Re: Orchesterwiedergabetauglichkeit, Verstärker und nuVero
Verfasst: Sa 28. Mär 2015, 14:57
@horch
Mit Deinem Ausgangspunkt zu den Situationen A und B gebe ich Dir Recht. Nur sehe ich in meiner Annahme keinen Zirkelschluss. Es ist eben die (bloße) Grundannahme, dass es in der Realität Klangunterschiede gibt. Das ist natürlich eine gesetzte Ausgangsposition, die ich nicht weiter begründe. Genau wie die Gegenthese, dass es keine objektiven Unterschiede gibt.
Das spannende ist doch nicht, wie ich meine jeweilige Grundannahme begründe, sondern wie ich ihre Richtigkeit überprüfen kann. So habe ich wissenschaftliches Vorgehen immer verstanden. Hierfür habe ich bei meiner Theorie Kriterien genannt. Am Ende muss, wie ausgeführt, der Blindtest stehen, da mit ihm meine Theorie zuverlässig widerlegt werden kann. Mir scheint, dass das ein sehr sauberes Vorgehen ist: Eine Theorie zu formulieren und zugleich Kriterien zu benennen, die zur Widerlegung der Theorie führen.
Gleichwohl im Folgenden ein paar Darlegungen, wie ich zu meiner Hypothese komme.
Ich habe meine Theorie entwickelt, weil mich die "Beweisführung" der üblichen Blindtests nicht überzeugt. Ich vermute, dass sie aufgrund der Besonderheiten der menschlichen Wahrnehmung fast zwangsläufig zu dem immer gleichen Ergebnis führen: keine Unterschiede, alles klingt gleich. Um diesem Befund nicht mit der bloßen subjektiven Schilderung meiner Wahrnehmungen zu begegnen (was für niemanden, mich selbst eingeschlossen, objektive Rückschlüsse zulässt), habe ich versucht, die von mir ausgemachten Schwächen der üblichen Forenblindtests zu eliminieren.
Die entscheidende Schwäche beruht auf dem von mir vermuteten fehlenden Lernprozess, der beim schnellen Hin- und Herschalten zu einer Nivellierung des Gehörten im Gehirn führt, da die Unterschiede zu fein sind, um binnen kurzem die notwendigen Anker für Wiedererkennungseffekte zu setzen. Dem will ich durch einen vorgeschalteten Übungsprozess begegnen und dann erst blind das Eingeübte überprüfen.
Natürlich kann es gut sein, dass durch den Lernprozess keine objektiv vorhandenen Unterschiede abgespeichert, sondern letztlich Einbildungen selbstreferentiell verstärkt werden, ich mich also tatsächlich immer weiter von der Realität wegbewege. Umso "böser" müsste aber doch dann das Erwachen im Blindtest sein! Gerade deshalb halte ich das von mir vorgeschlagene Vorgehen ja für sinnvoll; wenn ich nach längerem Einhören unverblindet zweifelsfrei und vor allem reproduzierbar Unterschiede höre und die dann unter den erheblich erschwerten Bedingungen des Blindtests bestätige, dann ist für mich der Nachweis erbracht, dass ich diese Unterschiede nicht nur fantasiert habe. Umgekehrt wäre, gerade wegen des vorgeschalteten Lernprozesses und der gewonnenen vermeintlichen Sicherheit, der Nachweis erbracht, dass es sich um bloßen Fabelklang handelt.
Noch etwas zu dem Einwand, durch den Lernprozess komme es zu subjektiven Verzerrungen: Einmal unterstellt, es gebe die feinen Klangunterschiede tatsächlich (das ist ja meine Grundannahme), dann würde der Lernprozess dazu führen, diese feinen Unterschiede immer deutlicher herauszuhören. Das, was am Anfang kaum unterscheidbar war, träte immer deutlicher zutage. Das Gehirn würde also die feinen Unterschiede letztlich, wie mit einer Lupe, verstärken, so dass es immer leichter fiele, die solcherart vergrößerten Unterschiede zu erkennen. Diesen Effekt (immer meine Grundannahme unterstellt, es gibt diese feinen Unterschiede tatsächlich) würde ich nun ausdrücklich nicht als Verzerrung oder Verfälschung bezeichnen wollen, sondern als eine durch Üben bewirkte Schärfung des Hörsinns. Der so geschärfte Sinn könnte sich dann einer Überprüfung im Blindtest unterziehen.
Zum Erlernen, zum Schärfen des Hörsinns, kann der Blindtest allerdings nicht beitragen - genau darin liegt aus meiner Sicht die Schwäche der Forenblindtests. Wenn das Gehirn anfangs keinen Anker hat, um sich an die feinen Unterschiede zu gewöhnen, wie soll es dann eine Lupe ausrichten können? Die Aufmerksamkeit des Probanten wird dann hilflos umherirren, und das Gehirn wird, so meine Theorie, die feinen Unterschiede letztlich als vernachlässigbar, also nicht vorhanden, interpretieren. Ergebnis: bekannt, alles klingt gleich.
Viele Grüße
Genussmensch
Mit Deinem Ausgangspunkt zu den Situationen A und B gebe ich Dir Recht. Nur sehe ich in meiner Annahme keinen Zirkelschluss. Es ist eben die (bloße) Grundannahme, dass es in der Realität Klangunterschiede gibt. Das ist natürlich eine gesetzte Ausgangsposition, die ich nicht weiter begründe. Genau wie die Gegenthese, dass es keine objektiven Unterschiede gibt.
Das spannende ist doch nicht, wie ich meine jeweilige Grundannahme begründe, sondern wie ich ihre Richtigkeit überprüfen kann. So habe ich wissenschaftliches Vorgehen immer verstanden. Hierfür habe ich bei meiner Theorie Kriterien genannt. Am Ende muss, wie ausgeführt, der Blindtest stehen, da mit ihm meine Theorie zuverlässig widerlegt werden kann. Mir scheint, dass das ein sehr sauberes Vorgehen ist: Eine Theorie zu formulieren und zugleich Kriterien zu benennen, die zur Widerlegung der Theorie führen.
Gleichwohl im Folgenden ein paar Darlegungen, wie ich zu meiner Hypothese komme.
Ich habe meine Theorie entwickelt, weil mich die "Beweisführung" der üblichen Blindtests nicht überzeugt. Ich vermute, dass sie aufgrund der Besonderheiten der menschlichen Wahrnehmung fast zwangsläufig zu dem immer gleichen Ergebnis führen: keine Unterschiede, alles klingt gleich. Um diesem Befund nicht mit der bloßen subjektiven Schilderung meiner Wahrnehmungen zu begegnen (was für niemanden, mich selbst eingeschlossen, objektive Rückschlüsse zulässt), habe ich versucht, die von mir ausgemachten Schwächen der üblichen Forenblindtests zu eliminieren.
Die entscheidende Schwäche beruht auf dem von mir vermuteten fehlenden Lernprozess, der beim schnellen Hin- und Herschalten zu einer Nivellierung des Gehörten im Gehirn führt, da die Unterschiede zu fein sind, um binnen kurzem die notwendigen Anker für Wiedererkennungseffekte zu setzen. Dem will ich durch einen vorgeschalteten Übungsprozess begegnen und dann erst blind das Eingeübte überprüfen.
Natürlich kann es gut sein, dass durch den Lernprozess keine objektiv vorhandenen Unterschiede abgespeichert, sondern letztlich Einbildungen selbstreferentiell verstärkt werden, ich mich also tatsächlich immer weiter von der Realität wegbewege. Umso "böser" müsste aber doch dann das Erwachen im Blindtest sein! Gerade deshalb halte ich das von mir vorgeschlagene Vorgehen ja für sinnvoll; wenn ich nach längerem Einhören unverblindet zweifelsfrei und vor allem reproduzierbar Unterschiede höre und die dann unter den erheblich erschwerten Bedingungen des Blindtests bestätige, dann ist für mich der Nachweis erbracht, dass ich diese Unterschiede nicht nur fantasiert habe. Umgekehrt wäre, gerade wegen des vorgeschalteten Lernprozesses und der gewonnenen vermeintlichen Sicherheit, der Nachweis erbracht, dass es sich um bloßen Fabelklang handelt.
Noch etwas zu dem Einwand, durch den Lernprozess komme es zu subjektiven Verzerrungen: Einmal unterstellt, es gebe die feinen Klangunterschiede tatsächlich (das ist ja meine Grundannahme), dann würde der Lernprozess dazu führen, diese feinen Unterschiede immer deutlicher herauszuhören. Das, was am Anfang kaum unterscheidbar war, träte immer deutlicher zutage. Das Gehirn würde also die feinen Unterschiede letztlich, wie mit einer Lupe, verstärken, so dass es immer leichter fiele, die solcherart vergrößerten Unterschiede zu erkennen. Diesen Effekt (immer meine Grundannahme unterstellt, es gibt diese feinen Unterschiede tatsächlich) würde ich nun ausdrücklich nicht als Verzerrung oder Verfälschung bezeichnen wollen, sondern als eine durch Üben bewirkte Schärfung des Hörsinns. Der so geschärfte Sinn könnte sich dann einer Überprüfung im Blindtest unterziehen.
Zum Erlernen, zum Schärfen des Hörsinns, kann der Blindtest allerdings nicht beitragen - genau darin liegt aus meiner Sicht die Schwäche der Forenblindtests. Wenn das Gehirn anfangs keinen Anker hat, um sich an die feinen Unterschiede zu gewöhnen, wie soll es dann eine Lupe ausrichten können? Die Aufmerksamkeit des Probanten wird dann hilflos umherirren, und das Gehirn wird, so meine Theorie, die feinen Unterschiede letztlich als vernachlässigbar, also nicht vorhanden, interpretieren. Ergebnis: bekannt, alles klingt gleich.
Viele Grüße
Genussmensch