es ist, so finde ich, sehr erfreulich, daß Directivitymessungen Eingang in die Publikumszeitschriften gefunden haben. Leider habe ich sie noch nicht gesehen, werde sie mir aber mal anschauen.
Herr Nubert macht es bei seinen quasi-Zweiwegesystemen mit einem "eigentlich zu großen" Mitteltöner genau richtig, den Frequenzübergang zum Hochtöner so niedrig wie möglich zu legen.
Nur so ist gewährleistet, daß keine starken Sprungstellen im Abstrahlverhalten auftreten. Geht man von 14cm effektivem Strahlerdurchmesser aus, setzt die Richtwirkung bei ca. 800Hz (Wellenlänge entspricht Chassisumfang) ein, oberhalb 1600Hz nimmt die Richtwirkung dann sehr stark zu. Hier am Beispiel eines Peerless-Tiefmitteltöners, wie er so oder ähnlich von Nubert verwendet wird:
http://www.d-s-t.com/peerless/data/freq/850122.gif
"Nach Lehrbuch" sollte man solche Systeme spätestens bei 1600Hz trennen, ich persönlich tendiere sogar dazu, Konuslautsprecher nur bis zu jener Wellenlänge einzusetzen, die dem Strahlerumfang entspricht. Hörtests mit bandbegrenztem Rosarauschen an Einzelchassis ergaben darüber einen in meinen Ohren etwas "phasigen" Klangeindruck, es klingt mir nach interauralen Laufzeitdifferenzen.
Der Hochtöner hat in seinem unteren Einsatzbereich keinerlei Richwirkung, weil er klein gegen die Wellenlänge ist. Nur die Schallwand des LS verhindert eine kugelförmige Abstrahlung.
Also muß das Abstrahlverhalten des Hochtöners entweder angepaßt werden (z.B. "Waveguide"), oder der Frequenzübergang ausreichend niedrig erfolgen.
Geht man von einer linearen Auslenkung von +/-0,25mm aus, schafft eine 25mm-Kalotte mechanisch ca. 102dB/SPL @ 1m (unendliche Schallwand) bei den genannten 1,7kHz. Das ist für Heimtonanwendungen im Regelfall ausreichend. Der Klirrfaktor ist aus meiner Sicht bei 1"-Hochtönern auch nicht
das zentrale Problem. Die thermische Belastung schon eher.
@ Frank:
Eine Doppelkalottenkonstruktion ist nicht unbedingt erforderlich. Es gibt 76mm-Kalotten (und auch 50mm-Kalotten) mit Neodym-Magnet, die einen geringen Einbaudurchmesser (ggf. Frontplatte absägen) aufweisen und mit Neodym-Hochtönern kombiniert werden können.
Ich nutze in meinen aktiven Dreiwege-Halbraumstrahlern auf großer, flacher Schallwand (nicht zu verkaufen und ohne jedes kommerzielle Interesse) genau solche 76mm-Kalotten ab 500Hz, was eine lehrbuchgerechte Anbindung eines 10"-Tieftöners (bei ka = 1, d.h. der Wellenlänge, die dem Strahlerumfang entspricht) ermöglicht. Beim Hochtöner bin ich schließlich bei dem inzwischen leider nicht mehr hergestellten Peerless KO10 hängengeblieben, der trotz großem Magnet nur 80mm Frontplattenhöhe aufweist. Frequenzübergang bei 500Hz/2,5kHz (24dB/8va, eine Oktave vom Frequenzübergang entfernt übergehend in 36dB/8va). Der Abstand der akustischen Zentren beträgt 185mm (low-mid) und 100mm (mid-high), die D/Lambda-Werte liegen entsprechend low-mid bei 0,27 (keine Interferenz) bzw. bei 0,73 (recht unproblematisch).
Eine Kombination mit 2"-Morel-Neodym-Mitteltonkalotte (MDM55) und 1" Neodym-Hochtonkalotte (FÜ = 2,4kHz, der Neodym-Hochtöner gibt das bei hohen Filterordnungen her) habe ich ebenfalls überlegt, da sich hier sogar mid-high ein d/Lambda-Wert von 0,5 realisieren ließe.
Allerdings kann man die 2"-Kalotte nur bis ca. 650Hz verwenden, so daß für meinen Geschmack höchstens 8"-Tieftöner in Frage kommen.
Gruß
Andreas