Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

aaof hat geschrieben: Mi 21. Apr 2021, 18:06 AZ wird zum Teil wieder in Mecklenburg Vorpommern auch für Ü60 freigegeben. Ich finde das immer noch unverantwortlich und gefährlich.

Große Worte! Bei Nebenwirkungen, die nach medizinischen Maßstäben "sehr selten" auftreten (also seltener als bei 0,01 % der Behandelten und noch seltener in der betreffenden Altersgruppe und noch seltener zum Tode - wohl weniger als 1 Fall von 100.000 Personen und damit "in Einzelfällen" - führen) von "gefährlich" und "unverantwortlich" zu sprechen, dürfte seinerseits unverantwortlich und gefährlich sein.

Wenn man das dazu im Verhältnis setzt, dass das Virus in ca. 3 % der in Deutschland erfassten Fälle zum Tode führt (was übrigens in der Übersetzung für Nebenwirkungen bei Medikamenten die Bezeichnung "Häufig" tragen würde) und in ca. 10 % der Fälle (genaue Werte hat man noch nicht) Long Covid verursacht, also (ernsthafte) Symptome hervorruft, die länger als 12 Wochen anhalten (was in der Medikamentendefinition "sehr häufig" wäre), nehme ich doch lieber das AstraZeneca-Risiko.

Warum ich meine, dass Deine Einordnung unverantwortlich und gefährlich ist? Weil das Spiel mit solchen Worten Menschen angst machen und davon abhalten kann, sich impfen zu lassen. Ich gönne jedem seine Meinung und wünsche Dir von Herzen, dass Du den von Dir gewünschten Impfstoff auch erhältst. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut! Wenn Du somit für Dich entschieden hast, das unzweifelhaft bestehende Risiko nicht eingehen zu wollen und stattdessen das Risiko einer Infektion mit schwerem Verlauf wählst, wirst Du diese Entscheidung (hoffentlich) nach einer Abwägung der Fakten getroffen haben - zumindest wünsche ich Dir, dass Dir dies trotz der vielfach in der Presse und in anderen Kanälen zu lesenden Schlagworten noch möglich war. Anderen, vielleicht willensschwächeren Personen aber mit Worten wie unverantwortlich und gefährlich die Sorge in die Augen zu treiben, empfinde ich als unfair und im Ergebnis auch unsolidarisch. Denn: Jeder erfolgreich Geimpfte ist ein weiterer Schritt zur Eindämmung der Pandemie. Zwar trifft die Entscheidung, ob und - wenn ja - mit welchem Impfstoff man sich impfen lässt jeder selbst (und das ist auch gut so). Es sollte aber die möglichst weitreichende Möglichkeit bestehen, dies auf Grundlage von Fakten und nicht auf Grundlage von Angstmacherei zu entscheiden. Nichts für Ungut!

@Andibuss

Ich sehe das ganz anders, aber wir leben ja noch nicht in einer Diktatur (auch wenn viele Mitmenschen aktuell dieser Meinung sind), jedem steht frei, was er denkt und sagt.

Unverantwortlich finde ich, dass viele Impfberechtigte die vorhandenen Impfstoffe nicht annehmen wollen und wählen wollen, wobei ihr Risiko noch viel geringer ist. Und jüngere sollen aufgrund des Impfstoffmangels sich jetzt diesem Risiko aussetzen? Damit die ältere Bevölkerung ihren Wunschkandidaten bekommt? Die USA z. Bsp. lassen J&J gar nicht mehr zu. Dänemark impft seine Bevölkerung unter 60 nicht mehr mit AZ und verteilt den Impfstoff sogar (bzw. leiht ihn aus, an Deutschland z. Bsp.).

Das aber widerspricht Deinem Ausgangspost, in dem Du dargestellt hast, dass Du auch die Freigabe (streng genommen ist es eine Empfehlung) für "Ü" (also über) 60 kritisierst. Dass ich deren Entscheidung, die Impfstoffe nicht anzunehmen ebenfalls nicht in Ordnung finde, steht auf einem anderen Blatt - hier gilt aber tatsächlich der Grundsatz, dass jeder über seinen Körper entscheiden darf - und dieses Gut ist m.E. höher zu bewerten, als die nach meinem Dafürhalten dennoch zu kritisierende Haltung, den Impfstoff abzulehnen.

(In gewissem Sinne bin ich auch froh, dass es so gekommen ist, da ich durch die Verweigerer nun heute geimpft werde, da meine Frau und ich (neben anderen Aspekten) direkter Kontakt einer pflegebedürftigen Person sind, uns frühzeitig bei unserer Hausärztin als potentielle Nachrücker mit Zustimmung zu AZ gemeldet haben und nun die Freigabe erhalten haben.)

aaof hat geschrieben: Mi 21. Apr 2021, 18:06 AZ wird zum Teil wieder in Mecklenburg Vorpommern auch für Ü60 freigegeben. Ich finde das immer noch unverantwortlich und gefährlich. Aber soll ja jeder für sich selber entscheiden. Am Ende spielt das auch nicht die ganz große Rolle, da viele aus meiner Altersgruppe eh erst dann drankommen, wenn Biontech überall verfügbar sein wird. Und zur Not warte ich halt.

Dann lies dir mal das hier durch! Ich werde heute meinen Hausarzt in Nürnberg anrufen.
https://www.n-tv.de/politik/Drei-Bundes ... 05916.html
Bremen will aktuell nachziehen. Zudem planen Bund und Länder derzeit, bereits ab Ende Mai die Impf-Priorisierung ganz aufzugeben. Die Liefermengen der Vakzine in den nächsten Wochen und Monaten haben derart angezogen, dass sie das machen können.

aaof hat geschrieben: Mi 21. Apr 2021, 18:06 Im Grunde genommen ist das Impfen zwar besser geworden, es kommt langsam Geschwindigkeit auf, aber solange wir unser Kinder und Jugendliche nicht impfen können / wollen, ist das eh alles Augenwischerei. Die aktuell am meisten ansteckende Gruppe ist von 9-20 Jahre, die Gruppe haben wir noch gar nicht auf dem Schirm. Genau diese Gruppen haben aber besonders viele soziale Kontakte und verteilen das Virus wunderbar. Es wird mutieren und möglicherweise Impfungen aushebeln.

Stimmt schon, allerdings: Wenn sich 100 % der Ü18-jährigen impfen lassen würden, hätten wir bereits Herdenimmunität erreicht und die Kinder und Jugendlichen könnten sich nur noch untereinander anstecken.

Das Risiko, im Straßenverkehr Schaden zu nehmen, ist sehr viel größer, als eine mögliche Schädigung durch das Impfen. Darüber redet in unserer Raser-Republik jedoch niemand. Vorgegebene Höchstgeschwindigkeiten werden mittlerweile als Mindestwerte angesehen, so sieht es zumindest aus. Dieses Thema erhitzt die Gemüter überhaupt nicht, obwohl es jeden betrifft. Das finde ich sehr eigenartig und bedauerlich.

Nein, die Helden des Straßenverkehrs denken, das Verletzungsrisiko durch hervorragende Fähigkeiten am Steuer ausschließen zu können...

Und das bis ins hohe Alter ... soweit zum Thema Risikogruppe.

So, erste Impfung geschafft, bis jetzt fühle ich mich gut.

Mir sind nun Zahlen des Robert-Koch-Instituts (Quelle: https://web.de/magazine/news/coronaviru ... n-35745666) untergekommen und ich möchte einmal versuchen, diese mit meinem geringen Verständnis von Statistik aufzuarbeiten (ich spüre den Shitstorm schon innerlich):

Danach sind 4,2 Mio. Erstdosen AstraZeneca verimpft worden; in 59 Fällen sind Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach der Impfung aufgetreten, das sind rund 0,0014%, also 14 Personen unter 1.000.000 Geimpften. Oder 1 Person auf rund 71.429 Geimpfte.

Gestorben sind 12 Personen, also 1 Person von 350.000 Geimpften, das sind rund 0,0003 %, also rund 3 Personen unter 1 Mio Geimpften insgesamt. Diese Zahl merken wir uns mal.

Nimmt man die Zahlen der Corona-Infektionen für ganz Deutschland des Robert-Koch-Instituts, so gibt es Stand heute bisher 3.217.710 Infektionen und 80.893 Todesfälle. Per 30.09.2020 wird die Einwohnerzahl in Deutschland mit 83.190.556 angegeben. Das heißt, dass bereits rund 0,1 % der Bundesdeutschen an oder mit Corona verstorben ist, also 1.028 Menschen je 1,0 Mio. Einwohner.

Nun schauen wir uns mal die Sterbefälle pro Tag an und mit Corona an. Diese lagen gestern bei 331 Personen - und das an nur einem Tag und damit um fast eine Person je 1,0 Mio Einwohner höher als bei AZ-Geimpften insgesamt.

Damit ist die Wahrscheinlichkeit an Corona zu sterben, wenn man nur einen Tag mit der Impfung wartet höher, als die Wahrscheinlichkeit an AstraZeneca zu sterben (wobei dort die Sterberaten vermutlich noch sinken werden, weil man nun die Alarmsignale bereits kennt). Aber nehmen wir sie weiter an.

Wer AZ verweigert und 30 Tage auf eine andere Impfung wartet, hat dann, wenn ich richtig gerechnet habe, eine 40fach höhere Sterbewahrscheinlichkeit.

Sollen wir noch einmal darüber reden, was unverantwortlich und gefährlich ist? (Sorry aaof, soll ausdrücklich kein persönlicher Angriff sein, die Worte schwirrten mir nur noch im Hirn rum und ich brauchte noch einen Aufregesatz als Abschluss...)

Andibuss hat geschrieben: Do 22. Apr 2021, 16:12 Nein, die Helden des Straßenverkehrs denken, das Verletzungsrisiko durch hervorragende Fähigkeiten am Steuer ausschließen zu können...

Ich meine das eher aus Sicht der Fußgänger und Radfahrer. Viele Autofahrer verhalten sich rücksichtslos und gefährden mit ihrem Fahrstil ihre Mitmenschen. Tempo-30-Zonen gibt es nur theoretisch. Die Politik kümmert sich nicht wirklich darum, weil unpopuläre Entscheidungen Wählerstimmen kosten, und die Polizei schaut weg. Ich habe in meinem Wohnort seit Jahren keine Geschwindigkeitskontrolle mehr gesehen. Es wird immer erst gewartet, bis schlimme Unfälle passieren.
Außerdem wird nicht konsequent gegen die sogenannten Poser vorgegangen. Das ist akustischer Terror. Der Auspuff war teuer und jeder soll den Sound hören...
Möglicherweise bin ich auch zu empfindlich, doch ich finde den Straßenverkehr mittlerweile wirklich schlimm.
Bei allem Verständnis für die Impf-Diskussion - an dem Thema Straßenverkehr sollte sich die Gesellschaft mal abarbeiten - es ist überfällig.

Regenfreund hat geschrieben: Do 22. Apr 2021, 18:12 Das ist akustischer Terror. Der Auspuff war teuer und jeder soll den Sound hören...

Eine neue Geschäftsidee: Der NuAuspuff

(ansonsten hast Du aber völlig recht)