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Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 16:25
von Raico
Jau! Danke für die Grafik! Die Unterschiede sind also größer als ich dachte! Wieder was gelernt!

Doch was heißt das? Ich sehe 4 verschiedene "akustik"-Schaumstoffe mit 4 verschiedenen Absorptions-Kurven.
Bei den Profis macht es also jeder anders.

Dann wäre jetzt die Frage, wie die entsprechende Kurve besagter Baby-Matratze aussähe. Du schreibst ein paar Daten zu Matratzen. Woher stammen die? Sind das Schätzungen oder Messungen?

Noch `ne Verständnisfrage: Wird die Linearität dadurch erreicht, dass der Akustik-Schaum eine Mischung von Poren mit möglichst verschiedener Größe hat? Auf den Bildern sieht es mir aber eher nur aus, als ob die Poren zwar alle größer, aber dennoch gleichmäßig sind.

(sorry, wir kommen immer weiter vom Thema "Wohnen" weg. Ich gelobe Besserung!)

Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 16:36
von mralbundy
Raico hat geschrieben:
Doch was heißt das? Ich sehe 4 verschiedene "akustik"-Schaumstoffe mit 4 verschiedenen Absorptions-Kurven.
Bei den Profis macht es also jeder anders.
tja - so ist es . Das Ziel ist aber bei allen das gleiche: eine möglichst breitbandige , gleichmäßige Absorbtion. Das schaffen die Hersteller mit unterschiedlichem Erfolg.
Dann wäre jetzt die Frage, wie die entsprechende Kurve besagter Baby-Matratze aussähe.
Ungefähr so: (schwarzer Balken)

Bild
Du schreibst ein paar Daten zu Matratzen. Woher stammen die? Sind das Schätzungen oder Messungen?
Dies haben mir mehrere (!) Akustik Profis so erläutert. Der genaue Verlauf variiert natürlich etwas , aber tendenziell sind sie alle so wie angebildet.
Noch `ne Verständnisfrage: Wird die Linearität dadurch erreicht, dass der Akustik-Schaum eine Mischung von Poren mit möglichst verschiedener Größe hat? Auf den Bildern sieht es mir aber eher nur aus, als ob die Poren zwar alle größer, aber dennoch gleichmäßig sind.
kann ich Dir am Montag gerne sagen.

CIAO

Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 16:40
von raw
Mit weitaus weniger "interner" Oberfläche ??
Vielleicht hat ja der RTFS-Absorber viel innere Oberfläche, welche aber durch die sehr dichte Beschaffenheit gar nicht erreicht werden kann und somit nicht so gut wirkt. :wink:
Die 0,2 sind nicht das Problem, sondern der Verlauf der Absorbtionskurve über den Frequenzverlauf. Was die Messwerte etc betrifft, halte ich am Montag gerne Rücksprache mit RTFS und kann hierüber genauere Auskunft geben.
Gut, das wäre interessant. Was ist aber an (zu?) starker Absorption schlecht? Es kann nicht zu viel absorbiert werden, zumindest nicht im Bass. In Mitten ebenso. Höhen nicht.

Gruß
Denis

Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 16:49
von mralbundy
raw hat geschrieben: Was ist aber an (zu?) starker Absorption schlecht? Es kann nicht zu viel absorbiert werden, zumindest nicht im Bass. In Mitten ebenso. Höhen nicht.
Im Bass kann man wirklich nicht genug absorbieren - volle Übereinstimmung ( ob es jetzt mit oder ohne Glaswolle im Plattenresonator ist, sei mal außen vor gelassen :wink: )

Aber speziell im Mitten und Hochtonbereich "klingt" die Musik mit überhaupt gar keiner - bzw. zu starker Absorbtion nicht. Irgendwo hat doch sogar Herr Nubert mal geschrieben, dass erst die ganzen kleinen Klangeinflüsse des Wohnräumes durch Brechungen an Möbeln etc. den Klang erst ausmachen, und ohne den alles als viel zu fade empfunden wird.

Mensch - das war ja fast schon wieder eine Rückkehr zum eigentlichen Toppic :D

Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 16:59
von OL-DIE
mralbundy hat geschrieben:Im Bass kann man wirklich nicht genug absorbieren - volle Übereinstimmung ( ob es jetzt mit oder ohne Glaswolle im Plattenresonator ist, sei mal außen vor gelassen) ... Aber speziell im Mitten und Hochtonbereich "klingt" die Musik mit überhaupt gar keiner - bzw. zu starker Absorbtion nicht.
100% Zustimmung!

Gruß
OL-DIE

Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 17:11
von Raico
Hi, mralbundy und raw!
Erstmal danke für die spannenden Infos!
Zwei Dinge hab ich noch:

1) Das mit der Hochton-Überdämpfung kann ich als Laie schon verstehen, bzw erahnen. Aber warum der Matratzenschaum im unteren Bereich der Kurve fast gar nichts bringen soll, ist mir nicht klar. Kommt es hier nicht auf das Zusammenspiel von Wellenlänge und Volumen des Materials an? Die 8,5 cm, in denen sich die entsprechenden Frequenzen totlaufen können, sind doch da. Und das Zeug ist doch nicht hart!

2) Zur Ehrenrettung der Baby-Matratze hätte ich noch eine Idee, welche das Hochton-Problem betrifft:
Werkseitig werden die Matratzen in Folie eingeschweißt ausgeliefert. Wenn man die dranlässt, müsste das für die oberen Frequenzen doch was bewirken. Folien werden ja auch von den Spezialisten angeboten für den Fall, dass man im Hochtonbereich weniger dämpfen will.
(Außerdem könnte man die Matratzen dann auch leichter zurückgeben, wenn`s nix bringt.)

Ich werde es jedenfalls ausprobieren.

Ansonsten: Nochmals Dank und gerne Weiteres am Montag!

Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 19:34
von raw
Aber speziell im Mitten und Hochtonbereich "klingt" die Musik mit überhaupt gar keiner - bzw. zu starker Absorbtion nicht. Irgendwo hat doch sogar Herr Nubert mal geschrieben, dass erst die ganzen kleinen Klangeinflüsse des Wohnräumes durch Brechungen an Möbeln etc. den Klang erst ausmachen, und ohne den alles als viel zu fade empfunden wird.
Finde ich nicht. Ich mag's doch eher sehr "trocken", also sehr ruhig. In meinem Hörraum wird deswegen die Stirnwand noch weiter bedämpft. Es kommt hier sehr stark auf die Aufnahme an. In einem schwächer bedämpften Hörraum klingt jede Aufnahme mehr oder weniger "lebendig", bzw der Raum mischt diese Lebendigkeit dazu. Diese vom Raum hinzugemischte Lebendigkeit, mag ich überhaupt nicht; zumindest sollte sie nicht sehr ausgeprägt sein. Meiner Erahrung nach klingt eine gute Aufnahme in einem stark bedämpften Raum sogar noch lebendiger als in einem schlecht bedämpften. Mein Kumpel hat vorgestern gemeint, dass sich Musik in meinem Hörraum viel größer anhört, als er eigentlich ist. Habe ich heute auch bemerkt. Erstaunlich.

Seit ich meinen Hörraum habe, ist das Hören unglaublich entspannter geworden. Die Hörermüdung ist sehr stark reduziert worden. Jetzt kann ich stundenlang Musik hören, ohne dass ich irgendwie denke: "hmm, das könnte ja noch verbessert und das verändert werden". Zudem mag ich, wie oben schon gesagt, sehr ruhige Räume. Nicht viel Reflexionen und Hall... und auch eine möglichst geringe Hellhörigkeit des Raumes. Ich höre meine Mieter kaum noch und wenn ich in dem Raum bin, ist es (fast) vollkommen still. Wirklich entspannend!

Gruß
Denis

Verfasst: Sa 30. Apr 2005, 22:30
von Raico
Hallo raw!

Ich kann deine Empfindungen bezüglich deines Hörraums gut nachvollziehen - obwohl unsere Räume extrem unterscheidlich sein dürften. Allein die Wand hinter meinen Boxen, auf die ich schaue, ist gut 6 Meter breit und über 4 Meter hoch. In den Ecken hinter den Boxen habe ich mittlerweile mehr als einen Kubikmeter Dämm-Material in Türmen von bis zu 1,50 Höhe und 50 cm Tiefe gestapelt. (die "Baby-Matratzen" sind da noch gar nicht dabei) Es wirkt also durchaus auch in den Tiefen.

Erst seit diese Teile im Raum sind, kenne ich genau dieses Gefühl der Stille und Reinheit schon vor dem Musikhören, das du beschreibst. Man hört sauberer, genauer und leibhaftiger. Wenn etwas hallt, ist es garantiert nur der Hall der Aufnahme.

Folgendes scheint mir der Hauptunterschied zwischen einem Raum zu sein, in dem ein echtes Instrument - z.B. ein Klavier -steht, und einem Hörraum für eine Musik-Anlage:

Der Raum mit dem echten Instrument muss aus sich heraus gut klingen, damit das Instrument sich entfalten kann. Ein Hörraum muss das nicht oder zumindest anders, denn über die Musikanlage bekommt er eine fremde Raumatmosphäre eingespeist. Und die kann er nur dann gut wiedergeben, wenn er selbst akustisch völlig neutral ist und möglichst wenig zu dem eingespeisten Klangbild dazugibt.

Gruß!

Verfasst: Do 5. Mai 2005, 17:51
von raw
Kleine Beobachtung am Rande:

Vor ein paar Tagen war mein Kumpel bei mir. Wir gingen in den Hörraum, hörten Musik und redeten. Danach gingen wir in mein altes Zimmer, welches seit dem Hörraum sehr hallig ist. "Uff, ist das laut hier", sagte er auf einmal und redete danach weitaus leiser. Bestätigt meine Thesen.

Gruß
Denis

Verfasst: Do 5. Mai 2005, 21:17
von Raico
Passt alles zusammen:

Die Dämpfung entzieht dem Raum vagabundierende Schallenergie. Dadurch klingt es in einem solchen Raum leiser. Das heißt aber auch, dass man die Anlage weiter aufdrehen muss, um denselben "Lautheitseindruck" zu erreichen. Geht mir in meinem Raum jetzt ähnlich. Gleichzeitig habe ich aber auch das Gefühl, die Dynamik der Musik wird größer. Hängt vielleicht damit zusammen, dass besagte vagabundierende Signalanteile die Dynamik vorher etwas "verschmiert" haben.

Gruß!