@ g.vogt:
Ich habe mit "das Böse" wohl eigentlich schon sehr vereinfacht das gemeint, was du genauer ausgedrückt hast. Deshalb habe ich es auch in Anführungszeichen gesetzt. Aus heutiger Sicht greift man sich in Anbetracht der damals geschehenen ungeheuren Gräueltaten ja teilweise ungläubig an den Kopf und kann nicht nachvollziehen, wie so offensichtlich schlimme ("böse") Dinge passieren konnten und wie "ein ganzes Volk" (bitte diese Pauschalisierung jetzt nicht zeranalysieren
) diesem meist als Monster dargestellten Mann so weit folgen konnte. Schnell ist man dabei zu behaupten, man selbst hätte selbstverständlich Widerstand geleistet und vergisst dabei, dass die "Entscheidungsträger" im Dritten Reich nicht (nur) mit hassverzerrtem Gesicht Grausamkeiten angeordnet haben, sondern gleichzeitig liebevolle Väter, sogar "nette Menschen" waren. Und für seine Überzeugungen einzustehen, wird zudem ja auch meist positiv beurteilt. Die dunklen Seiten an einem Menschen oder in einer Strategie/einem Programm sind also nicht unbedingt immer sofort zu erkennen. Manchmal neigt man dazu, Teile einfach auszuklammern (der ist ja so nett, mit diesem Argument hat der aber recht...). Deshalb finde ich es richtig, einen Film über Hitler zu machen, der ihn in vielen Fassetten zeigt und nicht nur als Redner und Agitator mit Schaum vor dem Mund. Da kann es dann schon mal sein, dass man es ganz nett findet, wie behutsam er mit seiner Sekretärin umgeht. Im gleichen Moment "reibt" sich aber was in einem und sagt "aber hoppla, vorsichtig!". Ich finde es also auch richtig, die Leute an einem so offensichtlichen Beispiel an mögliche "innere Konflikte" heranzuführen.
Gerade bei den momentan wieder aufflammenden Diskussionen um Neonazis scheint es mir manchmal, als hätten manche Leute Probleme so manche Person und manches Programm "zu durchblicken". Wenn also z.B. die NPD in ihrem Programm schreibt, sie wären gegen Integration, um den hier lebenden Ausländern die Heimreise zu erleichtern, hört sich das in dieser Formulierung für manchen
auf den ersten Blick ja vielleicht sogar ganz furchtbar nett und mitfühlend an. Oder wenn es heißt, Unrecht an den Menschen aus Mitteldeutschland sei wieder gut zu machen, könnte man ja sagen, "klar, Unrecht muss gesühnt werden" o.ä.. Sich dann aber gleichzeitig zu fragen, wo für die NPD Mitteldeutschland liegt und was sie hier unter Wiedergutmachung verstehen, bedarf schon ein wenig Aufmerksamkeit. So reicht es also imho nicht, Schülern nur zu sagen, "Neonazis... pfui, basta", sondern man muss ihnen allgemein beibringen, kritisch zu denken und zwar nicht abstrakt, sondern durchaus auch mal an ganz realen Beispielen und mal ein Flugblatt der NPD oder sogar "rechtes Liedgut" im Unterricht besprechen. Mal offen zu sagen, "Förderung der deutschen Kultur" kling doch gut, könnte die CDU/CSU auch im Programm haben aber dann auch zu hinterfragen, in welchen Zusammenhängen die rechte Szene das versteht.
Oh je, was für ein geschwafel
. Aber wie sagt man immer – nichts für ungut
.