beamter77 hat geschrieben:Warum dann Röhre ?
Zeitreise
Rückblende 27.07.1969
Na klar, wenn man den Röhrenverstärker eigentlich eher als "Effektgerät" zum reproduzieren nostalgischer Klangbilder benutzt, dann ist er
für genau diesen Zweck natürlich besser.
Caisa hat geschrieben:...es gibt diverse Geräte die versprechen den Röhrenklang zu imitieren. Hatte schon 3 solcher Kandidaten zu Hause aber es ist klanglich doch noch etwas anderes. Welche Faktoren da nun die Hauptrolle spielen weiß ich nicht.
Einerseits klingt jeder Röhrenverstärker anders, denn es sind nicht unbedingt die Röhren, die für den individuellen Klang verantwortlich sind, sondern die zwangsläufg unterschiedlich dimensionierten Übertrager sorgen für die jeweils individuellen Klangverfälschungen.
Andererseits entwickelt ein Röhrenverstärker an unterschiedlichen Boxen auch nochmal eine unterschiedliche, durchaus individuelle Klangverfärbung, weil Innenwiderstand, Induktivität und parasitäre Kapazitäten des Ausgangs-Übertragers durchaus auch die Eigenschaften der Frequenzweichen und der Impedanz-Verlauf der Box natürlich auch den Frequenzgang des Verstärkers geringfügig beeinflussen können.
Hinzu kommt, dass die Klangverfälschungen zusätzlich noch vom Grad der Aussteuerung (Lautstärke) abhängig sind.
Sowas lässt sich natürlich nur schwer mit einem Effekt-Gerät simulieren, welches ggf. noch vor der Lautstärkeregelung (und in Unkenntnis der max. Leistung von Verstärker und Box) werkeln soll.
Für den eigentlich klassischen Anwendungsfall der Instrumenten-Verstärker (z.B. Hammons/Lessley-Nachbildung) gibt es inzwischen eine Reihe von "VirtuelTube"-Lösungen, die sich durchaus vergleichbar zum alten schweren Eisen anhören, sofern man vergleichbar wuchtige Boxen dran hat.
Natürlich kann man mit einem Effektgerät und 'ner Kompaktbox nicht den satten fetten Klang der Lessley-Box imitieren, aber dieser Klang kommt auch weniger von der Röhre als vielmehr aus der massiven Holzkonstruktion.
Und so ist es auch mit den Röhren wie mit vielen anderen Dingen auf dieser Welt:
Es hat keinen Sinn, daraus eine Wissenschaft zu machen, wenn man ungefähr genausoviel davon versteht, wie die Kuh von der Botanik, wenn sie Gras frisst.
Und aus genau diesem Grund ist die "Einladung zur Hörprobe" auch ziemlich albern, denn wenn ich die Qualität eines Ackers begutachten wöllte, dann würde ich mich auch nicht von einem ....vieh zum Grasfressen einladen lassen
PS: Um das Verhalten eines hochwertigen Röhrenverstärkers ziemlich gut (und budgetschonend) nachzubilden würde es wahrscheinlich reichen, am Lautsprecher-Ausgang einer Transistor-Endstufe einen 1:1 Leistungsübertrager anzuschließen, der gerade mal knapp genug für die Leistung der Endstufe dimensioniert ist.