Indianer hat geschrieben: Mo 3. Mai 2021, 17:40
keine Normalisierung für die Geimpften ab Sommer in Aussicht? Oktoberfest wurde auch schon abgesagt ...
Wie soll diese Normalisierung aussehen? Die Geimpften laufen vermehrt überall herum, fassen alles sorglos an und nehmen den noch nicht Geimpften und denen bei denen die Impfung nicht anschlägt, den Platz weg. Sie atmen Luft und verbreiten Feuchtigkeit. Bezüglich der infektionsverbreitenden Aspekte "Anfassen, Händewaschen, Aerosol und Abstand" bringt es in einer Gruppe keinerlei Vorteil, dass einer geimpft ist - er problematisiert die Situtation ganz genau so, wie jeder andere: Er steckt sich zwar selber nicht an, unterstützt aber die Verteilung des Virus und hilft dem einen unerkannt infizierten Superspreader, der Mehrere gleichzeitig ansteckt. Das haben ja die Fälle bei den Chören und den Kirchen gezeigt: Viele Menschen sorgen für Feuchtigkeit und ein langes Leben des Virus im Raum. Das ist der entscheidende Faktor.
Einen durchgreifenden Effekt gibt es erst, wenn signifikant mehr Personen immun sind, als Nichtimmune herumlaufen. Einen einsetzenden Effekt hat man laut der Simulationen bei so etwa 1:2 , also 33% immune. Aber um dieses Drittel hinzubekommen, braucht man wenigstens 45%-50% Geimpfte, die auch zweimal geimpft sind, weil die Impfung nur zu 95% (Ansteckung) x 95% (Verbreitung) = 90% wirkt und dies auch nicht bei allen Varianten gut und vor allem nicht beliebig lange. Von diesem Wert sind wir weit weg und Herdenimmun sind wir nicht einmal zu 10%!
Es ist leider ein Trugschluss zu glauben, dass man die Ansteckungsgefahr schon auf 70% reduziert, wenn man 30% Geimpfte hat oder sogar nahe an Null kommt, wenn man nur Getestete irgendwo reinlässt, weil die Tests ungenau sind, veraltet und auch scheinbar immune noch zur Verbreitung beitragen. Es reicht der eine falsch getestete, der unbemerkt infiziert ist, um wieder eine ganze Masse anzustecken, weil zwar die Krankheit nicht ausbricht, aber 10%-20% von ihnen eben doch als Übertrager es wieder woanders hinschleppen, wo nicht kontrolliert wurde. Das ist wie bei den normalen Viren auch: Wir sind praktisch gegen alle Viren, die uns heimsuchen, immun: Wir werden nicht krank, trotzdem verbreiten sich die Viren derart, dass 2/3 Personen während der Saison mindestens einen Virus in sich tragen.
Auch bei den Britten, die deutlich über diesem 1:1 Punkt sind (die haben ja schon deutlich mehr Geimpfte, als Ungeimpfte) kann sich das Virus nach wie vor prima verbreiten, obwohl dort praktisch alle relevanten gefährdeten Gruppen längst eine Impfung hatten und nicht mehr aktiv zum Geschehen beitragen sollten.
Das Einzige, was uns momentan hilft, ist die zurückgehende Virenlast bei z.B. Parainfluenza und Rhinoviren sowie anderen Stämmen, die uns jährlich besuchen: Weil das Immunsystem der meisten Menschen über den Winter wieder kräftig damit versorgt wurde, ist es aktiviert und durch die nun zurückgehenden Viren weniger belastet, d.h. die Viren helfen sich nicht mehr gegenseitig beim Leuteinfizieren und damit bricht das COVID genau so zusammen, wie die anderen auch. Es bricht auch genau so zusammen, wie im letzten Mai. Die Steilheit und der Kurvenverlauf ist 1:1 dieselbe trotz der Geimpften, der einen Einfluss haben müsste. Der große Unterschied ist nur das Ausbleiben der vielen Toten in der dritten Welle: Im Integral der Infizierten sieht man fast 40% der Fälle wie in der 2. Welle. Auch bei den Intensivpatienten sieht man diesen Wert. Bei den Toten sind es aber gerade 15%, also weniger, als die Hälfte. Ich schätze es derzeit auf 1/3 - d.h. 2 von 3 Personen sterben momentan nicht mehr an COVID, weil sie geimpft sind.
Das ist aber kein Grund zur Entwarnung, weil das Virus nach wie vor 60%-70% der Bevölkerung als mögliches Ziel hat. Diese haben weder eine ausreichende Impfung, noch hatten sie Kontakt mit dem Virus. Und unter den Geimpften gibt es immerhin noch 1/4 der Personen, die trotzdem versterben.
Wir werden noch bis Ende des Sommers warten müssen, bis 90% eine Erstimpfung haben und hoffentlich alle Gefährdeten ihre Zweitimpfung. Dann ist die Herdenimmunität groß genug, dass einzelne Verteiler (Falschgetestete, Schlamperer sowie die ungetesteten Einreisenden, und alle die, bei denen die Impfung nicht anschlägt) keine Massenausbreitung mehr einleiten können, sondern alles mehr oder weniger nach Tagen lokal verebbt. Dann kriegen wir eine Situation, wie bei einer schweren Grippe, der nur noch die zum Opfer fallen, bei denen sich genetisch- oder altersbedingt wenig Immunabwehr entwickelt, die einen neuen Virenstamm abbekommen, oder die gerade irgendeine Entzündung in den Knochen haben, weswegen sie Cortisol nehmen und damit ihre Immunabwehr lahmlegen, wie bei einem 26-jährigen Hobbyfussballer (ja, es kann auch 100% Gesunde erwischen). Bei dem hatte das Virus leichtes Spiel.
In 2021 gibt es keine Normalität mehr und ich fürchte auch in 2022 nicht, weil wir anstatt im Eiltempo in Impfstoff zu investieren und alles und jeden weltweit zu impfen, der nach Lebewesen aussieht, es uns großzügig erlauben, weltweite Brutstätten für neue Varianten zu unterhalten, die uns auf Jahre hinaus fleissig mit immer neuen Aufgaben versorgen und obendrein auch noch Reisen dahin ermöglichen, damit Lufthanse und TUI brummen! Dabei liegt Deutschland in der Mitte des Kontinents und ist aus 15 Ländern mehr oder weniger direkt per Fahrrad oder Auto zu erreichen und hat dadurch schon genug Probleme: Solange nämlich dort Viren brüten wird es immer wieder neue Einschleppung geben, die erst bei ausreichender Herdenimmunität von selber abklingt. Diese wurde für das Virus anfänglich mit 70% angegeben. Angesichts der teilweisen Nichtausbildung von Immunität braucht es dazu 80% Geimpfte. Für die neuen Varianten darf es , bei einem verbesserten Verbreitungsfaktor von 1,7 welcher ja für das VOC 1.117 (die britische) angegeben wird, nur (100-70) / 1.7 = 17% Restinfizierbare geben, d.h., es müssen rund 85% Immun sein! Das ist praktisch kaum zu packen, weil man dann 95 der Personen impfen müsste, was viele ja nicht wollen! Die Britten und Neuseeländer sowie andere Inseln, die daran gewöhnt sind, alles per Schiff geliefert zu bekommen und somit Waren und Einreisende gut kontrollieren können, haben da deutlich bessere Karten und das wird auch noch zu großen Verwerfungen führen, wenn manche Länder in der Welt ihre Wirtschaft voll hochfahren können, während andere bremsen müssen. Neuseeland z.B. erfreut sich über einen Zustrom von Informatikdienstleistern, die von dort aus ihren Service in die ganze Welt verkaufen, weil die Firmen auf home office umgestellt haben, folglich jeder das machen kann, der Yuppi aber lieber in New Zealand feiert, statt in GB oder gar Indien von Ausgangssperren oder Infektion bedroht zu sein. Das gleiche gilt auch für andere Wirtschaftbereiche. Das Investment läuft derzeit stark dort, wo man die Pandemie im Griff hat oder bald in der Griff bekommen wird. Japan und China, auch Malaysia zählen dazu. Deutschland hinkt hinterher und macht Milliardenverluste und wird viele Verluste machen.
Das werden die, die jetzt feiern wollen und schnell in eine falsche Normalität zurück möchten und damit die Probleme heiß halten, aber erst merken, wenn sie mal in Rente gehen und feststellen, dass Deutschland schwer abgebrannt ist. Die ersten werden es wahrscheinlich merken, wenn im September die Zahlen wieder hochgehen, weil die Urlauber was mitgebracht haben, was sich wieder eifrig verbreitet, weil Viele es dank zurückgehender Zahlen unterlassen haben werden, sich zu impfen und stattdessen Sommermärchen gefeiert haben.