So, heute habe ich es endlich auch geschafft, mir den Film anzusehen. Die EM hat mich die letzten Wochen davon abgehalten.
Fazit: Stark, wirklich stark. MR lebt weniger von der Handlung, als von der unheimlich dichten Atmosphäre, den imho ausnahmslos herausragenden Schauspielern ( - der Oscar für Penn war verdient, aber auch Robbins und Bacon sowie die Darsteller der Frauen und Kinder überzeugen auf ganzer Linie - ) und einem Leitmotiv, das von vielen Seiten beleuchtet wird. Besonders gut finde ich, dass
[kleiner Spoiler]
das Ende (die Parade und das vorherige Gespräch zwischen Jimmy und seiner Frau) ein regelrechter Schlag in die Fresse ist. Die im Film ständig aufgeworfene Frage von Schuld und Sühne ( - nebenbei bemerkt seit Jahrtausenden Gegenstand von Ethik, Philosophie und Religionen - ) wird nicht beantwortet, sondern nur gestellt, indem gezeigt wird, wie unterschiedliche Charaktere unterschiedlich mit ihrer Schuld umgehen. Der Film drückt dem Zuschauer keinerlei Bewertung des Geschehens aufs Auge, sondern überlässt ihm die "moralische" Einordnung. Dies wird gerade dadurch erreicht, dass uns ein klassisches Happy End nicht vergönnt ist. Ein Happy End regt nämlich deutlich weniger zum Nachdenken an.
[/Spoiler Ende]
Die Geschichte (, die vom reinen Geschehen her ja recht überschaubar ist,) wird allerdings wirklich extrem langsam erzählt; ich habe mich zwischendurch kurz dabei erwischt, dass ich dachte, es müsste doch mal was passieren. Das waren aber nur ganz kurze Momente, dieser Gedanke wurde nach wenigen Sekunden wieder von der packenden Atmosphäre verdrängt. Jetzt, wo ich das Gesamtwerk beurteilen kann, finde ich das Tempo durchaus passend und definitiv nicht "zu langsam".
Den Film werde ich mir sicher noch mehrmals ansehen.
edit: @ Trinity: Wenn Du Robbins bisher nur aus Spaßfilmen kanntest, sieh Dir unbedingt mal Arlington Road an! Da spielt er auch herausragend, und der Film ist imho sehr gut. Ähnlich muss es auch bei Jacob's Ladder sein, den ich aber leider noch nicht gesehen habe.
Gruß,
Philipp