Thias hat geschrieben:...wieso sind dann gerippte CDs nicht mehr übersteuert???
Zur übersteuerten CDs hatten wir ja schon mal eine Diskussion.
Es ist richtig, dass im Kampf um die größte Lautstärke im Radio die CDs oftmals überkomprimiert sind. D.h. keine Dynamik mehr und ein Klangbrei, evtl. auch "pumpen" des Kompressors oder ein bescheuerter Klang durch die Überkompression. Aber ich verstehe unter Übersteuert ein Clipping, bei dem stark Oberwellen erzeugt werden, die sich durch Kratzen äußern. Das dürfte aber nur bei den wenigsten CDs der Fall sein, oder der Kompressor oder Limiter hat im Studio nicht funktioniert. Bei digitaler Bearbeitung (Kompressor/Limiter) werden die Pegel nicht auf 0 dB abgeschnitten (clipping), sondern auf 0 db in der Amplitude runtergerechnet und da entstehen keine Oberwellen wie bei übersteuertem Clipping. Dass dies oftmals bescheuert klingt, ist ein anderes Thema, aber es klirrt jedenfalls nicht. Auch wenn 30% der Samples auf 0 dB ausgesteuert sind, hat man kein Klirren durch Clipping und ist in dem Sinne auch nicht übersteuert.
Sobald ich ein Signal über ein nichtlineares Bauelement jage, entstehen verschiedene Störungen:
- Dynamikkompression
- Differenztöne
- Intermodulation
- Summentöne (ein Spezialfall ist der Klirrfaktor, wenn die Quelle EIN Sinussignal enthält)
Von diesen Störungen sind Summentöne und Dynamikkompression die geringeren Probleme, die Intermodulation ist die schlimmste.
Die Kennlinien für Soft- und Hard-Clipping sehen unterschiedlich aus, die Effekte sind aber ziemlich ähnlich. Nur treten bei Hardclipping mehr Effekte höherer Ordnung auf, während es bei Softclipping mehr um Effekte zweiter und dritter Ordnung geht (z.B. k2 und k3).
Bei aktuellen CDs haben wir es schon lange nicht mehr mit so was Harmlosen wie Dynamikkompression zu tun, sondern mit Clipping auf Gürtelhöhe, wenn man eine 2,20 m hohe Außenhecke als Synonym mal verwendet.
Beispiel: Rammstein - Mutter:
Das folgende Diagramm enthält die Rekonstruktion der Übertragungskurve zwischen einem unverzerrten Masterband und der ausgelieferten CD:
Die Quellwerte bewegen sich im Bereich von Sigma = -5.5 bis +5.5 mit einer Wahrscheinlichkeit von 99.99%. Der kleine Knick in der Mitte ist Restdynamik.
Bei Softclipping sieht das so aus:
Man stelle sich vor, wie groß das Geschrei wäre, wenn ein Verstärker so eine extreme Nichtlinearität hätte. Bei Class A bekommt der Highender feuchte Augen, übersieht dabei aber, daß die Effektgeräte der Aufnahme Klirrkomponenten
hinzufügen, deren Leistung um Faktoren von 10^6...10^8 höher sind.
Das ist wie Halbleiter-Reinraum-Säuberung und dann einen LKW mit Bauschutt abladen.
(Fast) ungeklippte Signale mit Restdynamik sehe so aus:
Siehe auch:
http://www.huennebeck-online.de/musik/stat/
http://www.personal.uni-jena.de/~pfk/mpp/clipping.html