Nahfeldhören
Verfasst: Do 20. Jun 2002, 11:24
Hallo Gisbert,
Bedauerlicherweise sind viele sog. "hifi"-Lautsprecher für den Einsatz in typischerweise nicht ausreichend gedämpften Wohn-Hörräumen nicht sonderlich gut geeignet, sofern neutrale Wiedergabe gefordert ist.
Sprungstellen im Abstrahlverhalten und ein zu geringes Bündelungsmaß führen zu Problemen, bezogen auf die Abbildungsqualität und die Klangfarbe, da der Pegel der diskreten Reflektionen nicht ausreichend unter dem Direktschall liegt. Dies Problem nennt sich "Mehrräumigkeit" und entsteht durch die Überlagerung des stereophonen Raumeindruckes (oft der "Ursprungsraum", also z.B. der Konzertsaal) durch einen Raumeindruck aus der Interaktion eines "gut rundumstrahlenden" Lautsprechers mit einem nicht ausreichend bedämpften Wohnraum.
Da Ursprungsraum und Wohnraum gänzlich unterschiedliche akustische Eigenschaften aufweisen (der Wohnraum ist "akustisch klein", der Ursprungsraum zumeist "akustisch groß"), führt dies zwangsläufig zu wenig zufriedenstellenden Ergebnissen (anschaulich: Die Wiener Philharmoniker klingen im Wohnzimmer nicht sehr überzeugend, im Musikvereinssaal dagegen schon).
Welche Hörbedingungen in Studio und auch im Heim vorherrschen sollen, ist z.B. in folgendem Dokument nachzulesen:
"Empfehlung SSF-01: Hörbedingungen und Wiedergabeanordnungen für Mehrkanal-Stereofonie im Studio und Heim"
Hier kann es heruntergeladen werden:
http://www.tonmeister.de/foren/surround ... F01W97.ZIP
Bezüglich diskreter Reflektionen wird eine Dämpfung um 10dB gegenüber dem Direktschall bei Reflektionen bis 15ms nach Direktschall gefordert. Dies ist in Wohnräumen ohne weitere Maßnahmen nicht erreichbar.
Typische Ansatzpunkte zur Verbesserung der Heimwiedergabebedingungen in Richtung normgerechter Wiedergabe sind:
1. Verbesserung der Raumakustik durch Absorption und Diffusion.
2. Geeignete Wahl des Hörabstandes. Der Hörplatz sollte sich innerhalb des Hallradius befinden.
Hier eine Näherungsformel:
r = 0,057 * ((V/T)*Bündelungsgrad)^0,5
mit V: Raumvolumen in m^3
T: RT60 (Nachhallzeit)
Bei typischen Raumvolumina (70m^3), typischer Nachhallzeit bei mittleren Frequenzen (ca. 0,5 Sekunden) und typischen Bündelungsgrad von eher breitstrahlenden LS (Bündelungsmaß 4,8dB entspricht einem Bündelungsgrad von 3) ergibt sich ein Hallradius von....
1,17m (!)
3. Geeingnete Wahl der Lautsprecher -> Höhere Bündelungsmaße für größere Hörabstände verwenden.
Herr Nubert vertritt hierzu eine andere Auffassung und empfiehlt sogar, die Lautsprecher in einem reflektierenden Raumteil aufzustellen (siehe "Technik satt"). Dies ist korrekter, normgerechter Wiedergabe direkt entgegengesetzt, wird allerdings anscheinend von vielen Hörern bevorzugt, wogegen auch nichts einzuwenden ist.
Ich kann hier nur den Rat geben, zu experimentieren, z.B. mit einer Nahfeld-Aufstellung (kostet nichts und ist leicht wieder rückgängig zu machen). Wenn das als überzeugender empfunden wird, als die pseudoräumlich-diffuse Wiedergabe, dann orientiert euch an o.g. Empfehlungen.
Gruß
AH
Bedauerlicherweise sind viele sog. "hifi"-Lautsprecher für den Einsatz in typischerweise nicht ausreichend gedämpften Wohn-Hörräumen nicht sonderlich gut geeignet, sofern neutrale Wiedergabe gefordert ist.
Sprungstellen im Abstrahlverhalten und ein zu geringes Bündelungsmaß führen zu Problemen, bezogen auf die Abbildungsqualität und die Klangfarbe, da der Pegel der diskreten Reflektionen nicht ausreichend unter dem Direktschall liegt. Dies Problem nennt sich "Mehrräumigkeit" und entsteht durch die Überlagerung des stereophonen Raumeindruckes (oft der "Ursprungsraum", also z.B. der Konzertsaal) durch einen Raumeindruck aus der Interaktion eines "gut rundumstrahlenden" Lautsprechers mit einem nicht ausreichend bedämpften Wohnraum.
Da Ursprungsraum und Wohnraum gänzlich unterschiedliche akustische Eigenschaften aufweisen (der Wohnraum ist "akustisch klein", der Ursprungsraum zumeist "akustisch groß"), führt dies zwangsläufig zu wenig zufriedenstellenden Ergebnissen (anschaulich: Die Wiener Philharmoniker klingen im Wohnzimmer nicht sehr überzeugend, im Musikvereinssaal dagegen schon).
Welche Hörbedingungen in Studio und auch im Heim vorherrschen sollen, ist z.B. in folgendem Dokument nachzulesen:
"Empfehlung SSF-01: Hörbedingungen und Wiedergabeanordnungen für Mehrkanal-Stereofonie im Studio und Heim"
Hier kann es heruntergeladen werden:
http://www.tonmeister.de/foren/surround ... F01W97.ZIP
Bezüglich diskreter Reflektionen wird eine Dämpfung um 10dB gegenüber dem Direktschall bei Reflektionen bis 15ms nach Direktschall gefordert. Dies ist in Wohnräumen ohne weitere Maßnahmen nicht erreichbar.
Typische Ansatzpunkte zur Verbesserung der Heimwiedergabebedingungen in Richtung normgerechter Wiedergabe sind:
1. Verbesserung der Raumakustik durch Absorption und Diffusion.
2. Geeignete Wahl des Hörabstandes. Der Hörplatz sollte sich innerhalb des Hallradius befinden.
Hier eine Näherungsformel:
r = 0,057 * ((V/T)*Bündelungsgrad)^0,5
mit V: Raumvolumen in m^3
T: RT60 (Nachhallzeit)
Bei typischen Raumvolumina (70m^3), typischer Nachhallzeit bei mittleren Frequenzen (ca. 0,5 Sekunden) und typischen Bündelungsgrad von eher breitstrahlenden LS (Bündelungsmaß 4,8dB entspricht einem Bündelungsgrad von 3) ergibt sich ein Hallradius von....
1,17m (!)
3. Geeingnete Wahl der Lautsprecher -> Höhere Bündelungsmaße für größere Hörabstände verwenden.
Herr Nubert vertritt hierzu eine andere Auffassung und empfiehlt sogar, die Lautsprecher in einem reflektierenden Raumteil aufzustellen (siehe "Technik satt"). Dies ist korrekter, normgerechter Wiedergabe direkt entgegengesetzt, wird allerdings anscheinend von vielen Hörern bevorzugt, wogegen auch nichts einzuwenden ist.
Ich kann hier nur den Rat geben, zu experimentieren, z.B. mit einer Nahfeld-Aufstellung (kostet nichts und ist leicht wieder rückgängig zu machen). Wenn das als überzeugender empfunden wird, als die pseudoräumlich-diffuse Wiedergabe, dann orientiert euch an o.g. Empfehlungen.
Gruß
AH