nicolas_graeter hat geschrieben:
Rolander hat geschrieben:Du hast natürlich recht: wenn man tausend Leute raten lässt, wird man irgendeinen Mittelwert bekommen. Ob der allerdings eine Relevanz hat, steht auf einem anderen Blatt. Denn die Testpersonen haben ja gar kein Entscheidungskriterium, was "doppelt so laut" überhaupt bedeuten soll.
Warum ist diese Lösung so unwahrscheinlich? Kann mir vorstellen, dass das (zumindest 1936, laut WIKI das Datum an dem diese Definition entstand) im Prinzip die einige Möglichkeit ist. Genug Probanden, und dann die ganzen subjektiven Eindrücke statistisch auswerten (bitte nicht Mitteln, das ist was anderes).
So sind auch andere Kenngrösssn der Akustik entstanden, z.B. die "A- Bewertung" in dBA. Der mit technischen Mitteln erfasste Schalldruck wird mit eine gehörmäßigen Kurve korrigiert, aber das wissen ja alle...
Auch die Tauglichkeit des MP3- Verfahrens wurde während der Entwicklung am Frauenhofer Institut mit statistisch ausgewerteten Höreindrücken von Probanden überprüft....
Gruß
Nicolas
Ich versteh schon, was Du meinst, bin aber dennoch anderer Ansicht: Der Begriff "doppelt", also Faktor 2 ist eine exakt quantifizierte Größe, die man nur durch einen Vergleichsmaßstab ermitteln kann. Es gibt aber hier keine Vergleichsmöglichkeit.
Die A-Bewertung beruht ja auf der Fletcher-Munson-Kurve und hier wird hingegen verglichen, wann zwei Schallereignisse unterschiedlicher Frequenz
gleich laut erscheinen. Hier ist also ein Vergleich möglich. Und auch beim MP3-Verfahren
vergleichen die Probenden das Original mit dem datenreduzierten Signal. Es geht also in beiden Fällen darum, Unterschiede zu bemerken, bzw. anzugeben, wann die Unterschiede nicht mehr hörbar sind. Wenn Du hingegen entscheiden sollst, wann etwas doppelt so laut ist, musst Du natürlich erst einmal ein Kriterium für doppelt haben. Eine theoretische Möglichkeit wäre, direkt die Erregung des Hörnerves bzw. des Hörzentrum im Gehirn zu messen, wobei auch dabei nicht sicher ist, ob ein doppelt so hohes Nervensignal mit einer doppelt so starken Empfindung einhergeht. Das Gehirn arbeitet alles andere als linear.
Frag Dich doch einmal, ob es Dir möglich ist, zu erkennen, wann ein Gegenstand "doppelt so grün" wie ein anderer ist, oder ob ein Käse doppelt so streng riecht wie ein anderer. Die Physiologie der Sinne ist enorm komplex und überhaupt nicht geeignet, quantifiziert zu funktionieren.
Es wird genauso gewesen sein, wie Du sagst. Wahrscheinlich hat im Jahr 1936 ein Team von Wissenschaftlern eine Auswahl von überforderten Probanden getestet und deren vage und mehr oder weniger unspezifische Aussagen statistisch ausgewertet, und dabei gab es in der Verteilung ein Maximum bei rund 10 dB Schalldruckpegeldifferenz. 10 ist eine schöne Zahl, also wird diese Regel immer wieder zitiert. Wir wissen nicht, wie das Experiment abgelaufen ist, welche Randbedingungen geherrscht haben, wie es ausgewertet wurde. Deshalb wäre eigentlich eine Neubewertung sinnvoll.
Ich verwende diese Regel in meinen Mix- und Mastering-Tutorials in Ermangelung besserer Daten auch. Ich habe viel recherchiert und finde keine neuen Untersuchungen darüber. Es ist ja auch keine Frage von epochaler Bedeutung. Da gibt es Wichtigeres, das gebe ich zu.
Gruß
Roland