Hallo Markus,
sorry, ich hatte eine Frage übersehen. Mit Kracher meinte ich eigentlich nur die besondere Konstruktion, womit ich nicht zugleich behaupte, dass sie alle Probleme lösen könnte. Es ist eben ein ganz spezieller Lautsprecher für ganz spezifische Anwendungen. Was das Teil in der Konfiguration mit den Endstufen geleistet hat, war doch sehr beeindruckend. Wie sie dort aufgebaut war, strahlt sie in beide Richtungen und beschallt daher den Raum von der Mitte aus, da sind die rückwärtigen Reflexionen vorne durch die Verdeckung nicht zu hören. Die stellt man ja auch nicht in die Ecke auf und diese gleichmäßige Ausbreitung ist ja gewollt, was nicht zugleich bedeutet, dass nuVero oder nuPyramide das bessere System ist. Wie geschrieben, besser und schlechter ist im Bereich HiFi eine subjektive Ansicht und extrem stark vom Anspruch und Raum abhängig. Wenn Lautsprecher noch so neutral abgestimmt sind und der Raum bestimmte Frequenzbereiche verschluckt oder durch Reflexionen überpräsent abbildet, ist das alles ab einem bestimmten Abstand egal.
Marketing, hierzu habe ich nicht geschrieben, dass Nubert einiges besser macht. Die Glaubwürdigkeit drückt es aber auch gut aus, das vermitteln ebenso andere Hersteller. Nur wirkt auf mich positiv die Kundennähe, die Du ja schon ausgeführt hast. Ehrliche Lautsprecher hat auch Dynaudio als Wahlspruch, siehe das Buch der Wahrheit und Marketing hat immer ein Stückchen mit Illusion zu tun, habe selbst auch genügend Prospekte geschrieben und übersetzt. Die wichtigere Fragestellung ist, wie weit entferne ich mich von der gebotenen Leistung. Off-Topic, wir hatten hier mal einen Bürgermeisterkandidaten aus dem Nachbardorf, der hat Apfelgelee in kleinen Gläschen verteilt und mir als Vorstandsmitglied eines Vereins erzählt, wie er mit seinem Sohn händisch die Äpfel von seiner Streuobstwiese aufgesammelt haben wollte. Nur zu dumm, dass sich auf dem Gläschen die Inhaltsstoffe angedruckt wurden und das Erzeugnis nicht ganz so regional war.
Sicher habe ich mich auch schon von Marketingfloskeln täuschen lassen, was aber Nubert angeht, war ich in der Firmenzentrale und habe nicht nur ein Interview geführt. So habe ich schon mit vielen Menschen anderer Hersteller gesprochen oder auch Gespräche mitschneiden müssen, da merkt man irgendwann, wer hinter seinem Produkt steht und wer nicht. Das Gefühl, ein wertvolles Produkt zu kaufen, erlebt jeder, der viel Geld investiert und es sind nicht ausschließlich die klanglichen, haptischen oder optischen Eindrücke, die zur Entscheidungsfindung beitragen.
Bezüglich Musik wie im Konzertsaal, diese Illusion vermittelt auch nicht der teuerste Lautsprecher im akustisch besten Raum. Der Hintergrund ist die Aufnahme, die Anzahl Mikrofone und schlussendlich die Abmischung in Verbindung mit zugemischten Effekten. Klar kann das schon vermitteln, welche Positionen der Tonmeister für die Instrumente vorgesehen hat und wie weit er den Unterschied zwischen leisen und lauten Tönen verringert, um ein homogenes Klangbild zu erzeugen. Will man tatsächlich diesen Effekt haben, geht nichts über einen Kopfhörer und eine binaurale oder Kunstkopfaufzeichnung. Dann aber darf bzw. sollte man den Kopf auch nicht drehen, weil das Gehirn dann die Illusion schnell erkennt. Wichtig ist dabei, dass man zum Abhören einen geschlossenen Kopfhörer nutzt, der Musik neutral abbildet und nicht versucht, durch schräge Treiber Lautsprecher zu simulieren. Wenn es einem nur darum geht, kann man sehr viel Geld sparen und diese Illusion tatsächlich günstiger bekommen.
Studiomonitore vs. HiFi, diese Diskussionen kenne ich auch und sind vermutlich heute fast gar nicht mehr so relevant. Es gibt eben die Käufer, die bevorzugen Wohlfühl-Sound und eine gewisse Klangsignatur, die sie dann auch gerne bezahlen. Wer authentisch Musik in einem definierten Abhörbereich genießen will, muss jedenfalls nicht tief in die Tasche greifen und bekommt eine menge Sound fürs Geld. Wie Carsten aber schon schrieb, eben nicht mit dieser Optik. Lustig wird es dann, wenn man sich Lautsprecher mit einem Sounding kauft und dann anfängt, den Klang wieder mit einem Equalizer zu verbiegen, was auch bei vielen Kopfhörern gemacht wird. Auch hier gilt aber, jeder muss das finden, was ihm gefällt. Schmunzeln muss ich allerdings über die Käufer von teuren Highres-Playern, die dann ihren Bluetooth-Kopfhörer benutzen und über den tollen Sound und die hochauflösende Klangqualität der tollen Aufnahmen schwärmen. Vor Allem dann, wenn man auf den zweiten Blick erkennt, dass die Übertragung nur mit dem SBC-Codec erfolgt...