Indianer hat geschrieben:
60Hz: 83dB Klirr, 96dB gesamt: 23% THD, 22% Klirrfaktor
70Hz: 87 Klirr, 98 gesamt: 29% THD, 28% Klirrfaktor
80Hz: 92 Klirr, 101 gesamt: 38% THD, 36% Klirrfaktor
90Hz: 92 Klirr, 103 gesamt: 29% THD, 28% Klirrfaktor
100Hz: 85 Klirr, 102 gesamt: 14% THD, 14% Klirrfaktor
soviel zum Vergleich mit dem Mitbewerbsmonitor mit durchschnittlich 3% THD bei 105dB zwischen 50 und 100Hz …
500Hz: 70dB Klirr, 101dB gesamt: 3% THD, 3% Klirrfaktor (0,5% kann man hören, 1% hört man …)
Ergänzung aus den 90dB Kennlinien:
70Hz: 69dB Klirr, 91dB gesamt: 8% THD, 8% Klirrfaktor
500Hz: 52dB Klirr, 92dB gesamt: 1% THD, 1% Klirrfaktor
ein High-End-Aktiv-LS der mit "440 Watt" beworben wird, der dann schon bei 2 oder 3 Watt ins hörbare Klirren kommt???
90dB in 1m sind 84dB auf 2m, nicht laut, ganz normale HiFi-Lautstärke
Hallo zusammen,
hier haben wir wieder einmal ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie aufgrund schlecht oder sogar falsch interpretierter Messungen ein sehr guter Lautsprecher in einem völlig verkehrten Licht dargestellt wird. Fakten werden zu Halbwahrheiten, und Halbwahrheiten werden zu absoluten Aussagen. Am Ende entsteht für einen unbedarften Leser der Eindruck, dieser Lautsprecher (nuPro X-3000) sei minderer Qualität oder gar eine Fehlkonstruktion.
Ausgerechnet vom höchsten gemessenen Schallpegel (100 dB) im besagten Testmagazin werden die höchsten Spitzen herausgesucht und hier als Zahlen veröffentlicht. Gleich darunter dann der provokative Satz:
Indianer hat geschrieben:
ein High-End-Aktiv-LS der mit "440 Watt" beworben wird, der dann schon bei 2 oder 3 Watt ins hörbare Klirren kommt???
Pauschale Aussagen wie: "
0,5% kann man hören, 1% hört man" verunsichern natürlich nochmal zusätzlich.
Lieber Herr Indianer, wir müssen uns schon fragen, was damit bezweckt werden soll.
Rein von der Argumentationsstruktur her ist das ungefähr so wie wenn man sagt: Eine Frau braucht neun Monate für die Geburt eines Kindes. Also holen wir uns jetzt neun Frauen, dann dauert es nur einen Monat.
Leser mit fundierten Kenntnissen wissen, dass bei einem Kompaktlautsprecher mit einem kleinen 5-Zoll-Tieftöner (ca. 80 Quadratzentimeter Membranfläche) in Bezug auf den Maximalpegel die Bäume insbesondere beim Tiefton nicht in den Himmel wachsen. Hier können bei Pegeln jenseits von 100 dB die Klirrwerte schnell mal in den zweistelligen Bereich hochschnellen.
Und sie wissen auch, dass
- das menschliche Gehör für Klirrfaktor im Bereich um 100 Hz und darunter extrem unempfindlich für Klirrfaktor ist, und
- man 1 Prozent Klirrfaktor nur unter ganz speziellen Umständen hören kann, nämlich dann, wenn
- die Frequenzen im Bereich von ca. 1 bis ca. 3 kHz liegen, also dort, wo das Gehör am empfindlichsten ist,
- man 1% auch nur dann hört, wenn es sich um ungeradzahlige Klirranteile (K3, K5, etc.) handelt,
- der hohe Klirrfaktor im Tiefton überwiegend von der ersten Oberwelle (K2), also einem
geradzahligen Klirranteil dominiert wird, welcher vom Gehör nur schwer als solcher erkannt und manchmal sogar als angenehm empfunden wird (z. B. bei Röhrenverstärkern).
Da wir ja mittlerweile einen großen Messraum der Genauigkeitsklasse 1 (laut ISO 3745) unser Eigen nennen, habe ich die hier veröffentlichten Messdaten zum Anlass genommen, unserem Testkandidaten nuPro X-3000 mal in unseren neuen Räumlichkeiten ein zweites mal auf den Zahn zu fühlen und diese Messungen zu wiederholen. Laut meiner Messungen (gemessen mit Messystem Audiomatica Clio, Version 12.0, Mikrofon sowie Vorverstärker von Bruel&Kjaer, beides jeweils Eichklasse 0) ergeben sich folgende Klirrwerte bei 100 dB Schallpegel:
Bei 60 Hz: 4,5% (statt 22%)
Bei 80 Hz: 7,5% (statt 36%)
Bei 100 Hz: 5,2% (statt 14%)
Aus den 90dB Kennlinien:
70Hz: 2,0% THD+N gesamt (statt 8%)
500Hz: 0,75% statt 1,0% Klirrfaktor, (davon 0,25% K3-Anteil, der Rest besteht vorwiegend aus K2-Anteil, welcher selbst im Hochton nicht heraushörbar wäre).
Nebenbei: 90 dB werden in einem normalen Wohnraum bereits also so brutal laut empfunden, dass man sich gegenseitig anschreien muss, während man Musik hört. Und wenn linke und rechte Box zusammen spielen, und jede davon 90 dB erzeugt, ist es zudem nochmal doppelt so laut.
Kritik kann etwas wunderbares sein, wenn sie fundiert und sachlich ist. Nur so lässt sich ein gutes Produkt irgendwann noch besser machen. Aber wenn Äpfel mit Birnen verglichen werden, sachliche Aussagen durcheinandergewürfelt und pauschalisiert werden, dadurch völlig falsche Schlüsse gezogen werden, und damit ein getestetes und als sehr gut beurteiltes Produkt schlecht dasteht, dann ist das eindeutig geschäftsschädigend. Das muss nicht sein.
Gruß,
T. Bien