Na klar. Ich bin ein großer Freund differenzierten Denkens. Leider ist das ein bisschen einseitig, weil ...Bovary hat geschrieben:@Carl Theodor: Zu Deiner letzten Ergänzung bedarf es aber auch der differenzierten Betrachtung.
... die durch die von mir beschriebene Oma in Kittelschürze repräsentierten besorgten Bürger nicht ansatzweise zu einer differenzierten Diskussion bereit sind. Die von Dir angestellten Differenzierungen finden da nämlich eher nicht statt.Bovary hat geschrieben:Ohne jetzt in Platitüden oder Vorurteile zu verfallen, aber die nordafrikanische Mentalität ist eben wie sie ist. Das betrifft beispielsweise die Einstellung gegenüber Frauen oder aber auch die Einstellung gegenüber Zuwanderern aus Schwarzafrika, die hier auch (wenn auch zu einem geringeren Anteil) untergebracht werden müssen. Die sächsische Oma in Kittelschürze bekommt dann u.U. mit, dass es fast nicht mehr möglich ist, eine eritreäische Frau mit ihrem Kind (Beispiel) noch angemessen unterzubringen. Des Weiteren bekommt sie mit, dass es eben keine Familien sind, die hier Zuflucht suchen, sondern zu einem großen Teil nur junge Männer.
[Bovary hat geschrieben:Weiterhin, sind wir doch ehrlich, was ist denn im Osten zurück geblieben? In den großen Städten geht es ja noch... . Aber auf dem flachen Land? Es sind doch überwiegend Leute, die es vielleicht in der ehemaligen DDR gar nicht so schlecht fanden. Bzw. nach ein paar Jahren festgestellt haben, dass Ihnen die Reise- und andere Freiheiten dann doch nicht so viel wert sind, wie ein vom Staat organisiertes und gesichertes Leben. Ich habe lange in Baden-Württemberg gelebt und bin dann wieder zurück gegangen. Die ersten Jahre hier nach der Rückkehr, habe ich mir ständig nur gedacht, das kann doch nicht wahr sein...ist es aber. Der hohe Anteil Langzeitarbeitsloser und Niedriglöhner ist nicht nur für die Einzelschicksale verheerend sondern prägt auch die gesamte Gesellschaftsstimmung. (Darüber können auch tollen, neuen Landstraßen nicht hinwegtäuschen )
Das nehme ich ein bisschen anders wahr. Gut, wenn ich im Osten bin, dann in Chemnitz, Freiberg und Dresden, zuletzt in Potsdam - alles familiär bedingt. Wie es auf dem Land ist, kann ich schwer beurteilen. Aber gerade Dresden und Umgebung fallen ja nun wirklich krass aus dem von Dir gezeichneten Bild des "flachen Landes" raus. Da habe ich eher den Eindruck, dass der Menschenschlag dort (ich weiß, ich pauschaliere ...) sich irgendwie vom Leben chronisch schlecht und vor allem nicht seiner Bedeutung als gefühlter Weltstadt entsprechend behandelt fühlt. Und das lässt man dann bei passender Gelegenheit raus, unpassender Weise zulasten Schwächerer. Dazu kommt eine aggressive Provinzialität - ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mir das ständige Überbetonen des "Sachsentums" auf die Ketten geht - die auch eine schwere Resistenz gegen abweichende Wahrnehmungen mit sich bringt.
Ich schüttle nicht nur den Kopf, ich mache mir wirklich Sorgen.Bovary hat geschrieben:Insofern, nicht nur den Kopf schütteln, über die ehemalige Heimat. Sondern auch mal dran denken, woran das liegt. U.A. daran, dass eine bestimmte Bevölkerungsschicht abgewandert ist (bzw. abwandern musste).
Gruß CT