Verfasst: Di 21. Jun 2005, 11:08
Hallo Teite,teite hat geschrieben:Aber auch wieder typisch FIA und typisch Ferrarri. Sind beides Pharagraphenreiter und Leute ohne Sportsgeist. Ferrarri ist mir übrigens schon öfter mit sportlich unfairen Praktiken aufgefallen, ob es Teamorder oder Verpfeifen von anderen Teams ist. Klingt vielleicht hart, aber das ist meine Meinung.
ich kann deine Vorbehalte gegenüber der FIA und Ferrari nachvollziehen, denn sowohl die FIA mit ihren manchmal abrupten Regeländerungen als auch Ferrari mit seinen Extrawürsten sind angreifbar.
In diesem Fall finde ich aber, dass du mit dem Finger auf die Falschen zeigst. Eine "Lex Ferrari" wurde bei allen Regeländerungen unterstellt und angeprangert, soll aber jetzt als "Lex Michelin" einfach zu akzeptieren sein? Ich meine nein. Schließlich gab es durchaus auch Lösungen innerhalb der Regeln, sogar mit echten Punkten für die Michelin-Teams, wenn auch nur - voraussichtlich - für Platz sieben und acht (dass die Minardis ausfallen ist dabei nicht mal so unwahrscheinlich, dann hätte es mehr Punkte gegeben).
Und was bitte ist in diesem Fall Ferrari vorzuwerfen? Die können doch nichts dafür, dass die Konkurrenz keine sichere Konfiguration zustande bringt. Mit ihren bislang unterlegenen Bridgestone sind sie dann eben auch langsamer gefahren - wieso kann Michelin das nicht? Ist das sportlich?
Interessant in diesem Zusammenhang das Statement der FIA:
Vollständig nachzulesen unter: http://www.f1total.com/news/05062028.shtml.FIA wirft den Michelin-Teams Boykott des Rennens vor
[...]
In ihrer Pressemitteilung betont die FIA, dass die Formel 1 eine Sportveranstaltung ist: "Sie muss nach klaren Regeln betrieben werden. Diese können nicht jedes Mal verhandelt werden, wenn ein Teilnehmer falsche Ausrüstung mit zu einem Rennen bringt." [...]
"In Indianapolis wurde uns von Michelin gesagt, dass ihre Reifen unsicher sein würden, solange sie nicht in der Hauptkurve eingebremst werden", heißt es weiter. "Wir haben das verstanden und haben neben anderen Vorschlägen ihnen angeboten zu helfen, indem wir die Geschwindigkeiten überwachen und jede Überschreitung bestrafen. Jedoch haben die Michelin-Teams es abgelehnt zuzustimmen, solange die Bridgestone-Fahrzeuge nicht um den gleichen Betrag eingebremst werden. Sie haben eine Schikane vorgeschlagen."
Doch eine Schikane kam unter anderem aus sportlicher Sicht nicht in Frage: "Die Michelin-Teams schienen nicht in der Lage zu sein, zu verstehen, dass dies sehr unfair und gegen die Regeln wäre. Die Bridgestone-Teams hatten passende Reifen. Sie mussten nicht langsamer machen. Die mangelnde Geschwindigkeit der Michelin-Teams durch Kurve 13 wäre das direkte Ergebnis minderwertigen Materials gewesen, so wie dies oft in der Formel 1 vorkommt."
[...]
Zudem sei eine Schikane auch aus Gründen der Sicherheit nicht installierbar gewesen: "Das hätte alle Autos gezwungen, auf einem Kurs zu fahren, dessen Eigenschaften sich fundamental verändert hätten - von ultra-schnell in sehr langsam und verwinkelt. Das hätte auch beinhaltet, dass man den Kurs verändert ohne irgendwelchen modernen Sicherheitsprozeduren zu genügen, möglicherweise mit Auswirkungen auf die Autos und ihre Bremsen."
[...]
"Der Grund für diese Debatte ist klar", heißt es in dem Schreiben weiter. "Jedes Team darf zwei Reifentypen mitbringen: einen als potentiellen Rennsieger, der am Limit ist, den anderen als Backup, der zwar langsamer aber absolut zuverlässig ist. Scheinbar hat keines der Michelin-Teams ein Backup mit nach Indianapolis gebracht. Sie haben nachträglich bekannt gegeben, dass sie neue Reifen von Frankreich einfliegen, aber dann haben sie behauptet, dass diese ebenfalls unsicher sind."
[...] "[...] Anstatt das Rennen zu boykottieren, hätten die Michelin-Teams zustimmen sollen, in Kurve 13 mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren. Die Regeln wären eingehalten worden, sie hätten WM-Punkte geholt und die Fans hätten ein Rennen gehabt. So wie es war, sie abgelehnt haben solange zu fahren, bis die FIA die Regeln bricht und die Bridgestone-Teams einem Handicap unterwirft, haben sie sich selbst um dem Sport geschadet."
Den Schaden haben diesmal vor allem Michelin und die von ihm ausgerüsteten Teams zu verantworten, sonst niemand.
Zum Thema "verpfeifen bei Regelbrüchen": Man kann es sicher so sehen, dass diejenigen, die eine Regelwidrigkeit vermuten und von der zuständigen Autorität prüfen lassen, Petzer, Spielverderber und irgendwie unsympatisch sind. Man kann aber auch sagen, dass diejenigen, die sich unerlaubt einen Vorteil verschaffen Spielverderber und unsportlich sind. Das gilt für Fitness (z.B. Doping im Radsport) wie für technische Belange (z.B. Gewicht eines Bobs) und eben auch für die F1.
Das blöde bei Ferrari ist, dass sie schon lange keinen Regelbruch mehr begangen haben, aber die Geschichte mit der freiwilligen Testbeschränkung ist eben auch nicht ganz sauber.
Gruß, Daniel