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Verfasst: Do 10. Jun 2004, 13:28
von G. Nubert
Hallo "MasterJ" (Jochen),
Master J hat geschrieben:Das leiert nicht so schnell aus.
Der Chef hat mal irgendwo was von 30 bis 35 Jahren Lebensdauer der Subwoofer geschrieben.
Kann mich nicht richtig an so eine Aussage erinnern. Ganz so pauschal hätte ich das wohl auch nicht formuliert.

Kann sein, dass sich die Aussage von 30 bis 35 Jahren auf die "zu erwartende" (Mindest)-Lebensdauer besserer Gummi-Sicken relativ zu den früher verwendeten Schaumstoff-Sicken bei Lautsprecher-Boxen bezieht.
(Bei "normaler" Benutzung.)

Dazu eine Aussage von mir zur Lebenserwartung von Lautsprechern bei "Grenzbelastungen":

http://www.nuforum.de/nuforum/viewtopic ... ght=#30269

Die zu erwartende Lebensdauer unserer Woofer würde ich so einschätzen:

Bei heftigem Dauerstress von mehreren Stunden täglich in Jugendclubs und Discos sollten es "mehrere Jahre" sein.
Es laufen einige Woofer in solchem Dauerstress seit 1998. (AW90)
Hier gab es einige wenige völlig unerwartete Ausfälle. (Soweit ich weiß, 3 Fälle):
Die Gummisicke ist in der Mitte (also etwa 1.5 cm vom äußeren Rand entfernt) über den gesamten Umfang kreisrund (so sauber wie mit einer Rasierklinge geschnitten) gerissen.

Mit so was hätten wir nie gerechnet, zumal das eingesetzte Chassis (made in Germany, mit einer Sicke des renommierten Herstellers "Membran-Müller") eines der hochwertigsten überhaupt war, die man sich bauen lassen konnte!
Die (nicht ganz so hochwertige) Basis-Version dieses Lautsprechers hatte die gleiche Sicke und wurde damals als Einzelchassis von anderen Händlern für über 1000 DM verkauft und mit 500/1000 Watt angegeben.

Die defekten AW-90 und AW-900 wurden dann von uns gegen geringen Aufpreis (bzw. auf Kulanz) auf den "AW-1000" aufgerüstet.

Seit 2000 ist der AW-7 und seit 2001 der AW-1000 im Dauerstress-Einsatz.
Hier gab es einen Ausfall des Chassis als Folge-Erscheinung eines "abgerauchten" Verstärkers - obwohl der Verstärkerblock eigentlich gegen "Gleichspannung am Ausgang" abgesichert ist.

4 Jahre Dauerstress (bei den neueren Generationen) fast ohne Ausfälle finde ich schon beachtlich.
Wie lange das weiterhin gut geht, (trotz unserer Simulationen in Klimakammern und Hochlast-Tests) weiß niemand. Material-Ermüdung ist in diesem Fall eher ein Erfahrungswert und nicht so leicht vorhersagbar.
- Vielleicht noch 5 oder 10 Jahre?
Länger als 10 Jahre fände ich überraschend.

Das heißt für den Surround-Fan mit Subwoofer:
Die Lebensdauer des Chassis sollte von der "Brachialität" des Einsatzes abhängen.

Bei stundenlanger Dauer-Power täglich vielleicht 10 bis 15 Jahre?
Bei "gelegentlichen Misshandlungen" sind wohl auch die im Raum stehenden 30 bis 35 Jahre drin.

Allerdings kann man ein Woofer-Chassis mit sinus-Tönen oder Rosa Rauschen in relativ kurzer Zeit "verheizen".
Ist glücklicherweise bisher noch nicht vorgekommen, - aber ich lese immer öfter von Leuten, die minutenlange "sweep-Messungen" mit gleitendem sinus machen. Sowas ist bei größeren Pegeln (>> ca 95 bis 100 dB / 1 m) recht gefährlich für das Chassis.

Weiterhin geht`s wohl um die Zuverlässigkeit der Elektronik, der Qualität der Potis und der Kontakt-Sicherheit der Schalter. - Da kann man wohl Erfahrungswerte aus HiFi-Verstärkern übernehmen.
Die Ausfallquote innerhalb 15 bis 20 Jahre sollte wohl bei wenigen Prozentpunkten liegen. Vielleicht sind auch 30 oder 35 Jahre drin.

Gruß, G. Nubert

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 16:08
von Speiche
Ups,

ich habe gerade Phaseneinstelltests für meinen AW-1000 mit Sinustönen gemacht. War zwar nicht so laut glaub ich, aber hoffentlich hab ich nichts kaputt gemacht?? Hat mir aber sehr geholfen die richtige Einstellung zu finden.

http://www.vpe-web.de/Audio/Sunfire-Sub ... ungen.html

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 16:41
von OL-DIE
Hallo alle miteinander,

auch ich habe meine beiden AW-1000 vor einigen Wochen einem Test unterworfen (tieffrequente Signale, Einspeisung über den High-Level-Eingang).

Gemäß des Beitrags von G. Nuberthabe ich im Rahmen dieses Tests die AW-1000 auch mal mit verschlossenem Bassreflexrohr betrieben. Hierzu habe ich einfach ein Handtuch zusammengerollt und in die BR-Öffnung gesteckt. Es stellten sich tatsächlich die im Beitrag von Hn. Nubert beschriebenen akustischen Ergebnisse ein.

In diesem Zusammenhang habe ich ebenfalls eine Frage:
Nach dem Test habe ich die BR-Rohre wieder offen betrieben. Eigenartigerweise fiel mir beim Herausziehen der Handtücher ein etwas "brenzliger" Geruch auf, welcher aus den AW-1000-BR-Rohren strömte.
Roch nach überhitztem Bauelement (Widerstand eines Spannungsteilers im High-Level-Eingang?). Die Kühlrippen der Netzteile waren gut handwarm, ein Clippen oder gar Durchschlagen des Chassis trat nicht auf.

Aufgrund der Tatsache, dass meine AW-1000 seither gut funktionieren (akustisch und elektrisch), gehe ich davon aus, dass nichts beschädigt ist.

Trotzdem würde mich interessieren: Was kann da so warm gewordem sein?

Gruß
OL-DIE

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 17:44
von G. Nubert
Hallo OL-DI,

im "Konzept" meines Beitrag von heute Mittag steht noch ein Satz drin, den ich nach dem Reinkopieren ins Forum vor dem Abschicken wieder rausgeschmissen habe.

Nun füge ich ihn also doch noch an, rotbraun markiert:
...Ist glücklicherweise bisher noch nicht vorgekommen, - aber ich lese immer öfter von Leuten, die minutenlange "sweep-Messungen" mit gleitendem sinus machen. Sowas ist bei größeren Pegeln (>> ca 95 bis 100 dB / 1 m) recht gefährlich für das Chassis.

Auch wenn es "deutlich angebrannt" riecht, ist noch nichts passiert, - aber dann sollte man ein Einsehen haben und die Tests entweder für 10 Minuten unterbrechen, oder mit deutlich geringerem Pegel weitermachen.


Gruß, G. Nubert

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 17:47
von Master J
Hallo Herr Nubert,

stimmt, die Sicken waren das mit den 30-35 Jahren. *an den Kopf klatsch* ;)

Wollte Ihnen eigentlich Zeit sparen, habe Sie so aber doch zu einem grossen Beitrag genötigt.

Gruss
Jochen

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 18:04
von OL-DIE
Sehr geehrter Herr Nubert,

vielen Dank für die schnelle Antwort auf meine Frage. Und das sogar am Feiertag Fronleichnam!

Irgendwie ist es wohl schon manchmal ein Kreuz mit diesem Forum:
Gelegentlich "rächt" es sich mittlerweile, wenn Sie eine Formulierung nach reiflicher Überlegung weglassen :wink: ...

Nichts für ungut, aber so intensiv, dass es deutlich angebrannt riecht, teste ich in meinem Alter nicht mehr :lol: .

Nochmals Dank,

Gruß
OL-DIE

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 18:34
von g.vogt
Hallo Herr Nubert,

nun haben Sie aber meine Neugierde geweckt:
G. Nubert hat geschrieben:Auch wenn es "deutlich angebrannt" riecht, ist noch nichts passiert, - aber dann sollte man ein Einsehen haben und die Tests entweder für 10 Minuten unterbrechen, oder mit deutlich geringerem Pegel weitermachen.
Welches Bauteil hat sich denn dann so erhitzt, dass es so riecht? Die Schwingspule des Chassis?

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 21:42
von G. Nubert
Hallo g.vogt,

ja, es ist die Schwingspule.

Die "riecht" aber schon lange, bevor es gefährlich wird. Es ist eine speziell isolierte Alu-Spule auf Kapton-Schwingspulen-Träger, der bis 400°C definiert ist.
Auch die Verklebungen halten diese Temperaturen aus.

Wir haben schon einige Chassis "mutwillig" verheizt. Mit Musik (auch Boom-Car-"Spezial-Verrückt"-CDs) ist uns das nicht gelungen.

Mit sinus- und Rausch-Signalen aber schon.

Wir haben unterschiedlich stark misshandelte (überlastete) Chassis vor und nach dem Exitus zerlegt und festgestellt, dass das Chassis erst in Gefahr gerät, wenn fast "der Rauch" aus dem BR-Rohr abzieht.

Selbst wenn es schon brenzlig gerochen hat, waren die Messwerte o.k. und anschließendes Zerlegen und Abwickeln des Schwingspulendrahtes zeigte zwar eine Farb-Veränderung der Schwingspule, aber keine Minderung der Festigkeit der Verklebung.
Also eigentlich keine große Gefahr. - Aber man kann das Ding mit diesen Dauertönen eben doch verheizen.

Wir arbeiten an einer Elektronik, die über die Veränderung des Schwingspulen-Widerstands die Temperatur misst und dann kurz vor dem "Ableben" eine LED aktiviert und abregelt.
Ist in der Praxis eigentlich nicht nötig, wird irgendwann aber trotzdem kommen.

Gruß, G. Nubert

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 21:50
von OL-DIE
Sehr geehrter Herr Nubert,

vielen Dank für die weiterführenden Erläuterungen.

@Gerald: Danke für dein Beharrungsvermögen :wink: .

Gruß
OL-DIE

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 22:50
von g.vogt
Sehr geehrter Herr Nubert,

danke für die ausführliche Antwort.

@OL-DIE: Zuviel der Ehre; Irgendeiner hätte auf jeden Fall gefragt, nach der Steilvorlage :wink:
Aber ich kann auch Herrn Nubert verstehen, der wahrscheinlich keine "Anleitung zum Verheizen" ins Forum stellen mochte; ich vermute, er hatte das Stück Text mit dem "brenzligen Geruch" deswegen zunächst nicht mit eingebaut.

Andererseits: Durch die eigenen Härtetests ist man offensichtlich durchaus in der Lage, normale Garantiefälle von mutwillig "verheizten" Subwoofern zu unterscheiden. Und dass für dieses eigentlich praxisfremde Problem ebenfalls eine Absicherung erarbeitet wird, ist wieder mal typisch Nubert.

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt