hai_vieh71 hat geschrieben:Homernoid hat geschrieben: Ergo, Test nutz- und sinnlos, da Ergebnisse verfälscht.
Der Pisa Test an sich ist ein Witz. Ich halte davon überhaupt nix.
Hmm..und Du kennst den PISA Test? Wenn ja, lies einfach nicht weiter...
Wirklich, da geht mir der Hut hoch, in Deutschland redet jeder über den PISA Test, aber nicht ein Bruchteil derjenigen macht sich die Mühe die entsprechende Primärliteratur zu lesen. Das was man beim Spiegel, etc. lesen kann ist doch bereits durch die entsprechenden Autoren bewertet (mindestens in der Auswahl).
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Die Behauptung einer ŽBildungskatastrophe` lässt sich aus Pisa also nicht ableiten. Vielmehr wir hier in katastrophaler Weise Bildung umgedeutet, schreibt Krautz.
Es leitet wohl auch niemand derjenigen, die ernsthaft mit der PISA-Studie befasst sein, aus dieser eine Bildungskatastrophe ab.
Pisa gehe auch nach eigener Aussage von einem funktionalistischen Begriff von Wissen, Lernen, Können aus.
Was man lerne, müsse zu etwas dienen und zwar zu etwas konkret Anwendbaren, das man messen könne.
Das widerspreche aber fundamental der deutschen Bildungstradition, den Richtlinien und Lehrplänen, die eben die Schülerinnen und Schüler gerade nicht abzwecken sollten.
Das ist nur bedingt richtig. Zum funktionalen versus humanistischen Bildungsbegriff empfehle ich Tenorth zu lesen. Der arbeitet das hinreichend sachlich auf.
Aber kurz kommentiert: Es stimmt, PISA verwendet einen funktionalen Bildungsbegriff. Das hat nichts mit "abzwecken" zu tun. Dem funktionalen Verständnis von Bildung (bei PISA) nach, dient Bildung dazu sich in einer (technisch geprägten) Gesellschaft wie der unseren zurechtzufinden und sich selbst weiterbilden zu können . Mit dem entsprechenden Fokus auf Bildung in basalen Fähigkeiten (Rechnen, Lesen usw.) sowie Mathematik und den Naturwissenschaften. Nach Meinung vieler schränkt das den Bildungsbegriff massiv ein (z.B. im Vergleich zum humanistischen Bildungsbegriff). Das stimmt aber eben nicht. Denn um sich in der Gesellschaft zurecht zu finden sind zwar wirklich primär die o.g. Fähigkeiten notwendig, ebenso aber Fähigkeiten im Bereich Ethik (übrigens bei PISA in Bewertungsaufgaben repräsentiert) und Kenntnisse über Kunst, Literatur, etc. Funktional bei PISA schließt also den humanistischen Bildungsbegriff nicht notwendigweise aus!
Jetzt wird natürlich konkret argumentiert die PISA-Tests würden etwas messen, was deutsche Schüler gar nicht können:
Pisa messe Bildungserfolge nicht gemäß diesen nationalen Lehrplänen, sondern an eigenen Maßstäben.
Im Klartext: Pisa testet Fähigkeiten, die die Schüler nicht oder nicht schwerpunktmäßig gelernt haben, weil sie nicht unmittelbarer Gegenstand des Unterrichts waren.
Die festgestellte Mittelmäßigkeit deutscher Schüler bezieht sich
eben nicht auf das Gelernte, sondern auf das Getestete, meint Krautz.
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Selbstverständlich hat Krautz recht, wenn er konstatiert, die Ergebnisse bezögen sich nur auf das Geteste - worauf auch sonst? Es wäre ja wohl mehr als albern anzunehmen jeder Schüler könnte, was im Unterricht gelehrt wird, oder? Woher weiß ich also was jemand gelernt hat?
Nun können wir uns trotzdem mal auf den Standpunkt stellen, die deutschen Schüler würden eben anderes lernen, z.B. so etwas wichtiges wie denken. Wenn man sich dann die PISA-Aufgaben mal ansieht, dann zeigt sich, die sollten mit Denken eigentlich zu lösen sein. Die fragen primär kein Wissen sondern wirklich die Fähigkeit ab, sich mit bestimmten Problemen auseinanderzusetzen. Und da sage ich: Wenn die deutschen Schüler das in der Schule nicht gelernt haben, dann ist das ein Problem.
Also, humanistische Bildung hin oder her, wenn Schüler stundenlang über die Ästhetik der Sprache bei Goethe vortragen können, aber aus einem Diagramm nicht herausarbeiten können, welcher Lautsprecher einen höheren Tiefgang hat, dann leistet das deutsche Bildungssystem nicht das, was es meiner Meinung nach soll: Die Schüler auf eine sinnvolle Teilhabe an der Gesellschaft vorbereiten. Aber vielleicht ist das Dir und Herrn Krautz wieder zu funktional...
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Wichtiger als die Debatte und ein Streit um die Quantifizierung von Bildung und die Einführung immer neuer Tests, wäre etwa eine Debatte über die Qualität der Bildung an unseren Schulen und Hochschulen.
Quelle: Jochen Krautz - Ware Bildung, Diedrichs Verlag
Sehe ich genauso. Deshalb sind die Ergebnisse dieses Tests für mich absolut uninteressant.
Entschuldige, aber das ist völliger Blödsinn. Wie willst Du denn über Qualität diskutieren, wenn Du kein Maß für Qualität hast, hmm? Da kannst Du auch sagen, dass Herr Nubert nicht mehr messen sollte, sondern das Geld für Messgeräte und Messverfahren lieber in hochwertigere Bauteile investieren soll, dann sind die Lautsprecher auch besser..
Selbstverständlich ist eine Diskussion über Bildungsinhalte wichtig. Es ist und bleibt Aufgabe einer Gemeinschaft zunächst die Bildungsziele (Bildungsinhalte und Qualität der erreichten Bildung in Form von Kompetenzen) festzulegen. Aber um zu bemessen wie effektiv diese Bildung an Schulen und Hochschulen erfolgt setzt woraus zu gucken wie viel von diesen Inhalten in welcher Qualität beim zu Bildenden ankommt und dafür muss ich nunmal messen.
Für unsere Bildungslandschaft sehe ich allerdings schwarz. :roll:
Ohne zu messen? Super. Kannst Du es dann auch begründen? So generalierbar mein ich? Und nicht weil Du in der Schule irgendwelche Erfahrungen gemacht hast?
Ich fasse noch einmal kurz zusammen: Erst legt die Gesellschaft Bildungsziele fest. Dann muss man gucken ob die eingehalten werden. Das ist kein funktionaler Bildungsbegriff. Nicht zu messen, inweit man gesetzte Ziele erreicht, ist wie an Kabelklang glauben. Und so ähnlich wird die Diskussion leider auch geführt.
Grüße
-knut