Hallo Markus,
ich versche mal, mich verständlich auszudrücken. Man möge mir die dadurch etwas mangelne Exaktheit und die Länge des Textes verzeihen
Ein linealglatter Frequenzgang misst nur den Zustand, bei dem die Membranen auf das Signal eingeschwungen sind. Wie sie dahin kommen und wie lange das dauert, wird ignoriert. Wenn zum Beispiel statt einem konstanten Sinus (oder rosa Rauschen oder ähnlichem) ein einzelner Rechteckimpuls kommt, müssen alle Membranen im Zeitablauf korrekt zusammen arbeiten um den Impuls sauber abzubilden. Das ist bei Mehrwege-Systemen nicht ganz einfach und man muss dafür zusätzlichen Aufwand in die Frequenzweiche reinstecken. Das betrifft sowohl die Entwicklungszeit als auch die Anzahl der Bauteile. Mindestens ein Teil der Mehrkosten und ein Teil des besseren Klangs bei den NL und NV Serien dürfte dadurch verursacht werden. In den Tests werden heutzutage leider keine Diagramme veröffentlicht, in denen man die Ausgabe des Lautsprechers bei Rechteckimpulsen oder anderen Impulsformen sehen kann. Ich vermute, dass man dabei Unterschiede zwischen den Serien schon etwas deutlicher sehen könnte. Die saubere Impulswiedergabe ist bei Musik ein ganz wichtiges Merkmal, das hörbare Unterschiede erzeugt. Das Ohr erfasst nicht so sehr die einzelnen Frequenzen, sondern eher die Hüllkurve im zeitlichen Verlauf und da machen sich Impulse ganz heftig bemerkbar.
Ein anderer Punkt sind Intermodulationsverzerrungen innerhalb eines Systems (nur für den Tiefton-Kanal oder nur für den MT-Kanal oder nur für den HT-Kanal). Diese Verzerrungen entstehen, wenn mehrere Signale verschiedener Frequenz innerhalb des Bereichs für
ein System ausgegeben werden (bei Musik also ständig). Erläuterung dazu:
Wenn ein System (oder ein Gruppe gleicher Systeme) ein relativ hochfrequentes Signal bei einer bestimmten angelegten Spannung ausgibt, kommt ein der Spannung entsprechender Schallpegel dabei heraus. Wenn jetzt die gleiche Membrane zusätzlich ein stärkeres niederfrequentes Signal bekommt, muss das hochfrequente SIgnal bei unterschiedlichen Stellungen der Spule im Magnetfeld ausgegeben werden. Das Magnetfeld ist aber nicht an allen Stellen gleich groß, sondern wird an den Enden kontinuierlich schwächer. Bei größeren Auslenkungen der Spule wird dadurch das höherfrequente Signal ein wenig schächer. Der Effekt wird geringer, wenn man mehr Wege benutzt und damit die Signale stärker aufteilt. Das ergibt dann aber zunehmende Problemen bei der Ausgabe von Impulsen. Der Effekt wird auch schwächer wenn man das Magnetfeld größer und gleichmässiger macht. Das kostet aber etwas für die besseren, größeren Magnete. Auch diesen Effekt bemerkt man nicht bei der einfachen statischen Messung des Frequenzganges. Dazu müsste die Intermodulationsverzerrung gemessen werden, oder der Frequenzgang bei verschiedenen Eingangspegeln, oder der Klirrfaktor bei höheren Leistungen (das findet man schon öfters). Auch dieser Effekt ist hörbar, ist allerdings nicht so auffällig. Der Klang bei Musik wird dadurch etwas rauher und unsauber.
Ein weiterer Teil der Mehrkosten geht natürlich auf die aufwendigere Verarbeitung der Gehäuse und wirkt sich nur gering im Klang aus. Im Klang sollten dabei vor allem eine bessere Dämpfung der Gehäusewände, die asymmetrische Montage und das Klangsegel der NV wirksam werden.
Vermutlich fallen des Spezialisten hier noch mehr Punkte ein, aber ich hoffe, dass ich zumindest ein paar der vielen Faktoren erkären konnte, die sich im Klang auswirken, ohne dass es nötig ist, auf Esoterik zurückzugreifen. Die Unterschiede lassen sich messen! Manchmal ist die Messung aber ziemlich aufwendig und teilweise ist (noch) nicht ganz geklärt, wie sich die verschiedenen Effekte auf den Klang auswirken.
Bei der Abhängigkeit von Preis und Klang muss man natürlich abwägen, wie viel einem der gute Klang wert ist. Je weiter oben der Klang qualitativ angesiedelt ist, desto schwieriger und teurer wird es, auch nur geringe Steigerungen zu erreichen. Die folgenden Prozentangaben habe ich mir jetzt mal einfach so aus dem Ärmel geschüttelt und sollten nicht zu ernst genommen werden:
- Die unteren 50% der Wiedergabequalität erreicht man auch schon mit einem Grammophon und Trichterlautsprecher.
- Die NuBox sind dann vielleicht bei 95 und die NuLines bei 98% von dem, was man erreichen kann.
- Bei den Nuveros ist man schon über 99% an der bestmöglichen Wiedergabe dran.
Um dann innerhalb des letzten Prozents noch irgendwas herauszuholen, muss man in der Entwicklung richtig hart kämpfen (und als Kunde richtig viel Geld bezahlen).
Horst