So, nun hole ich meinen eigenen Thread nochmals aus der Gruft, um ein wenig zu berichten vom Hörtermin in Schwäbisch Gmünd. Montagmorgen war nicht viel los im Laden, und ich hatte volle 2 Stunden Zeit zum Hören, Vergleichen, Analysieren, bis mir die Ohren qualmten. Mangels Auto konnte ich keine Boxen direkt mitnehmen, doch das wird in der kommenden Woche nachgeholt. Ich habe zwei CD-Rs mitgebracht mit einem mehr oder weniger repräsentativen Querschnitt meines Musikgeschmacks - Stücke, die ich sehr gut kenne, Passagen, anhand derer ich gezielt vergleichen wollte usw... teilweise waren es auch nur Ausschnitte längerer Stücke, so dass ich nicht lange herumspulen musste. Was ich schade fand, war, dass im Hörstudio die Boxen nicht lautstärkemäßig eingepegelt waren, so musste ich immer am Lautstärkeregler etwas nachregeln, immer im Bewusstsein, dass ich auf das Phänomen "lautere Box wird tendenziell als besser empfunden" hereinfallen könnte. Zudem versuchte ich unterschiedliche Lautstärken; ich höre in der Regel Zimmerlautstärke, nur selten mal
etwas lauter, nie jedoch in Konzertlautstärke, dem guten Verhältnis zu den Nachbarn zuliebe. Hin und wieder höre ich auch leise, sozusagen als akustische Tapete, auch dies habe ich beim Test berücksichtigt.
Und ich konnte es nicht lassen, zwischendrin auch mal auf die teureren und billigeren Geschwister umzuschalten. Eins vorneweg: Das Resultat war teilweise verblüffend bis verstörend.
Meinen Musikgeschmack habe ich oben schon grob umrissen. Was ich während der ganzen Hörorgie nicht erwartet hatte: Je nach Musikstück gefiel mir mal die eine, mal die andere Box besser, und das nicht nur bei meinen Favoriten nuLine 84 und nuVero 4, sondern auch bei den anderen, die für mich teilweise aus Preisgründen schon vorher ausgeschieden sind. Anfangs hörte ich viele exzellent produzierte Aufnahmen (Peter Gabriel, Alan Parsons Project, Dire Straits, Yello): Hier mochte ich die nuVero 4 tatsächlich am besten, bei bassstarken Aufnahmen konnte die nuLine 84 ihre Stärken mehr ausspielen, deren Klang ich ebenfalls als sehr angenehm empfand. Die nuLine 264 fiel überraschenderweise leicht ab und die nuLine 284, auf die ich zwischendrin umgeschaltet hatte, war eine einzige Enttäuschung: Irgendwie unausgeglichen, es ist schwer zu beschreiben, was es nun tatsächlich war, doch ich fühlte mich mit deren Klang nicht wohl.
Dann Elektronik: Aufnahmen von Klaus Schulze von Anfang der 1990er - und plötzlich war die 284 da! So hat mich das Zusammenspiel der hohen Glockenklänge und des Basslinie bei "Brave Old Sequence" noch nie fasziniert wie mit dieser Box. Die 4, 84 und 264 waren knapp, aber vernehmlich dahinter. Bei Jean-Michel Jarres "Rendez-Vous" war es ähnlich, wenn auch nicht ganz so krass: Die 284 leicht vor den anderen dreien, die allerdings ebenso einen Riesenspaß machten.
Lassen wir's ein wenig krachen: Rockmusik. Arenas "Witch Hunt" kam auf der 264er am kräftigsten rüber, gefolgt von der 84 und der 4, und die 284er war nun wieder das Schlusslicht... irgendwie kam mir da zu wenig "Gefühl" rüber. Ähnlich war's bei einem Stück der eher unbekannten britischen Band Final Conflict (wer gerne Progressive Rock à la Eloy hört und einen Hang zu Pink Floyd hat, könnte mit der CD "Stand Up" sehr glücklich werden). Allerdings hat die CD vom Klang her nicht das Niveau der Allerbesten, doch war ich mir nie so recht bewusst, WIE mäßig der Klang tatsächlich ist - insbesondere auf der nuVero 4 fiel es ganz deutlich auf. Hätte ich nur solche Aufnahmen, könnte ich fast auch bei meinen alten Boxen bleiben, aber eben nur fast, insgesamt war auch hier das Klangbild deutlich differenzierter als bei meinen 27 Jahre alten MB daheim (der direkte Vergleich folgt ja in 1 Woche), doch die nuVero 4 zeigte am gnadenlosesten, dass die Jungs dringend einen guten Toningenieur brauchen.
Auch Stimmen habe ich gezielt getestet (u.a. mit Sade und Clannad): Hier hängte die nuVero 4 die drei nuLines ab, sie war präziser und sauberer, ohne dass ich es genau beschreiben könnte. Bei eher orchestraleren Stücken wiederum (Vangelis, Mannheim Steamroller) klang für mich die 84 etwas voller im Vergleich zur 4, dafür sah ich bei den Feingeistern Friedemann und Andreas Vollenweider die nuVero 4 wieder leicht vorn. Ein ständiges Hin und Her also zwischen den beiden, jede mit einem etwas anderen Charakter, doch insgesamt kein klarer Sieger.
Und zwischendrin immer wieder auf die großen nuVeros 11 und 14 umgeschaltet. Die große Überraschung war für mich, dass mir die nuVero 11 überhaupt nicht zusagte, und zwar bei keiner Art von Musik. Sie klang immer etwas verwaschen, unbestimmt, als hätte jemand ein Kissen drumherumgebunden. (Sie wird doch nicht verpolt angeschlossen gewesen sein?) Und auch bei der nuVero 14 blieb das Aha-Erlebnis zunächst aus, sie war zwar deutlich besser als die 11 und etwas basskräftiger als die nuVero 4 bei ähnlicher Präzision, aber ich hatte den großen Überflieger erwartet und war zunächst doch etwas enttäuscht... bis ich den Lautstärkeregler etwas hochdrehte. Und plötzlich: Jau, das isses. "Conquest of Paradise" mit 10 dB mehr auf der 14 ist einfach grandios! Und "Lucifer" ebenfalls. Und bei Friedemanns Gitarre hörte ich Details, die alle anderen Boxen vermissen ließen. Und "Private Investigations" war ein exquisiter Genuss! (Doch die Bratpfanne meines Nachbarn auf meinem Schädel eher weniger, wenn ich diese Lautstärke bei mir daheim einstellen würde...)
Schon bald war für mich klar: Die nuVero 4 ist eine der beiden Boxenpaare, die ich zum Testen mitnehmen werde. Für das zweite verglich ich nochmals gezielt zwischen der nuLine 84 und der 264, hier gewann die 84 ganz knapp, ich fand sie weniger abhängig von der Musikart als die 264 (bei der 284 war diese Abhängigkeit ja noch extremer, doch die fiel aus finanziellen Gründen eh raus), also habe ich mir auch von denen ein Paar reservieren lassen.
Nun freue ich mich schon auf das kommende Wochenende, wenn ich die Boxen bei mir habe und ich in Ruhe und über längere Zeit Musik hören und vergleichen kann. Dann kann ich auch mit der Aufstellung, den Klangschaltern und den EInstellungen an meindem Verstärker experimentieren... und alle Termine der kommenden 4 Wochen absagen
Grüße aus Tübingen!