Hallo TinTin,
bevor ich mich für Nubert entschieden habe
, habe ich recht ausführlich die Elac 207.2 und kurz unter etwas ungünstigen Bedingungen die 208.2 gehört. Insgesamt empfand ich die Elacs als sehr ausgewogen, eher schlank im Bass, "schön auflösend" im Hochtonbereich, die 207 mit Tendenz zu einer leichten Mittenbetonung, wodurch besonders Frauenstimmen sehr schön klar hervortreten.
Die nuWave 105 (und auch die nuLine 100) ist nicht unähnlich. Sehr ausgewogen, eher schlank im Bass, evtl. nicht ganz diese Klarheit aber irgendwie etwas zupackender, knackiger im Bassbereich.
Ich schätze, dass man sich sehr gut mit der nuWave 105 anfreunden kann, wenn einem die Elac 208.2 gut gefällt aber auch anders herum.
Die Ausgewogenheit beider Lautsprecher zeigt sich auch in den Frequenzschrieben, hier mal geklaut von Hunecke:
nuWave 10:
Elac 208.2:
Was den Ruf von Nubert betrifft, kann ich dir nur teilweise zustimmen. Hi-Ender, die immer auf der Suche nach dem "besonderen Klang" sind, finden bei Herstellern, deren
Marketingabteilung das ganz besondere verspricht und die oft auch einen "anderen Klang" (aber eigentlich nicht den "richtigeren") Klang liefern, eher das, was sie brauchen.
Bei eher technikorientierten Hörern, die eine möglichst exakte und neutrale Reproduktion wünschen, steht Nubert jedoch sehr hoch im Kurs (zumindest dafür, dass wir hier von einem HiFi-Boxen-Hersteller und keinem Studio-Monitor-Hersteller reden
). Die ganz Extremen haben für einen Großteil der HiEnd-Boxen-Hersteller sogar nur Hohn und Spott übrig. Auch eine Dynaudio Contour düfte bei dieser Klientel nicht sonderlich gut wegkommen (z.B. sehr schlankes Design, 6 dB-Weichen ...) und ein Lautsprecher von Nubert sogar als insgesamt besser bewertet werden.
Elac gehört meinem Eindruck nach zu den "solideren" Lautsprecherherstellern, wo auch die inneren Werte stimmen. Allerdings funktioniert dort das Marketing über einen
behaupteten technologischen Vorsprung auch noch sehr gut. Das betrifft z.B. den Hochtöner. Dass diese Hochtöner einen Vorteil bei "Schnelligkeit/Dynamik" gegenüber herkömmlichen Seidenkalotten hätten, ist ein oft zu lesendes Vorurteil. Durch die leichte Membran ergibt sich "lediglich" ein höherer Wirkungsgrad. Die Kennempfindlichkeit eines Lautsprechers wird aber durch den Bassbereich bestimmt. Ein Problem der Bändchenhochtöner ist, dass der Klirr zu tieferen Frequenzen sehr starkt ansteigt, was u.U. eine hohe Trennfrequenz nötig macht, was sich wiederum auf das Abstrahlverhalten auswirkt (ich weiß allerdings nicht, wie das bei den Elacs ist und auch nicht genau, wie weit sich z.B. das wahrscheinlich stärkere Bündelungsverhalten des Elac-Hochtöners auswirkt). Zu Bändchenhochtönern dürften man im nuForum den ein oder anderen interessanten sehr technikorientierten Beitrag finden können.
Der Bändchenhochtöner von Elac ist möglicherweise sehr gut, man kann aber nicht sagen, dass so ein Hochtöner grundsätzlich besser ist, als eine Seidenkalotte.
Da du auf einen Subwoofer gerne verzichten möchtest, ist ein interessanter Punkt, der für Nubert spricht, die Möglichkeit, dem Bassbereich mit einem ATM ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Man erreicht damit sicherlich nicht ganz die Dynamik, die mit einem aktiven Subwoofer bei entsprechendem Filmmaterial drin wäre, aber natürlich deutlich mehr als ganz ohne Tieftonunterstützung. Bei Surround-Musik könnte diese Art der Tiefbassunterstützung sogar Vorteile haben, weil durch die vielen Basstreiber der Tiefton gleichmäßiger angeregt wird und das Klangbild homogener wird. Bei einer Raumgröße von 18 qm muss man sich mit der nuWave 105 + ATM auch keine Sorgen um etwaige Pegeleinschränkungen machen. Lediglich die Enstufen sollten nicht die schwächsten sein, um dem dadurch steigenden Leistungsbedarf für den Tiefbass gerecht zu werden. Falls du die 105 zum Probehöre bestellst, solltest du das Kästchen vielleicht mal mitbestellen, liegt ja noch innerhalb des Budgetrahmens (wie es beim H/K mit den Anschlussmöglichkeiten aussieht, weiß ich jetzt allerdings nicht - früher war H/K ja mal ein Hersteller, der bis zu den kleineren Geräten die Möglichkeit bot, solche Geräte zwischen Vor- und Endstufe einzuschleifen).
Da du schreibst, dass du einen sehr klaren Klang bevorzugst, könnte natürlich auch die nuWave 125 sehr interessant für dich sein. Sie klingt noch mal wesentlich klarer, durchhörbarer als die kleineren Schwestermodelle und baut eine beeindruckende "Räumlichkeit" auf. Die nuWave 125 würde ich gegenüber der Elac 208 auf jeden Fall sehr deutlich im Vorteil sehen. Allerdings ist sie, wie bereits angesprochen, ein dicker brocken. In einem ausschließlich für HiFi-Genuss genutztem 18qm-Raum, muss das kein klanglicher Nachteil sein, eher ein ästhetischer (weniger entsprechend der Männerästhetik als der Frauenästhetik
).
In der Schnäppchenecke findet man übrigens gelegentlich auch mal ein Päärchen 125. Meist haben diese Boxen so gut wie nicht sichtbare äußerliche Mängel (keine technischen Mängel!) und treffen recht genau das Budget.
Das Design der nuWave-Linie ist natürlich genauso Geschmacksache, wie das Design der Elac-Boxen. Mit den silbrigen Tief-/Mitteltönern und dem "seltsamen" Hochtöner der Elac kann sich auch nicht jeder anfreunden. Ich stehe eigentlich auch nicht so sehr auf schwarze Korpusse (Korpi ??), allerdings finde ich, dass die Front der nuWaves den schwarzen Korpus "relativiert", insbesondere das schöne Terracotta, und meist sieht man ja die Boxen von Vorne. Live sehen die Nubert-Boxen übrigens deutlich hochwertiger aus, als aus den Bildern im Internet und Katalog hervorgeht.
Gruß
Christoph