Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

Wenn eine (Schall)Welle auf eine Grenzfläche (Wand) trifft, wird sie zum Teil durchgelassen, und zu Teil reflektiert. Schauen wir zuerst auf den reflektierten Teil. Dieser überlagert sich mit einer neuen Wellenfront, die aus dem Lautsprecher kommt und bildet die Raummode. Diese Reflexion findet an beiden gegenüberliegenden Wänden statt und je länger die entsprechende Frequenz aus dem Lautsprecher kommt, desto mehr vor- und zurücklaufende Wellen überlagern sich. Dadurch wird die Mode lauter (allerdings nicht unbegrenz, da sie auch gedämpft wird). Der Lautsprecher führt der Mode also Energie zu. Der reflektierte Anteil am Schall verlässt den Raum nicht. Allerdings steigt die Amplitude dieser stehenden Welle. Diese stehenden Wellen sind die Raummoden, und haben ihren maximalen Schalldruck an den Wänden, d.h. wenn man eine Raummode hat drückt die schwingende Luft stärker an die Wand, und es wird mehr Schall an die Wand abgegeben. Ein Teil des Schalls wird in der Wand absorbiert, und der Rest tritt auf der anderen Seite der Wand wieder aus. Dieser Schall kann im Raum des Nachbarn natürlich wieder Raummoden anregen. Hat der Nachbar die gleichen Raummaße, hört er die gleichen Raummoden. Hat er andere Raummaße, kann es sein, dass ihn bestimmte Frequenzen stören, die du weniger wahrnimmst.

Kurz gesagt:
Die Raummode ist keine Schallquelle, aber erhöht den Schalldruck, der gegen die Wand ausgeübt wird, dadurch kommt im Nachbarraum mehr an. Reduzieren der Raummoden macht es also auch beim Nachbar leiser. Sonstiger Körperschall wurde hier jetzt vernachlässigt.

Ich hoffe ich habe keinen Denkfehler gemacht und es ist verständlich.

Oh, danke! Das geht tatsächlich auch genauer auf meine Frage ein. Vielleicht hatte ich mich aber auch schwer verständlich ausgedrückt.

Wenn auch überraschend 2 Monate später. Und ausgerechnet heute schaue ich seit langem überhaupt mal wieder in "Raumakustik"

Gegen starke nachbarunfreundliche Raummodenanregung gibt es neben den DSP Eingriffen genau zwei echte Lösungen. Die Moden nicht anregen durch fehlenden Tiefgang. Klingt K...e. Oder technisch verhindern mit erhöhtem Aufwand. Eine Lösung steht in meiner Signatur und hier Seite 10.

Es ging mir nicht um Lösungen, sondern um die Frage, ob bzw warum eine Raummode überhaupt Auswirkung auf die Schallübertragung in benachbarte Räume hat.

DBA wäre leider nicht machbar. Habe aktuell den Hochpass auf 40 Hz, aber jetzt auch gesehen, dass mein Airlino einen EQ anbietet. Muss ich mal testen.

Slyce hat geschrieben: Fr 16. Okt 2020, 17:34 Genau das ist eben letztlich die Frage. Ist das "natürlich" so? Denn wenn ich nur einen Schritt in den Raum gehe, merke ich ja auch nichts mehr davon, dass es direkt neben mir deutlich überhöht ist? Die +10 dB ist ja das, was an der Stelle auf mich einwirkt, aber das sind doch keine +10 dB, die von dort aus an die Umgebung - in dem Fall die daneben stehende Wand - abgegeben werden? Darum komme ich nicht ganz klar. Warum sollte es lauter sein, wenn ich mich 1 Meter von der Überhöhung durch die Wand bewegen könnte, als wenn ich einen Meter in die andere Richtung gehe?

Das liegt daran, dass innerhalb des Raums Wellen aus dem Lautsprecher nach vorne laufen und sich mit den an den Wänden reflektierten Wellen überlagern. Wenn nun ein vielfaches der halben Wellenlänge in den Raum passt, denn gleichen sich an manchen Stellen im Raum die positive und negative Auslenkung der entgegenlaufenden Wellen aus, und folglich hört man den Bass an dieser Stelle nicht. An anderen Stellen überlagern sich die beiden entgegenlaufenden Wellen so, dass sich die Auslenkungen addieren, hier ist der Bass dann zu laut. Diese Animation sollte das etwas veranschaulichen:


Quelle: Wikipedia

Es ist aber zu beachten, dass es bei Schallwellen so ist, dass diese Maxima an den Wänden am Rand entstehen (und je nach Ordnung der Raummode, also dem Vielfachen der halben Wellenlänge auch an anderen Stellen im Raum).

Kenne ich auch:
Wohnzimmer TOP, Gästeklo im EG die Hölle...

@Rumpelstiefel
Danke, aber das Prinzip Raummode hatte ich schon verstanden. Da ja genau das aber nur innerhalb dieses Raumes mit genau den richtigen Maßen zwischen dem Wänden passiert, war mir aber nicht klar, was das für die ANDERE Seite der Wand bedeutet. Warum sollte es da dann durch die Mode auch lauter sein? Da war bislang der erhöhte auf die Wand wirkende Schalldruck das einzig Konkrete.

Anders könnte man auch Fragen: Kommt außerhalb des Raumes immer gleich viel an, egal wie stark innen die Moden ausgeprägt sind? (da ja nur Raumakustik)

Andreas H. hat geschrieben: Mo 14. Dez 2020, 18:57 Kenne ich auch:
Wohnzimmer TOP, Gästeklo im EG die Hölle...

Kommt mir bekannt vor. Vor vielen Jahren hat der Subwoofer im Wohnzimmer (Erdgeschoss) den Klodeckel im Gästeklo (erster Stock) regelmäßig zum Tanzen gebracht.

Slyce hat geschrieben: Mo 14. Dez 2020, 20:24 Kommt außerhalb des Raumes immer gleich viel an, egal wie stark innen die Moden ausgeprägt sind?

Nein!
Je stärker die Moden ausgeprägt sind, desto stärker ist die Pegelüberhöhung an den Wänden und desto stärker ist die Körperschallanregung in den Wänden und damit die Übertragung dieser speziellen Frequenzen im ganzen Haus (nicht nur im Nebenraum).

Hätte ich vielleicht gleich so fragen sollen.