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Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 13:09
von leisehöhrer
Hi,

ich vermisse eine Beschreibung was an den Nubert Boxen schlecht klingt. Mit den bisherigen Begriffen ist für mich wenig anzufangen. Welche anderen Boxen konnten denn mehr überzeugen ?

Gruss
Nick

Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 14:02
von loewe
leisehöhrer hat geschrieben:Hi,

ich vermisse eine Beschreibung was an den Nubert Boxen schlecht klingt. Mit den bisherigen Begriffen ist für mich wenig anzufangen. Welche anderen Boxen konnten denn mehr überzeugen ?

Gruss
Nick
Was ich an den Nubert Boxen z.B. vermisse, ist Atmosphäre. Ich habe eine Aufnahme von Thelonious Monk Ende der 50er Jahre in einem Jazzkeller, ich glaube in New York aufgenommen. In Hintergrund hört man die Stimmen der Besucher, Gläser klirren usw., die Atmosphäre ist so dicht, dass man sie buchstäblich körperlich spüren kann. Bei den NuLine sind das nur Geräusche.

Vorher hatte ich die Celestion 3, ein Lautsprecher bei dem fast alles stimmte.

Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 14:22
von Caisa
Warum hast du dann andere LS gekauft, oder nicht wieder eine Celestion genommen?

Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 14:42
von leisehöhrer
Hallo Loewe,

so kann ich mir garnichts vorstellen. Kannst du das mal so beschreiben, dass es verständlicher ist? Was soll das heissen, dass die Nubert Boxen nur Geräusche wiedergeben, wo es bei einer Celestion 3 atmosphärisch klingt?

Gruss
Nick

Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 15:56
von luxus
hallo loewe,
ich glaub ich weiß was du meinst.
Du suchst Lautsprecher von denen sich der Klang löst und die eine gute Breiten- und Tiefenstaffelung
haben, so daß die Lautsprecher dann praktisch "unsichtbar" werden und nicht mehr nach "Box" klingen.

Dann solltest du vielleicht mal eine nuwave 35 ausprobieren.
Die nuwave sollte das besser können als eine nuline 30 oder nubox 380.
Bei der nuline und der nubox "klebt" der Klang eher an den Boxen, deshalb sind sie
meines Erachtens eher für geringere Hörabstände und eine schmälere Stereobasis konzipiert
(für ein typisches Durchschnittswohnzimmer eben).

Hängt natürlich auch von der Aufstellung der Boxen (bei freier Aufstellung weg von der Wand klappt das besser)
und vom Verstärker ab (bitte jetzt nicht steinigen, ist aber so).

Gruß
Luxus

Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 21:39
von leisehöhrer
Hi,

die Räumlichkeit welche oft gemeint ist, wird im hohen Maße vom Abstrahlverhalten der Boxen bestimmt. Dabei handelt es sich um Fehler im Abstrahlverhalten die zwar manchem gefallen aber Fehler bleiben. Die Raumakustik hat ebenso einen großen Einfluss, Lautsprecherposition inbegriffen. Bei einigen Hifihändlern und auch zweimal privat konnte ich Boxen in Räumen hören, die Lautsprecher eigentlich an jeder Position gut klingen liessen. In solchen Räumen kann man sie deswegen auch immer so aufstellen, dass es räumlich klingt und die Klangbühne scheinbar von irgendwoher, nur nicht von den Boxen, im Raum stand. Schmale Lautsprecher bei denen der Hochtöner nicht tief genug getrennt wird, spielen räumlicher, weil sie die Wandreflexionen mehr miteinbeziehen. Ich habe die nuWave 35 und finde sie klingt tatsächlich etwas weniger räumlich als meine anderen Boxen. Bei guten Aufnahmen, wo scheinbar echte Rämlichkeit drauf ist, empfinde ich das anders. Da stimmt es bei den nuWaves mehr. Auch was die Klangfarben angeht habe ich mit den Maestro Classic Lautsprecher, die mehr wiedergeben. Auch da empfinde ich die nuWave bei guten Aufnahmen klasse. Die Maestro dichtet im Endeffekt Klangfarben hinzu. Das hört sich manchmal echt gut an. Ich musste mich damals erstmal an den Klang meiner nuWave gewöhnen. Nicht lange, so ne Woche vielleicht. Dann merkte ich, dass die nuWave für mich ausgewogener war. Die Ortbarkeit einzelner Klangdetails war besser, Klangfarben gleichmäßig gut, Bass tiefer und präziser. Die Klangfarben möchte ich an dieser Stelle mal mit nem Fernseher vergleichen. Die Maestro ist so als wenn man eine oder zwei bestimmte Farben kräftiger einstellt. Die nuWave dagegen wie in der Neutralstellung. Ich finde es völlig OK wenn man Lautsprecher besser findet, die Klangfarben in bestimmten Frquenzbereichen mehr betonen. Genauso OK, wie einem Lautsprecher besser gefallen können die beim Abstrahlverhalten den Raum noch mehr miteinbeziehen als eine Nubert. Bei entsprechender Raumakustik sind solche Fehler der Boxen auch nicht schlimm für den Klang.

Gruss
Nick

Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 22:08
von teite
Hallo Nick,

Lustigerweise finde ich die (Pseudo-)Räumlichkeit der nuWave35 immer noch als zu groß, im Vergleich zu Studiomonitoren mit Waveguide. Allerdings habe ich noch keinen Vergleich zur nuLine30 gehabt.

Was bei den nuWaves aussergewöhnlich gut ist, ist die Stereoortung bzw. Lokalisation. Das habe ich noch nirgendwo gehört.

Bei bestimmten Titeln der elektronischen Musik fehlt mir persönlich aber auch Räumlichkeit, wenn der Titel zu trocken aufgenommen wurde. Dann helfen aber die einschlägigen Soundmanipulierer ala ProLogicIIx oder DTS Neo ganz gut, um einen raumfüllenden Sound zu erleben. ;)

cu,
Stefan

Verfasst: Fr 19. Aug 2005, 23:28
von OL-DIE
Hallo alle miteinander,

loewe hat zunächst im Gästebuch seine Klangeindrücke zur nuLine 30 geschrieben. Herr Nubert hat in diesem Zusammenhang einen sehr interessanten Beitrag zum Klangempfinden bei der Beurteilung von Lautsprechern geschrieben. Ich erlaube mir, seinen Beitrag einfach hierher zu projizieren:

19.08.05 15:44
Günther Nubert schrieb: 306

Zum Beitrag von "loewe":

Es gibt natürlich die unterschiedlichsten Meinungen und Klangempfindungen bei der Beurteilung von Lautsprechern.
Wir haben schon von Anfang an (Firmengründung im Jahr 1975) sehr viele Rückmeldungen zum Klang und zur Verarbeitungsqualität unserer Lautsprecher bekommen und einige davon bei der Weiterentwicklung berücksichtigen können. Das hilft beim stetigen "Reifeprozess" für unsere Produkte, der wohl nie komplett abgeschlossen werden kann.
Beim Einstieg in die Welt der Musikwiedergabe gibt es oft besonders große Unterschiede bei den Vorstellungen darüber, was unter "gutem Klang" zu verstehen ist.
Mit zunehmender Erfahrung entwickelt sich das Hörempfinden dann meist so, dass für Lautsprecher und die restlichen Komponenten "möglichst große Verfärbungsfreiheit" zum wichtigsten Punkt wird.
Einige unserer Kunden "lieben" die Boxen, die wir Mitte der 80er Jahre gebaut haben, wegen ihrer warmen und seidigen Wiedergabe. Das ist aber kein Grund, diese Modelle wieder neu aufzulegen. Die neuen, "technisch besseren" Lautsprecher können (z.B. mit dem treble Regler des ATM-Moduls) auf ähnlich sanft eingestellt werden, sind damit wesentlich variabler und definitiv in allen Punkten überlegen.

Bei unzähligen Hörvergleichen und feinen Korrekturen bei der Abstimmung stellte sich immer wieder heraus, dass die Entwicklungsziele für Lautsprecher praktisch dieselben sind, die analog auch für Kamera-Objektive gelten.

Große Lichtstärke, geringe optische Verzerrungen und die Kompensation von Farbfehlern ergeben ein gutes Objektiv.
Wenn man die Sauberkeit der Konstruktion teilweise aufgibt, kann das vielleicht dem einen oder anderen Bild schmeicheln, aber es wird die meisten Anwender nicht richtig zufrieden stellen.
Es kann nicht sinnvoll sein, beispielsweise einen "Hamilton-artigen" Weichzeichner in ein Objektiv einzubauen, um Fotos einen gewissen "künstlerischen Effekt" zu verleihen.
Die weitaus meisten Besitzer unserer Lautsprecher schätzen deren präzises Klangbild. Oft gibt es vor und während der Entscheidung für unsere Boxen eine intensive Such- und Vergleichsphase.
Die Freude an der Ausgewogenheit nimmt meist innerhalb der ersten Wochen noch zu, was manche Leute dem Begriff "Einspielzeit" zuschreiben.

Der Großteil der Rückmeldungen, die wir von unseren Kunden bekommen, ähnelt der Klang-Beschreibung aus dem Test der nuLine 30 in der gerade erschienenen Zeitschrift HomeVision 9/05.

Hier ein Auszug daraus:

"Das schwäbische Kleinod ließ tonal keinerlei Schwächen erkennen: Stimmen klangen schlackenfrei und nie grummelig, Bassläufe sauber strukturiert und Ton für Ton differenzierbar. Der Präsenzbereich ist schön offen, ohne jedoch zu nerven. Das heißt, die Stimmen klangen nie angestrengt oder "kopflastig" und trotzdem klar und deutlich. Bravo! Das schaffen nur ganz wenige Boxen – selbst in deutlich höheren Preisklassen."

Wenn das Thema im Forum auftaucht, wird sich bestimmt eine lebhafte und interessante Diskussion entwickeln.

Gruß, G. Nubert




Besonders interessant und treffend finde ich den Vergleich von Schallwandlern mit der Güte von Kameraobjektiven. Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, könnte man geneigt sein zu fragen: Welche Dinge soll die Kamera abbilden? Wird sie für Vermessungszwecke eingesetzt oder soll sie vor allem liebe Menschen oder Landschaften fotografieren?

Im ersten Fall sind höchste Schärfe, Farbkorrektur und Abbildungsgenauigkeit gefragt. Und beim Fotografieren eines lieben Menschen? Will ich jede Unvollkommenheit, jede große Pore, jeden Mitesser und im fortgeschrittenen Alter jede Falte und Pigmentstörung der Haut farbecht und authentisch festhalten und dem Betrachter vermitteln? Was geschieht nun in meinem Hirn? Wird der Betrachter dieses Bild unwillkürlich zurückweisen und jenes vorziehen, dass den geliebten Menschen in ein etwas milderes, durchaus beschönigendes Licht setzt? Will der Betrachter womöglich ein wenig getäuscht werden, damit sein "inneres Bild" nicht beeinträchtigt wird?
Um es wieder auf Schallwandler zurückzuführen: Wie sind die durch psychoakustische Effekte ausgelösten Emotionen im Gehirn des Hörers zu werten?

Gruß
OL-DIE

Verfasst: Sa 20. Aug 2005, 01:39
von Paul
und wenn ich dann noch an die Malerei denke......nicht auszudenken....was es dann adäquates an LS geben müßte.

Verfasst: Sa 20. Aug 2005, 10:02
von leisehöhrer
Hallo Stefan,

die nuWave 35 ist sicherlich vom Abstrahlverhalten noch nicht mit guten Studiomonitoren zu vergleichen. Sie ist darin aber besser als viele Konkurrenzprodukte. Dadurch klingt sie immer noch etwas räumlich. Die Übergangsfrequenz zwischen Hoch und Tiefmitteltöner liegt ja bei 2500 Hz. Damit ist sie von den Nubert Lautsprechern noch am höchsten getrennt. Ob die hohe Trennfrequenz wegen der gekrümmten Schallwand möglich ist weiß ich nicht. Ich empfinde sie jedenfalls als weniger räumlich klingend als meine anderen Hifiboxen, ohne dass ganz darauf verzichtet wurde. Ich finde die nuWave 35 ist das, was man einen klassischen Allrounder nennt.
Ich konnte ja vor einiger Zeit die Monitor Audio Silver RS 1 hören. Die klingen ganz anders. Teilweise viel klarer und durchhörbarer als die nuWave. Die Silver RS hatte eine Dynamik im Mittelhochton neben der die nuWave erstmal langweiliger, da langsamer, klang. Anfangs dachte ich noch, oh je, die sind ja viel besser als meine Nuberts.
Später änderte sich meine Meinung, eben weil's nicht ausgewogen klang. Die RS1 konnten nur in einem Teilbereich punkten. Und das war der Mittelhochton. Der Bassbereich konnte mit diesem scheinbar unglaublich schnellen oder klaren Mittelton nicht mithalten. Ganz oben im Hochton klang es zu hart. Kurzzeitig beeindruckt so ein Klang, aber langfristig mag ich es lieber ausgewogen. Mir ist natürlich klar, dass es noch ausgewogener geht als mit den nuWave 35. Ist nur die Frage wie teuer das wird. Die nuWave ist darin schonmal recht gut. Ich denke die Kunst liegt darin, etwas zu tricksen mit der Neutralität, ohne ganz von ihr abzuweichen. Und wer es da übertreibt, beieindruckt gerade dann, wenn nicht genügend Zeit zum Testen genutzt wird b.z.w. vorhanden ist.

Gruss
Nick