++Stefan++ hat geschrieben:Mit der Fachliteratur habe ich mich realtiv schwer getan, ich habe mit meinen Kenntnissen etwas zu suchen, leider nichts passendes gefunden. (Studiere Physik und da wird einem leider nix textliches beigebracht)
Die Quellen die ich verwendet habe sind Zusammenfassungen gewesen (von folgen, oder ein paar hintergrundinfos zu den Charakteren) ich glaube kaum, dass man da in printmedien bessere dinge finde.
Es ist sogesehen das Ergebniss von drei oder vier Wochenendveranstaltungen.
Kannst du das mit dem Wissenschaftlicher etwas weiter ausführen?
Mir ist leider viel zu spät aufgefallen, dass es schwer möglich ist, nur in diesem Gesichtspunkt wissenschaftlicher zu werden (an den stellen an denen ich an den charakteren die die mann frau schablone festmache wird es warscheinlich nicht mit Fremdzitaten besser.) Die Arbeit entspricht daher zu 90% aus eigenen Ideen, was ziemlich atypisch für den wissenschaftlichen Anspruch ist.
Ja, ich kann versuchen, ein paar Tipps zu geben. Allerdings, DISCLAIMER: ich bin quasi eine Kuh, die jemanden versucht, das Fliegen beizubringen. D.h. ich bin kein Experte für die spezielle wissenschaftliche Methode der Soziologie. Ich habe lediglich mal vor vielen, vielen Jahren aus Interesse einen Schein in Soziologie gemacht - ironischerweise habe ich zu diesem Zeitpunkt auch Physik studiert. Seit dem habe ich eine gewisse Verachtung gegenüber der Soziologie entwickelt. Ich finde das Forschungsgebiet zwar sehr spannend, aber das Vorgehen und die Abhandlungen, die ich aus dem bereich gelesen habe, fand ich doch eher abschreckend und nicht wirklich passend zu meiner Vorstellung von Wissenschaft (welches bei mir durch Physik, Wirtschaftswissenschaft und Psychologie geprägt ist - alle drei sind klassische "Nachfahren" der wissenschaftlichen Revolution, benutzen also das, was man gemeinhin als wissenschaftliche Methode bezeichnet).
Also, deshalb ist alles, was ich sage, mit großer Vorsicht zu genießen und kann dich evtl. sogar in eine ganz falsche Richtung drängen. Meiner Erfahrung nach ist es für guten Noten in der Soziologie gut, zu erfühlen, was der oder die Bewertende hören möchte und dies dann hinzuschreiben. Und ich bin nicht der Bewertende.
Wie dem auch sei. Die Soziologie baut meines Erachtens stark auf einem Literaturstudium auf. Das heisst die Erkenntnisse der Wissenschaft finden sich als Texte in irgendwelchen Büchern. Wenn man die Wissenschaft nun mit neuen Ideen weiter bringen möchte, ist es wichtig sie in das bestehende Gebäude einzuordnen. Vielleicht gibt es irgendwelche einführenden Überblickswerke in der Soziologie, in die du schauen könntest. So wie den Gerthsen/Kneser/Vogel in der Physik. Anhand der Überblickswerke kann man das Thema einordnen und auch gleich die Fachsprache übernehmen.
Im Gegensatz zur Physik sind die Begriffe in der Soziologie eher unscharf definiert. Gerade bei einer Hausarbeit (im Gegensatz zu einer Doktorarbeit, wo eine gewisse Fachsprache und unstrittige Begriffe als bekannt vorausgesetzt werden) kann es durchaus interessant sein, Kernbegriffe, mit denen man sich beschäftigt, kurz zu erläutern oder zu definieren - oder auf ein Buch zu verweisen, dessen Definition man übernimmt. Z.B. schreibst du über Stereotype und das scheint ein ein zentraler Punkt deiner Arbeit zu sein. Dann könntest du z.B. Peter Gray "Psychology", 2nd edition, 1991 zitieren: "We all carry around in our heads schemas not just for individual persons, and persons in general, but also for particular groups of persons. You may have schemas for men and women, Asians, Californians, blacks, Catholics, and college professors. Such schemas are called stereotypes. The first person to use the term stereotype in this way was the journalist Walter Lippman (1922), who defined it as "the picture in the head" that a person may have of a particular group or category of people. Lippmann pointed out that stereotypes can distort our perceptions of individuals and provide a basis of prejudice," (Seite 500 - auf Seite 498 ist übrigens lustigerweise ein Foto aus Star Trek - Spock - Leonard Nimoy als Opfer von Bias?). Wobei dies eher ein Lehrbuch ist, man erkennt es an der Formulierung, d.h. ich würde das Zitat nicht komplett wörtlich übernehmen.
Zum eigentlichen Thema Mann - Frau - Geschlechterrollen etc, müsste es eigentlich endlose Abhandlungen geben. Natürlich haben die nichts mit Star Trek zu tun, aber sie bieten Anknüpfungspunkte, wo du dich mit deinen Gedanken als Erweiterung der bestehenden Gedanken dranhängen kannst.
So findet sich im bereits erwähnten Psychologie Buch auf S. 467f.: "The Sociocultural Basis of Gender Role Development: Life is not the same for boys and girls. That is true not just in our culture, but in every culture that has been studied (Maccoby & Jacklin, 1987). To some degree, differences are biologocal in origin, mediated by hormones (see Chapter 4 and 7). But hormones don't explain why differences vary from culture to culture, as shown by Margaret Mead (1935) and many other anthropologists, or why in Western cultures the differences have changed over the course of history (for an example of one such change, see Figure 13.6).
Although sex and gender are synomyms in most dictionaries, psychologists tend to use the former term when referring to the clear-out biological bases for categorizing people as male and female, and the latter term when referring to the entire set of differences attributed to males and females, which may be partly or wholly socially determined (Deaux, 1985). You were born one sex or the other, but from the moment of birth - from the moment that someone announced , "It's a girl!" or "It's a boy!" - you also had a gender. Immediately, in the minds of all who heard the announcement, you were tied through a web of mental associations to all kind of "girlish" or "boyish" traits, activities, and material belongings."
Das ist eigentlich nur der einleitende Absatz zu einem sehr komplexen Themengebiet. Aber er zeigt ganz schön das Arbeiten mit Zitaten.
Als Zitat Faustregel würde ich dir übrigens empfehlen: pro Seite Text 3-5 Zitate und eine neue Quelle. Also wenn du 10 Seiten schreibst, würde ich versuchen auf 30-50 Zitate (Zitat muss nicht ein wörtliches Zitat sein, es kann auch eine Fußnote an einem Gedanken von dir sein mit einem Verweis auf eine Studie, die z.B. deinen Gedanken belegt) und insgesamt ca. 10 Quellen zu kommen.
Ein großer Unterschied zu Methode der Physik zeichnet sich hier übrigens schon ab: wenn in der Physik zwei Erklärungen eine Phänomen gleich gut Bescheiben - z.B. zwei Gleichungssysteme, dann ist das einfachere - das elegantere - vorzuziehen. In der Soziologie ist im Zweifelsfall die längere Lösung vorzuziehen. Kein Witz. Viele Seiten, Zitate und Quellen gaukeln ein hohe Qualität vor - selbst dann, wenn Usinn geschrieben werden sollte. Darin begründet sich vermutlich u.a. auch meine unverholene Verachtung der Soziologie. Es gibt übrigens zwei Physiker Socal und Bricmont, die als Scherz mal einen inhaltslosen Soziologie Beitrag an eine soziologische Fachzeitschrift geschickt haben. Inhaltslos, totaler Unsinn - aber mit vielen Fremdwörtern, Quellen und Zitate gespickt... und siehe da, er wurde veröffentlicht. Nachzulesen im Buch von Socal und Bricmont: Eleganter Unsinn.
O.k., jetzt habe ich nur aus einem Psychologie Buch zitiert, also ziehe ich das einzige (!) Soziologie Buch, das ich besitze, aus dem Schrank (aus der hintersten Ecke) und schaue, was ich dort finde. Über das Inhaltsverzeichnis komme ich aber nicht hinaus, die Abscheu ist zu groß. Doch es finden sich selbst in diesem Buch über "The Production of Reality" (Peter Kollock and Jodi O'Brian, 1994) interessante Essays: S.19ff.: Sex and Power in Interaction: Conversational Priviledges and Duties (Kollock/Blumstein/Schwartz) - Many of the differences in the way men and woman communicate seem to be a result not of the gender but of their relative power oder S.47ff.: Prestige as the Public Discourse of Domination (Scott) - How those in power in a society establish, maintain, and signal that power through public ceremonies and displays.
Also was ich an deiner Stelle machen würde: ich würde in eine sozialwissenschaftliche Bibliothek gehen, dort das attraktivste Mädchen ansprechen und sie fragen, ob du sie zu einem Kaffee einladen kannst, denn du hättest da ein Problem mit einer sozialwissenschaftlichen Hausarbeit und kennst dich als Phaysiker nicht so recht in der Methodik aus. Das könnte ein in doppelter Hinsicht lohnender Ausflug in die Bibliothek werden.