Das sind wohlfeile Worte. Und dem Grundsatz nach gebe ich Dir ja recht.Genussmensch hat geschrieben:Die Wahl Trumps wirft ein grelles Licht. Nicht so sehr auf die Zustände in den Vereinigten Staaten, sondern auf diejenigen in Deutschland. Ich mache mir große Sorgen ob des politischen Dilettantismus, den ich in den unreifen, kindischen Reaktionen auf die Wahl allenthalben sehe. Unsere parlamentarische Demokratie wird nicht von außen, von den Rändern her bedroht. Sie ist gefährdet von innen heraus.
Die offizielle Politik, befeuert durch die Leitmedien, glaubt, dem künftigen amerikanischen Präsidenten in einer ungeheuren moralischen Anmaßung und in einer völligen Verkennung der Realitäten von oben herab begegnen zu können, ihm Bedingungen der Zusammenarbeit diktieren zu können oder ihn sogar hemmungslos beschimpfen zu dürfen. Wohlgemerkt: die offizielle deutsche Politik, deren Aufgabe es ist, die Interessen der Bundesrepublik Deutschland in der Welt bestmöglich zu vertreten. In dem Wissen, dass die Vereinigten Staaten unser wichtigster Verbündeter und größter Handelspartner sind. Dieselbe offizielle Politik, die, ohne mit der Wimper zu zucken, eng mit Erdogan zusammenarbeitet und die zu Putins Kriegsführung in Syrien beredt schweigt. Chapeau vor diesem moralischen Spagat! Dasselbe präpotente Verhalten, das Deutschland in der Flüchtlingskrise, in der Eurokrise und in der Energiewende gegenüber Europa und dem Rest der Welt gezeigt hat. Derselbe Hochmut, gestützt auf das Gefühl unendlicher moralischer Überlegenheit. Dieselbe gefährliche Unreife und Unberechenbarkeit, die die Welt an Deutschland seit jeher fürchtet.
Und unsere neue extreme Rechte feiert derweil fröhlich den Triumph Trumps, sich gleichzeitig genüsslich dem traditionellen deutschen Antiamerikanismus und Antikapitalismus hingebend und Bündnisse mit Putin beschwörend - hier übrigens wunderbar einig mit der extremen Linken, wie weiland in den dunklen Zeiten.
Wo sind Maß und Mitte in diesem Land? Wird denn Deutschland allezeit immer nur schwärmerisch zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt halluzinieren? Werden wir denn nie die notwendige politische Reife erlangen, die wir nach den Katastrophen des letzten Jahrhunderts endlich erlangt zu haben schienen?
Es wäre so wichtig, dass die Repräsentanten unserer parlamentarischen Demokratie selbstkritisch innehalten angesichts des Siegeszugs des Populismus weltweit und auch hier in Deutschland; dass sie sich bewusst werden, dass Probleme offen angesprochen und nicht politisch korrekt ausgeblendet werden dürfen. Wenn die etablierten Parteien nicht endlich aufwachen, dann werden die Populisten von rechts und links die Agenda diktieren und unsere parlamentarische Demokratie, unseren Rechtsstaat unerbittlich in die Zange nehmen. Und das kann sich niemand, der bei Sinnen ist, ernsthaft wünschen. Noch ist die Konjunktur gut, noch kann der Staat aufgrund der Nullzinspolitik Rekordeinnahmen verzeichnen und alle Probleme mit Geld zukleistern. Aber die nächste Krise wird kommen. Was ist dann?
In tiefer Frustration über dieses politisch so unreife Land
Genussmensch
Was ich allerdings in den Ausführungen vermisse, welche Reaktion der deutschen Politik würde denn jetzt als "angemessen" durchgehen?
D. Trump ist ein Mensch, der Unsummen an Geld mit Immobilieninvestments verdient hat und verdient (eine Branche, die seit jeher für ihre Seriosität bekannt ist), wohl auch ein Haufen Geld mit Spielkasinos in den Sand gesetzt hat, sich weiterhin in der Branche "Miss Wahlen" betätigt und wohl noch auf einigen anderen Geschäftsfeldern tätig ist. Politische Ambitionen hat er wohl hin und wieder geäußert, Treue zu einem politischen Lager dabei aber nicht gezeigt.
Soll der Rest der Welt einschließlich der deutschen Politik und Leitmedien jetzt den Wahlsieg Trumps goutieren?
Was verändert Innehalten und "politisch unkorrektes" beim Namen nennen von Problemen?
Bemerkenswert war doch bereits die Tatsache, dass die weltpolitisch bedeutendste Nation der Welt sich nach ihren Vorwahlen auf zwei 70-jährige Kontrahenten verständigt hat, der Eine Populist - die Andere schon vor Jahren gescheitert aber machtversessen genug, nicht aufzugeben.
Wo ist bei uns der politische Nachwuchs, der mehrheitsfähig aufgebaut und auf die schwierigen Geschicke der Staatslenkung vorbereitet wird? Dabei glaube ich allerdings nicht, dass die Vertreter der etablierten Parteien "aufwachen" müssen. Ich unterstelle, sie sind sich der schwierigen Lage bewusst. Nur was ist denn die Lösung?
Die einzige Person des politischen Lebens, die über entsprechendes Charisma verfügte, einen Großteil der Wählerschaft hinter sich zu vereinen, haben wir aufgrund einer angeblich in großen Teilen zusammen kopierten Doktorarbeit gechasst. Anstatt den "Wissenschaftsbetrieb" und deren Publikationsbias einmal zu hinterfragen. Und dann regen wir uns über Medien auf, die entsprechende Objektivität vermissen lassen.