Hallo alle miteinander,
hiermit melde ich mich erneut in diesem Thema. Der Grund liegt darin, dass ich zwischenzeitlich bei Raico ausgiebigst hören durfte und die dort gewonnenen Höreindrücke verarbeitet und demzufolge auch eine kleine Änderung in meinem „Setup“ vorgenommen habe.
Raico hatte bei meiner Konfiguration folgendes festgestellt:
OL-DIES Anlage flutete den Raum mit einem tendenziell weichen, in den obersten Höhen leicht zurückgenommenen Klangteppich, der bei jedem Pegel und überall im Raum ein angenehmes und stressfreies Hören ermöglicht.
Dieser Feststellung deckt sich mit meiner Einschätzung. Nach dem Hören bei Raico sogar noch bestärkt.
Nachdenklich machte mich jedoch seine Feststellung:
Nur eines funktioniert mit OL-DIES Anlage nicht: Q-Sound! Wie der Toscho-Titel zeigte, war von dem künstlich erzeugten Raumklang dieser Stereo-Produktion fast nichts mehr zu hören: Offensichtlich sind hohe Diffusschall-Anteile für solche aufnahmetechnischen Tricks tödlich.
Im Prinzip ist das nicht tragisch, weil man, wie ich bereits ausführte, im realen Konzert solche akustischen Tricks ohnedies nicht erlebt. Es kam mir jedoch der Gedanke, dass diese Sache womöglich weniger mit dem Diffusschall als mit den leicht zurück genommenen Höhen zu tun haben könnte.
Für die am Hörplatz als zu gering empfundenen Höhen habe ich vier mögliche Gründe ausgemacht:
- Zu tiefe Anordnung der Hochtöner in meinen Pyramiden. Zwar habe ich meine Exemplare höher gebaut als die originale 707, aber die Kalotten befinden sich trotzdem noch etwas unter der Ohrhöhe. Nicht ohne Grund sagt Herr Nubert, dass Pyramiden auf einem Sockel noch besser klingen.
- Im Gegensatz zu Raico höre ich mit bespannten Boxen und möchte aus optischen und Sicherheitsgründen (UV-Strahlung, Gefahr der Beschädigung) auch dabei bleiben.
- Denkbar ist weiterhin, dass der von mir seinerzeit verwendete HT-Kalottentyp Isophon KK-10 im obersten Frequenzbereich pegelmäßig im Vergleich zu aktuellen Gewebekalotten etwas abfällt.
- Stärkere Absorption der indirekten höherfrequenten Schallanteile durch die Pflanzen, Heizkörper und sonstigen Einrichtungsgegenstände als gedacht.
Also habe ich einfach mal das getan, was ich bisher an meinem Marantz PM-14 noch nicht machte: Probeweise einfach mal die Klangsteller benutzt. Die waren nämlich meiner Wahrnehmung völlig entrückt. Bisher war stets die Source-Direct-Taste gedrückt. Wenn ich der Skala des Höhenstellers glauben darf, betreibe ich jetzt die Anlage mit um ca. 2,5dB angehobenen Höhen (Einsatzpunkt des Höhenstellers gemäß Marantz-Angabe 10kHz). Weiterhin meinte Raico anlässlich seines Besuches bei mir noch ergänzend, dass er bei ca. 50 - 60Hz eine leichte Bassüberhöhung herauszuhören glaube. Da er diese leichte Überhöhung auch nach dem Abschalten meiner großen TL noch hörte, habe ich mit dem Basssteller (Einsatzpunkt breitbandig 100Hz) die Tiefen ebenfalls um ca. 2,5dB zurückgenommen. An den Subwoofereinstellungen der AW-1000 habe ich keine Änderungen vorgenommen, da wir beide der Meinung sind, dass diese sehr gut eingebunden sind. Diese Einstellungsänderungen wirken natürlich auch auf den Absorber AW-1000, so dass die empfindliche Balance zwischen den Subs erhalten bleibt.
Die AW 1000 und die große TL fügen sich bruchlos in den Klang ein, wobei mir der Bass - in dieser Konstellation durchaus passend - ebenfalls ein wenig weicher und runder vorkam, als ich es von meiner Anlage zu Hause gewöhnt bin. bis auf eine leichte Überhöhung, die wir nach Gehör auf eta 50 bis 60 Hertz schätzten, und die auf das Konto des Raumes gehen könnte, waren keinerlei Peaks oder Löcher oder gar Dröhnen zu hören...
Im Hörtest ergibt sich nun ein etwas schlankeres und präsenteres Klangbild, wobei noch keine Schärfe im Klang hörbar wird. Bei älteren Analogaufnahmen und etwas erhöhter Lautstärke ist nun das Bandrauschen der seinerzeit verwendeten Analogbandmaschinen deutlicher zu vernehmen. Außerdem treten klangliche Feinheiten kräftiger hervor, die ich aber nach meinem Besuch bei Raico durchaus zu schätzen gelernt habe.
Und Q-Sound? Der klappt jetzt!
Bei Roger Waters (Amused To Death) hört man nun tatsächlich die Phantomschallquellen deutlich außerhalb der Stereo-Hörzone, und zwar stellenweise fast links am Ohr. Auch Toschos „Oh Lord“ kommt entsprechend effektvoll im Circle-Surround-Sound daher.
In Kurzfassung: Es liegt offensichtlich nicht in erster Linie am Rundstrahlprinzip an sich, wenn solche Effekte nicht in der erwarteten Deutlichkeit hörbar werden. Auch die Verwendung meiner rückwärtigen nuBox310 über Digital-Delay (zur Erzeugung des von mir nach wie vor hochgeschätzten Konzertsaal-Raumgefühls) verunmöglichen diesen Effekt nicht! In meinem Fall waren es schlicht die aus den obengenannten Gründen fehlende Präsenz, welche diese Effekte nahezu unhörbar machte. Allerdings habe ich auch das Folgende festgestellt: Um diese Q-Sound-Geschichten so schön mitzukriegen, muss ich mich, wie jeder Direktschallhörer auch, recht genau im Stereo-Dreieck aufhalten. Offensichtlich werden die für diese Effekte so notwendigen Frequenzanteile doch recht intensiv im „Dschungel“ verschluckt und die Pyramiden mutieren in diesen Frequenzbereichen Richtung „Direktstrahler“.
Gruß
OL-DIE