globe hat geschrieben:Darüber habe ich mich heute aufgeregt
:
Das Bundesverfassungsgericht hat das Verbot von Studiengebühren gekippt. Eine solche Regelung ist für die Erhaltung einheitlicher (Lebens-)bedingungen in den Ländern nicht erforderlich. Damit fällt die Kompetenz über die Frage nach dem ob und wie in die Hände der einzelnen Bundesländer.
Na toll, ind ich wohne in BaWü und werde bei solchen Sachen von Frau Schavan regiert
Unverschämtheit dieses. Bald können nur noch die Reichen studieren.
Und die Schere zwischen reich, arm und noch ärmer geht unaufhaltsam auseinander...
Deine Besorgnis kann ich absolut nicht nachvollziehen. Bisher habe ich von allen Bundesländern nur gehört, dass nachgelagerte Studiengebühren verlangt werden. Na also: egal ob arm ob reich, jeder kann studieren!
Und da man nach dem Studium auch über ein im Schnitt 60% höheres Einkommen als ein Nicht-Akademiker verfügt, kann man DANN (!) auch locker die 5.000 Euro Studiengebühren abstottern! Ich meine hey, man hat dafür je nach Studiengang zwischen 20.000 Euro (Jura) und 200.000 Euro (Medizin) Leistungen erhalten.
Die einzige Gefahr ist, dass die Gelder nicht real in das Unibudget fließen, weil gleichzeitig die staatlichen Subventionen gekürzt werden. Da muss man darauf achten. Das Gerede über arm und reich ist Unfug! Dass die soziale Selektion bereits in den Zeit vom 3-6 Lebensjahr einsetzt, sollte eigentlich jedem klar sein.
Henry hat geschrieben: ...Dafür ist das Studium aber auch wirklich erstklassig. Problematisch ist nur, dass es das auf öffentlich-rechtlichen Unis durch Studiengebühren noch lange nicht werden wird, da so vieles im Argen liegt, das erstmal ausgebessert werden müsste.
Ob wir bald amerikanische Studienverhältnisse haben werden? Hmm, wage ich zu bezweifeln, da zumindest landesweit die Studiengebühren einheitlich festgelegt werden. Die Bildung von horrend teuren Eliteunis ist somit nicht unmittelbar aufgrund der Gebühren zu befürchten. (Obwohl es ja schon teure Eliteunis gibt - s.o.) ...
"Dafür ist das Studium aber auch wirklich erstklassig" - in welchem Fach denn? Und was ist besonders erstklassig? Ich glaube, die meisten staatlichen Universitäten verkaufen sich unter Wert. Und das ist meines Erachtens wirklich ein reines Marketing Problem!
Ich habe neben der Uni Göttingen auch an der University of California und der Harvard University studiert. An allen drei Unis war der entscheidende Erfolgsfaktor mein Kopf! Es ist zwar nett, wenn sich die Uni in imposanten Gebäuden befindet, wenn ich mir die Nase an den Scheiben der Büros von Nobelpreisträgern platt drücken kann, wenn ich mich nach der Vorlesung in ein Schwimmbecken verziehen kann (natürlich in olympischen Ausmaßen), wenn mir die Uni das Golf spielen beibringt (macht echt Spaß!), wenn ich mein Mittagessen in dieser kathedralenartigen Mensa einnehmen kann (auch wenn die Touris nerven, die dauernd versuchen einzudringen, um Fotos zu machen):
...und es ist zwar nett, wenn ich weiß, dass ein ganzer Tross von Leuten Marketing für meine Uni betreibt, damit ich mal sagen kann, ich hätte an einer Elite Uni studiert - aber so what? Letzten Endes sitze ich vor einem Buch und muss mir das Wissen irgendwie ins Hirn prügeln, um bestimmten Anforderungen zu genügen und es ist total egal wo ich das mache. An einer staatlichen Uni, einer Elite-Uni oder auf einer einsamen Insel (vorausgesetzt die Insel ist mit einer Bibliothek im Bibliothekenverbundsystem und einem Internetanschluss ausgerüstet
).
Die US-amerikanische Fixierung auf Elite-Universitäten gibt es nur, weil in den USA jeder Hansel seine eigene Uni gründen darf. Es gibt dort keine Mindestqualitätsanforderungen (deshalb kann man sich dort ja auch für 100 Dollar einen Ph.D. kaufen). Das extreme Ranking der Unis ersetzt ein staatliches Qualitätsmanagement. In Deutschland gibt es aber diese Qualitätsmanagement! Deshalb ist diese Elitetümelei in Deutschland eine riesen Lachnummer, eine Karikatur des US-amerikanischen "Elitetums".
Selbst in Unternehmen dämmert es langsam, dass Absolventen einer Uni, an der die Examensdurchschnittsnote irgendwo bei 1,2 liegt, nicht wirklich die geistig hellsten Lichter sein können - auch wenn sie viel für ihren Abschluss gezahlt haben. Denn zur Elite gehören auch hohe Anforderungen. Und wenn selbst der größte Depp eine 1,2 kriegt, sorry, dann können die Anforderungen nicht allzu hoch gewesen sein. Solche Elite Unis erinnern mich mehr an diesen Monty Python Sketch mit der Behindertenolympiade.
So, war das gut für meinen Einstieg in den "Dampf ablassen Thread" oder bin ich über das Ziel hinausgeschossen?
-Stefan