Da offensichtlich niemand daran interessiert ist, mir die Vor- (und Nach?-teile eines physischen vs. eines Phantomcenters auf theoretischer Ebene zu erklären, hier einfach mal ein paar Beobachtungen:
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Chicago (2002, BR DTS 5.1 en): Sobald ich den Center deaktiviere ist es, als ob sich die Musik aus der Mitte heraus zu den Fronts hin regelrecht auf- und entfaltet. Die Bühne wird breiter und höher, aber ein wenig flacher. Mit Center klingt es, als ob jemand die ganze Musik in den Center gestopft hätte und sie Mühe hätte, da wieder raus zu kommen. Gepreßt, gestaucht, eingeengt, keine Ahnung, wie das HiFi-Vokabel dafür ist. Mir scheint, die Fronts bekommen dann nur noch sehr, sehr wenig vom Ton ab, wodurch auch zwischen Center und Fronts aktustisch nichts mehr ortbar ist. (Feldwebelchen: "Die LS links und rechts, spielen die noch? Das klingt so mono.") Die zusätzliche Tiefe des Centers negiert der Eigenschaft der nuLines, Stimmen in den Vordergrund zu stellen. Ich liebe diesen Film, aber für den dreh ich den Center ab.
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The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader (2010, BR DTS 5.1, en): Von der Präferenz her kein großer Unterschied ob mit oder ohne Center. Mich wundert, daß sich das Klangbild doch sehr merklich ändert - ohne Center klingt es sehr hell, mit vergleichsweise dumpf. Keine Ahnung, wie es "richtig" wäre.
Castle (2009-, TV-Serie DD 5.1 en): Völlig egal, ob der Center läuft oder nicht. Es gibt so wie anders immer wieder Dialogstellen, die man nicht ordentlich versteht, weil sie untergehen.
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Sting: Live in Berlin (2010, BR DTS 5.1 en): Das ist mit Center deutlich besser, als hätte jemand in der Mitte "scharf gestellt". Mehr Druck sowieso. Gut, auf -20 dB wurde der Baß insgesamt (alle drei LS der Front auf Large, kein Sub) schon ärger unpräzise, aber das war bei der Stimmung egal
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Master and Commander - The Far Side of the World (2003, BR DTS 5.1 en): Bisher nur die berühmte erste Schlacht (Kapitel 4?) getestet. Im wesentlichen siehe
Narnia. Die Dialogverständlichkeit an sich ist mit und ohne Center einwandfrei, auch noch zwei Plätze seitlich vom Sweet Spot. Zusätzlich ist mir mit Center aufgefallen, daß die Dialoge leider eindeutig von
unter der Leinwand kommen. (Momentan ist die Oberkante des Centers ca. gleichauf mit der Unterkante der HT-Montageplatten der 122er. Die Surround-Effekte an sich sind ohne ordentliche Surrounds nicht wirklich zu beurteilen, aber zumindest, wenn was in links-rechts Richtung durchs Bild fliegt, sackt es in der Mitte etwas ab, wenn der Center mitspielt. Die Tonkulisse insgesamt geht sauber von links nach rechts durch, also keine "Löcher" zwischen Center und Fronts.
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The Mikado (1982 "Brent Walker", DVD ? 5.1 en): Ein ähnlicher Effekt wie bei
Chicago - wird mit Center zur 1-LS Mono-Aufnahme mit etwas seitlichem Gewürz.
Die Aufnahmen, vielleicht bis auf
M&C, sind nicht zum Testen ausgesucht, sondern einfach, was gerade anfiel. Und bisher war der Center nur einmal eine echte Bereicherung, von daher meine Frage, welche Vorteile er haben sollte. Naja, wahrscheinlich steht er zu hoch, zu tief oder ich hab bis jetzt nur Schrott-Abmischungen erwischt ...
Jedenfalls finde ich als Surround-Neuling die Hörvergleiche verschiedener Filme äußerst informativ!