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Re: AD(D/H)S - Erfahrungen mit dem AufmerksamkeitsDefizitSyn

Verfasst: So 21. Nov 2004, 08:46
von PhyshBourne
Moin, moin !

Zunächst: AD(D/H)S ist keine Krankheit!
Es ist einfach nur eine andere Art und Weise, die Welt wahrzunehmen!
G.M hat geschrieben:Hallo,
Was möchtest Du denn gerne wissen?
Gibt es vielleicht Betroffene hier im Phorum (AD(D/H)S wächst sich ja nicht aus und betrifft Erwachsene gleichermaßen...)?
Und wenn ja: wie geht ihr damit um?!?

GrEeTz

Phish

Verfasst: So 21. Nov 2004, 12:02
von markusmaier
Hi!

Ich selbst habe eine "Angewohnheit", die meine Frau ziemlich nervt. Ich zapple, ohne erkennbaren Grund, mit meinen Füßen rum. "G.M"s Beitrag zu Folge _könnte_ das eines dieser Symptome sein. Habe aber (glücklicherweise) nie Probleme in der Schule oder beim Studium gehabt, so dass ich mal denke, dass ich wenn überhaupt, nur eine art Light-ADS habe.
Wie gehe ich mit meinem "nervösen Zappeln" um? Ganz einfach: Gar nicht. Wenn meine Frau dabei ist, dann legt Sie kurz ihre Hand auf mein Knie, und dann geht es wieder. Wenn ich aber im Kino bin, oder eine DVD ansehe, passiert das eigentlich nie (das mit dem Zappeln).

Im Übrigen teile ich "G.M"s auffassung, dass viel zu schnell ein Defekt diagnostiziert wird, wo nix ist. Achtung Heavy OT: Wenn ich sehe, dass inzwischen jedes dritte Kind unter 15 schonb mal einen Vollrausch(!) hatte, dann stimmt was mit der Gesellschaft nicht, statt dass irgendetwas mit der Verantwortung der betroffenen Eltern nicht stimmt (ja, das sagt sich als nicht-Vater besonders leicht).

Viele Grüße!

Markus

Verfasst: So 21. Nov 2004, 14:17
von g.vogt
Hallo Markus,
markusmaier hat geschrieben:Ich zapple, ohne erkennbaren Grund, mit meinen Füßen rum.
ich kenne jemanden, bei dem ist's ähnlich. Angenehmer Nebeneffekt scheint zu sein, dass er einen überdurchschnittlichen Energieverbrauch hat und dadurch ausgesprochen schlank ist.

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Verfasst: So 21. Nov 2004, 17:18
von Master J
markusmaier hat geschrieben:Wenn ich sehe, dass inzwischen jedes dritte Kind unter 15 schonb mal einen Vollrausch(!) hatte, dann stimmt was mit der Gesellschaft nicht, statt dass irgendetwas mit der Verantwortung der betroffenen Eltern nicht stimmt (ja, das sagt sich als nicht-Vater besonders leicht).
Wirklich schlimm.
In dem Alter wusste ich noch nicht mal, wie man Al...Al...Alkohol schreibt. :?
g.vogt hat geschrieben:Angenehmer Nebeneffekt scheint zu sein, dass er einen überdurchschnittlichen Energieverbrauch hat und dadurch ausgesprochen schlank ist.
Bei meinem üblichen Glück würde ich Godzilla-Schenkel davon kriegen. :lol:

Gruss
Jochen

Verfasst: So 21. Nov 2004, 17:51
von Philipp
markusmaier hat geschrieben:Im Übrigen teile ich "G.M"s auffassung, dass viel zu schnell ein Defekt diagnostiziert wird, wo nix ist.
Zur Zeit scheint es ein wenig in Mode zu sein, jede beliebige Art von Lern- oder Aufmerksamkeitsschwäche sofort mit einem schönen, eindrucksvollen Namen zu belegen, als "Krankheit" zu deklarieren und somit elegant und wirkungsvoll die Verantwortung für die Lernschwäche des Kindes auf höhere Fügung abschieben zu können. Dabei liegts wohl allzu oft lediglich an zu viel Fernsehen im Kleinkindalter, zu wenig Bewegung, zu wenig elterlicher Zuwendung usw...

Versteht mich nicht falsch: Sicherlich gibt es tatsächlich schwere Fälle von angeborenem ADS, aber zur Zeit nimmt die Zahl der angeblich Betroffenen derart massiv zu, dass man sich als unbeteiligter Beobachter ja seine Gedanken fast schon machen muss. ;) Irgendwie ist das schon so ein kleiner Trend zur Zeit. Sicherlich nicht verkehrt, um Leute mit speziellen Schwächen speziell fördern zu können, aber andererseits hilft es auch keinem den Begriff dermaßen inflationär zu gebrauchen. Meine Mutter ist seit 25 Jahren Grundschullehrerin, ich bin also relativ nah an der Materie dran und bin stets bestens über das Geschehen in der Klasse informiert. :wink:

Was mir in dem Zusammenhang auch aufgefallen ist ist die Zunahme der angeblich hochbegabten Schüler. Heutzutage wittern manche besonders ehrgeizigen Eltern tatsächlich bei jeder Auffälligkeit im Verhalten des Kindes (seien es jetzt besonders gute Leistungen in der Schule oder - man glaubt es kaum :wink: - besonders schlechte!) gleich einen IQ von 140.

Irgendwie stelle ich grad die aktuelle Elterngeneration nicht ins beste Licht - man verzeihe mir, bei mir sinds hoffentlich noch mindestens 10 Jahre bis meine Kinder mal in die Schule kommen, ich hab da noch nicht so den richtigen Blickwinkel glaub ich. Außerdem mein ichs ja nicht böse, ich hab bloß grad Lust auf ein bisschen Sarkasmus und Ironie... :twisted:

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 09:03
von mcBrandy
Hi Phish

Mittlerweile häufen sich die Kinder mit ADS. Früher hat man halt gesagt, das sie ein Zappelphilipp sind und heute sind sie eben mit dem ADS behaftet.
Ich denke aber auch, das es an unserer schnelllebigen Gesellschaft liegt, das es so viele Kinder mit dieser "Krankheit" gibt.

@Philipp
Ob es jetzt eine Lernschwäche ist, will mal dahin gestellt sein. Weil es könnte auch ne Unterforderung von dem Kind darstellen.

Gruss
Christian

Re: AD(D/H)S - Erfahrungen mit dem AufmerksamkeitsDefizitSyn

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 14:58
von G.M
Hallo "Phish",
Phish hat geschrieben:
G.M hat geschrieben:Hallo,
Was möchtest Du denn gerne wissen?
Gibt es vielleicht Betroffene hier im Phorum?......
Ach so! Ich hatte Dich so verstanden, als ob Du diesbezüglich irgendwelche spezifische Fragen hättest.
Nein, bis jetzt wurde an keinem Mitglied aus meiner Familie ADS diagnostiziert.

Etwas OT (ausnahmsweise!!):
Master J hat geschrieben:Quelle: :roll:

http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAE ... alin.shtml
Amperlite hat geschrieben: Jochen, vielleicht fasse ich es falsch auf, aber deinen "Smiley" finde ich etwas unglücklich gewählt.
Ist ja keine Facharbeit, bei der ein Quellennachweis vorhanden sein muss.
Wäre aber "höflich". :wink:

Gruss
Jochen
Stimmt. Hab's leider vergessen.
Koala hat geschrieben:Zitate - auch auszugsweise - urheberrechtlich geschützter Werke müssen als solche kenntlich gemacht werden, insbesondere wenn der Rechteinhaber dies für die Rezitation fordert. :wink:
Streng genommen ist der eigentliche Rechteinhaber nicht Prof. Dr. Werner Stangl, sondern ein amerikanischer Wissenschaftler namens Prof. Dr. med. Steven Oldman. Dennoch habe ich mir, bevor ich den Beitrag gepostet habe, die Erlaubnis von Herr Prof. Dr. W. Stangl geholt.


Mit freundlichen Grüssen

Dr. med. Gerry McCulloch
Facharzt FMH für Chirurgie, Gefässchirurgie EBSQ

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 16:04
von PhyshBourne
Moin, moin !

Ich denke auch, daß Laien heutzutage sehr schnell mit irgendwelchen Diagnosen bei der Hand sind.
Doch der Mißbrauch einer Sache sollte nicht ihren rechten Gebrauch hindern...
Ich habe in der Schule mit Kindern zu tun, die ich aus pädagogischer Sicht durchaus in das allgemeine Umfeld der Diagnose AD(D/H)S stellen würde - und mich macht sehr nachdenklich, daß ich mich darin sehr wiederfinde.
Daher meine Frage.

Ähm ... G.M. ... aber Du hast Erfahrungen damit?
Oder kennst jemanden...?

GrEeTz

Phish

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 16:06
von elchhome
mcBrandy hat geschrieben:Mittlerweile häufen sich die Kinder mit ADS. Früher hat man halt gesagt, das sie ein Zappelphilipp sind und heute sind sie eben mit dem ADS behaftet.
Ich denke aber auch, das es an unserer schnelllebigen Gesellschaft liegt, das es so viele Kinder mit dieser "Krankheit" gibt.

@Philipp
Ob es jetzt eine Lernschwäche ist, will mal dahin gestellt sein. Weil es könnte auch ne Unterforderung von dem Kind darstellen.
ADS ist keine Lernschwäche!
Ich habe, bedingt durch die Arbeit meiner Frau, schon ein paar richtige "hyperaktive" Kinder kennengelernt.
Das hat mit Überforderung/Unterforderung nichts zu tun. Diese können sich nicht auf eine Sache konzentrieren (selbst wenn sie wollen), deshalb ist ohne Ritalin das Lernen im herkömmlichen Sinne gar nicht möglich. Diese ADS-Kinder gibt es in allen Intelligenzschichten; nicht nur bei den Hochbegabten ;-)

Gruß, Andreas

OT: Nur ein beschäftigtes Kind ist ein gutes Kind. (Maria Montessori)

Re: AD(D/H)S - Erfahrungen mit dem AufmerksamkeitsDefizitSyn

Verfasst: Mo 22. Nov 2004, 19:02
von ta
G.M hat geschrieben:
g.vogt hat geschrieben:so eine Häufung wäre aber ein merkwürdiger Zufall - da kommts mir dann eher so vor, als ob man normales Verhalten der Kinder oder deren Reaktion auf ungünstige Lebensumstände für ADS hält Rolling Eyes
Nach Max Friedrich (Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters in Wien) werden pro Jahr etwa 2500 Kinder vorgestellt; darunter sind etwa 20 mit einem echten ADS, also knapp 10 Promille. Etwa 15% sind nur nervös im Sinne des "Zappelphilipp". Somit besteht der Verdacht, dass die meisten Kinder, die auf Ritalin gesetzt werden, das Leiden gar nicht haben, das diese Verordnung begründen könnte.
Ich finds auch Wahnsinn, was für ein Verbrechen Gesellschaft und Industrie und unserem Nachwuchs begehen.

Oft sinds ja nur noch Einzelkinder, weil die Eltern keine Zeit für mehr haben.

Diese Kinder sind dann natürlich das wichtigste für die Eltern. Ihnen soll ja auch nix passieren und Fußballspielen oder am Spielplatz mal das Klettergerüst hochkraxeln ist ja viiel zu gefährlich!!
Wenn man es den Kindern alleine nicht zutraut, müßte man als Elternteil ja auch noch mit auf den Spielplatz.

Viel bequemer ist es da natürlich, den geliebten Nachwuchs vor der Glotze zu platzieren. Da kann ihm ja nix passieren. :evil:

Und weil Kochen ja auch noch umständlich ist, stell ich im ein paar Tüten Chips hin und was vom Schotten, damits ihm auch gut geht! :evil:

Aber irgendwo muß der natürliche Spiel- und Bewegungstrieb ja raus. Zum Glück wurde mir als fürsorglicher Elternteil von der profitgeilen Pharmaindustrie ja eingeredet, daß das nicht normal ist, und das entsprechende Gegenmittel wird mir auch gleich angeboten, in Form von Ritalin, mit dem ich mein Kind bequem volldröhnen und ruhigstellen kann, so daß ich und andere Erwachsene weniger von der Lebhaftigkeit meines Nachwuchses gestört werde.... :evil: :cry:
Ritalin macht soviel ich weiß auch abhängig.

Fest steht:
-Es gibt erfundene Krankheiten
-ADHS gibts irgendwie erst, seitdem das Gegenmittel auf dem Markt ist... :roll:
-Früher gab es auch ab und zu lebhafte Kinder
-Heute soll es sehr viele geben
-...aber die durchschnittliche Kondition und der körperliche Zustand der Jugend läßt immer mehr nach, Übergewicht und Diabetes sind auf dem Vormarsch
...was eigentlich nicht zum ADHS paßt!

IMHO sind wir eine kinderfeindliche Gesellschaft, und die Pharmaindustrie hat das sehr gut erkannt. Sie toppt das ganze noch. Ich sehne mich noch an früher zurück, als man störende Kinder in Deutschland noch mit Ballspielen-Verboten Schildern ferngehalten hat. Damals gabs wenigstens noch Kinder, die Ball gespielt haben....

Heute zählt aber Kindsein und Ballspielen gleich als Krankheit, die mit Psychopharmaka behandelt werden muß.