BlueDanube hat geschrieben:Frank Klemm hat geschrieben:In der Tat gibt es etliche Modelle, besonders im Consumerbereich, die lange
Fokussierzeiten haben, weil der Megapixel-Sensor für den Autofokus zu langsam
ist. Man muß dazu wissen, daß für die Autofokusfunktion eine Kamera 20 bis 50
Bilder macht, um die Einstellung des Objektivs zu finden, das die meisten scharfen
Stellen hat.
Aber auch hier gibt es im DSLR-Bereich und teilweise im gehobenen Consumerbereich
mittlerweile Kameras mit dedizierten Sensoren für den Autofokus, der dann genauso
wie bei normalen analogen Kameras funktioniert (die ja solche Sensoren immer
benötigen).
Genau wegen dieses Geschwindigkeitsvorteils (und anderen Vorteilen) hat eine DSLR nach wie vor eine Berechtigung (siehe unten).
Dieser Geschwindigkeitsvorteil hat aber nichts mit DSLR zu tun, auch wenn die Eigenschaft
mit der Eigenschaft DSLR korreliert.
Die Eigenschaft "Hochklappbarer mechanischer Spiegel zur Projektion eines Bilder zur
Betrachtung durch den Bediener" hat nichts mit "Dedizierter Sensor zur schnellen
Scharfeinstellung" zu tun.
Frank Klemm hat geschrieben:Die eigentliche Bildaufnahme geht aber sehr schnell, schneller als bei einer analogen
Kamera überhaupt möglich.
Auch wenn die immer kleiner wird.Bei einer analogen SLR ist im Moment des Auslösens das Bild im Kasten.
Der Spiegel muß hochgeklappt werden, das Objektiv abgeblendet werden, der
Verschluß muß geöffnet (und dann wieder geschlossen) werden. Auch da sind
schnell 100 ms vorbei.
Das Spiegelhochklappen dauert keinen Wimperschlag
Abblenden muss auch jedes andere Objektiv
Verschluss öffnen ist Teil der Belichtungszeit und ist daher nicht extra zu rechnen.
Wimpernschlag ist aber auch eine Zeitspanne (ca. 80 ms). Bei Mittelformat-Spiegelreflex
ist diese Auslöseverzögerung schon ziemlich merklich (ich schätze knapp 200 ms
bei der Pentagon Six).
Und es läppern sich im Endeffekt alle mögliche Zeiten zusammen:
* Wahrnehmungsverzögerung des Auges bei heller Umgebung: ca. 40 ms
* Motorikverzögerung, um den Auslöser durchzudrücken: ab 80 ms
* Spiegel hochklappen: ca. 80 ms
* Blende öffnen: ca. 5 ms
Summe: Ab 205 ms (bei Objekten mit 1 m/s sind das 20 cm).
Frank Klemm hat geschrieben:Bei den Digitalen dauert es je nach Modell immer einen Moment.
Gute Modelle liegen bei exakt 0 ms ohne Autofokus und bei ca. 100 ms mit Autofokus.
Welche Kamera hat exakt 0ms?
Die Olympus Camedia E-100RS aus dem Jahr 2001 erlaubt negative Auslöseverzögerungen.
Frank Klemm hat geschrieben:Wenn einem (kritische) Schnappschüsse wichtig sind, dann würde ich von
SLR-Kameras weggehen. Nicht-SLR-Kameras lassen solche Dinge wie Vorauslösung
(das Bild wird vor dem eigentlichen Durchdrücken des Auslösers aufgenommen)
zu, weithin entfällt die Verzögerung durch das Spiegelhochklappen.
Da die Auslöseverzögerung (inkl Spiegelhochklappen) einer SLR weit unterhalb der Reaktionszeit eines Menschen liegt, kann man sie vernachlässigen.
Ein weit verbreiteter Irrglaube. Die Gesamtlatenz ist die Summe aller Latenzen.
Geringe Latenzen wirken sich zwar wenig aus, summieren sich aber trotzdem.
Spiele sind ein schönes Beispiel. Zwei gleichwertige Spieler, einer an einem CRT mit 60 Hz
Bildfrequenz, einer an einem mit 120 Hz. Das ergibt durchschnittlich 4 ms Vorteil für den
am 120 Hz-Display. Das reicht für einen Sieg aus. Von TFTs ganz zu schweigen.
Ich sehe keinen Grund, warum nicht auch kritische Schnappschüsse mit einer SLR mindestens so gut gelingen wie mit einer Nicht-SLR - eher besser!
Die Vorauslösung würde ja auch nur nach erfolgter Fokussierung funktionieren - und das ist die größere Verzögerung, außer die Schärfentiefe ist wegen des mikroskopisch kleinen Sensors so groß, dass keine Fokussierung nötig ist.....dann funktioniert aber auch keine gewollte Unschärfe des Hintergrundes - eher ist das ganze Bild unscharf, weil die optische Qualität eines winzigen Objektives nicht beliebig groß sein kann.
Was hat Spiegelreflex mit Größe des Sensors zu tun?
Richtige große Sensoren (wie in der Astronomie) schließen zum Beispiel das
Spiegelreflexsystem aus, weil beim Hochklappen des 2 kg schweren Spiegels
sonst das ganze Zimmer mitwackelt.
Frank Klemm hat geschrieben:IMHO ist SLR ein Überbleibsel aus der analogen Zeit. Wenn hochauflösende
aktive LED-Displays in Kameras Einzug halten (Sucher mit 3x768x768 Pixeln)
und die Sensoren genügend empfindlich sind, kann man den SLR-Sucher
weglassen.
Das meinst Du jetzt aber nicht ernst, oder?
Du hältst 768x768 Pixel für hochauflösend???
Ja. 3 x 768 x 768 Pixel mit sinnvollem Streumuster entspricht etwa dem, was
hochwertige Spiegelreflexmattscheiben liefern.
Sieh Dir mal Bilder auf einem 3 x 1280 x 768 Pixel (Groß-)LCD an.
Das ist dann schon mehr als was man auf einer Mattscheibe einer SLR erkennen kann.
Außerdem würde ich den Sucher nicht ganz weglassen -
Ich habe von einem Sucher mit 3x768x768 Pixeln geredet.
er ist bei Sonnenlicht in jedem Fall besser als irgend ein Display, das außerdem für weitsichtige völlig ungeeignet ist
Ein zusätzliches Display ist natürlich Pflicht.
Frank Klemm hat geschrieben:Bei DSLR finde ich außerdem die Größe etwas befremdlich. Warum sind die
teilweise deutlich größer als Kleinbild-SLRs?
Vergleichbare DSLR sind immer kleiner als KB-SLR.
Aber viel Platz kann man nicht einsparen, weil ja nur der Raum für die Filmkapsel wegfällt...
Eine D-SLR mit einem Verlängerungsfaktor von 1,6 läßt sich in erster Näherung auf
das 1/1,6^3 = ca. 25% der Größe einer normalen SLR schrumpfen. Die Filmpatronen
ersetze ich mal in erster Näherung durch die Batterien. Von diesem theoretisch
möglichen Größenvorteil bleibt aber nichts übrig.
Als ich das erste mal eine Canon EOS 1Ds gesehen hatte, dachte ich erst, es sei eine
Mittelformatkamera.
Man kann sich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, Kompaktdigitale so weit zu schrumpfen,
wie es derzeitig gemacht wird, aber D-SLR könnten etwas kompakter sein als man sie
heutzutage baut.
Frank Klemm hat geschrieben:SD-Karte oder Flash-Karte, bis 2 GByte
Für mich kommt nur Compact Flash in Frage, denn die kann ich mit einem primitiven Adapter für 8€ in den PCMCIA-Slot des Notebooks stecken und erspare mir das USB-Kabel und das nötige Übertragungsprogramm am PC.
Ich bekomme im Bekanntenkreis mittlerweile etliche GByte an SD-Karten zusammen.
SD-Karten können die meisten Laptops direkt lesen, CF macht da schon häufiger Probleme.
Die Kosten von Speicher werden sich aber in 2 Jahren erledigt haben, wenn dann nicht gerade
eine Plastikfabrik in Korea abbrennt.
Also noch mal am Ende:
Ich halte das SLR-Prinzip für ein Relikt aus der Analogzeit, das mittelfristig außer für Liebhaber
aussterben wird, weil es eigentlich nur Nachteile bringt. Es wird genau dann obsolete, wenn
eine digitale Nicht-SLR-Kamera folgende Eigenschaften hat:
* hochwertigen Sucher ab 3x768x768 Pixel, eventuell mit Sharpness Evaluation Support (scharfe Details im Display flimmern sowie optinaler Zoom der Bildmitte)
* hochwertiges Display an der Rückseite ab 3x768x768 Pixeln und ab 2,5"
* Updatefrequenz dieser Displays von 30 fps
* dedizierter Sensor für die Scharfeinstellung
* Precapture (geht nicht bei SLR)
* Nachführautofakus (wie z.B. bei der Minolta DiMAGE Z1)
* Optik mit ordentlicher Lichtstärke und hinreichend großer Sensor.