Mayday21 hat geschrieben:Eine Frage gestern bei Radio Antenne Bayern:
Warum gibt es Tag und Nacht?
a) Weil die Erde sich um die eigene Achse dreht
b) Weil die Sonne sich um die eigene Achse dreht
c) Weil die Erdachse geneigt ist
d) Weil die Erde sich um die Sonne dreht
Keine der Antworten ist richtig. Alles diese unsaubere und uninteressante Schulwischiwaschi.
Interessant wird es doch erst, wenn man etwas genauer hinschaut!
Das ganze hat nichts mit Krümelkackerei zu tun, denn schon unsere unmittelbaren
Nachbarn, die gerade mal einen Raketenwurf weit weg sind, weisen einiges
an Spezialfällen auf. Hat Harald L. darüber schon eine Sendung gemacht?
e)
Nichtpolargebiete: Die Erde dreht sich mit einer anderen Geschwindigkeit
um ihre eigene Achse als die Erde sich um die Sonne dreht (Rotationsgeschwindigkeit != Revolutionsgeschwindigkeit).
Polargebiete (entstehen durch c): Weil die Erde sich um die Sonne dreht.
Beispiel Erde:
Revolution Erde: 1 mal pro 365 d 5 h 49 min ( 0,031688765 µHz)
Rotation Erde: 1 mal pro 23 h 56 min 9,0905 s (11,605762844 µHz)
Gleiche Drehrichtung!
Taglänge = 1 / |Ro - Re| = 1 / 11,574074079 µHz = 86400 s
Beispiel Venus:
Revolution Venus: 1 mal in 224 d 16 h 49 min ( 0,051508779 µHz)
Rotation Venus: 1 mal in 243 d 4 h ( -0,047598594 µHz)
Entgegengesetzte Drehrichtung!
Taglänge = 1 / |Ro - Re| = 1 / 0,099107373 µHz = 116 d 19 h
Beispiel Merkur:
Revolution Merkur: 1 mal in 87 d 23 h 15 min ( 0,131569918 µHz)
Rotation Merkur: 1 mal in 58 d 15 h 30 min ( 0,197354540 µHz)
Gleiche Drehrichtung!
Taglänge = 1 / |Ro - Re| = 1 / 0,065784622 µHz = 175 d 22 h 32 min
Beispiel gebundene Rotation:
Von gebundener Rotation spricht man, wenn Revolutionsgeschwindigkeit und
Rotationsgeschwindigkeit gleich sind. Dies ist ein häufiges Phänomen, wenn
Himmelskörper nahe beieinanderstehen und ihre Rotation durch Gezeitenkräfte
gebremst wird. Beim Merkus deutet sich das schon an, weiterhin kennen wir es vom
Mond (bei Satelliten sind aber die Tag-und-Nachtprozesse noch etwas komplizierter).
Ro ist dann Re, der Tag oder die Nacht dauert damit im Endstadium unendlich lang,
obwohl sich der Planet dreht!
Beispiel Uranus:
Revolution Uranus: 1 mal in 84 y 4 d ( 0,000377202 µHz)
Rotation Uranus: ca. 1 mal in 17 h 15 min ( -16,112400103 µHz)
Entgegengesetzte Drehrichtung!
Taglänge = 1 / |Ro - Re| = 1 / 16,112777305 µHz = 17 h 15 min
Aber: Die Achse ist um 82° geneigt! Alles bis auf einem Steifen von +-8° um den Äquator ist Polargebiet, und dort dauert Tag und Nacht nicht 17 h 15 min, sondern 84 y 4 d, d.h. ca. 42700 mal länger.