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Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Di 22. Mär 2011, 10:23
von Maddl
Ja, diese Wassermenge wird im Normalbetrieb benötigt!

Nichtsdestotrotz findet eben doch gewissermaßen eine Eigenreaktion in den Reaktoren statt (die Kerne werden ja heißer anstatt kälter), die es nötig macht, diese zu kühlen (genauer kann ich es aber nicht erklären, da ich mich eben nicht so auskenne!).

Mein ehemaliger Klassenkamerad hat nur als Beispiel den Reaktor von Tschernobyl gebracht, der immernoch fröhlich vor sich hin glüht (seit mehr als 20 Jahren)!, sprich in keinster Weise abgekühlt ist!

Gruß

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Di 22. Mär 2011, 12:41
von ulle
Charly hat geschrieben:Es würde reichen, wenn die AKW's mit einer Extra-Leitung versorgt werden, um den Ausfall den Netzleitung durch eine Katastrophe wie Erdbeben u.a. zu kompensieren.
Wo soll denn diese Leitung bis zum nächsten Kraftwerk längs gehen - sternförmig Anbindung wäre wohl angezeigt! Aber dies ist nun wieder die Diskussion über Beherrschbarkeit.
Maddl hat geschrieben:die Kernschmelze wohl nicht mehr aufzuhalten ist, bzw. schon im Gang ist.
Leider wissen wir immer nur was uns an Informationen zuteil wird - Leider!
Deshalb hilft oft der gesunde Menschenverstand und wenn es unglaubwürdig erscheint oder gar seltsam, dann sind die berichteten Information schlicht nicht wahr.
Krypton hat geschrieben: Es kann ja nicht sein, dass in einem Land wie Japan (aus dessen Sprache der Begriff "Tsunami" schliesslich verdammtnochmal stammt!) niemand auf die Idee gekommen ist, sowas könnte mal geschehen und dann zu einem Problem führen.
Ein Tsunami wird allgemein an der Nordseeküste ausgeschlossen, obwohl die Möglichkeit eines unterseeischen Erdrutsch vor Norwegen gibt, durch Erosion von Methanhydrat oder auch Erdbeben. Auch sind Abbrüche riesiger Eisgebirge in Grönland nicht ausgeschlossen. Und eine soche Welle läuft die Elbe hoch, an 3 AKW vorbei, Atom-Kraftwerk Unterweser nicht zu vergessen. .......aber total unwahrscheinlich


Es wird so kommen wie immer - "Schwamm drüber"; denn ein deutsches Flugzeug stürzt nicht ab!

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Di 22. Mär 2011, 15:24
von Krypton
Es ist immernoch was anderes, einen Tsunami in Hamburg auszuschliessen - der Elbe nach hoch - im Vergleich zu Japans Küste. Oder irrt man da so? Dort sind die Dinger sogar häufig.

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Di 22. Mär 2011, 20:34
von Charly
Maddl hat geschrieben:Hallo,

ich melde mich jetzt auch mal zu Wort obwohl ich selbst wenig Ahnung habe.

Am Samstag hatte ich die Möglichkeit mich mit einem ehemaligen Klassenkameraden zu unterhalten.
Er schreibt im Moment seine Doktorarbeit im Bereich Energietechnik/Atomkraft.
Ich gehe also mal davon aus, dass er Ahnung von der Materie hat :wink: !

Er hat gesagt, dass er neulich bei einem Kraftwerk mit einem Gigawatt Leistung war.
Dieses wird gekühlt mit 12 Pumpen. Jede Pumpe pumt pro Sekunde 60m³ Wasser. Das macht pro Sekunde einen Wasserbedarf von 720m³ Wasser! Viel Spaß beim Kühlen mit Dieselmotor :wink:
Er meinte die Spielereien (Kühlen mit Hubschraubern und Wasserwerfern) die da in Japan getrieben werden sind völlig sinnlos 8O ! Die einzige Möglichkeit besteht darin den normalen Kühlkreislauf wieder in Gang zu bringen. Aber selbst dafür sieht er schwarz... :sweat:

Traurig aber wahr :cry:
Das sehe ich auch so. Bei allen bisherigen Unfällen oder gravierenden Störfällen war immer der Ausfall der Kühlung entscheidend. Wenn die primäre Stromversorgung ausfällt, wird eben eine Notversorgung benötigt, um die ganzen Kettenreaktionen zu vermeiden. Diese "Not"-Leitung ist aber je nach Lage des AKW's sehr teuer und da man sie "normalerweise" nicht braucht, verzichtet man großzügig darauf - mit fatalen Folgen - wie zu sehen ist. Der Japanische Betreiber hat das Legen dieser Leitung nach dem Unglück (wie man aus den Meldungen entnehmen kann) auch viel zu spät in Angriff genommen. Sie wird auch unbedingt gebraucht um die primäre Kühlung der weniger zerstörten Reaktoren in Betrieb zu nehmen. Diese würden sonst auch unweigerlich kritisch werden.

Ärgerlich ist nun auch die Aussage des Betreibers, dass man mit einem solchen Beben/Tsumani nicht rechnen konnte - die Geschichte der Erdbeben im Pazifik (s. mein Beitrag) sagt was anderes. In Anbetracht der fürchterlichen Folgen eines GAU's muss mann aber beim Bau solche möglichen katastrophalen Ereignissse mit berücksichtigen. Man will es aber nicht und hofft DASS ALLES GUT GEHT, um Geld zu sparen. Werden dann die Reaktoren zu teuer, dann hat sich das Thema Kernenergie erledigt. An der gebotenen Sicherheit zu sparen ist fatal. Nachdem private Betreiber ihren Profit im Auge haben, dazu neigen mögliche Gefahren zu ignorieren oder zu verharmlosen, ist der Betrieb von AKW's ein Spiel mit dem Teufel. Unter den derzeitigen Bedingungen ist das nicht vertretbar.

LG Charly

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Di 22. Mär 2011, 22:38
von g.vogt
Candida hat geschrieben:Die oben angegebene Kühlleistung ist für den normalen Betrieb vorgesehen, nehme ich an ?!
In Japan ist die Anlage abgeschaltet eine Kettenreaktion findet nicht statt.
Hat der Kollege abgeschätzt, wie hoch die Nachzerfallswärme um die es im Moment geht um die Kernschmelze zu verhindern, eine Woche nach Abschaltung noch ist ?
Ich las, dass die Nachzerfallswärme zu Beginn nach der Notabschaltung bei etwa 10% der Reaktorleistung läge.
Gruslig finde ich ja auch, dass die Abklingbecken seit den Explosionen unter freiem Himmel stehen. Ich wusste vorher nicht, dass die auch noch so kritisch werden können. In Deutschland fahren jahrelang abgelagerte Brennstäbe in dick geschirmten Castoren durch die Gegend (was auch schon nicht schön ist), dort liegen frisch herausgenommene Stäbe zeitweise blank herum.
Und die Wasserstoffexplosionen setzen ja, so heißt es, voraus, dass es Temperaturen um die 800°C oder mehr gegeben hat, man mag sich gar nicht vorstellen wie es ist, darauf Meerwasser zu schütten.

Zur Zeit der Explosion in Tschernobyl war ich grade bei der NVA; da gab es plötzlich dauernd Kaninchen. Rückblickend vermute ich, dass waren die Lieferungen, die an der Grenze zum Westen zurückgeschickt worden sind.
Und in Kürze wirds wohl in deutschen Kantinen oft Fisch geben. Erst vor kurzem sah ich einen Bericht über Pangasius; der wird mit Pellets gefüttert, die aus Fischmehl gemacht werden, das Fischmehl wird zu einem guten Teil aus illegal gefangenem Seefisch gemacht, es liegt auf der Hand, dass da künftig unverkäuflicher Pazifik-Fisch in den Fabriken zu Mehl gemacht wird...

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Mi 23. Mär 2011, 00:02
von Candida
Dass die Lage dort sehr dramatisch ist steht außer Frage...ich wollte das in keinster Weise kleinrechnen.
es ging mir eher darum versuchen zu verstehen warum die dort winzig anmutende kleine Wasserwerfer einsetzen...nicht um die atomare Kettenreaktion zu steueren oder zu verhindern, die findet bei Siedereaktoren gar nicht mehr statt bei fehlender Kühlung.
Sie versuchen die Abklingbecken aufzufüllen um zum einen eine durch Nachwärme drohende Kernschmelze zu verhindern oder zu stoppen und zum anderen, dass sie überhaupt rankommen an den Reaktor...wenn die Stäbe freiliegen kommt kein Mensch in die Nähe...
Wenn ein Reaktor wie oben erwähnt eine elektrische Leistung von 1 GW hat ist die thermische etwa 3 GW, wenn die 10% stimmen sind das zu Beginn 300 MW das fällt dann nach einer Woche auf 6 MW, das sind immer noch knapp 3000 Wasserkocher...eine ganze Menge, aber nichtsbringender Aktionismus sind die Wasserkanonen nicht....und so gruselig es in der Tat ist dass die freiliegen, wenn der Deckel noch drauf wäre, würde man das Wasser von oben nicht dort hinbekommen...

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Mi 23. Mär 2011, 06:56
von mk_stgt
so ganz ist die lage ja immer noch nicht im griff, auch wenn es letztes we danach ausgesehen hat, hoffe das findet bald alles ein ende - schaden ist ja schon mehr als genug entstanden

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Mi 23. Mär 2011, 12:03
von ulle
Ich greife hier nochmal einen Kommentar von Krypton auf.
Krypton hat geschrieben: (Hier wäre, entfernt verwandt, auch Tschernobyl zu nennen: Der Kessel fliegt nicht von alleine in die Luft. Die übrigen Reaktoren haben brav weitergeschmort, bis sie vom Netz gingen, selbst mit der mangelhaften, alten Technik. Aber das "Drehbuch" der Katastrophe liesst sich schliesslich wie eine Anleitung: "Spreng den Kübel mit allen möglichen Mitteln". Realistisch betrachtet, waren da Deppen am Werk. Wirklich Deppen...)
Genau das habe ich gestern auch gedacht als ich die Sendung "Unter Strom: Auf der Suche nach der Energie von morgen" im NDR3 gesehen habe. Dort war ein TV-Team in der Leitwarte eines AKW als zufällig ein Störfall angezeigt wurde. Dann wurde es mehr als gruselig, immer mehr Personal versammelte sich am Schaltpult, ein Papier-Schaltplan wurde ausgebreitet und die totale Ratlosigkeit schaute auf den Plan und zeigte mit den Fingern. Dann hörte der Alarm von alleine auf - alle wieder auf die Plätze. Etwas später ging es von neuem los!
Der Reporter kommentierte: Der Störfall wurde während der Dreharbeiten nicht lokalisiert und 2 Tage später bat die RWE diese Situation nicht zu senden. Als dies vom TV-Team abgelehnt wurde sind alle weiteren Drehgenehmigungen bei RWE entzogen worden!!

Hallo .......... ich bin sprachlos

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Do 24. Mär 2011, 19:50
von lu

Re: Japan - Reaktor hochgegangen

Verfasst: Fr 25. Mär 2011, 07:48
von hank_chinaski
Morgen, 12h, Pol-Potsdamer Platz : Großdemo gegen AKWs