diana West ausführt, hat sich in den Jahrzehnten des Wirtschaftsaufschwungs nach dem 2. Weltkrieg viel verändert:
“Wenn man über die Nachkriegszeit spricht, dann ist der gewaltige neue Überfluss ein wichtiger Faktor bei der Neuorientierung der Kultur und ihrer Anpassung an die Bedürfnisse der Jugend. Man kann eine Verschiebung der kulturellen Autorität in Richtung der Jugend erkennen. Anstatt dass Jugendliche einen Job annahmen, um in der Lage zu sein, sich an den Haushaltskosten zu beteiligen, floss das Taschengeld ganz plötzlich in den Aufbau einer gewaltigen neuen Kultur. Diese ließ dem Alter des Heranwachsens eine so große Bedeutung zukommen wie niemals zuvor.”
Nachdem Generation mit dieser Verherrlichung der Jugend vergangen sind, haben Erwachsene kein Selbstvertrauen mehr:
“Jugendliche planen teure Reisen, gehen ohne Begleitung aus, sie trinken, schwelgen in Ausschweifungen, laufen regelrecht Amok, und doch sagen die Eltern: “Ich kann nichts dagegen tun.” Eltern haben sich der Verantwortung entzogen und sind vor den Begierden der Heranwachsenden eingeknickt.”
Sie glaubt:
“Der Stand der Frauen heute ist tief vom Tod der Erwachsenen beeinflusst. Ich würde sagen, dass die sexualisierte Frau Teil des Phänomens ist, über das ich spreche, deshalb glaube ich nicht, dass Frauen gegenüber dem ‘Tod des Erwachsenen’ immun sind. Frauen eifern immer noch der jugendlichen Mode nach. Wo Sex verfügbarer ist, sind nicht mehr dieselben Anreize vorhanden, ein Eheleben aufzubauen, was einst eine große Motivation im Reifeprozess war.”
Hat sie Recht? Sind wir eine Zivilisation von Peter Pans geworden, die sich weigern, erwachsen zu werden? Wurden wir von unserer Vergangenheit abgeschnitten, indem wir alles Alte als überholt verunglimpft haben? Ich weiß, dass der Blogger Conservative Swede, der Friedrich Nietzsche schätzt, der Ansicht ist, dass wir an einer “Sklavenmoral” leiden, aber ich zweifle manchmal, ob wir nicht vielleicht eher an einer Kindermoral leiden als an einer Sklavenmoral. Es sind jedoch auch noch andere Kräfte wirksam.

Der Sozialstaat ermutigt eine Infantilisierung der Gesellschaft, in der die Menschen in die Kindheit zurückkehren, wo sie von anderen versorgt wurden. Das schafft nicht nur eine Kultur, die von Jugendlichkeit besessen ist, sondern auch eine der für Heranwachsende typischen Verantwortungslosigkeit. Viele Leute leben in einem ständigen Zustand der Rebellion, nicht nur gegen ihre Eltern sondern auch gegen ihre Nation, ihre Kultur und ihre Zivilisation.

Der Autor Theodore Dalrymple ist der Ansicht, dass ein Grund für die epidemische Selbstzerstörungslust in westlichen Gellschaften der Wunsch ist, der Langeweile zu entkommen:
“Für Menschen, die keinen transzendenten Sinn in ihrem Leben sehen und sich auch nicht dadurch einen schaffen können, indem sie (zum Beispiel) zu einer kulturellen Tradition beitragen, in anderen Worten: die keinen religiösen Glauben und keine intellektuellen Interessen haben, die sie stimulieren, ist Selbstzerstörung und die Schaffung von Lebenskrisen ein Weg, aus der Bedeutungslosigkeit zu entkommen.”
Ihm zufolge ist das, was wir heute beobachten
“eine Gesellschaft, in der die Menschen fordern, sich mehr oder weniger benehmen zu dürfen, wie sie wollen, das heißt launenhaft in Übereinstimmung mit ihren sich kaleidoskopartig verändernden Bedürfnissen, aber gleichzeitig vor den Konsequenzen ihres eigenen Benehmens durch Behörden geschützt zu werden. Das Ergebnis ist eine Kombination aus Sodom und Gomorrah und einer ausgedehnten und unpersönlichen Wohlfahrtsbürokratie.”
Der Sozialstaat beraubt die Menschen der Möglichkeit, aus ihrer Arbeit Selbstachtung zu gewinnen. Das kann die Selbstachtung eines Menschen verletzen, und zwar bei Männern mehr als bei Frauen, weil die maskuline Identität eng damit verbunden ist, der Versorger anderer zu sein. Dessen beraubt schwindet das männliche Selbstbewusstsein und die Gesellschaft mit ihm. Dalrymple sorgt sich auch um das Ende der Vaterschaft und glaubt, dass die schlimmsten Kindesmisshandler Regierungen sind, die exakt die Umstände fördern, die Kindesmisshandlung und -vernachlässigung am wahrscheinlichsten machen:
“Wer das Alleinerziehen fördert, ist gleichgültig gegenüber dem Schicksal von Kindern.”
Vaterschaft existiert ausgenommen im rein biologischen Sinne, fast nicht mehr:
“Ich habe in einem Krankenhaus gearbeitet, in dem - wenn es nicht die Kinder indischer Einwanderer gegeben hätte - die Rate der unehelichen Kinder an die Hundertprozent-Marke ging. Es galt schon fast als ungehörig, einen jungen Menschen nach seinem oder ihrem Vater zu fragen; für mich war es immer noch verblüffend, gefragt zu werden: “Meinen Sie, wer jetzt zur Zeit mein Vater ist?” gerade so, als ob sich das jederzeit ändern könne und sich auch zuvor schon mehrmals geändert hatte.”
Das liegt daran, dass
“Frauen einfach nur aus dem Grund Kinder haben sollen, weil sie welche haben wollen und das ihr von der Regierung gegebenes Recht ist, unabhängig davon, ob sie in der Lage sind, sie aufzuziehen oder davon, wer für sie zahlt und unabhängig von den Konsequenzen, die das für die Kinder selbst hat. Männer sollen ständig infantilisiert bleiben, ihr Einkommen lediglich ein Taschengeld darstellen, das sie für ihre Vergnügungen ausgeben, und sie sollen keinerlei ernsthafte Verantwortung haben (außer der, Steuern zu zahlen). Von nun an wird der Staat der Vater des Kindes sein und der Vater das Kind des Staates.”
Der schwedische Autor Per Bylund erläutert:
“Die meisten von uns wurden überhaupt nicht von ihren Eltern aufgezogen. Wir wurden vom Kleinkindalter an von den Behörden in staatlichen Kinderkrippen aufgezogen, dann in öffentliche Grundschulen weitergeleitet, dann in höhere Schulen und dann in staatliche Universitäten; und später in die Anstellung im öffentlichen Dienst und in noch mehr Erziehung durch die mächtigen Gewerkschaften und ihre angeschlossenen Bildungseinrichtungen. Der Staat ist allgegenwärtig und für viele ist er das einzige Mittel, zu überleben - und seine sozialen Wohltaten die einzige Möglichkeit, unabhängig zu sein.”
Obwohl Schweden wohl einen Extremfall darstellt, bemerkt die Autorin Melanie Phillips in Großbritannien denselben Trend:
“Unsere Kultur befindet sich tief auf unentdecktem Neuland. Generationen der familiären Zerfallserscheinungen lösen nun umgekehrt die Grundlagen zivilisierten menschlichen Verhaltens auf. Engagierte Väter sind ausschlaggebend für die emotionale Entwicklung von Kindern. Das Resultat der unabsehbaren Verantwortungslosigkeit unserer Eliten ist, dass Väter während der letzten drei Jahrzehnte mehr und mehr als verzichtbar und überflüssig angesehen werden. Alleinerziehend zu sein hörte auf, eine Schande zu sein und wurde stattdessen zu einem unveräußerlichen Frauenrecht. Der Staat hat Frauen immer mehr Anreize geboten - durch Kindergeld, Sozialwohnungen und andere Sozialleistungen - Kinder ohne engagierte Väter zu bekommen. Das hat Generationen von Eine-Frau-Haushalten hervorgebracht, in denen emotional bedürftige Mädchen so oft zu hoffnungslos unfähigen Müttern werden, die ihre eigenen Kinder misshandeln und vernachlässigen - die dann wiederum das destruktive Muster weiterführen. Das ist kulturell betrachtet nichts weniger als selbstmörderisch.”
Ich frage mich manchmal, ob der moderne Westen und dabei insbesondere Westeuropa als die vaterlose Zivilisation bezeichnet werden sollte. Väter sind zu Karikaturen gemacht worden und es existiert eine beachtliche Dämonisierung traditionell männlicher Werte. Jede Person, die versucht, Regeln und Autorität durchzusetzen, ein traditionell männliches Gebiet, wird als Faschist betrachtet und lächerlich gemacht, angefangen bei Gott, dem Vater. Wir stehen schließlich mit einer Gesellschaft nebulöser Väter da, die zu jedem beliebigen Zeitpunkt nach Lust und Laune der Mütter ausgetauscht werden können. Und sogar die Mütter haben sich weitgehend zurückgezogen und überlassen das Aufziehen der Kinder Schulen, Kindergärten und dem Fernsehen. Was Mode und Lifestyle angeht, imitieren Mütter ihre Töchter, nicht umgekehrt.

Das ausgefeilte Sozialstaatsmodell in Westeuropa wird häufig als “Nannystaat” bezeichnet, aber man könnte es vielleicht auch “Ehemannstaat” nennen. Warum? Nun, in einer traditionellen Gesellschaft war die Rolle der Männer, ihre Frauen physisch zu beschützen und finanziell zu versorgen. In unserer modernen Gesellschaft wurden Teile dieser Aufgabe in einer Art “Outsourcing” an den Staat übertragen, was die Erklärung dafür ist, dass Frauen im allgemeinen überdurchschnittlich unter den Unterstützern von Parteien zu finden sind, die für hohe Steuern und Sozialleistungen eintreten. Wie der Anthropologe Lionel Tiger ausführt, hat sich die alte Einheit Mutter-Kind-Vater von der Monogamie in eine “Bürogamie” verwandelt: Mutter-Kind-Bürokrat. Der Staat wurde zum Ersatzehemann. Tatsächlich ersetzt er nicht nur den Ehemann, er ersetzt die ganze Kern- und Großfamilie, zieht die Kinder auf und kümmert sich um die Alten.

Øystein Djupedal, Bildungs- und Forschungsminister der Sozialistischen Linkspartei und verantwortlich für die norwegische Bildung vom Kindergarten über weiterführende Schulen bis hin zum Doktortitel, hat gesagt:
“Ich denke, dass es schlicht und einfach eine irrtümliche Sicht auf die Kindererziehung ist, zu glauben, dass die Eltern am besten dafür geeignet sind. ‘Kinder brauchen ein Dorf’ sagte Hillary Clinton. Aber wir haben keines. Das Dorf unserer Zeit ist der Kindergarten.”
Er zog diese Äußerung später zurück und sagte, Eltern trügen die Hauptverantwortung für die Kindererziehung, aber
“Kindergärten sind eine fantastische Einrichtung für Kinder und es ist gut, wenn Kinder in den Kindergarten gehen, bevor sie in die Schule kommen.”
Das Problem ist, dass manche seiner Kollegen den Kindergarten als Vorlage für die Gesellschaft als ganzes nehmen, sogar für Erwachsene. Im Herbst 2007 gab Norwegens Mitte-Links-Regierung eine Warnung an 140 Unternehmen heraus, die immer noch nicht die 40-Prozent-Quote für Frauen in ihren Chefetagen erfüllt haben. Gleichstellungsministerin Karita Bekkemellem äußerte, dass Unternehmen, denen es nicht gelingt, die Quote zu erfüllen, sich auf Zwangsliquidationen gefasst machen müssen, und das trotz der Tatsache, dass viele davon in traditionell männlichen Branchen angesiedelt sind wie zum Beispiel der Offshore-Ölförderung, Schifffahrt und Finanzwirtschaft. Sie nannte das Gesetz “historisch und radikal” und sagte, dass es durchgesetzt werde.

Bekkemellem bestraft somit die ungezogenen Kinder, die sich weigern zu tun, was Mutter Staat ihnen sagt, auch wenn diese Kinder zufällig Privatunternehmen sind. Der Staat ersetzt den Vater in dem Sinn, dass er einen finanziell versorgt, aber er agiert wie eine Mutter, die Risiken beseite räumt und die Gesellschaft in einen kuscheligen, regulierten Kindergarten mit Eiscreme und Sprachregelungen verwandelt.

Der Blogleser Tim W. ist der Ansicht, dass Frauen dazu neigen, gegenüber dem anderen Geschlecht selbstsüchtiger zu sein als Männer:
“Männer sorgen sich um Frauen und Kinder, während sich Frauen …. nun, um sich selber und Kinder sorgen. Ich sage nicht, dass individuelle Frauen sich nicht um ihre Ehemänner und Brüder sorgen, aber als Gruppe (als Stimmenblock bei Wahlen) haben sie kein besonderes Interesse am Wohlergehen von Männern. Von jedem politischen Kandidaten wird erwartet, dass er die Belange von Frauen anspricht, aber ein Kandidat, der auch nur einräumen würde, dass Männer auch Belange haben, die es wert sind, angesprochen zu werden, würde geächtet werden.”
Was wäre, wenn Männer im Durchschnitt fünf Jahre und acht Monate länger leben würden als Frauen? Nun, wenn das der Fall wäre, würden wir ohne Ende davon hören:
“Feministinnen und Kandidatinnen würden herumstolzieren und Buttons tragen, auf denen ‘Fünf Jahre und acht Monate’ stünde, um sich und der Welt diese schreiende Ungleichheit permanent ins Gedächtnis zu rufen. Dass das geschehen würde - und es würde mit Sicherheit geschehen - sagt etwas über die unterschiedliche Natur männlicher und weiblicher Wähler aus.”
Bernard Chapin interviewte Dr. John Lottim Frontpage Magazine. Lott führt dabei aus:
“Ich glaube, dass Frauen im allgemeinen weniger risikobereit sind als Männer und sie sehen daher die Regierung als eine Versicherung gegen die Tücken des Lebens. Ich denke auch, dass geschiedene Frauen mit Kindern sich an die Regierung um Schutz wenden. Einfach nur die Einführung des Frauenwahlrechts erklärt mindestens ein Drittel des Regierungswachstums über 45 Jahre hinweg.”
Er ist der Ansicht, dass
“dies einen Großteil des Regierungswachstums in den USA aber auch im Rest der Welt während des letzten Jahrhunderts erklärt. Als die Staaten das Frauenwahlrecht einführten, erhöhten sich die Staatsausgaben und das Steueraufkommen, die vorher unverändert geblieben waren, innerhalb von zehn Jahren auf mehr als das Doppelte, und zwar auch nach Herausrechnen von Inflation und Bevölkerungszahl. In dem Maße wie Frauen einen zunehmend größer werdenden Teil der Wählerschaft bildeten, wuchs die Regierung immer weiter. Das ging über 45 Jahre hinweg so, in denen ältere Frauen, die bei der Einführung des Frauenwahlrechts nicht daran gewöhnt waren, wählen zu gehen, nach und nach durch jüngere Frauen ersetzt wurden. Wenn man zu den 60er Jahren kommt, wird das Regierungswachstum durch steigende Scheidungsraten vorangetrieben. Scheidung führt dazu, dass Frauen mit Kindern sich viel mehr an Regierungsprogramme wenden.”
Die Legalisierung der Abtreibung führte auch zu mehr Familien mit nur einem Elternteil.

Diana West ist der Ansicht, dass das, was wir mit der Gegenkultur der 60er Jahre erlebten, ein Einebnen von Hierarchien aller Art sowohl des Lernens als auch der Autorität war. Daraus entsprang das Einebnen der Kultur und in Erweiterung davon der Multikulturalismus. Sie verknüpft diesen Trend auch mit dem Nannystaat:
“Bei der Betrachtung der starken Zusammenhänge zwischen dem zunehmend väterlich werdenden Nannystaat und dem ‘Tod der Erwachsenen’, entdeckte ich, dass Tocqueville (natürlich) schon vor langer Zeit diesen Zusammenhang hergestellt hatte. Er versuchte, sich vorzustellen, unter welchen Umständen der Despotismus in den USA Einzug halten könnte. Er kam dabei auf eine Vision einer Nation, die einerseits geprägt ist von einer ‘unzählbaren Vielzahl von Menschen, ähnlich und gleich, die sich wie im Kreise um die kleinen und banalen Vergnügungen drehen, mit denen sie ihre Seele übersättigen’ und andererseits von einer ‘immensen’ beschützenden Macht’ des Staates. ‘Banale Vergnügungen’ und ‘immense Staatsmacht’ mag sich damals in der Mitte des 19. Jahrhunderts regelrecht wie Science Fiction angehört haben, aber zu Beginn des 21. Jahrhunderts fängt es an, sich nur allzu vertraut anzuhören. Tatsächlich schrieb er in Zusammenhang mit dem allmächtigen Staat: ‘Er würde der elterlichen Autorität ähneln, wenn er wie ein Vater versuchen würde, seine Schutzbefohlenen auf das Leben eines Mannes vorzubereiten, aber im Gegensatz dazu auch versuchen würde, sie in ewiger Kindheit zu lassen.’ Vielleicht zeigt das Ausmaß, in dem wir - und zwar Liberale und Konservative gleichermaßen - die elterliche Autorität unseres Staates hingenommen haben, in wie weit wir als Kultur Tocquevilles Stadium ‘ewiger Kindheit’ schon erreicht haben.”
Dieses Problem ist in Westeuropa, einer Region mit ausgefeilteren Sozialstaaten als dem der USA, die über Generationen hinweg unter dem amerikanischen Schutzschild gelebt hat, was die Neigung, sich wie Heranwachsende zu benehmen, noch gefördert hat, sogar noch schlimmer.

Die Frage, die Alexis de Tocqueville indirekt in den 1830er Jahren in seinem Buch Democracy in America aufgeworfen hat, ist die folgende: Wenn Demokratie mit allgemeinem Wahlrecht bedeutet, dass jedermanns Meinung so gut ist wie die von jedem anderen, wird das dann nicht früher oder später zu einer Gesellschaft führen, in der jedermanns Wahl so gut ist wie die von jedem anderen, was zu Kulturrelativismus führt? Tocqueville schrieb das zu einer Zeit, als nur Männer das Wahlrecht hatten. Wird das allgemeine Wahlrecht auch zu einer Situation führen, in der sich Frauen selbst in den Besitz der Finanzen der Männer wählen, während sie deren Autorität mindern und mächtige staatliche Regulierungen für alles schaffen?

Ich kenne die Antwort auf diese Frage nicht. Was ich aber weiß, ist, dass die derzeitige Situation nicht aufrecht erhalten werden kann. Die Abwesenheit der Vaterschaft hat eine Gesellschaft voller sozialer Pathologien geschaffen, und der Mangel an männlichem Selbstvertrauen hat uns für unsere Feinde zur leichten Beute gemacht. Wenn der Westen überleben soll, müssen wir wieder ein gesundes Maß an männlicher Autorität geltend machen. Dazu müssen wir den Sozialstaat zurückfahren. Vielleicht müssen wir auch einige der Exzesse des westlichen Feminismus zurückfahren.
Original von Fjordman: The Fatherless Civilization

Als bekennender Anhänger der sozialen Marktwirtschaft habe ich meine Probleme mit manchen Gedanken, die Fjordman hier bringt, aber interessant finde ich das Ganze allemal!
Im weitesten Sinne zum Thema:
hier, hier, hier, hier und hier...

Was denkt ihr?
es segelt in mir
Homernoid

Beitrag von Homernoid »

Kannst Du mal zusammenfassen? Ist mir zuviel zum Lesen. ;)
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PhyshBourne
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Politische Geschlechtsumwandlung

Beitrag von PhyshBourne »

Ööööhhhhmmmm... werd' (-et) erwachsen!?!? :mrgreen:

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Längst gibt es komplementär dazu übrigens eine andere Entwicklung... die Dekonstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit als Strategie einer postmodernen Ideologie:
David Lee Mundy hat geschrieben:Längst hat das Gedankengut der „Gender-Perspektive“, nach der „Geschlecht“ nichts anderes als eine gesellschaftlich konstruierte Größe ist, auch in der Bundesrepublik Deutschland Eingang gefunden. Von welchem Menschenbild gehen die Befürworter der Gender-Perspektive aus? Welche Folgen hat das für ein Rechtssystem? Auf diese wichtigen Fragen geht der (hier stark gekürzte) Aufsatz von D. L. Mundy (USA) ein. Mundy ist Jurist, Chefredakteur der „Regent University Law Review“, der Zeitschrift der Regent University School of Law in Virginia Beach.
In jüngster Zeit wird heiß diskutiert, was lange selbstverständlich war: Die Definition von Geschlecht. Die Tatsache, dass es heute nicht mehr um Geschlecht (sex), sondern um Gender (gender) geht, stellt einen völligen Wandel in unserer Rechtslandschaft dar. Gibt es einen vernünftigen Grund, weshalb „Geschlecht“ für juristische Zwecke objektiv und nicht einfach subjektiv definiert werden sollte?
Die Antwort darauf hängt von der jeweiligen Weltanschauung ab, mit der man die Welt sieht. Die Weltanschauung eines Menschen beeinflusst seine Auffassung von Recht und Gesellschaft tiefgreifend. Daher kann man erwarten, dass „die juristische Argumentation abhängig ist von der jeweiligen philosophischen Neigung“.
Die Diskussion über die juristische Definition von Geschlecht trifft in die Mitte der eigenen Ansichten über das Wesen des Menschen und die Natur des Rechts. Wenn Geschlecht zum Beispiel nur ein biologischer Zufall ist und es gar keine inhärenten biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, muss allein schon die Vorstellung von „Geschlecht“ eine soziale Erfindung sein, willkürlich oder je nach Laune konstruiert.
Wenn aber umgekehrt Unterschiede zwischen männlich und weiblich eine natürliche Ordnung widerspiegeln, die zumindest teilweise biologisch ist, dann ist eine Unterscheidung anhand dieses „So-geschaffen-Seins“ nicht irrational und unterdrückt auch niemanden. Dann ist es vielmehr möglich, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind und einander ergänzen können, ohne dass dadurch der Grundsatz der Gleichheit verletzt würde. Eine Neudefinition von Geschlecht – nicht mehr auf der Grundlage objektiver Biologie, sondern subjektiver „Geschlechtsidentität“ – wird deshalb schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und das Rechtssystem haben.

Gender-Perspektive als Weltanschauung
„Die Gender-Perspektive... ist eine umfassende Welt- und Lebensanschauung, die besagt, dass jede menschliche Handlung oder Beziehung rein sozial konstruiert ist.“ Sie stellt einen Paradigmenwechsel dar, wonach die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen (Mann und Frau) nur gesellschaftliche Indoktrination ist. Alle biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern müssen deshalb auf soziale Konstruierung oder auf Unterschiede auf der reinen Verhaltensebene zurückzuführen sein. Ziel ist es, die Unbedarften aufzuklären, indem man die unterdrückenden Herrschaftsstrukturen aufdeckt und alle in den Kampf gegen das herrschende Hetero-Patriarchat einreiht. Es geht darum, die Kontrolle über die gesellschaftlichen Institutionen zu erlangen, um die Macht, bestimmen zu können, was Wahrheit ist.
Die Gender-Perspektive ist besonders in der akademischen Welt erfolgreich; sie hat inzwischen die Macht, jeden, der gegen ihre Ideologie ist, als homophob oder irrational abzustempeln. Das Tabu in der akademischen Welt, die Gender-Perspektive kritisieren zu dürfen, wird als „progressive Hegemonie“ bezeichnet.
Ein konstruktiver Dialog mit Anhängern der Gender-Perspektive ist schwierig, weil es sich um ein geschlossenes Denksystem handelt. Jedes Gegenargument wird als Beweis für die Existenz einer massiven patriarchalen Verschwörung angesehen. Und die Tatsache, dass die Gender-Perspektive von der Mehrheit der Frauen nicht angenommen wird, begründet man mit dem Phänomen einer Selbsttäuschung oder mit gesellschaftlichen Zwängen.
Sieht man die Welt durch die Gender-Perspektive, dann sind nicht nur Männlichkeit und Weiblichkeit (gender) rein soziale Konstruktionen bzw. etwas, das sich nur auf der äußeren Verhaltensebene abspielt, sondern Geschlecht (sex) als Kategorie überhaupt ist nichts weiter als eine Konstruktion.
Judith Butler argumentiert: „Männlichkeit und Weiblichkeit (gender) entstehen durch reines Darstellen, aufgezwungen durch regulierende und festgelegte Geschlechts-Rollen.“ Die Gender-Perspektive erkennt keinerlei wesenhafte oder angeborene Unterschiede zwischen Mann und Frau an. Wo es solche gibt, werden sie nicht auf biologische Unterschiede zurückgeführt, sondern auf rein kulturell festgelegte Einteilungen. „Es ist unser kulturell vorgegebenes Konzept von der Zweiteilung der Geschlechter, das uns überhaupt erst zur Entdeckung von Tatsachen führt, welche dann eine Unterscheidung in Mann und Frau vornehmen.“
Die Gender-Perspektive behauptet, alle biologischen Unterscheidungen würden zu gesellschaftlicher Ungerechtigkeit und Unterdrückung führen, denn aus diesem Grunde seien die Unterschiede ja überhaupt erst konstruiert worden. Erstens sei jede Unterscheidung oder Einteilung aufgrund des biologischen Geschlechts willkürlich. Außerdem besagt die klassisch marxistische Sicht, dass „Unterschiede immer ungerecht sind, und Ungerechtigkeit immer Unterdrückung bedeutet.“
Auch in öffentlichen Toiletten, den letzten Zeichen kulturell aufgezwungener Geschlechtsunterschiede, müsse „die Trennung aufgehoben“ werden. Gemäß der Gender-Perspektive konstruiert das Rechtssystem gesellschaftliche Geschlechtsunterschiede und hält diese dann am Leben.
Die Gesellschaft wiederum gebraucht das Rechtssystem, um bestimmtes Geschlechtsrollenverhalten durchzusetzen. Indem es aber die Kategorisierung nach „natürlichen“ Geschlechtsunterschieden vornimmt, „hält es den Zwang zur Heterosexualität aufrecht“. Diese Unredlichkeit unseres Rechtssystems, so heißt es weiter, verewigt das Patriarchat auf Kosten von Gleichheit und Nicht-Diskriminierung. Gemäß der Gender-Perspektive muss nun auch das Recht endlich aufgelöst und dekonstruiert werden.

Die Dekonstruktion des Rechts
Die Gesetze ermächtigen den Staat, das Geschlecht einer Person festzulegen. Deshalb muss die Gender-Perspektive das Recht auflösen. Die Strategie ist dabei nicht, über die Wahrheit der binären Mann/Frau-Norm zu diskutieren, sondern die Wahrheit zu verändern.
Die Kampagne gegen das Recht des Staates, Geschlecht zu definieren, hat nur ein Ziel: „Das Recht des Staates, eine bestimmte Definition bezüglich Geschlecht, Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung durchsetzen zu können,“ ist abzuschaffen. Um zu zeigen, wie willkürlich die Mann-Frau-Dichotomie [=Zweiteilung] ist, werden zwei Strategien verfolgt: Die Verwirrung der Geschlechter und die Aufstellung von Geschlechts-Faktoren.

Die Verwirrung der Geschlechter
Verwirrung der Geschlechter (gender trouble) bedeutet, dass Geschlechtsrollen ihres natürlichen Ursprungs beraubt werden, indem man behauptet, dass sie nur Konstrukte und reine Zufallsprodukte sind. Alle möglichen Einzelfälle dienen dazu, die Anzahl der Geschlechter zu vervielfachen.“ Die Verwirrung der Geschlechter basiert auf der Marcuse’schen Annahme, wonach zum Sturz einer korrupten Gesellschaft jede sexuelle Abweichung als revolutionär gefördert werden sollte. Crossdresser7 und Transsexuelle werden bei ihren Versuchen, die Geschlechter ins Komische zu ziehen, ermutigt, weil sie damit den Herrschaftsanspruch einer normativen Geschlechtsidentität schwächen und die Bandbreite geschlechtlicher Möglichkeiten ausweiten. Je mehr es gelingt, „Geschlecht“ völlig frei auszulegen, desto mehr institutionelle Macht kann man ergreifen.
Einerseits propagieren die Verfechter der Gender-Perspektive die Verwirrung der Geschlechter als ihr Ziel, als Beendigung der sowieso nur äußerlichen Darstellung von Geschlechtsrollen (gender-performance), andererseits können sie aber nicht begründen, warum dann gerade die heterosexuelle Darstellung aufgegeben werden sollte.

Aufstellung von Geschlechts-Faktoren
Die Anhänger der Gender-Perspektive sagen, dass die Zuweisung des Geschlechts bei der Geburt nur aufgrund einer oberflächlichen Untersuchung der Genitalien erfolge. Sie fordern, Geschlecht solle stattdessen anhand folgender acht Faktoren bestimmt werden: Chromosomen, Hormone, Geschlechtsdrüsen, innere und äußere Genitalien, äußere Erscheinung, anerzogenes Geschlecht und [subjektiv empfundene] Kern-Geschlechtsidentität.
Die Frage ist dann, durch welche(n) der Faktoren das juristische Geschlecht festgelegt wird und welche Rangfolge und Gewicht die einzelnen Faktoren haben? Wenn man die Faktoren einzeln betrachtet, können sie leicht dekonstruiert werden. Viele einzelne Menschen fallen aus der Zweiteilung der Geschlechter heraus. Das trifft besonders für Intersexuelle zu, deren Chromosomenstruktur oder äußere Genitalien biologisch mehrdeutig sind. Gerade wegen der Mehrdeutigkeit bestimmter Chromosomenstrukturen hat das Internationale Olympische Komitee den Chromosomentest für weibliche Athleten abgeschafft.
Einige Experten sind nun der Auffassung, die persönliche, [subjektive] Geschlechtsidentität eines Menschen sei zur Bestimmung des Geschlechts wichtiger als die Chromosomen. Und die Unstimmigkeit bei einem transsexuell Lebenden zwischen Geschlechtsidentität [z.B. ein Mann fühlt sich „im falschen Körper“, fühlt sich als dem weiblichen Geschlecht zugehörig, Anm. d. Ü.] und Biologie [ist aber biologisch ein Mann, Anm. d. Ü.] sehen einige als Zeichen einer bedeutsamen Mehrdeutigkeit.
Bei dem Lärm um die Faktoren wird außer acht gelassen, dass diese ursprünglich nicht zusammengestellt wurden, um menschliche Geschlechtsmerkmale aufzulisten, sondern um das Geschlecht auch im Falle einer Mehrdeutigkeit oder Abnormität festlegen zu können. Da aber die Mehrheit der Bevölkerung eindeutig entweder dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht angehört, erhebt sich die Frage, ob diese Mehrheit dekonstruiert werden soll nach Kriterien, die ursprünglich für Menschen entwickelt wurden, deren Geschlechtszugehörigkeit nicht eindeutig war.

Instrumentalisierung einer Minderheit
Die Gender-Perspektive instrumentalisiert
Intersexuelle, Transvestiten und Transsexuelle, um eine Mehrdeutigkeit von Geschlecht zu schaffen. Auf diese Weise soll das juristische Klassifizierungssystem, das auf der Zweigeschlechtlichkeit (Mann, Frau) aufbaut, aufgelöst werden. Transsexuell Lebende sind dabei zu einem Symbol geworden. Erst wenn Transsexualität nichts mehr mit Krankheit oder Unmoral zu tun hat, kann es den Verfechtern der Gender-Perspektive als hochwirksamer symbolischer Talisman dienen.
Transsexuelle waren und sind nützlich bei dem Versuch, das Rechtssystem zu dekonstruieren und ihm die Möglichkeit zu nehmen, eine Unterscheidung aufgrund des Geschlechts vorzunehmen. Gerichtliche Klagen von Transsexuellen, sie würden aufgrund ihres transsexuellen Geschlechts diskriminiert, waren wenig erfolgreich. Wenn es darum ging, amtliche Dokumente zu ändern, waren ihre Klagen erfolgreicher. Sehr großen Einfluss und enorme Auswirkungen hatten sie aber auf die Diskussion um die gleichgeschlechtliche Ehe. Indem sie die Auflösung und Dekonstruktion der geschlechtlichen Kategorien förderten, waren transsexuelle Ehen die Vorboten für eine Akzeptanz von homosexuellen Partnerschaften.

Die Auflösung der Ehe
Die Gender-Perspektive behauptet, dass die Ehe die Klassenunterschiede verewige. Immerhin ist laut Friedrich Engels die Ehe das erste Beispiel für Klassenfeindschaft und Unterdrückung. Ehe sei die endgültige Gestalt der geschlechtlichen Unterscheidung und Unterdrückung.
Trotz aller Versuche der Gender-Perspektive gilt noch immer in der gesamten Rechtsprechung [in den USA, Anm. d. Ü.] der Grundsatz, dass für eine Ehe ein Mann und eine Frau erforderlich sind. Deshalb ist die Neu-Definition von Geschlecht aufgrund subjektiver Kriterien der erste Schritt zur Dekonstruktion und Auflösung der heterosexuellen Ehe. Die Macht, das Geschlecht als männlich oder weiblich bestimmen zu können, ist für die Frage der Ehe von grundlegender Bedeutung. Bei der Neu-Definition von Geschlecht geht es nicht so sehr um die gleichgeschlechtliche Ehe, es ist vielmehr ein verstärkter Angriff auf die heterosexuelle Ehe und auf das Privileg des Rechtssystems, eine Einteilung aufgrund des Geschlechts vorzunehmen.

Ein neues Bürgerrecht
Die Gender-Perspektive
verfolgt die Strategie, „Traditionen anzugreifen unter dem Vorwand, dass bestimmte Bürgerrechte gesetzlich nicht genügend geschützt sind.“ Dabei wird das Recht der Mehrheit, ihre Ansichten im Gesetz widergespiegelt zu sehen, gegen eine potentielle Unterdrückung von Minderheiten ausgespielt. Dass sich die Rechtsprechung auf die biologisch begründete Definition von Geschlecht verlässt, wird schlechtgemacht, weil es das Recht auf freie sexuelle Selbstbestimmung einschränkt. Neben umfassenden Rechtsansprüchen bezüglich persönlicher Freiheit und Gleichheit gehören aus Sicht der Gender-Perspektive zu den unterdrückten Rechten das Recht auf Privatsphäre, das Recht, in Ruhe gelassen zu werden und das Recht auf persönliche Autonomie.
Gegen diese grundlegenden Rechte verstoße die staatliche Gewalt, indem sie Regelungen auf der Grundlage der Geschlechtszugehörigkeit treffe. Genauer gesagt laufen alle diese Rechte auf „ein grundlegendes Recht, das eigene Geschlecht (gender) völlig unabhängig von der Biologie bestimmen“ zu können, hinaus. Angesichts des heftigen Widerstandes der Verfechter der Gender-Perspektive gegen das heute geltende juristische Klassifizierungs-System, taucht die Frage auf: Welche Norm sollte stattdessen eingeführt werden oder sollte es vielleicht überhaupt keine Normen mehr geben?
In Anbetracht der Veränderbarkeit und Mehrdeutigkeit der oben genannten Geschlechtsfaktoren haben einige Experten die These aufgestellt, die subjektive Geschlechtsidentität sei eine eindeutigere und gerechtere Möglichkeit, das Geschlecht juristisch zu bestimmen. Sie wäre viel flexibler und könne auf unterschiedliche Geschlechtsrollen besser reagieren als die formelle biologische Einteilung in zwei Geschlechter. Und diese Definition wäre wohl auch die mitfühlendere, da sie Rechtswerte widerspiegelt, die das emotionale Wohlgefühl fördern.
Und schließlich: Das Geschlecht subjektiv zu bestimmen, würde zur „Befreiung vom heteropatriarchalen Status Quo und seinen verheerenden Auswirkungen auf Recht und Gesellschaft” führen. Man vergesse das Mantra nicht: Unterscheidung ist Klassifizierung und Klassifizierung ist Unterdrückung.

Die Sicht der Wissenschaft
Das Recht hat immer eine normative und objektive Definition von Geschlecht angenommen und dies als „natürlich, zwangsläufig und unpolitisch” angesehen. Diese traditionelle Sicht ist wiederholt in zahlreichen neueren Gerichtsentscheidungen zu finden: Das Geschlecht einer Person wird bei der Geburt rechtlich bindend festgelegt. Durch die Gender-Brille gesehen ist eine solche Entscheidung bei der Geburt völlig irrational, weil sie „die heterosexistische Vorstellung, zwischen biologischem Geschlecht (sex) und sozialem Geschlecht (gender) müsse eine Übereinstimmung bestehen, weiter am Leben hält und verstärkt“. Der Unterschied zwischen der traditionellen Sicht und der Gender-Perspektive betrifft grundlegend andere Vorstellungen über Natur und Wesen von Mann und Frau.
Dass Unterschiede im Geschlechtsrollenverhalten von Mann und Frau biologisch bedingt sein können, ist eine Bedrohung für die Gender-Perspektive. In der medizinischen Forschung stößt man immer weiter auf Unterschiede zwischen Mann und Frau, sei es in der Erforschung der Gehirnfunktionen oder der Fortpflanzungsstrukturen.
„Schon während der Embryonalentwicklung erweist sich das Fortpflanzungssystem als sexuell zweigeteilt (dimorph). Auch in der späteren Entwicklung des Verhaltens und in der psychischen Entwicklung ist eine geschlechtliche Zweigestaltigkeit (Dimorphismus) erkennbar.
In der Theorie der psychosexuellen Entwicklung gilt es heute als überholt, Biologie und Umwelt gegeneinander zu stellen...“ Es kann nachgewiesen werden, dass es geschlechtlichen Dimorphismus gibt und dass dieser weder nur biologisch noch nur gesellschaftlich konstruiert ist. Statt sich auf die überholten Argumente „Angeboren gegen Anerzogen“ zurückzuziehen, brauchen wir ein Verständnis dafür, wie beides zusammenwirkt.
Eine Abspaltung des sozialen Geschlechts vom biologischen lässt sich mit den Ergebnissen der Wissenschaften nicht vereinbaren. Die Naturwissenschaften bestätigen immer wieder neu das Vorhandensein biologischer Unterschiede, die nicht auf das Körperliche beschränkt sind, sondern „auch die Psyche und das Verhalten betreffen“. In der Medizin geht man heute davon aus, dass es nur zwei biologische Geschlechter (sex) und auch nur zwei soziale Geschlechter (gender) gibt, allerdings in mannigfaltigen Variationen.
Es ist durchaus möglich, dass soziale Geschlechtsunterschiede das Ergebnis biologischer Notwendigkeit sind. Traditionen haben ihre Wurzeln nicht in irgendwelchen patriarchalen Herrschaftsformen, sondern darin, die sozialen Kosten so niedrig wie möglich zu halten.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern haben deshalb weniger mit Macht, Zufall oder Unwissenheit zu tun als mit „Anreizen, Gelegenheiten, Zwängen und sozialen Aufgaben”. Biologische Unterschiede ziehen weder soziale Unterlegenheit noch Überlegenheit nach sich; vielmehr können scheinbare Ungleichheiten durchaus Ausdruck einer persönlichen Wahl sein. Wenn Individuen wirklich unterschiedliche natürliche Begabungen haben, sollte unser System der freiwilligen Vereinbarungen diese Unterschiede auch widerspiegeln. Man braucht nicht zu behaupten, „Biologie ist Schicksal“, um zu bestätigen, „Biologie ist Wirklichkeit“.

Fernziele der Gender-Perspektive
Was macht es für einen Unterschied, ob man Geschlecht aufgrund der Biologie oder aufgrund der subjektiven Geschlechtsidentität definiert?
Die Antwort findet sich in den Fernzielen der Gender-Perspektive. Die Gender-Perspektive will die Gesellschaft nach ihrem eigenen Bild neu schaffen. Wenn die juristische Definition von Geschlecht nicht mehr auf der objektiven Biologie, sondern auf subjektiver „Geschlechtsidentität“ beruht, wird das unser gesamtes Rechtssystem gefährden.
Als Weltanschauung gründet die Gender-Perspektive auf der neomarxistischen Ideologie:
Die Geschichte des Klassenkampfes, in dem Unterdrücker gegen Unterdrückte in einen Krieg verwickelt sind, kann nur ein Ende finden, wenn die Unterdrückten sich ihrer Unterdrückung gewahr werden, sich in einer Revolution erheben und die Diktatur der Unterdrückten errichten. Dann wird die friedliche klassenlose Gesellschaft entstehen, die utopischen Frieden und Wohlstand für alle sichert. Wenn man also die derzeit geltende objektive Definition von Geschlecht durch eine subjektive ersetzen würde, heißt es, würde dies viele Probleme sexueller Minderheiten lösen.
Das Ziel der Gender-Perspektive ist die Schaffung einer paradiesischen Gesellschaft, in der – ungehemmt durch patriarchale Vorherrschaft – eine Vielzahl von Geschlechtern mit dementsprechend verschiedensten Ausdrucksformen leben kann. Am Ende jedoch laufen ihre Bemühungen auf „einen leichtsinnigen Versuch hinaus, Menschen neu zu machen und eine Welt zu erschaffen, die es nie geben kann”. Diese Utopie kann aber nur durch Zwang erreicht werden.

Die Nutzung der Gerichte
Zur Verwirklichung dieser Vision haben sie die Gerichte ausgesucht. Die meisten Gerichte messen bei der Bestimmung des Geschlechts den biologischen Faktoren die entscheidende Bedeutung zu und verweisen sozialpolitische Fragen an den Gesetzgeber. Die wenigen Gerichte, die anderer Meinung waren, haben größtenteils aufgrund der persönlichen Ansicht ihres vorsitzenden Richters so entschieden. Letztlich versucht die Gender-Perspektive, Gerichtsverfahren zu politisieren.
Das westliche Rechtssystem „basiert auf der jüdisch-christlichen Ethik. Diese Ethik gründet sich nicht selten auf Annahmen darüber, dass Mannsein und Frausein Einfluss auf die Persönlichkeitsstruktur und Sozialgestalt haben”.
Das Recht fußt auf einem System, das absolute moralische Werte anerkennt. Die jüdischchristliche Weltanschauung, die bis ins 18. Jahrhundert bestimmend war, vertritt eine „umfassende Theorie des Geschlechts”. Infolgedessen haben Wahrheiten nicht durch staatliche Gewalt, sondern als Widerspiegelung der göttlichen Ordnung Einzug in das Rechtssystem gehalten.
Die Gender-Perspektive, die auch Religion als soziale Konstruktion ansieht, fordert dagegen „juristische und soziale Zustimmung für Verhaltensweisen, die von Rechtskodizes, Religionen und kulturellen Normen überall und im Verlauf der gesamten Menschheitsgeschichte verurteilt wurden”. Aus jüdisch-christlicher Sicht ist die geschlechtliche Unterscheidung in Mann und Frau keine bloße Konstruktion, sondern Teil der Heilsgeschichte.
Auf der Grundlage der jüdisch-christlichen Weltanschauung geht es im Recht hauptsächlich um Beziehungen zwischen Personen sowie zwischen Personen und Staat. Die Tradition dieses Rechts hat ihre Wurzeln im Naturrecht und dem Prinzip gemeinsamer Übereinstimmung.
Zudem gründet das Recht selbst auf Klassifizierungen. Es ist ein „aus zwei Einheiten bestehendes (binäres) System, um Entscheidungen nach Ja oder Nein zu fällen”.
Somit ist es für das Recht praktisch unmöglich, die binäre Mann-Frau-Klassifizierung von Geschlecht aufzugeben. Tatsächlich würde eine Neu-Definition von Geschlecht anhand einer subjektiven Geschlechtsidentität alle Prinzipiender Gleichheit vor dem Gesetz zerstören. Eine subjektive Norm der Geschlechtsidentität ist eben keine Norm. Deshalb „kann man keine Gesetze über Beziehungen erlassen, die auf der Grundlage sozial definierter Rollen stehen – sie müssen sich auf männliche und weibliche Personen beziehen”.

Schlussfolgerung
Die Gender-Perspektive ist eine in sich folgerichtige und umfassende Weltanschauung, die Unterschiede zwischen biologisch männlich und biologisch weiblich nicht anerkennt. Ihr Ziel ist die Schaffung einer klassenlosen, utopischen Gesellschaft. Dazu steht sie in Kampfstellung gegen jede Unterscheidung der Geschlechter. Ihr Ziel ist die völlige Auflösung von biologischem Geschlecht (sex), sozialem Geschlecht (gender) und sexueller Orientierung.
Der gemeinsame Feind ist die Tradition der jüdisch-christlichen Weltanschauung. Als Ausdruck einer Weltanschauung und einer normativen Analyse sind die Annahmen der Gender-Perspektive aus sich heraus widerlegbar.
Man muss jedoch nicht, wie die Gender-Perspektive es tut, den Standpunkt anderer auseinandernehmen, um den eigenen innerlich widerspruchsfrei zu halten. Am Ende genügt es zu zeigen: Ungeachtet dessen, was die „progressiven Hegemonisten” sagen mögen, gibt es sowohl deskriptive als auch normative Beweise, aufgrund derer ein vernünftig denkender Mensch zu dem Schluss kommen kann, dass die juristische Definition von Geschlecht nicht anhand subjektiver, sondern anhand objektiver Faktoren erfolgen sollte. Man muss dazu nur den Einfluss von Weltanschauungen erkennen und dass das, was heute gedacht wird, morgen auf den Straßen gelebt wird.
Quelle

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Beitrag von Schruww »

Ja, ein sehr interessantes Thema. Genau das richtige für ein Hifi-Forum.

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Beitrag von Selbst »

Dafür wurde die Off-Topic Abteilung doch angelegt. :roll:
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Beitrag von PhyshBourne »

Wieso?
Höre ich da Ironie?
Wir sind doch hier im Off-Topic-Bereich, wo über alles Mögliche geschnackt werden kann... :wink:

---

edit:
Ups, da haben wir uns überschnitten...
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Beitrag von Schruww »

Du scheinst das falsche zwischen meinen Zeilen herauszulesen.
Aber Danke für die Aufklärung.

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EU jagt Tante Clementine - EU mag Werbe-Hausfrauen nicht

Beitrag von PhyshBourne »

Der Regelungsbedarf der EU kennt keine Grenzen.
Jetzt soll die Hausfrau am Herd nach dem Willen des EU-Parlaments aus Werbespots verschwinden.
Solche Klischees seien diskriminierend.

Witzige Werbungen, die mit traditionellen Geschlechtsklischees spielen, vom Marlboromann über Tante Klementine bis Verona Feldbusch, sind in Zukunft EU-weit verboten.
Die Gedankenwächter der EU fürchten, dass durch dergleichen Witze ihren Gehirnwäschlingen die Erinnerung wiederkommen könnte, dass es einst eine Welt ohne Gendermainstream und EU-Bürokraten gab.
[…]
Die Erfinderin des Missstandes, eine kommunistische EU-Abgeordnete aus Schweden, meinte herausgefunden zu haben, das geschlechterspezifische Klischees Frauen, Männer, Mädchen und Jungen in eine herabwürdigende Zwangsjacke steckten.
Und das ginge nicht, meinte sie.
Das sahen auch rund 80% der Volksvertreter so, und stimmten für die Befreiung der Wähler von erniedrigenden Quälgeistern wie Tante Klementine, die jungen Mädchen seit Generationen als Idealbild aufgezwungen wird, um sie an ihrer persönlichen Befreiung zu hindern.
(Schade, dass es kein IronieSmiley gibt…)


Zum Thema GenderMainStreaming sind folgende Artikel sehr erhellend:
http://64.233.183.104/search?q=cache:ko ... cd=6&gl=de
und
http://64.233.183.104/search?q=cache:2F ... cd=3&gl=de
Was hier geschieht, ist demnach nur konsequent und folgerichtig…
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