Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Mo 26. Okt 2015, 17:41
@CT
Nur einige kurze Anmerkungen:
Erst einmal hielte ich es für sehr sonderbar, ja bedenklich, wenn es zu Fragen des öffentlichen Interesses im Spektrum zwischen taz und FAZ zwischen humanistischen und gebildeten Menschen nicht mindestens zwei Meinungen gäbe! Das gilt in besonderer Weise, wenn es sich um ein so zentrales und kontroverses Thema wie das der Flüchtlingskrise handelt. Die Demokratie lebt vom Streit, nur fehlt es im öffentlichen Diskurs in Deutschland an einer Streitkultur; stattdessen wird versucht, abweichende Meinungen moralisch zu diskreditieren.
Ich kann es mir bei Dir nicht vorstellen und gehe deshalb davon aus, dass Du mit Deinem Beitrag keinesfalls insinuieren wolltest, alle von dem beschriebenen Konsens abweichenden Meinungen ließen auf fehlende Bildung oder, schlimmer noch, auf fehlende humanistische Grundwerte schließen. Diese Assoziation wollen bestimmte Medien offenbar aber ganz bewusst erwecken, um dem untertänigen Zuschauer in seiner Meinungsfindung hilfreich zur Seite zu stehen.
Und was die Berichterstattung dieser Medien angeht, geht es mir um zwei aus meiner Sicht gravierende Vorwürfe: Erstens werden bestimmte unliebsame, "nicht hilfreiche" Tatsachen - wohlgemerkt: nicht Meinungen - schlicht nicht oder nur sehr versteckt berichtet. Zweitens vermischen sich Bericht und Meinung in oft sehr anmaßender und für mich inakzeptabler Weise. Oder anders formuliert: Anstelle sachlicher und neutraler Berichte wird der Zuschauer über die jeweils wünschenswerte Gesinnung belehrt (und im Umkehrschluss, und noch viel wichtiger, darüber, welche Gesinnungen nicht wünschenswert sind).
Eine abschließende Gegenfrage: Wenn Du Dich in vielen Deiner Auffassungen zur Politik im Allgemeinen und zur Flüchtlingskrise im Besonderen durch die Berichterstattung und Kommentare in den Medien nahezu vollkommen bestätigt siehst und dort kritische Gegenpositionen, abweichende Darstellungen und kontroverse, faire und ergebnisoffene Debatten nicht vorfindest, könnte es dann nicht sein, dass an dem Vorwurf einer sehr einseitigen und tendenziösen Berichterstattung doch etwas dran ist? Sollten allzu viel öffentlich beschworener Konsens und zu Markte getragene korrekte Gesinnung nicht in besonderer Weise skeptisch stimmen? Und sollte man nicht, zumindest im Stillen für sich selbst, immer die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass auch die Gegenseite - vielleicht auch nur in Teilen - recht haben könnte und dass es deshalb wichtig wäre, ihre Argumente auch öffentlich, also in den Medien, auszutauschen?
Viele Grüße
Genussmensch
Nur einige kurze Anmerkungen:
Erst einmal hielte ich es für sehr sonderbar, ja bedenklich, wenn es zu Fragen des öffentlichen Interesses im Spektrum zwischen taz und FAZ zwischen humanistischen und gebildeten Menschen nicht mindestens zwei Meinungen gäbe! Das gilt in besonderer Weise, wenn es sich um ein so zentrales und kontroverses Thema wie das der Flüchtlingskrise handelt. Die Demokratie lebt vom Streit, nur fehlt es im öffentlichen Diskurs in Deutschland an einer Streitkultur; stattdessen wird versucht, abweichende Meinungen moralisch zu diskreditieren.
Ich kann es mir bei Dir nicht vorstellen und gehe deshalb davon aus, dass Du mit Deinem Beitrag keinesfalls insinuieren wolltest, alle von dem beschriebenen Konsens abweichenden Meinungen ließen auf fehlende Bildung oder, schlimmer noch, auf fehlende humanistische Grundwerte schließen. Diese Assoziation wollen bestimmte Medien offenbar aber ganz bewusst erwecken, um dem untertänigen Zuschauer in seiner Meinungsfindung hilfreich zur Seite zu stehen.
Und was die Berichterstattung dieser Medien angeht, geht es mir um zwei aus meiner Sicht gravierende Vorwürfe: Erstens werden bestimmte unliebsame, "nicht hilfreiche" Tatsachen - wohlgemerkt: nicht Meinungen - schlicht nicht oder nur sehr versteckt berichtet. Zweitens vermischen sich Bericht und Meinung in oft sehr anmaßender und für mich inakzeptabler Weise. Oder anders formuliert: Anstelle sachlicher und neutraler Berichte wird der Zuschauer über die jeweils wünschenswerte Gesinnung belehrt (und im Umkehrschluss, und noch viel wichtiger, darüber, welche Gesinnungen nicht wünschenswert sind).
Eine abschließende Gegenfrage: Wenn Du Dich in vielen Deiner Auffassungen zur Politik im Allgemeinen und zur Flüchtlingskrise im Besonderen durch die Berichterstattung und Kommentare in den Medien nahezu vollkommen bestätigt siehst und dort kritische Gegenpositionen, abweichende Darstellungen und kontroverse, faire und ergebnisoffene Debatten nicht vorfindest, könnte es dann nicht sein, dass an dem Vorwurf einer sehr einseitigen und tendenziösen Berichterstattung doch etwas dran ist? Sollten allzu viel öffentlich beschworener Konsens und zu Markte getragene korrekte Gesinnung nicht in besonderer Weise skeptisch stimmen? Und sollte man nicht, zumindest im Stillen für sich selbst, immer die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass auch die Gegenseite - vielleicht auch nur in Teilen - recht haben könnte und dass es deshalb wichtig wäre, ihre Argumente auch öffentlich, also in den Medien, auszutauschen?
Viele Grüße
Genussmensch