Hallo bony,
mir liegt daran, pbeiers Gleichnis nicht gleich wieder auseinanderzunehmen und ich denke, eine 100%ige Transformation Hifi <-> Fotografie gelingt sowieso nicht - und selbst wenn, dann bleibt fraglich, ob das Gleichnis dann noch verständlich bleibt.
Ich verstehe pbeier so, dass bei der Fotografie - wie bei Hifi auch - keine 1:1-Abbildung des Originals möglich ist. Und schon beim Prozess des Fotografierens und erst recht bei einer Nachbearbeitung ((digitale) Dunkelkammer) findet eine weitere "Verfälschung des Originals" statt, der Fotograf entscheidet, in welcher Weise die Fotografie den besten Eindruck macht. Das muss nicht zwangsläufig allen Betrachtern gefallen und dementsprechend gibt es auch keine allgemeingültige "Betrachtungsvorschrift" - jedenfalls nicht, wenn man sich die Bilder nur des Genusses wegen ansieht. Herr Nubert formulierte es für Hifi mal ungefähr so: "Mancher Highender leidet lieber mit auf 0-Strich gestellten oder abgeschalteten oder gar nicht vorhandenen Klangreglern, anstatt mit einem beherzten Griff zu selbigen einen angenehmeren Klang einzustellen."
Auch "OL-DIEs Pyramiden" sind eine herbe Abweichung von den Wiedergabebedingungen, die in den meisten Tonstudios herrschen dürften, trotzdem ist es - wie auch Gäste immer wieder bestätigen - eine beeindruckende Möglichkeit, Musikaufnahmen zu hören. Sind OL-DIEs Pyramiden nun besser oder schlechter als ein Pärchen nuWave125? (Um wenigstens 1x die Kurve zur Ausgangsfrage zu kriegen
)
Ja, es ist immer wieder das gleiche Thema. Mehrkanalaufnahmen sind ein schwaches Abbild des Originals - ich denke, es gibt keine einzig allgemeingültige Weise, diese wiederzugeben (im Sinne von Hören, nicht im Sinne von Beurteilen). So falsch der Ansatz ist, eine Aufnahme so wiederzugeben dass es sich wie im richtigen Leben anhört, so verständlich ist der Wunsch, genau dies zu erreichen. Idealerweise findet man eine Lösung, die bei möglichst allen gern gehörten Aufnahmen der eigenen Vorstellung guten Klangs - nahe dem wirklichen Leben - bestens entspricht.
Beim nuFescht habe ich erlebt, dass sich Herr Nubert auch mit Aufnahmetechniken, Mikrofonen, Effektprozessoren etc. auszukennen scheint und von einigen Aufnahmen auch weiß, wie sie produziert worden sind. Dies scheinen wichtige Kenntnisse zu sein, um Lautsprecher zu bauen, die seine Vorstellung von Hifi-Wiedergabe verschiedenster Aufnahmen bestmöglich realisieren. Und die vielzitierte Neutralität im Sinne einer "unverfälschten Wiedergabe" - ist sie bei Nubert-Boxen überhaupt zu finden? Ein neutraler Frequenzgang wird heute vorausgesetzt und hier gibt es ja nun wirklich bessere Möglichkeiten, eine variable Veränderung des Frequenzgangs nach eigenem Geschmack einzusetzen. Wie diese 2 oder 5 Kanäle jedoch als Schallereignis in den Raum übertragen werden - hier gibt es doch deutliche Unterschiede in der Auffassung, was "richtiger" ist. Idealerweise gäbe es nun am Lautsprecher Regler, mit denen man bspw. die Richtwirkung nach eigenem Ermessen oder je nach Aufnahme verändern könnte - aber das scheint technisch nicht so ohne weiteres möglich zu sein. Also kauft man einen Lautsprecher, bei dem der Konstrukteur festgelegt hat, in welcher Weise der Raum in die Wiedergabe der Aufnahme einbezogen wird. Die Nubertschen Pyramiden und die von OL-DIE (über letztere liest man hier im Forum nun mal erheblich öfter etwas), die Dipole und in gewissem Maße alle Nubert-Boxen repräsentieren lediglich die Auffassung des Konstrukteurs, wie sich Hifi am besten anhört.
Wenn man eine Aufnahme 100%ig so hören möchte wie sie der Toning gemeint hat, dann bleibt einem nichts weiter übrig als mit seiner CD in exakt dieses Aufnahmestudio zu traben. Und auch dann bleibt das Manko bestehen, dass die eigenen Ohren nicht denen des Toning entsprechen - man hört also selbst dann nicht das, was der Toning gehört hat...
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt