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Verfasst: Do 21. Feb 2002, 11:36
von Speedy
Hallo,
ich habe lediglich auf folgende Aussagen reagiert, wobei Herr Nubert diese meine Aussage wohl "nicht die Spur" verstanden hat, obwohl, gar so kompliziert ist sie doch nicht, oder ? :)
G. Nubert hat geschrieben:- einfach schon deshalb, weil es kaum noch (passive) 3-Weg-Boxen gibt.
Christian hat geschrieben:Aber weil sie es gerade erwähnt haben, es gibt wirklich kaum noch 3-Wege-Boxen.
Gruß
Speedy

Verfasst: Do 21. Feb 2002, 19:28
von G. Nubert
Hallo Speedy,

- da gibt es doch wohl erst Mal "Bedarf für die Definition", was eine 2- oder 3-Wege-Box überhaupt ist!

Im allerersten Beitrag dieses Themas (Christian 14. 2. 02) wird festgestellt: "mir ist aufgefallen, dass alle Nubert-Boxen, die auf der Internet-Seite sind, 2-Wege-Boxen sind. - Dieser Definition schließe ich mich (mit einer kleinen Einschränkung) auch an.

Die Einschränkung ist, dass wir die Boxen, die 1 oder 2 Subbässe haben, eben als 2-Wege-Box + 1 Subbass (bzw. + 2 Subbässen) bezeichnen. Diese Definition finde ich klarer, als die in Fachkreisen für solch eine Bauart oft genannte Definition "2 1/2 Weg".

Christian hat ja nicht gefragt, "warum nennt Nubert sowas 2-Wege + Woofer", die Firma T+A die prinzipiell gleiche Anordnung aber "3-Wege" (z.B. TCI-Serie, oder TAL-Serie).

Für mich war es deshalb absolut klar, dass ihn im Vergleich dazu "die echten" 3-Wege-Boxen interssieren. (Sonst hätte er ja auch unsere nuWave 8 als 3-Wege, - die nuForm 120 sogar als 4-Wege-Box bezeichnet).

Deshalb habe ich ihm eben genau diese Unterschiede beschrieben.

Die meisten Insider verstehen unter einer "typischen" 3-Wege-Box einen Lautsprecher, der im Bereich oberhalb etwa 150 Hz zwei Übergangsfrequenzen hat. - Also z. B. bei 400 und bei 3000 Hz.

In den 70er und 80er Jahren waren, in der Volumenklasse oberhalb etwa 25 Liter, diese typischen 3-Wege-Boxen sehr stark verbreitet. Sie hatten entweder einen (kleinen) Konus-Mitteltöner mit geringem eingeschlossenen Volumen (0.1 bis 1 Liter), oder eine 37er bis 50er Mittelton-Kalotte, mit der sie so "vor sich hin näselten". - Inzwischen gibt es diese Boxen kaum noch; - höchstens als "Exoten".

Mal kurz in Audio und Stereoplay Hefte 1 bis 3/2002 reingeschaut:

Januar Hefte: Audio-Vergleichstest: 6 Standboxen, Stereoplay: 8 Standboxen; Ergebnis: - insgesamt 13 x 2-Weg, 1 x 3-Weg. Februar-Hefte: 6 Standboxen, Stereoplay: 4 Exoten; - insgesamt 9 x 2-Weg, 1 x 3-Weg. März-Hefte: (Mit Überblick Audio Seite 28): 16 Kompakt-Boxen; davon 15 x 2-Weg, 1 x 3-Weg.

Ich fand also die Marken-Aufzählung der "3-Wege-Boxen-Hersteller" von Speedy nicht richtig "zum Thema passend"; - deshalb die (vielleicht etwas unfreundliche, aber doch zutreffende) Bemerkung "kein Gespür für die Aussage".

Wenn man also z.B. Canton, T+A, Heco und Audio Physic als Hersteller von 3-Weg-Boxen bezeichnet, müsste man selbstverständlich auch "Nubert" mitzählen.

Insgesamt finde ich diese Erbsen-Zählerei aber nicht sonderlich fruchtbar, weil sie beim Thema "was ist besser, 2-Weg oder 3-Weg" ja eigentlich nicht weiter hilft.

Gruß, G. Nubert

Verfasst: Do 21. Feb 2002, 23:32
von Christian
Mann, was habe ich nur für eine Diskusion ausgelöst. :roll:

Mir ist eben aufgefallen, dass nubert nur 2-Wege-Boxen hat. Und deshalb wollte ich wissen, was besser ist und wieso sich nubert auf 2-Wege-Boxen spezialisiert hat.

Da ich eben von Lautsprechern keine Ahnung habe, wollte ich mich eben darüber informieren. Mir ist eben nur ein sehr guter und toller, knackiger Klang wichtig. Das Technische interessiert mich weniger, weil ich sowieso nicht alles verstehe. Mein Spezialgebiet liegt mehr im Computerbereich.

So, das war der Grund meines Postings und nichts anderes.

Gruß

Christian

Verfasst: Fr 22. Feb 2002, 10:30
von Speedy
Hallo Herr Nubert,
G. Nubert hat geschrieben:Insgesamt finde ich diese Erbsen-Zählerei aber nicht sonderlich fruchtbar, weil sie beim Thema "was ist besser, 2-Weg oder 3-Weg" ja eigentlich nicht weiter hilft.
Volle Zustimmung !!!
Viele Grüße
Speedy

Eigentlich ist 3-Wege besser als 2-Wege

Verfasst: Mo 25. Feb 2002, 21:24
von Malte
Hallo Hr. Nubert,
G. Nubert hat geschrieben:Also zu FIR-Filtern: Das sind ja die "speziellen" Filter, die ich bei den DSP-Systemen angesprochen habe. - Damit geht es natürlich, das Phasen-Verhalten hinzukriegen und die "Signal-Durchlauf-Zeit" (group delay) linear zu machen. - Als Ergebnis kann man eine (messtechnisch) gute Wiedergabe eines Nadelimpulses (und in Ansätzen sogar eine "halbwegs erkennbare" Rechteck-Wiedergabe) erzielen. Die meisten DSP-Boxen für "Heim-HiFi" haben aber gravierende Fehler in anderen Bereichen (- z.B. werden damit manchmal sogar die "Frequenzgang-Einschnürungen" von Koax-Chassis!!!) "lineareisiert", was sich "völlig verboten" anhören kann. Es klingt damit also oft auch nicht immer besser, sondern manchmal wesentlich schlechter als bei sehr guen "konventionellen" Boxen.
Es besteht völlige Einigkeit, daß ein Einsatz von DSPs nicht automatisch eine perfekte Wiedergabe garantiert. Ich kenne auch keine DSP-Boxen aus dem Hifi-Bereich genau genug, um da ein Urteil fällen zu können.

Ich kann jedoch versichern, daß bei den mir bekannten Konstruktionen, allen voran der K+H O500C, keinerlei akustische Nachteile durch die 3-Wege-Konstruktion oder den DSP-Einsatz zu erkennen sind, eher schon monetäre (denn ein Pärchen schlägt mit rund 17000 EUR zu Buche). Für alle neugierigen hier die wichtigsten Meßwerte:

http://www.klein-hummel.de/produkte/o50 ... rven_g.htm

Ach, ein Nachteil von DSP-Boxen ist mir bekannt: Auch im minimalphasigen Betrieb ist ein Einsatz als Monitor für Echtzeitabhören m.W.n. nicht empfehlenswert.

nochwas zum Thema 3-/2-/Pseudo-3-Wege:

wenn man sich mal am Markt erhältliche Chassis und die Anforderungen an einen Hifi-LS anschaut, sollte doch jedem klar sein, daß ein echtes 3-Wege-System den idealen Kompromiß darstellt, weil die wichtigsten Parameter damit bestmöglich optimiert werden können.

Ich persönlich bin der Ansicht, daß die von 2-Wege- (und erst recht den Breitband-) Fans propagierte "Zeitrichtigkeit" des LS keine Rolle für seine akustische Qualität spielt. Eine optisch unschöne Sprungantwort oder ein mehrfach "durchlaufender" Phasengang muß kein hörbarer Nachteil sein. Hier wird eindeutig dem falschen goldenen Kalb nachgelaufen, IMHO. Extreme Fehlkonstruktionen mit Gruppenlaufzeitsprüngen von mehreren Millisek. im Mittelton ausgenommen.

Wenn man sich jedoch so wichtige Parameter wie Abstrahlverhalten und Klirr anschaut (bei passiven Boxen auch den Frequenzgang), dann sind gut konstruierte 3-Wege-LS ihren 2-Wege-Kollegen eindeutig überlegen.
G. Nubert hat geschrieben:In den 70er und 80er Jahren waren, in der Volumenklasse oberhalb etwa 25 Liter, diese typischen 3-Wege-Boxen sehr stark verbreitet. Sie hatten entweder einen (kleinen) Konus-Mitteltöner mit geringem eingeschlossenen Volumen (0.1 bis 1 Liter), oder eine 37er bis 50er Mittelton-Kalotte, mit der sie so "vor sich hin näselten". - Inzwischen gibt es diese Boxen kaum noch; - höchstens als "Exoten".
Das ist schade, denn dieses Konzept verheißt im Prinzip die beste Wiedergabe und erfreut sich im professionellen Bereich großer Beliebtheit - was durch die beliebten Nah/Mid-Field-LS für den Hifiisten nicht immer bekannt ist.

Ach, übrigens, die von mir genannte K+H ist mit einer 75-mm-Kalotte ausgerüstet. Von "Näseln" keine Spur, ich kenne keinen LS mit einer überzeugenderen Mitteltonwiedergabe.

Daß diese LS im Hifi-Bereich ein Schattendasein fristen, hat wohl eher marketingtechnische Gründe - große Tieftöner sind sowieso out, mittlere Exemplare werden seitlich eingebaut, Subs sind salonfähig. Die Hifiisten wollen lieber "schlanke Säulen" als kompakte LS. Wenn auf so einer Schallwand bis 150 Hz hinab reproduziert werden muß und max. 15 cm Breite (oder auch 20) zur verfügung stehen, macht ein echte 3-Wege-Konzept keinen Sinn.

Also: Wer das akustische Optimum haben will und Design sowie Preis eine untergeordnete Rolle spielen, dem ist zu einem echten 3-Wege-System zu raten. Wer ein begrenztes Budget oder Größenverhältnisse hat, wird mit einem 2-Wege-System eher glücklicher.

In den Zusammenhang möchte ich mich hier nochmal eindeutig gegen 2-Wege-LS (und sei es nur als Satelliten) aussprechen, die mit unterdimensionierten Tieftönern daherkommen - nicht nur, daß die Pegelreserven bei 10 oder 13-cm-"Zwergen" leiden, auch eine zu breite Abstrahlung wird immer die Folge sein. Es ist heute technisch kein Problem, 2-Wege-LS mit 22, 25 oder gar 30 cm Tieftönern zu bauen, gelungene Konstruktionen am Markt beweisen dies.

Gruß,

Malte

Verfasst: Di 26. Feb 2002, 03:21
von G. Nubert
Hallo Malte,

na ja, ein bisschen muss ich schon über die Anhäufung Ihrer Beiträge zu den unterschiedlichsten Themen (überwiegend im exakten "6-Minuten-Takt") schmunzeln.
(Sieht ein bisschen so aus, als hätten Sie sich schon stundenlang vorher akribisch darauf vorbereitet, was Sie zu den einzelnen Themen schreiben wollen; - und dann ging`s los!)

Eigentlich fände ich es am Besten, wenn Sie Ihren Namen, Ihre Anschrift, Ihren Beruf und (eventuell) Ihren derzeitigen Arbeitgeber (falls es ein Mitbewerber von uns ist) hier im Forum nennen würden.

Aus den verschiedenen Beiträgen ist zu entnehmen, dass Sie ein "recht gutes" Basis-Wissen über Elektro-Akustik besitzen. Wir haben seit einiger Zeit Vorgespräche, ob wir noch einen Entwicklungs-Ingenieur einstellen sollen; - vielleicht wollen Sie sich ja mal bei uns vorstellen?

Aus Ihrer Klein + Hummel - Begeisterung, sowie der Tatsache, dass Sie mit einem Abhör-Monitor-Pärchen dieser Firma (für 17.000 Euro!) recht vetraut sind, lassen sich eigentlich nur 4 Schlussfolgerungen ziehen:
  • 1. Entweder Sie sind ein relativ "begüteter" HiFi-Fan, der irgendwie "Zugriff" auf diese Boxen hat, oder:
    2. Sie sind Klein + Hummel-Mitarbeiter und wollen "uns arme kleine Unterhaltungs-Elektronik-Fummler" irgendwie belehren, oder:
    3. Sie sind Ton-Ingenieur und arbeiten mit diesen Boxen, oder:
    4. Sie sind ein Elektrotechnik-Student mit gesundem Selbstbewusstsein, der sich trotzdem irgendwie beweisen muss.
Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst auch etwas dogmatisch bin. - Aber ich finde, bei mir hört es sich weniger intensiv so an, als ob ich die Weisheit mit Löffeln gegessen hätte.

Vielleicht ist es ein Versehen von Ihnen, ausgerechnet mit einer aktiven DSP-Box mit FIR-Filter-Weiche "zu kontern", wo das Thema doch heißt:

2-Wege 3-Wege-Boxen, was ist besser; - und ich in meinem ersten Beitrag dazu (14.2.02, 22 Uhr 7) schon ganz eindeutig die Unterschiede auf passive 3-Weg-Boxen bezogen habe. - Das ist doch wohl auch das, was der (wahrscheinlich über die Entwicklung dieser Diskussion etwas unglückliche) "Neu-Einsteiger Christian" eigentlich wissen wollte.

Zu Ihrer Klein + Hummel - Begeisterung:

Auch ich war über die Jahre überwiegend von Klein + Hummel begeistert und verfolge die Entwicklung dieser Firma und deren Produkte schon (fast seit meinen Kindertagen) sehr genau.

Etwa 1966 war meine Traum-Verstärker-Tuner-Kombi von "Saba-Telewatt", die von K + H gefertigt wurde. Schon vor den "Abi-Zeiten" (1971) war ich von dem damaligen Studio-Monitor "OX" recht angetan (obwohl er HT- und MT-Hörner hatte). - Kurz bevor der kleine "OY" rauskam, hatte ich allerdings aus einem Paar "OX" schon die Röhren-Endstufe rausgeworfen und durch eine Transistor-Schaltung mit Softclipping ersetzt. Irgendwann konnte ich dann auch mit dem sagen-umwobenen Tuner "FM-2000 A" Radio hören.
Was ich damit sagen will: natürlich habe ich schon seit 30 Jahren einen "Klein + Hummel - Leitz-Ordner" und natürlich waren mir die Modelle P 104 oder O-200 bis O-500 schon vor Ihrem Beitrag bekannt. - Die "Einleitung" im Katalog auf Seite 2 "Das überlegene Dreiwege-Konzept" hat auf mich allerdings weniger Eindruck gemacht, als auf Sie.

Vielleicht überdenken Sie ja nochmal Ihre "3-Weg-Theorie" in Bezug auf Passiv-Boxen (und das verzögerte Ein- und Ausschwingen der "Mittel-Töner / Weichen-Kombination"). - Vielleicht hilft auch ein Blick in die K+H-Datenblätter. Ich kann leider bei dem von Ihnen zitierten "Horizontalen Abstrahl-Verhalten" der 3-Weg-Modelle O-300 und O-400 keinerlei Vorteile - sondern gegenüber dem 2-Weg Modell O-200 (obwohl es sich um Aktiv-Boxen handelt) nur Nachteile erkennen.

Das ändert aber nichts dran, dass ich an einem Vorstellungsgespräch von Ihnen interessiert wäre.
Warten wir mal ab...

Gruß G. Nubert

Verfasst: Di 26. Feb 2002, 11:03
von udo
nun wird's interessant =]!
interessiert mich schon lange, was oder wer malte ist. ;) nix fuer ungut

Verfasst: Di 26. Feb 2002, 17:18
von AH
Hallo Herr Nubert
G. Nubert hat geschrieben:Vielleicht ist es ein Versehen von Ihnen, ausgerechnet mit einer aktiven DSP-Box mit FIR-Filter-Weiche "zu kontern", wo das Thema doch heißt:
2-Wege 3-Wege-Boxen, was ist besser; - und ich in meinem ersten Beitrag dazu (14.2.02, 22 Uhr 7) schon ganz eindeutig die Unterschiede auf passive 3-Weg-Boxen bezogen habe. -
Hier könnte der Grund eines Mißverständnisses gelegen haben. In einem anderen Thread (aktiv oder passiv, was ist besser?) wurden von Ihnen Vorteile der Aktivtechnik immerhin gleichzeitig weitgehend relativiert.
G. Nubert hat geschrieben:"Ich kann leider bei dem von Ihnen zitierten "Horizontalen Abstrahl-Verhalten" der 3-Weg-Modelle O-300 und O-400 keinerlei Vorteile - sondern gegenüber dem 2-Weg Modell O-200 (obwohl es sich um Aktiv-Boxen handelt) nur Nachteile erkennen."
Bezogen auf das Abstrahlverhalten kann mit einem Konus zwar ein recht gleichmäßiges Verhalten erzielt werden und es ist durchaus möglich, durch den Einsatz eines Waveguide das Abstrahlverhalten des Hochtöners ohne Sprungstellen bei der Übernahmefrequenz anzupassen (Dies gilt für Zweiwege- und Dreiwegesystem gleichermaßen)
Ein deutlicher Nachteil bleibt jedoch im Verlauf des Bündelungsmaßes bestehen, welches bei Zweiwegesystemen im Übertragungsbereich deutlich ansteigt und zu der wohlbekannten zu dunklen Klangfarbe solcher Geräte (z.B. die recht verbreiteten Genelec 1031A oder 1032A) führt, da für neutrale Wiedergabe ein linearer Diffusfeldfrequenzgang (wenigstens im Formantbereich) von mindestens ebenso großer Bedeutung ist, wie ein linearer Freifeldfrequenzgang und ein ebensolcher Nachhallfrequenzgang des Wiedergaberaumes.

Nicht umsonst wird in den einschlägigen Richtlinien für Lautsprecher ein Bündelungsmaß von 8dB +/- 2dB zwischen 250Hz und 10kHz verlangt. Dies ist mit kleinen Lautsprechern leider nicht ohne weiteres realisierbar.

Zum Thema Phasengang: Alle mir bekannten psychoakustischen Untersuchungen (auch mit FIR-Filtern) bestätigen das alte "Ohm'sche Gesetz der Akustik", d.h. innere Phasendrehungen sind weitgehend unhörbar. Eine Ausnahme stellt das Laufzeitverhalten im Baßbereich dar oder ganz extreme Laufzeitverzerrungen, wie sie durch Filter sehr hoher Ordnung (> 4. Ordnung) hervorgerufen werden.
Hier sind zwischen (analog) aktiv und passiv auch keine Unterschiede feststellen, die gewöhnliche Filtertheorie ist in beiden Fällen gültig.

Zum Thema Zweiwegelautsprecher sind neben dem Bündelungsmaßverlauf als weiterer wesentlicher Nachteil vor allem Intermodulationsverzerrungen anzuführen.
Die Minimierung solcher nicht-harmonischer (und daher subjektiv unangenehmer) Verzerrungen ist für die Wiedergabequalität außerordentlich bedeutend und mit Dreiwegesystemen weitaus besser realisierbar (Das Lob von Malte bezüglich der Mitteltonwiedergabe des - auch von mir sehr geschätzten - O500C kann man aus diesem Blickwinkel nur bestätigen).

Gruß

Andreas Haeger

Verfasst: Di 26. Feb 2002, 19:58
von G. Nubert
Hallo Herr Haeger,

ich will jetzt nicht mit "heftiger höherer Mathematik" kontern (Schwingungsdifferentialgleichungen höherer Ordnung), sondern ganz einfach Erfahrungs- und Messwerte nennen. Ich habe noch nie gesehen, dass ein passiver "Bandpass" (auch wenn die Chassis-Eigenschaften dabei sehr gut berücksichtigt werden) mit einer so "seltsamen Last" wie es ein Lautsprecher-System darstellt, ähnlich geringe Probleme gehabt hätte, wie ein sehr gut ausgelegter passiver Tief- oder Hochpass.

- Mit einer Ausnahme: wenn man parallel zum Lautsprecher z.B. noch eine "ohmsche Last" schaltet, die deutlich unter der Impedanz des Chassis liegt; - z.B. einen 4 Ohm Widerstand parallel zu einem 16 Ohm-Mitteltöner.

Bei passiven Tief- und Hochpässen kann man durch geeignete Beschaltung (trotz der komplexen Last) in der reinen "Weichen-Funktion" ähnlich "gute" Ergebnisse erzielen, wie mit Aktiv-Weichen. - Darüber hinaus kann man aber noch sehr wirkungsvoll die "ringing"-Tendenz von Lautsprecher-Chassis unterdrücken (Nachschwingen mit bestimmten Eigenfrequenzen nach Anregung mit einem breitbandigen under impuls-artigen Signal).

Außer bei DSP-Boxen kamen wir deshalb sowohl messtechnisch als auch gehörmäßig mit einer 2-Wege-Aktiv-Box nur an die besten Passiv-Boxen heran, wenn man in Reihe zum aktiven Tieftöner-Ausgang doch noch eine Drossel und parallel zum Chassis einige passive Kompensations-Bauteile einfügt.

Mit passiven 3-Wege-Boxen konnten wir die besten Aktiv-Varianten (wie oben erwähnt) bisher nur durch extrem niederohmige Weichen erreichen, in denen über 80% der Leistung verheizt wird, und die mit einem "1 -Ohm-tauglichen" Verstärker befeuert wurde, wenn 4-Ohm-Chassis im Einsatz waren.

Zur dunklen Klangfarbe zu manchen von Ihnen erwähnten Studio-Boxen:
Die 4 Pärchen, die ich im Abstand von mehreren Monaten im Labor gemessen hatte, hatten auch schon auf Achse einen ziemlich ausgeprägten Höhen-Abfall. (Ganz im Gegensatz zu einigen Testberichten, die ich darüber gelesen hatte. - Vielleicht sind deshalb manche CDs so hell abgemischt!

Ich sende Ihnen noch im Laufe des Abends eine kleine 2-Seitige Dokumentation über die Hörtests mit (ich glaube ungefähr 10 verschiedenen) Aktiv- und Passiv-Weichen-Versionen mit unserer nuBox 360, als wir von der 360/4 auf die 360/5 umgerüstet haben.

Gruß G. Nubert

Verfasst: Mi 27. Feb 2002, 00:47
von AH
Guten Abend Herr Nubert,
G. Nubert hat geschrieben:ich will jetzt nicht mit "heftiger höherer Mathematik" kontern (Schwingungsdifferentialgleichungen höherer Ordnung), sondern ganz einfach Erfahrungs- und Messwerte nennen. Ich habe noch nie gesehen, dass ein passiver "Bandpass" (auch wenn die Chassis-Eigenschaften dabei sehr gut berücksichtigt werden) mit einer so "seltsamen Last" wie es ein Lautsprecher-System darstellt,(...)
Diesbezüglich sind wir völlig einer Meinung (vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt). Meine Argumentation zielte verkürzt darauf ab, daß Dreiwegesysteme gegenüber zwei Wegen eindeutige Vorteile aufweisen, bei passiver Ausführung jedoch auch Probleme (schwer beherrschbare Interaktion Weiche/Treiber) mit sich bringen, welche bei aktiven Systemen so nicht auftreten.
G. Nubert hat geschrieben:Zur dunklen Klangfarbe zu manchen von Ihnen erwähnten Studio-Boxen:
Die 4 Pärchen, die ich im Abstand von mehreren Monaten im Labor gemessen hatte, hatten auch schon auf Achse einen ziemlich ausgeprägten Höhen-Abfall. (Ganz im Gegensatz zu einigen Testberichten, die ich darüber gelesen hatte. - Vielleicht sind deshalb manche CDŽs so hell abgemischt!
Der von mir genannte Hersteller hat meiner Erfahrung nach die Serienkonstanz gut im Griff (und einen Rolloff zu hohen Frequenzen habe ich bisher nicht beobachtet). War das Hochtonfilter neutral eingestellt? (da gehe ich zwar von aus, aber bisweilen passieren die seltsamsten Fehler).
Wie dem auch sei, ein Test mit Rosarauschen, wobei man um den Lautsprecher herumgeht, verdeutlicht schnell die Ursache (oder natürlich die Messung des Abstrahlverhaltens und des Diffusfeld-Frequenzganges).

Bezüglich ihrer Erfahrung mit digitaler Entzerrung (folgendes Zitat) möchte ich unbedingt beipflichten:

"Als wichtigstes Ergebnis dieser Versuchsreihen stellte sich heraus, daß eine DSP-unterstützte Lautsprecherbox nur dann ihre Vorteile voll ausspielen kann, wenn sie mit den eingesetzten Lautsprecherchassis - zusammen mit Form und Geometrie der Schallwand - über einen weiten Winkelbereich möglichst gleichmäßig abstrahlen kann."

Das Abstrahlverhalten in alle Raumrichtungen ist ein sehr zentraler Parameter für die subjektive Wiedergabequalität und läßt sich nur durch eine geeignete Treiber/Schallwand-Konfiguration erreichen.
Die von Ihnen dann genannten Kugeln oder Eier halte ich indes als Gehäusegeometrie für weniger geeignet, da sie eine zu breite Abstrahlung zur Folge haben würden, was zumindest in Wohnräumen eine ausreichende Unterdrückung diskreter Reflektionen (bis 15ms nach Direktschall möglichst > 15....20dB) sehr erschweren würde. Neben dem oft ungünstigen Verlauf der Nachhallkurve sind diskrete Reflektionen immer noch ein Hauptproblem von Heimwiedergabebedingungen, welche die Lokalisation und auch die Klangfarbenneutralität negativ beeinflussen. Hier erweist sich der Lautsprecher mit gleichmäßig gerichtetem Abstrahlverhalten als günstig, da der Aufwand bezüglich Raumakustik (wer will schon diverse Schoeder/d'Antonio Phasengitter im Wohnraum?) entsprechend geringer ausfallen kann.

Grüße

Andreas Haeger