Die Finanzierung meines dann vier Jahre alten Superbs endet im Dezember mit der Schlussrate. Ich könnte wählen zwischen Abgeben des Autos oder Weiterfahren. Ich fahre natürlich weiter, weil das Auto in den ersten 4 Jahren ca. 60 % vom Neuwert verloren hat und ich noch ein volles Jahr Garantie habe (habe damals auf 5 Jahre verlängert). Ab dem fünften Jahr ist der Wertverlust drastisch niedriger und zudem vertraue ich der Technik, fahre also auf jeden Fall noch eine ganze Weile damit rum, auch wenn es ein Traktor ist.
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Di 11. Aug 2020, 18:38
von aaof
@Goisbart
Ich kann dir da schon folgen. Die Industrie liefert nur das, was der Kunde erwartet und bestellt. Ich habe damals gewechselt, weil ich gesundheitsbedingt eine Automatik wollte. Heute ärgere ich mich sogar etwas, denn das Vorgängermodell wäre noch viele Jahre gelaufen.
Gewicht, Bedienbarkeit, Ölbedarf eines Getriebes alles in Ehren, aber 100tsd. Kilometer sind einfach zu wenig. Da müssten die Hersteller für weit mehr Garantie gerade stehen. Meinen Schwager haben sie bei knapp 30tsd, Kilometer zu einem neuen Auto geraten, weil das Getriebe anfällig wäre.
Das hier ein völlig neues Verständnis reifen muss, ist klar. Autohersteller leben davon, dass viele von uns sich ständig vorstellen können, mein aktuelles Auto ist zu alt, zu hässlich, zu langsam, technisch veraltet. Anfällig für Fehler, welche ich bezahlen muss.
Am Ende muss uns im Klaren sein, dass wir nachfolgende Generationen mit diesem Verhalten die Welt in der sie leben müssen, empfindlich verändern. Den meisten ist das aber anscheinend völlig egal. Da schließe ich mich aktuell nicht aus. Ich bin kein Weltverbesserer. Aber ich finde das die Corona Krise dafür doch wenigstens brauchbar ist: mal nachzudenken.
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Di 11. Aug 2020, 18:56
von Weyoun
Ich bin da eher für einen Mittelweg. Gerne die Zyklen von 7 auf gut 10 Jahre erhöhen bei dementsprechender Preiserhöhung, aber kubanische Verhältnisse möchte ich auf keinen Fall auf unseren Straßen.
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Di 11. Aug 2020, 19:42
von Goisbart
aaof hat geschrieben: Di 11. Aug 2020, 18:38
...aber 100tsd. Kilometer sind einfach zu wenig. Da müssten die Hersteller für weit mehr Garantie gerade stehen. Meinen Schwager haben sie bei knapp 30tsd, Kilometer zu einem neuen Auto geraten, weil das Getriebe anfällig wäre.
100 tkm sind auf jeden Fall zu wenig, aber sicher auch so nicht geplant. Wieviel Prozent fallen so früh aus?
Vielleicht kennt Weyoun Hintergründe über die Probleme?
Und 30 tkm ohne Garantie oder Kulanz? Ganz vielleicht wollte da jemand etwas Neues verkaufen...
Am Ende muss uns im Klaren sein, dass wir nachfolgende Generationen mit diesem Verhalten die Welt in der sie leben müssen, empfindlich verändern. Den meisten ist das aber anscheinend völlig egal.
...
So sieht's aus!
Beispiel: Vor 5 Jahren habe ich mir ein Päärchen nP A-200 aus China gegönnt. Hätte ich nicht besser die nW35 behalten sollen und einem gebrauchten Vollverstärker bei eBay einen 2. Lebenszweck geben sollen?
Aber die A-200 sind kleiner, komfortabler und haben ein zeitgemäßes Design...
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Di 11. Aug 2020, 20:24
von Weyoun
Goisbart hat geschrieben: Di 11. Aug 2020, 19:42
100 tkm sind auf jeden Fall zu wenig, aber sicher auch so nicht geplant. Wieviel Prozent fallen so früh aus?
Vielleicht kennt Weyoun Hintergründe über die Probleme?
Man muss das gesamte Automatikgetriebe betrachten, das natürlich nicht nur aus der Getriebesteuerung, sondern auch aus der Mechatronik besteht. Hier können viele Bauteile (Steuergerät, mechanische sowie elektrische Öl-Pumpe, Magnetventile, Kupplungen, Zahnräder, Wellen etc.) kaputt gehen. Normalerweise sollte das Getriebe an sich ebenfalls auf 15 Jahre Laufzeit ausgelegt sein (sonst macht es keinen Sinn, dass unsere Steuergeräte länger halten). Wie dem auch sei gibt es nun mal immer Ausfälle vorher und nachher (die Gesamtheit aller Ausfälle liegt innerhalb der typischen Gauß'schen Glockenkurve). Wichtig ist zudem die erlaubte Zahl an Baugruppen in ppm (Teile pro Millionen), die innerhalb einer definierten Spanne kaputt gehen dürfen.
Leider passieren aber auch in der besten Fertigung Fehler (im Falle von Steuergeräten z.B. ESD-Vorschädigung aufgrund mangelhafter Erdung der Bestücker-Automaten, kontaminierter Reinraumluft, falschem Lotmaterial oder ähnlichem), die aber beim Initialtest nach der Fertigung noch nicht auffallen, sondern erst nach der Monatge am Band beim Kunden (für den Endkunden gut)oder nach wenigen Kilometern Fahrt beim Endkunden. So etwas kann niemand zu 100 Prozent ausschließen, man kann nur versuchen, die Quote durch gutes Qualitätsmanagement stetig hochzuhalten.
Nach diesen frühzeitigen Ausfällen kommt erst einmal eine Weile nichts, danach kommen irgendwann die sporadischen Ausfälle. 30.000 km ist definitiv zu wenig. Die Frage ist aber auch immer, welche zusätzlichen Parameter vorliegen, die zum Ausfall geführt haben. Bei 100.000 km muss man wieder differenzieren: Wurde z.B. beim Nasskuppungs-DSG das Getriebeöl nach 60.000 km gewechselt? Ich pläiere da auf jeden Fall, das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Das Öl ist bzgl. seiner Lebensauer endlich.
Am Ende landet jeder Feldausfall bei uns zur Analyse.
Aber wie schon von einigen erwähnt ist wohl das Problem, dass viele ein Auto gar nicht 20 Jahre lang haben möchten, weil es eben vor allem bei Komfort und Sicherheit immer weiter geht. Auch ich möchte nicht in einem airbaglosen Kartenhaus ohne Klima meinen Alltag bestreiten
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 07:06
von David 09
Passt zwar nicht ganz hier rein, aber hat ja einen Verbrenner und dient der Fortbewegung:
Krass, was der Mann mit seinem „Arbeitsgerät“ anstellt
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 09:53
von g.vogt
aaof hat geschrieben: Di 11. Aug 2020, 17:48Ein Auto muss wieder ein langfristiges Konsumgut werden. Manche wechseln ihre Autos alle 2 Jahre. Wie viele Firmen. Das kann doch so nicht mehr weitergehen.
Unser aktuelles Auto haben wir für die Hälfte des Neupreises gekauft. Wir sind froh, dass es auch die Anderen gibt, die alle 2/3 Jahre das nächste neue Auto holen.
Da müssen wir umdenken. Wenn ich noch an die DDR denke, da wurden Autos gefahren bis es nicht mehr geht. Heute lassen sich robustere Autos bauen, technisch wäre das sicherlich möglich..
Das waren Symptome einer Mangelwirtschaft. Diese Autos waren nicht per se langlebig, sondern wurden notgedrungen mit großem Aufwand instandgehalten. Und auch der Trabant rostete.
Nein, der Punkt ist ein anderer: Unsere meisten privaten Fahrzeuge sind Stehzeuge. DAS ist die eigentliche Resourcenvergeudung. Da kommt ja auch noch der sinnlose Platzverbrauch dazu. Wenn schon MIV, dann wenigstens per Sharing.
Und gut gepflegte Busse laufen hunderttausende Kilometer, bei Schienenfahrzeuge wird in Millionen Kilometern gemessen.
Ein weiterer Punkt: Arbeitsleistung ist in Deutschland zu teuer. Mehr als 50 Prozent gehen an Steuern und Abgaben weg, Kapitalerträge gerademal 25.
Das macht werterhaltende Reparaturen sehr teuer.
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 10:06
von Weyoun
g.vogt hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 09:53
Nein, der Punkt ist ein anderer: Unsere meisten privaten Fahrzeuge sind Stehzeuge. DAS ist die eigentliche Resourcenvergeudung. Da kommt ja auch noch der sinnlose Platzverbrauch dazu. Wenn schon MIV, dann wenigstens per Sharing.
Nie im Leben werde ich mein Auto mit fremden Menschen "sharen"! Ich will mir nicht jedes mal die Frage stellen müssen, wessen Popel da am Lenkrad klebt. Wenn nur ich fahre, ist es MEIN Popel, der mich auch nicht stört.
Re: Rund ums Auto
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 10:14
von Bravado
Weyoun hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 10:06
Nie im Leben werde ich mein Auto mit fremden Menschen "sharen"! Ich will mir nicht jedes mal die Frage stellen müssen, wessen Popel da am Lenkrad klebt. Wenn nur ich fahre, ist es MEIN Popel, der mich auch nicht stört.
Dem "Popel" könnte man ja desinfizierenderweise auf die Pelle rücken.
Aber es ist ja immer die Frage, wie genau das Sharing-Modell aussieht, also wie viel Investition da drin ist und welches Risiko ich im Falle von Schäden trage, die durch unsachgemäße Benutzung anderer entstehen.
Wenn es um das persönliche Fahrzeug geht, also wie Du schriebst "meins", dann bin ich ganz bei Dir.
Mir fallen da spontan ein paar Kandidaten ein, denen würde ich mein Auto auch niemals anvertrauen.