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Gandalf hat geschrieben:..Nach meinen Informationen sind alle Kraftwerke in Deutschland miteinander stromtechnisch verbunden, im Gegensatz zu Japan....

Selbstverständlich, da wir in Deutschland ein Maschennetz (Europaweit) für Strom haben, die Japaner übrigens auch. Wir haben aber kein Extra-Stromnetz für alle AKW untereinander.

Es würde reichen, wenn die AKW's mit einer Extra-Leitung versorgt werden, um den Ausfall den Netzleitung durch eine Katastrophe wie Erdbeben u.a. zu kompensieren. Was das immer sein kann (Erdleitung?) hängt von der Lage des AKW's ab. Die Japaner hatten das nicht und mussten erst eine solche Leitung legen. Dass 6 Reaktoren "kritisch" wurden lässt einem über die Sicherheitsbedingungen nur schaudern.

LG Charly

Ich habe keine Ahnung von Kerntechnik und wusste bis vor einer Woche nicht, dass abgeschaltete Reaktoren und sogar ausgebrannte Brennstäbe von selbst in die Luft gehen, wenn sie nicht monatelang aktiv gekühlt werden. Eine solche Eigenschaft ist IMHO absolut indiskutabel und ändert meine Einstellung zur Kernenergie grundlegend.

Dass die Kraftwerke noch dazu vom Stromnetz abhängig sind und nicht einmal ein Reservesystem mit altmodischer Dampfmaschine besitzen, um sich unbefristet mit der eigenen Restwärme kühlen zu können, kommt mir vor wie ein schlechter Scherz.

Grüße,

Zweck

Charly hat geschrieben:Es würde reichen, wenn die AKW's mit einer Extra-Leitung versorgt werden, um den Ausfall den Netzleitung durch eine Katastrophe wie Erdbeben u.a. zu kompensieren. Was das immer sein kann (Erdleitung?)...

Wenn man sich Bilder von Erdbeben ansieht, wie sich halbe Straßen wie Rampen übereinanderschieben, dann ist ein Erdkabel wohl nicht unbedingt erdbebensicher. Ich seh das wie Zweck0r - warum gibt es kein mechanisches Notkühlsystem, Energie wäre ja genug da? Es dürfte sein wie bei allen anderen technischen Einrichtungen - man treibt eben nur den Aufwand, den man unbedingt für nötig hält, alles andere wäre rausgeschmissenes Geld.

Hallo,

ich melde mich jetzt auch mal zu Wort obwohl ich selbst wenig Ahnung habe.

Am Samstag hatte ich die Möglichkeit mich mit einem ehemaligen Klassenkameraden zu unterhalten.
Er schreibt im Moment seine Doktorarbeit im Bereich Energietechnik/Atomkraft.
Ich gehe also mal davon aus, dass er Ahnung von der Materie hat !

Er hat gesagt, dass er neulich bei einem Kraftwerk mit einem Gigawatt Leistung war.
Dieses wird gekühlt mit 12 Pumpen. Jede Pumpe pumt pro Sekunde 60m³ Wasser. Das macht pro Sekunde einen Wasserbedarf von 720m³ Wasser! Viel Spaß beim Kühlen mit Dieselmotor
Er meinte die Spielereien (Kühlen mit Hubschraubern und Wasserwerfern) die da in Japan getrieben werden sind völlig sinnlos ! Die einzige Möglichkeit besteht darin den normalen Kühlkreislauf wieder in Gang zu bringen. Aber selbst dafür sieht er schwarz...

Traurig aber wahr

Das Hauptproblem ist nicht, dass Brennstäbe eine Nachwärme abgeben, oder dass dies generell nicht beachtet wird oder ungenügend zu kühlen wäre.

Hauptschuld:
Die schlampige (!) Wartung und der ebenso geführte Betrieb. Die Betreibergesellschaft hat gepfuscht, und DAS ist das Untragbare.

Ein Erdbeben können (sogar schlampig gewartete) Japanische Kraftwerke einigermassen überstehen, das kommt ja dort auch häufiger vor. Ein klitzekleines Nebenproblem könnte aber die 20m hohe Wasserwand gewesen sein, die der Notkühlung - falls überhaupt vorhanden - den Rest gab.

Womit wir zurück sind bei der Hauptursache: Schlampige Planung und Risikoabschätzung. Es kann ja nicht sein, dass in einem Land wie Japan (aus dessen Sprache der Begriff "Tsunami" schliesslich verdammtnochmal stammt!) niemand auf die Idee gekommen ist, sowas könnte mal geschehen und dann zu einem Problem führen.

Grundsätzlich - aber was heisst schon grundsätzlich - wäre so ein Kraftwerk sogar zu kontrollieren und auch sicher zu bauen. Nur: überall, wo Menschen Fehler machen können, oder Profitgier die Vorsicht schmälert (wird ja scho nicht schiefgehen), überall da wird's problematisch. Und DESHALB ist diese Form der Energiegewinnung für die Rasse Mensch untauglich: zu viele potentielle Schwachpunkte in Planung, Faulheit, Profitgier, Nachlässigkeit...

Ein wirklich "sicheres" AKW würde wohl so teuer, dass es sich nicht mehr rechnet - dann ist es eben so. Es stünde ja auch fern ab vom Meer im Hinterland und der Strom müsste weiter transportiert werden. Am Schluss würden die Dinger abgeschaltet oder gar nicht erst gebaut - wegen unrentabel!!! Nicht wegen sicherheitstechnischer Bedenken.

Mir geht es nicht darum, hier einen pro-Atomstrom-Auftritt hinzulegen. Persönlich (aber meine Meinung sei hier mal irrelevant) bin ich für andere Formen der Energiegewinnung/-bereitstellung. Aber als technik- und wissenschaftsverlieber, daran interessierter Mensch wollte ich einfach entschieden auseinanderhalten: Dass Menschen solche Dinge verkacken, hängt nicht (immer) daran, dass die Anlagen oder Konstruktionen grundsätzlich nicht zu beherrschen wären. Sondern (meistens) daran, dass die maximale Sicherheit nicht oberste Priorität haben.

(Hier wäre, entfernt verwandt, auch Tschernobyl zu nennen: Der Kessel fliegt nicht von alleine in die Luft. Die übrigen Reaktoren haben brav weitergeschmort, bis sie vom Netz gingen, selbst mit der mangelhaften, alten Technik. Aber das "Drehbuch" der Katastrophe liesst sich schliesslich wie eine Anleitung: "Spreng den Kübel mit allen möglichen Mitteln". Realistisch betrachtet, waren da Deppen am Werk. Wirklich Deppen...)

@ maddl: Danke für solche Informationen! Das ist ja wirklich eine riesen menge Wasser, die da durch gepumpt wird. Dann wundert es mich allerdings ein bisschen, dass uns die 6 Reaktoren nicht sofort um die Ohren geflogen sind, als die Kühlung, die ja ziemlich krass zu sein scheint ausgefallen ist. Weißt du dazu noch etwas?
@ Krypton: Sehr guter Post, das sehe ich genauso, es ist einfach Profitgier (die nicht mal unverständlich ist, ich handle ja normalerweise ebenfalls zu meinem Vorteil (nur halt nicht bei solchen sensiblen Dingen))
Grüße
Berti

TasteOfMyCheese hat geschrieben:@ maddl: Danke für solche Informationen! Das ist ja wirklich eine riesen menge Wasser, die da durch gepumpt wird. Dann wundert es mich allerdings ein bisschen, dass uns die 6 Reaktoren nicht sofort um die Ohren geflogen sind, als die Kühlung, die ja ziemlich krass zu sein scheint ausgefallen ist. Weißt du dazu noch etwas?

Naja, er meinte, dass dort in Japan wohl ziemlich viel vertuscht wird und die Kernschmelze wohl nicht mehr aufzuhalten ist, bzw. schon im Gang ist.
Seiner Meinung nach wäre es das Richtige, genau wie in Tschernobyl, Sand und Beton drauf und das Ding fröhlich vor sich hin strahlen lassen...
Der Kern wird sich in den Boden fressen und nach einer Zeit würde sich durch das geschmolzene Gestein eine Art Glaskugel bilden die Außen fest wird. Dann würde das in die Tiefe fressen anhalten.
So bitter wie es klingt, aber das ist/war seine ehrliche Meinung. Das Gebiet um den Reaktor wird sowieso nicht mehr bewohnbar sein und das Meer ist ebenfalls schon verseucht.

Gruß

@Maddl: ich befürchte, da hat dein Kumpel absolut recht. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der sich durch die japanische Öffentlichkeitsarbeit nicht total verarsc.... fühlt.

Mal wird an einem Ort erhöhte Strahlung gemessen, dann mal wieder an einem anderen, nur komischerweise ist dann alles wieder in Ordnung, und nicht vergessen: das Trinkwasser weißt auch schon erhöhte Strahlenwerte auf. Ich denke, in Japan ist, was Fukushima angeht, eigentlich schon längst alles gelaufen (und das in schlimmster Hinsicht). Aber gemäß der japanischen Mentalität - keiner will sein Gesicht verlieren - wird nun alles runtergebügelt, und die Medien haben ja Gott sei Dank mit den Angriffen auf Libyen schon wieder ein neues Thema.

Einfach nur traurig

Maddl hat geschrieben:Hallo,

ich melde mich jetzt auch mal zu Wort obwohl ich selbst wenig Ahnung habe.

Am Samstag hatte ich die Möglichkeit mich mit einem ehemaligen Klassenkameraden zu unterhalten.
Er schreibt im Moment seine Doktorarbeit im Bereich Energietechnik/Atomkraft.
Ich gehe also mal davon aus, dass er Ahnung von der Materie hat !

Er hat gesagt, dass er neulich bei einem Kraftwerk mit einem Gigawatt Leistung war.
Dieses wird gekühlt mit 12 Pumpen. Jede Pumpe pumt pro Sekunde 60m³ Wasser. Das macht pro Sekunde einen Wasserbedarf von 720m³ Wasser! Viel Spaß beim Kühlen mit Dieselmotor
Er meinte die Spielereien (Kühlen mit Hubschraubern und Wasserwerfern) die da in Japan getrieben werden sind völlig sinnlos ! Die einzige Möglichkeit besteht darin den normalen Kühlkreislauf wieder in Gang zu bringen. Aber selbst dafür sieht er schwarz...

Traurig aber wahr

Die oben angegebene Kühlleistung ist für den normalen Betrieb vorgesehen, nehme ich an ?!
In Japan ist die Anlage abgeschaltet eine Kettnereaktion findet nicht statt.
Hat der Kollege abgeschätzt, wie hoch die Nachzerfallswärme um die es im Moment geht um die Kernschmelze zu verhindern, eine Woche nach Abschaltung noch ist ?