Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

@Jens

Jupp, so sieht's leider aus.

Wir hatten letzte Woche unsere Kollegen aus Spaß in 2 Gruppen unterteilt:

Gruppe 1 (die groß Masse) Die Ruderer

Gruppe 2 (selten anzutreffen) Die Trommler

Im Grunde spielt sich das im Gehalt aber leider nicht wieder. Aber ich kann einfach nicht anders, Dienst nach Vorschrift? Hirn den ganzen Tag offline? Neee. Geht nicht. Bei der letzten Gehaltsverhandlung habe ich das mal angebracht: normalerweise muss doch der, der mehr Fragen beantwortet als stellt, mehr bekommen. Irgendwie kam das nicht so gut an.

Manchmal beneide ich ja schon die Ruderer. Die sind total relaxt, die haben die Ruhe weg und lassen sich durch nichts verrückt machen.

Im Großkonzern wird man mit den Jahren häufig automtisch zum Ruderer. Nicht, weil man faul ist, sondern weil man aufgrund der gigantischen Strukturen an zig Stellen ausgebremst wird. Nach vielen (verlorenen) hitzigen Debatten über die Erhöhung der Effizienz durch Verschlankung der Prozesse kommt irgendwann der Punkt, an dem man einsieht, dass man den Kampf gegen Windmühlen nicht gewinnen kann. Viele fügen sich dann in ihr Schicksal und machen größtenteils Dienst nach Vorschrift. Andere kündigen und suchen neue Herausforderungen.

Hier beneide ich manchmal diejenigen, die in kleineren und mittelständischen Firmen arbeiten: Zwar weniger Jobsicherheit, niedrigeres Gehalt und mehr Überstunden, dafür aber mehr Freiheit und Handlungsspielraum. Noch überwiegen für mich aber die Vorteile.

Morgen ist ein rel. Wichtiger InHouseTermin.
Alsmich die werkstatt etwas aufräumte fingen dann die Kollegen auch etwas an.
Im Büro war die Chefin schon aktiv, da genau diese Woche die Reinigungskraft krank ist.
Ich habe dann kurz mit angepackt.Die Kollegen riefen natürlich nur Feierabend und waren weg. Ein Geschwätziger hat dann noch sein Privatleben ausgeschütet - Aber ja nicht geholfen

Vor der Tür kam dann im 4Augengespräch mit der Chefin noch einiges an Missständen zum Gespräch, was meiner Chefin "nebenbei" gezeigt hat, wie einiges internes läuft was nicht im Firmeninteresse sein kann.....

Ich hab noch kein Ruderboot gesehen, das allein mit Trommlern vom Fleck käme.

wie heißt es doch so schön:

rudert schneller, der chef will wasserski fahren ....

mk_stgt hat geschrieben:wie heißt es doch so schön:

rudert schneller, der chef will wasserski fahren ....

So einen Arbeitgeber hatte ich in 20 Berufsjahren bislang zum Glück nicht und wenn, dann wäre das das Zeichen zum Aufbruch ...

Hi aaof.
Dein Bild der Ruderer und Trommler will sich mir nicht so recht erschließen. Eigentlich sorgen doch die Ruderer für das Fortkommen…
Wir unterscheiden bei uns eher zwischen Indianer und Häuptlingen. Indianer gibt es leider immer weniger…

Im übrigen: Ich bin „echter“ Ruderer und musste daher hier einhaken.
Wobei die Steuerleute (bei Dir die Trommler) nicht minder wichtig sind - nur zahlenmäßig weniger. So sollte es auch in einem Unternehmen sein.

@ Sele

Weyoun hat es eigentlich auf den Punkt gebracht: in großen Unternehmen ticken die Uhren meist etwas anders. Ich selber habe aber nur meine Ausbildung in einem großer Firma abgeschlossen und bin seitdem in kleinen Mittelständlern unterwegs.

Da ist die Hierarchie oft eine andere. In großen Unternehmen gibt's mehr Chefs bzw. kleine Abteilungsleiter. Die kann man nur schwer übergehen bzw. ist da Ärger vorprogrammiert. Da gibt's sicherlich auch mehr Vorschriften und Normen. Wahrscheinlich würde ich da auch nicht viel anders handeln und "untertauchen".

In kleineren Firmen ist das halt meist etwas anders. Ein guter Chef verlässt sich hier mehr auf seine Leute bzw. sollte es tun, denn er kann ja nicht ständig überall gleichzeitig sein. Ich habe zwar insgesamt auch 3-4 Personen die über mir stehen, aber die sehe ich manchmal eine ganze Woche nicht. Ich kann mich in meinen täglichen Entscheidungen daher nicht ständig absichern und nach oben fragen. Ich treffe Entscheidungen und trage dafür auch gern die Verantwortung. Das kann mein neuer Kollege überhaupt nicht bzw. sehe ich immer mehr bei uns auch in anderen Abteilungen. Die sehen auch nicht was neben ihnen passiert. Das interessiert die Leute einfach nicht. Ich versuche immer das Unternehmen als Ganzes zu sehen. Nicht nur meine Abteilung. Alles greift ineinander.

Nun leben wir aber in einer immer dynamischeren Arbeitswelt. Da bleibt kein Stein auf dem anderen, alles ist in ständiger Bewegung. Dafür brauche ich aber flexible Mitarbeiter, die selbständig denken und handeln.

Ohne Ruderer, die das Schiff voranbringen, geht's nicht. Klar. Aber nur ein Steuermann(Frau) bekommt das nicht mehr hin. Ich habe das in meiner alten Firma gesehen: ein Chef, 40 Mitarbeiter und überall wollte er gleichzeitig sein. Aber es gibt Dinge, die kann ich besser als mein Chef. Viel besser. Da sollte sich ein guter Chef einfach auf mich verlassen und mich machen lassen.

Einen wesentlichen Unterschied sehe ich aber noch an anderer Stelle:

Ich bin vor 18 Jahren aus Thüringen nach Hessen geflüchtet. Ich wollte einfach nicht mehr für Hungerlöhne arbeiten. Ich hatte nichts, erste Schulden schob ich vor mir her. Dann hast du einen Job, mit dem du alles finanzieren musst. Meine Eltern konnten mich nicht mehr unterstützen. Da bekommst du Existenzangst.

Wir leben und arbeiten hier auf dem Land. Viele meiner Kollegen, meist die männliche Fraktion, wohnt aber noch daheim. Mama und Papa haben großzügig gebaut bzw. konnten viele günstig reinbauen / erweitern. Die kennen einfach nicht den Umstand, am Ende des Monats kein Geld mehr zu haben und wenn die Miete am Anfang des Monats aber mal richtig reinhaut.

Die haben es schlicht nicht gelernt, Verantwortung für Ihr Leben zu übernehmen. Warum sollen sie es an anderer Stelle übernehmen?

...leider wahr...