uniomystica hat geschrieben:
Wie das jeweilige individuelle Gehör "den Frequenzgang verbiegt" (also bestimmte Frequenzen gar nicht mehr oder weniger stark wiedergibt) berücksichtigt ein Optimizer aber auch nicht. So wie Du das beschreibst, optimiert der betreffende "Tonmeister" ja wohl auch noch nach Gusto wo's ihm angebracht erscheint, sonst würde die von Dir genannte "Gehörkontrolle" ja keinen Sinn machen.
Rechts-Links-Abweichungen beim Gehör hat übrigens fast jeder Mensch in unterschiedlichem Maß. Das kann sogar wechseln, da die Gehörgänge nie ganz gleich frei sind. Diese Optimierung, gerade bei hochwertigen und tonlich bewusst abgestimmten KH finde ich nach reiflicher Überlegung doch suspekt. Der Preis ist übrigens einfach nur pervers hoch. Für die reine KH-Berechnung (ohne Gerät!) schlagen da 450 Euro zu Buche, wenn die Preise so noch stimmen. Ohne Kommentar.
Was glaubst Du denn, wie z.B. Lautsprecherhersteller arbeiten? Meinst Du, da wird einzig und allein das Messprotokoll zu Rate gezogen bei der "Abstimmung" des Lautsprechers? Das ist sicher die Grundlage der Arbeit, aber jeder hört sich das vorher auch mal an, bevor er es zum Verkauf anbietet und reagiert auch nötigenfalls. Ist solch eine Gehörkontrolle dann auch eine "Abstimmung nach Gusto"?
So eine Abstimmung hat außerdem (mehr) damit zu tun, dass die Korrekturen auch harmonisch verlaufen (und nichts mit der Funktion der von Dir genannten Loudness-Taste). So etwas kann Messtechnik wohl eher schwer beurteilen.
Im Übrigen erzählte der Chefentwickler von Beyerdynamik auf der letzten CanJam, dass neue Modelle vorab immer einem breiten Kreis von Testhörern vorgestellt werden, die das Gefallen oder Nicht-Gefallen bei einem HÖR-Test dokumentieren sollen. Die HÖR-Ergebnisse dieser (nicht einmal gehörmäßig geschulten) "Normal-Personen" fließen dann in die Produktgestaltung ein. Mit Auswertung dieser Ergebnisse werden dann ZIELGRUPPEN-gerechte Kopfhörer entwickelt.
Darüber würde ich mal nachdenken. Dagegen sind die Einflüsse des eigenen Gehörgangs oder individueller Hörschwächen Marginalien, die man theoretisch bestimmt sogar auch noch in gewissem Umfang in die "Abstimmung" eines Optimizers einfließen lassen könnte, was dann allerdings eben nicht nur für den einen individuellen KH "richtig" wäre, der ja für beliebig viele Nutzer verwendbar ist, sondern dann eben nur für die individuelle Kombination von Optimizer, KH und einem einzelnen Menschen.
Nach meinem Geschmack kann jeder bauen, was er will und es abstimmen, wie er will, so lange dann für den Nutzer auch irgendwie erkenntlich ist, in welche Richtung da entwickelt wurde. Die Realität sieht ja aber eher so aus, dass viele behaupten, alles für die optimale Klangtreue getan zu haben und letztlich doch zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind. Wie kann das dann sein?
Selbst wenn wir mal annehmen würden, es gibt "die eine optimale Wiedergabequalität", die man als "richtig" und somit als Referenz festmachen könnte, so bleibt noch immer unberücksichtigt, dass in der Produktion eine gewisse Serienstreuung unvermeidlich ist. Hier setzt eben der Optimizer an, um das Ergebnis weiter zu verfeinern, so, wie es der Hersteller selber nicht ohne vertretbaren Aufwand kann.
Letztlich gibt es auch noch so etwas wie einen individuellen Hörgeschmack, den jeder hat und pflegt. Das wiederum rechtfertigt eben die vorhandene Vielfalt am Markt und belebt das Geschäft. Kein Problem, so lange keiner behauptet, SEIN Weg ist der alleinig richtige.
In Bezug auf den Optimizer behauptet das weder der Hersteller noch habe ich das hier in den Raum gestellt. Es ist EIN Weg unter sicher vielen möglichen, um sich einem "Optimum" weiter anzunähern. Für den Einen ist dieser Weg überzeugend, für den Anderen halt nicht. Mich hat der Optimizer überzeugt und ich bin begeistert von meiner Kombi Optimizer plus LCD-2.
Dem Einen ist es den aufgerufenen Preis halt Wert, dem anderen wieder nicht. Auch kein Problem. Ich weiß nicht, in wie weit Du betriebswirtschaftliche Kenntnisse hast: Ein Großserien-Hersteller erreicht seinen break even point halt eher und kann mit seinen hohen Stückzahlen günstigere Preise anbieten als solch ein Kleinserien-Hersteller, der auch auf lange Sicht bei vergleichsweise sehr kleinen Stückzahlen bleiben wird. Der Entwicklungsaufwand war deshalb trotzdem nicht geringer als beim Großserien-Hersteller, was bei niedrigeren Stückzahlen automatisch zu einem höheren Einzelpreis führt, wenn der Hersteller trotzdem wirtschaftlich arbeiten möchte. Dafür hat man als Käufer auch ein Produkt Zuhause, was halt nicht jeder hat.
Exklusivität war schon immer teuer.
Um den Bogen zum eigentlichen Thread-Thema mal wieder zu schließen: Ich habe hier den Optimizer als Alternative zum Kauf noch eines weiteren hochwertigen Kopfhörers vorgestellt, nach dem der Thread-Ersteller sich erkundigt hat. Da ich die meisten Kopfhörer aus der Sammlung des Fragestellers schon gehört habe sowie eine ganze Reihe weiterer Spitzenkopfhörer am Markt, kann ich beurteilen, dass der Optimizer in Kombination mit dem eigenen Lieblingskopfhörer ein deutlich mehr befriedigendes Hörerlebnis verschaffen kann, als der soundsovielte Kauf eines auch noch so teuren Kopfhörers. Im Vergleich zum Aufbau einer solchen High-End-KH-Sammlung, die sehr viel Geld kostet und am Ende dem kleinen Mann im Ohr doch keine Ruhe lässt, habe ich den Optimizer als vergleichsweise preiswerte und deutlich zielführendere Alternative kennengelernt.
Die Personen, welche sich dieser Zielgruppe zugehörig fühlen und sich eben mit solchen "Luxus-Problemen" herumschlagen, wollte ich über das Vorhandensein einer solchen Alternative in Kenntnis setzen und zum Ausprobieren anregen. Das darf dann gern gefallen, wie es auch immer will.
Btw: Ich verstehe ein solches Forum als Plattform zum Austausch von Informationen, die man dann nach eigenem Bedarf oder Geschmack weiter verwenden kann, wie man möchte. Ich selbst habe schon viel von Berichten, Hinweisen oder Anregungen anderer Forenmitglieder profitiert und damit letztlich auch viel Geld gespart, was ich ansonsten für den Selbstversuch sicher ausgegeben hätte. Das ist der Anlass, warum ich mir die bei mir selten vorhandene Zeit nehme, um hier auch mal eine Information von meiner Seite ins Forum zurück zu geben.
Warum sich hingegen Personen eingeladen fühlen, Produkte zu bewerten, die sie überhaupt nicht kennen, entzieht sich meinem Verständnis.
Vielleicht hörst Du Dir mal eine Optimizer-KH-Kombination an und schreibst DANN einen Bericht? Ich werde ihn dann mit Interesse lesen und auch sicher nichts an Deiner individuellen Einschätzung des Gehörten kritisieren, da das DEINE Wahrnehmung ist, die Dir dann auch gerne zusteht.
Vielleicht hat ja nun noch jemand etwas zum eigentlichen Thema, dem Stax L700 beizutragen?
Ich habe jedenfalls den Artikel über den Optimizer mit den von Dir zitierten "Klangkugeln" inzwischen im Netz gefunden, wo ja auch ein L700 (mit und ohne Optimizer) verglichen wurde. Vielleicht gibt das auch noch mal einen Hinweis für den Fragesteller auf die vielleicht noch immer ausstehende Entscheidung in Bezug auf die Anschaffung eines L700?