Legomann II hat geschrieben:Geht es Dir um das Medium, Dingens? Ich hätte jetzt die These vertreten, dass es gerade für noch unbekanntere Künstler e i n f a c h e r geworden ist, ihre Musik zu kommunizieren: Durch Youtube oder die eigene Homepage. Dort könnte man auch einen eigenen Laden aufmachen, um sein Liedgut an den Mann zu bringen.
Moin
vielleicht sollten wir einen neuen Thread aufmachen, das Thema könnte länger werden

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Natürlich ist es für einen "kleinen" Künstler einfacher geworden, sich selbst und seine Musik selbst zu vermarkten. Ich sehe nur, dass es durch das Streaming (und das damit verbundene eventuelle Verschwinden der CD und des Downloads) wieder schwieriger werden könnte.
Schauen wir mal, wie es bei uns ist. Das sind wir
http://www.cara-music.com
eine recht erfolgreiche Band (in aller Bescheidenheit) in unserer kleinen Sparte: Moderne irische Musik, mal ein paar Preise gewonnen, ca. 50 Gigs im Jahr, mehrere CDs, einige nominiert für den Preis der deutschen Schallplattenkritik, europaweite Touren und 6x Touren in den USA. Alle Mitglieder der Band außer mir leben von der Musik, aber nicht nur von der Band. Alle haben noch mindestens eine weitere Band, einige unterrichten noch Musik, einer hat ein Studio, es gibt eine eigene Konzertagentur und so weiter. Ich selbst habe noch einen Fulltime Job an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover und betreibe nebenher noch einen Webshop für mein Instrument (siehe Signatur). Die Kollegen können davon leben. Keiner im Luxus, aber halt ein normales Leben. Wir vermarkten uns nahezu komplett selbst: Man kann unsere CDs überall kaufen, die meisten gehen aber bei Gigs weg, als nächstes dann der eigene Shop auf unserer Homepage. Dort kann man physikalische CDs kaufen oder einen DRM freien Download. Wir sind bei iTunes, Amazon, aber auch bei Spotify und anderen Streaming Diensten. Bei Youtube kann man live Videos sehen etc. Es macht mir als Webverantwortlicher der Band Spaß, die Vertriebswege ausweiten, neues auszuprobieren, Facebook zu betreuen und so weiter. Soweit die Ausgangsituation. In unserem Bereich wird die CD noch geachtet, viele sagen, sie wollen weiterhin was zum Anfassen haben. Dennoch sehe ich es auch so wie Thomas, dass die Zukunft mehr Streaming bringen wird. Für den Hörer "normaler" Musik ist das ja auch super, günstiger und vielleicht sogar bequemer, daher glaube ich auch, dass das immer mehr die CD verdrängen wird. Nur werden für uns dann die Umsätze im CD Bereich deutlich einbrechen. Eine Produktion einer CD kostet uns mit allem drum und dran ca. 8000-10000 Euro. Bis ich das durch Streaming zu den jetzigen Kursen wieder drin habe, vergeht eine lange Zeit, das lohnt sich für uns nicht. Also keine neue CD? Aber die Fans wollen doch eine? Jetzt kann man, wie Thomas, sagen: Das regelt der Markt. Ja, wenn er das regelt, gibt es keine neue CD. Vielleicht dadurch auch weniger Gigs. Und das geht nicht nur uns so, sondern allen Bands,die in dieser kleinen Klasse spielen und versuchen, gute Musik abzuliefern. Denn nur, weil es bei Streaming keine lohnenswerten Einkünfte gibt, heißt ja nicht, dass die Musik schlecht ist. Sondern eben eine Sparte, die nicht die Masse erreicht, aber schon genug Leute gut finden, um pro Gig 100-500 Leute zu ziehen und ein paar Tausend CDs zu verkaufen. Wenn sich das nicht mehr lohnt, fällt diese "Klasse" weg, es wird weniger live Musik geben, mehr Hobby Bands, die die Lücken füllen.
Fazit: Es ist schwierig genug, aber durch Streaming wird es nicht einfacher. Wenn der Markt es regelt, wird es weniger "interessante" Bands (damit meine ich jetzt nicht uns) und weniger "abseits des Mainstreams" geben, da es sich für professionelle Musiker nicht mehr lohnt. Und das wollen wir doch nicht, oder?
ThomasB hat geschrieben:zum einem das von Legamann, und desweiteren bin ich mir sicher dass niemand in dieser Branche weniger verdienen will, ob das ganze dann natürlich zu gleichen Anteilen auf die Künstler umgelegt wird, das weiss ich nicht

Im Moment offensichtlich nicht. Es ist doch bei Flatrates in anderen Bereichen (all you can eat!) auch häufig so, dass Qualität und Diversität auf der Strecke bleiben. Diese Gefahr sehe ich hier auch.
Grüße
Der Dingens
Wer gute Musik macht....